Aserbaidschan: Geschichte

Bis etwa zum Jahr 1000

Als Zeugnisse einer frühen menschlichen Besiedlung des aserbaidschanischen Territoriums gelten ein in der Höhle Azig (Rayon Fizuli am Kaspischen Meer) gefundener ca. 40.000Jahre alter menschlicher Unterkiefer sowie die zahlreichen neolithischen Felszeichnungen, Grabhügel und Wohnstätten in Kobustan, deren Alter auf etwa 10.000 Jahre geschätzt wird. Im 4. Jh. v. Chr. gründeten Stämme der nomadischen Albani einen Staat, der auch in antiken Schriften, u. a. bei Plutarch, Erwähnung fand. Im Jahr 65 v. Chr. fiel dieses Albania an das Römische Reich.
Im 4. Jh. erfolgte von Armenien ausgehend die Christianisierung der Region, die anschließend von den persischen Sassaniden erobert wurde. Spätestens im 2. Jh. begannen sich türkische Volksgruppen in dem Gebiet niederzulassen, so der frühhunnische Stamm der Az. Im Jahr 643 nahmen die Araber das Land ein und islamisierten es anschließend.

Vom Jahr 1000 bis zum 19. Jahrhundert

Im 11. Jh. dehnten die türkischen Seldschuken ihr Herrschaftsgebiet auch auf das Territorium des heutigen Aserbaidschans aus, einige Provinzen wurden jedoch vorübergehend vom georgischen Königreich eingenommen. Es folgte die Eroberung des Landes durch die Mongolen unter Dschingis Khan im 13. Jh. und unter Timur Lenk Ende des 14. Jh. Ab Beginn des 16. Jh. beherrschte die persische Safawiden-Dynastie Schirwan und den im 15. Jh. entstandenen Staat Karabach. Ende des 16. Jh. kam es zu einer kurzzeitigen Eroberung des Gebiets durch das Osmanische Reich.
1723, während des ersten Russisch-Persischen Krieges, konnte Zar Peter der Große vorübergehend einige Teile Aserbaidschans einnehmen. Außerdem besetzten die Osmanen Naxçıvan. Nach der Ermordung des Schahs Nadir im Jahr 1747 zerfiel Aserbaidschan in zahlreiche Khanate.
In Folge des Russisch-Persischen Krieges zwischen 1804 und 1814 gerieten die Khanate nördlich des Aras außer Naxçıvan und İrəvan unter russische Herrschaft. Letztere kamen nach dem Russisch-Persischen Krieg von 1826/28 hinzu. Die damals zwischen Aserbaidschan und dem Iran festgelegte Grenze gilt noch heute.
Um 1870 begann die Erschließung der Erdölvorkommen des Landes.

Im 20. Jahrhundert

Nach dem Zusammenbruch des Russischen Zarenreichs erfolgte am 28. Mai 1918 die Gründung der Demokratischen Republik Aserbaidschan, der ersten Republik im islamischen Orient, die jedoch nur für zwei Jahre bestand. Am 28. April 1920 marschierte die Rote Armee in das Land ein und es entstand die Sowjetrepublik Aserbaidschan. 1922 erfolgte die Vereinigung mit Georgien und Armenien zur Transkaukasischen Föderativen Sowjetrepublik, 1936 wurde Aserbaidschan eine selbstständige Sowjetrepublik der UdSSR. Im Zuge der stalinistischen Politik kam es zur Zurückdrängung der Sprache und Kultur des Landes.
1988 forderten die in der Region Bergkarabach die Bevölkerungsmehrheit darstellenden Armenier den Transfer dieses Gebietes in die armenische Republikhoheit. Im selben Jahr sowie 1990 erfolgten in verschiedenen Städten anti-armenische Pogrome. 1989 erklärte die aserbaidschanische Regierung die Autonomie des Landes, was den Einmarsch sowjetischer Truppen zur Folge hatte. Am 30. August 1991 erlangte Aserbaidschan die Souveränität und wurde Mitbegründer der GUS.

1992 begannen die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Armenien und Aserbaidschan um Bergkarabach. In den Präsidentschaftswahlen von 1993 setzte sich der ehemalige Geheimdienstler und KP-Chef Heydär Äliyev durch. Es erfolgten mehrere Putschversuche, eine Stabilisierung der Verhältnisse in dem Land konnte nicht zuletzt wegen dem ungelösten Konflikt um Bergkarabach nicht erreicht werden.

In der Gegenwart

2002 übernahm İlham Äliyev die Nachfolge seines Vaters im Präsidentenamt. Er setzte sich 2003 zwar auch in den Wahlen durch, die Opposition und internationale Beobachter (u. a. von der OSZE) erhoben jedoch den Vorwurf des Wahlbetrugs. Der Oppositionspolitikers Qabil Hüseynli bezeichnet das Land als "halbfeudal, von Clans und der Mafia beherrscht".

Im Dezember 2005 erfolgte die Inbetriebnahme einer mit massiver Hilfe der USA errichteten Pipeline, die von Baku am Kaspischen Meer über die georgische Hauptstadt Tiflis zum türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan verläuft. Ebenso wie das Transitland Georgien erhoffte sich die aserbaidschanische Regierung hiervon die Möglichkeit, sich weiter aus dem russischen Einflussbereich zu lösen. Die Konzerne der westlichen Länder und vor allem der USA hingegen, die die geschätzten Kosten des Baus von etwa 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellten, streben eine Verringerung ihrer Abhängigkeit vom arabischen Öl an. Kritiker bezweifeln, dass die fast 1.800 km lange, durch mehrere Bergketten verlaufende kostspielige Röhre den gewünschten Gewinn einbringen kann, da fraglich ist, ob Aserbaidschan überhaupt ausreichende Ölvorkommen besitzt um die projektierte Betriebsdauer von 40 Jahren voll auslasten zu können. Allerdings besteht das Angebot des nordöstlichen Nachbarstaates Kasachstan, sein gefördertes Öl mit über die neue Pipeline zu exportieren. Für Aserbaidschan ergab sich vorerst ein Wirtschaftswachstum von jährlich bis zu zehn Prozent, was jedoch nichts daran änderte, dass etwa 65 Prozent der Landesbevölkerung nach wie vor unter der Armutsgrenze leben.

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