Argentinien: Geschichte

Vorzeit bis zum 15. Jahrhundert

Um 1800 vor Chr. datieren die ersten Siedlungen. Hier lebten Indianer als Jäger und Sammler, bis zur Ankunft der Europäer bildete sich aber keine Hochkultur heraus. Der Nordwesten des heutigen Argentiniens des Landes war Teil des Inkareiches.

Kolonialzeit vom Jahr 1516 bis zum Jahr 1816

Juan Díaz de Solís betrat 1516 das Nordufer des Río de la Plata als erster Europäer. Er und die meisten anderen Teilnehmer der Expedition wurden im gleichen Jahr von den Charruas (einem Indianerstamm) getötet, wodurch diese erfolgreich eine Besetzung des Landes durch die Spanier verhinderten. Vier Jahre später (1520) erforschte Fernando Magelhães den Süden des Landes, als er 1520 durch die Meerenge zwischen Patagonien und Feuerland auf seiner Entdeckungsreise in den Pazifischen Ozean vordrang. Es wurden keine Bodenschätze entdeckt, so dass die Region wirtschaftlich uninteressant für die damaligen Kolonialmächte war. Die erste Gründung von Buenos Aires (1536) missglückte und die Stadt musste bereits 1541 wieder aufgegeben werden. Erst 1580, mit der zweiten Gründung von Buenos Aires, setzten sich die Spanier dauerhaft im Raum von La Plata fest. 1776 wurde das Vizekönigreich Río de la Plata gegründet. Buenos Aires war ein Schmuggelzentrum, während sich die spanischen Gründungen San Miquel de Tucamán und Cordoba zu blühenden Zentren der nordwestlichen Region entwickelten. 1806 besetzten englische Truppen Buenos Aires.

Unabhängigkeit und Konsolidierung 1810 bis 1880

Eine Junta setzte 1810 den Vizekönig von Buenos Aires ab und errichtete eine provisorische Regierung. Unter dem General José de San Martín (1778-1850) eroberten die Bewohner von Buenos Aires das Hinterland. Am 9. Juli 1816 wurde offiziell die Unabhängigkeit ausgerufen. Aus dem Vizekönigreich wurde der Staatenbund der Vereinigten Provinzen am Río de la Plata. Im folgenden Bürgerkrieg von 1819 bis 1825 kämpften die Provinzen gegen die Hauptstadt Buenos Aires. Die Provinzen gewannen. Unter den Vereinigten Provinzen am Río de la Plata waren zunächst auch Bolivien und Uruguay, die 1825 und 1828 aber austraten. Argentinien intervenierte im Bürgerkrieg Uruguays auf Seite der konservativen Großbauern. 1835 schlossen sich die Provinzen enger zusammen. Nur die Weigerung von Buenos Aires, diesem Bündnis beizutreten, führte abermals zum Bürgerkrieg zwischen 1835 bis 1861. Als Dreierallianz führten Argentinien, Brasilien und Uruguay von 1865 bis 1870 Krieg gegen Paraguay. In einem grausamen Wüstenkrieg gegen die Indianer Patagoniens und der Pampa wurde der Süden des Landes durch die Truppen von General Julio Argentino Roca für die Kolonisation erschlossen. Roca wurde Präsident im Jahre 1880, als der Konflikt mit Buenos Aires beigelegt wurde. Die Hauptstadt wurde zum Bundesdistrikt erklärt, und die Provinz Buenos Aires mit La Plata bekam eine neue Hauptstadt.

Wachstum 1880 bis 1930

Eine immense Einwanderungswelle vorwiegend spanischer und italienischer Immigranten sorgte für eine Vervierfachung der Bevölkerung Argentiniens innerhalb von 45 Jahren. Eine exportorientierte Landwirtschaft im großen Stil (Rinderzucht) sorgte für Wohlstand und machte den Wirtschaftsstandort Argentinien attraktiv für ausländische Investoren. Die Wirtschaftskrise von 1929 und die anschließenden sozialen Konflikte sorgten für den Putsch von 1930, der dazu führte, dass Argentiniens Generäle für lange Zeit die Politik des Landes mitbestimmten. Im zweiten Weltkrieg verhielt sich Argentinien lange Zeit neutral, wahrscheinlich aus Freundschaft zu den Achsenmächten. Argentinien erklärte erst im März 1945 den Achsenmächten den Krieg.

