Tunesien: UNESCO-Welterbestätten

Amphitheater von El-Djem (1979)

Die Stadt El-Djem liegt mitten in Tunesien im Gouvernement Mahdia, sie wurde auf den Ruinen der antiken Stadt Thysdrus gebaut.

Das Amphitheater wurde im Jahr 238 n. Chr. von den Olivenölproduzenten der Stadt für ca 35.000 Menschen nach römischem Vorbild errichtet. Es wurde aber nie seinen Bestimmungen gerecht, weil sich dort die Einwohner von El Jem vor den römischen Steuereintreibern verschanzten. Daraufhin rissen die Römer Teile des Theaters ein.

Das Amphitheater ist gut erhalten und man kann dort noch Kerkerzellen und die Gruben für Löwen sehen. Das Amphitheater von El Djem wurde 1979 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Ruinen von Karthago (1979)

Das alte Karthago lag in unmittelbarer Nähe des heutigen Tunis. Die Stadt wurde wahrscheinlich gegen Ende des achten Jahrhundert v. Chr. von phönizischen Siedlern aus Tyros im heutigen Libanon gegründet. In Anlehnung an die Pönizier nannten die Römer die Einwohner Punier. Aber etwas poetischer ist die durch den römischen Geschichtsschreiber Junianus Justinus (2. oder 3. Jahrhundert n.Chr.) überlieferte Gründung der Stadt durch "Elissa" - im Römischen als "Dido" bezeichnet - der Tochter des phönizischen Königs Mutto. Auf der Flucht vor ihren Bruder Pygmalion soll sie an den Golf von Tunis gelangt ein.

Der dortige lokale Herrscher versprach ihr so viel Land, wie sie mit einer Kuhhaut umspannen könne. Daraufhin zerschnitt sie die Kuhhaut in zahreiche dünne Streifen, die aneinandergelegt ein großes Stück Land umspannten. Dieses Stück Land war dann dieser Überlieferung nach die Keimzelle Karthagos. Nach der Gründung Karthagos soll sich Elissa selbst auf einem Scheiterhaufen verbrannt haben, um durch ihren Opfertod der neuen Stadt Glück und Wohlstand für die Zukunft zu gewähren. Am Südhang des Byrsa-Hügel, auf dem heute die Kathedrale Saint-Louis steht, wurde ein aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. stammendes punisches Wohnviertel ausgegebraben. Es befand sich unter der römischen Stadt.

Die Wohnhäuser hatten meistens mehrere Etagen und man fand ein umfassendes Wasserversorgungssystem. Man fand auch Opferstätten, in denen dem Sonnengott Baal und der Mondgöttin geopfert wurde. Jedoch wurde die „Weltmacht“ Karthago nach Jahrhunderten der Blüte im Zuge des 3. punischen Krieges im Jahr 146 v. Chr. von den Römern dem Erdboden gleich gemacht. Jeder, der in seiner Schulzeit Latein gelernt hatte, wird sich an den weltberühmten Ausspruch von Cato dem Älteren erinnern, den er am Ende jeder seiner Reden im Senat äußerte: "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam" (Im Übrigen bin ich der Auffassung, dass Karthago zerstört werden muss). Teilweise wurde die Stadt unter Julius Caresar und Kaiser Augustus später wieder aufgebaut und kam auch wieder zu Macht und Ansehen. Karthago wurde dann im Jahr 698 von den Arabern angegriffen, eingenommen und abermals zerstört. Danach dienten die Überreste der Stadt als "Steinbruch" für Gebäude u.a. in Tunis, Kairouan oder Sousse. Die später ausgegrabenen Ruinen von Karthago kamen im Jahr 1979 auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Medina von Tunis (1979)

Tunis liegt im Norden des Landes unweit des Mittelmeers. Tunis wurde im 8. Jh. von den Arabern gegründet. Es lebten in der Altstadt von Tunis Berber, Araber, Türken und spanische Muslime friedlich nebeneinander.
Außen Spuren, die jüdische Händler und christliche Seefahrer durch den Handel mit den Bewohnern von Tunis trieben, findet man auch Reste des alten Karthago – so z. B. die Säulen der Gebetshalle. In den 12. bis 16. Jahrhunderten galt Tunis als eine der größten und reichsten Städte der islamischen Welt.
In Tunis stehen noch zahlreiche alte Paläste, die Zitouna-Moschee, viele andere Moscheen und Mausoleen, Märkte unter Arkaden, die in der Vergangenheit geplant und gebaut wurden. Medina ist die größte und besterhaltene Altstadt Nordafrikas. Die Medina von Tunis kam im Jahr 1979 auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes

Nationalpark Ichkeul (1980)