1943 bis 1983 Militärdiktatur

Juan Domingo Perón wurde 1943 Arbeitsminister, seine Sozialreformen halfen vor allem den "Descamisados", den "hemdlosen" Hilfsarbeitern, und Tagelöhnern. Perón erhielt so die Unterstützung der Gewerkschaften bei den Präsidentschaftswahlen 1946, die er mit Hilfe seiner Gattin Eva Duarte de Perón ("Evita") gewann. Seine Wirtschaftspolitik bestand aus Verstaatlichungen, hohen Einfuhrzöllen und der Förderung der Industrialisierung des Landes. Die ökonomischen Erfolge hielten an, bis sich 1955 die wirtschaftliche Dynamik verlangsamte und daraufhin das Militär putschte. Zunehmend wurden die innenpolitischen Probleme von den zerstrittenen Parteien (Peronisten, Kirche, Militär, Liberale) gewaltsam zu lösen versucht. Das Militär putschte erneut in den Jahren 1966 und 1978. Zwischenzeitlich kehrten Péron (1973-1974) und seine Frau Isabel (1974-1976) an die Macht zurück. Sie konnten jedoch keine Erfolge bei der Konsolidierung des Landes erringen. Die "Junta" von 1978 ermöglichte es den rechten Todesschwadronen, unbehelligt gegen politische Gegner vorzugehen. Tausende Argentinier "verschwanden" oder wurden verhaftet. Die Liberalisierung der Wirtschaft bewirkte kurzfristig keine Erfolge. Daraufhin besetzten 1982 die argentinischen Streitkräfte die Inselgruppe der "Malvinas", die unter britischer Verwaltung stehenden Falklandinseln. Die britische Premierministerin Margret Thatcher (1979 -1990) entsandte eine Flotte mit 28.000 Soldaten und zwang die Argentinier zum Abzug.
1983 fanden wieder freie Präsidentschaftswahlen statt, die Rául Alfonsin Foulkés (1983-1989) der Führer der "Radikalen Bürgerunion" (UCR) gewann. Nach einigen geringen Erfolgen bei der Aufarbeitung der Militärdiktatur sowie bei Wirtschaftsreformen verlor die UCR die Präsidentschaft im Jahr 1989 an Carlos Saúl Menem (1989-2001), der als Kandidat der Peronisten mit einem radikalen Spar- und Privatisierungsprogramm erste Erfolge erzielte. Sein Wirtschaftsminister Domingo Cavalho gilt als Vater des Wirtschaftswunders Argentiniens. Die damalige 1:1 Bindung des argentinischen Pesos an den US-Dollar erwies sich jedoch als einer der Fehler, die im Jahre 1999 zur schwersten Wirtschaftskrise des Landes führte. Mit dem Platzen der Bubble-Economy in dieser Zeit fiel die Wirtschaftskraft des Landes innerhalb von 3 Jahren um 20%. In Zahlen: Das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2000 betrug 446 Mrd. US $, und im Jahre 2002 nur noch 393 Mrd. US $. Die wechselnden Präsidenten konnten wegen der Unruhen und Plünderungen nur wenig Impulse bringen. Die peronistische Regierung von Nestor Kirchner (ab 2003) hatte im Jahre 2003 einige Reformen durchgeführt und das Wirtschaftswachstum um ca. 8,5% verbessert. Kirchners Nachfolge im Präsidentenamt übernahm seine Ehefrau - Cristina Elisabet Fernández de Kirchner (geb. 1953). Sie gewann die Präsidentschaftswahl vom 28. Oktober 2007 und trat ihr Amt am 10. Dezember 2007 an.

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