Der Nationalpark Ichkeul hat eine Fläche von 12.600 = 126 km² ha und liegt im im Norden Tunesiens, die nächste Stadt ist das 25 km entfernte Bizerta. Es ist ein Feuchtgebiet und steht unter dem Schutz der Ramsar-Konvention. Lange Zeit fürchtete man, dass das Gebiet versalzt, aber das Problem hat sich wohl gelöst, denn es wurde im Jahr 2006 wieder von der Roten Liste des Weltkulturerbes gestrichen. Im Park nisten und brüten zahlreiche Vögel, und es ist der Ruheplatz für die von Europa am Beginn des Winters eintreffenden Enten, Gänse, Störche und Flamingos. Der Nationalpark wurde 1980 vor allem zum Schutz der bedrohten Vogelwelt eingerichtet und wurde im gleichen Jahr in die Liste des Weltnaturerbe der UNESCO eingetragen

Punische Stadt Kerkuan und ihre Totenstadt (1985)

Das Ausgrabungsgelände von Kerkouane ist die vermutlich einzige erhaltene punische Stadt - sie liegt auf der tunesischen Halbinsel. Sie hat ein Fläche von etwa 9 ha und war dicht bebaut. Die Häuser hatten einen Hof, der der Mittelpunkt der einzelnen Räume war, Treppen führten in die oberen Stockwerke. Gebaut waren die Häuser mit genau behauenen Steinen zwischen die grobe Steine gesetzt worden waren. Die Häuser hatten Badewannen und Mosaikfußböden. Die Stadt war durch eine Mauer geschützt. Die Punische Stadt Kerkuan und ihre Totenstadt kamen im Jahr 1985 auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und1986 wurde das Erbe erweitert

Medina von Kairouan (Qairawan) (1988)

Die Stadt Kairouan liegt mitten in Tunesien. Sie wurde zu einer heiligen Stadt erklärt.

Weiße Kuppeln kennzeichnen die Stadt. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit von Kairouan ist die Sidi Oqba-Moschee, sie ist eine der ältesten Moscheen der Welt. Sie weist eine ganz besondere Architektur auf, nämlich ihrem eindrucksvollen Hof, der von Arkaden gesäumt ist und einem beeindruckendem Minarett. Ihr Gründungsdatum ist wahrscheinlich das Jahr 703. Aber es soll an dieser Stelle bereits um 670 neben dem Lagerplatz des muslimischen Heeres eine Moschee gestanden haben. Die Moschee ist nach dem Gründer der Stadt Uqba ibn Nafi (Oqba) benannt, der den Titel "Sidi" besaß, die Nordarabische Variante für Sayyid.

Die Medina von Kairouan kam im Jahr 1988 auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Ruinen der antiken Stadt Dougga/Thugga (1997)

Dougga in früheren Zeiten Thugga genannt, liegt im nördlichen Teil Tunesiens – etwa 100 km südwestlich von Tunis in der Nähe der Stadt Teboursouk. Die Stadt ist ein ehemaliger Bischofssitz und eine der prächtigsten römischen Ruinenstädte Nordafrikas. Die Ausgrabungen machten eine Umsiedlung der Einwohner Douggas erforderlich. Die Ruinen der ursprünglich von den Numidern im 4. Jahrhundert v. Chr gegründeten Stadt kann man besichtigen. Man findet dort ein römisches Theater mit 2.500 Sitzplätzen, Thermen und dem Triumpfbogen, auch die Ruinen einer christlichen Kirche sind dort zu finden. Zu dem Weltkulturerbe zählt u. a. ein im Jahr 188 n. Chr. erbautes Theater, das Kapitol aus dem Jahr 166 n. Ch. und der Saturntempel. Die Ruinen kamen im Jahr 1997 auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Djerba: Kulturlandschaft, Zeugnis eines Siedlungsmusters auf einem Inselgebiet (2023)

Auf der tunesischen Insel Djerba zeigt sich ein herausragendes Siedlungsmuster aus dem 9. Jahrhundert, das der Wasserknappheit auf der Insel Rechnung trug. Die Kulturlandschaft zeichnet sich durch eine besonders geringe Bebauungsdichte aus. Houma genannte Nachbarschaften, die aus mehreren Höfen bestanden, lagen über die Insel verstreut. Sie waren wirtschaftlich autark, aber über ein komplexes Straßennetz untereinander sowie mit verschiedenen religiösen Zentren und Handelsplätzen verbunden. Urbanere jüdische Quartiere ergänzten diese Raumaufteilung. Auf Djerba entwickelte sich so ein soziokulturelles Wirtschaftsmodell, das auf die natürlichen Bedingungen der Insel abgestimmt war. Djerba: Kulturlandschaft, Zeugnis eines Siedlungsmusters auf einem Inselgebiet wurden auf der 43. Sitzung der UNESCO 2023 als Erweiterung von 2001 in Riad in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten eingeschrieben.

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