Gletscher

Das Wort Gletscher entstammt dem Lateinischen glacies = Eis, Härte bzw. glacio = in Eis verwandeln.
Unter einem Gletscher versteht man dickere Eisschichten, die sich im Laufe der Zeit aus vielen übereinander liegenden Schneeschichten gebildet haben. Aber ein Gletscher besteht auch zu einem Teil aus gefrorenem Schmelzwasser.
Es lässt sich darüber streiten, ob man die riesigen Festlandeismassen z.B. in Grönland oder der Antarktis ebenfalls zu den Gletschern zählt. Wir wollen da keine Entscheidung treffen, zumal die Bezeichnung kaum etwas an den Tatsachen ändert.

Entstehung

Trockener Pulver-Schnee besitzt eine Dichte von nur ca. 0,05 g/cm3. Wasser besitzt zum Vergleich eine Dichte von rund 1 g/cm3. Sofern der Schnee auch über den Sommer liegen bleibt, erhöht sich seine Dichte, da er feuchter wird und ein Teil der eingeschlossenen Luft entweicht. Sofern im nächsten Winter neuer Schnee auf die alte Schneedecke fällt, wird diese zusammengepresst und ein Teil der eingeschlossenen Luft verdrängt, die Dichte steigt weiter an. Auf diese Weise bilden sich im Laufe der Zeit immer dickere und dichtere Schneemassen, die allmählich zu Eis verdichtet werden. Viele Gletscher speisen sich aber nicht nur aus dem Niederschlagsschnee sondern auch durch von Lawinen transportierte Schneemassen. Das Eis eines Gletschers besitzt dabei eine Dichte, die über 0,9/cm3 liegt und sich der von Wasser nähert. Natürlich taut auch ein Teil der oberen Schneeschichten und das Schmelzwasser dringt in Spalten, Ritzen u.ä. Dabei fließt das Wasser entweder ab und speist, vor allem natürlich im Sommer, zahlreiche Bäche oder Flüsse mit Schmelzwasser. Aber das geschmolzene Wasser kann auch wieder gefrieren und ein Teil des Gletschereises bilden. Dabei sind sind gefrorenes Wasser und in Eis verdichteter Schnee gut zu unterscheiden. Das gefrorene Wasser ist beispielsweise wesentlich klarer und durchsichtiger.
Forscher, die sich mit der Entstehung, der Wanderung und dem Verhalten von Gletschern befassen werden übrigens als Glaziologen bezeichnet.

Verhalten eines Gletschers

Die Eisdicke des größten alpinen Gletschers, des Aletschgletschers in der Schweiz, beträgt bis zu 800 m.
Es sei erwähnt, dass die Dicke des Eises während der Eiszeit in Europa, die letzte endete vor ca. 10.000 Jahren, über 3.000 m betrug.
Auf Grund seiner Masse und damit seiner Gewichtskraft, bewegt sich ein Gletscher bekanntlich stets talwärts.
Da er sich bei seiner Bewegung über einen teilweise sehr unebenen Untergrund bewegen muss, reißt die Eisschicht teiweise auseinander und es bilden sich u.a. die bei Bergsteigern bzw. -Wanderern gefürchteten Gletscherspalten.
Die Wanderungs-Geschwindigkeit eines Gletschers hängt u.a. von der Steilheit des Geländes, der Beschaffenheit des Bodens und dem Gewicht (Masse) des Gletschers ab.
Auch gleitet er im Sommer auf dem eigenen Schmelzwasser besser als im Winter.
Die Wanderungsgeschwind. der Alpengletscher beispielsweise schwanken daher zwischen 30-150 m pro Jahr.
Aber beim Kutiah Gletscher in Pakistan wurden Fließgeschwindigkeiten von über 100 m pro Tag gemessen. Die hohen Gletscher am Himalaja fließen mit Geschwindigkeiten von 2-5 m pro Jahr und die meeresnahen Grönlandgletscher von 10 bis 30 m pro Tag. Auf Grund der hohen Fließgeschwindigkeit brechen große Teile der Grönlandgletscher unter riesigem Getöse ab und stürzen ins Meer. Man bezeichnet diesen Prozess als "Kalben".

Gefahren durch Gletscher

Wassertaschen
Außerdem gibt es eine weitere sehr große Gefahr. In den Gletschern bilden sich Höhlensysteme, in denen das eingedrungene Schmelzwasser nicht abfließen kann. Das führt zu eingeschlossenen Gletscherseen (Wassertaschen) unter bzw. in der Eisdecke. Sofern der Druck des eingeschlossenen Wassers zu groß wird, kann die umhüllende Eiswand brechen und das aufgestaute Wasser sich zu Tal ergießen. Einen derartigen Unfall gab es beispielsweise am 11. Juli 1892 in St. Gervais/Frankreich, wo sich aus einem derartigen unter dem Eis aufgestauten Gletschersee, der sich im Tete-Rousse-Gletschers im Mont-Blanc-Massiv gebildet hatte, ca. 200.000 m3 Wasser, vermischt mit Eis und Geröll, auf das Dorf und eine Kureinrichtung ergossen. Das Unglück forderte damals ca. 200 Menschenleben.

Eis- und Gerölllawinen
Auf Grund der ständigen Bewegung der Gletscher brechen immer wieder kleinere und größere Teile vor allem an den Rändern der Gletscher ab. Derartige Gletscherbrüche bilden vor allem für Bergwanderer bzw. Bergsteiger oft in Form ganzer Eislawinen eine große Gefahr. Aber in seltenen Fällen können auch ganze Ortschaften durch große Eislawinen gefährdet werden. Sofern ein Gletscher teilweise abtaut, was derzeit z.B. in den Alpen beobachtet wird, können die dabei freiwerdenden Felsgesteine und Moränen instabil werden und als Schlamm- und Gerölllawinen, oft mit Wasser vermischt, schwere Schäden auf ihrem Weg ins Tal anrichten.

Gletscherspalten, Rutschgefahr
Wegen der Gefahr von Gletscherspalten sollte kein Gletscher ohne eine entsprechende Ausrüstung (Seil, Pickel, evtl. Steigeisen und Eisschrauben) - mit der Kenntnis, damit auch sachgerecht umgehen zu können - betreten werden. Die beim Anseilen verwendeten Knoten dürfen sich unter Belastung, also beim Sturz in eine Spalte, unter keinen Umständen zuziehen. Als große Hilfe zur Bewältigung derartigen Situationen haben sich Sitzgurte erwiesen, die bereits vor dem Betreten des Gletschers angelegt werden. Außerdem sollte ein Gletscher natürlich stets nur angeseilt begangen werden, ein Seil im Rucksack hilft da nur wenig! Wegen der Rutschgefahr auf dem eisigen Untergrund ist das Anlegen von Steigeisen sehr zu empfehlen. Alle erforderlichen Ausrüstungsgegenstände für eine sichere Gletscherüberquerung lassen sich in den Sportgeschäften der Ausgangsorte auch günstig ausleihen.

Gletscherbrand
Eine oft unterschätze Gefahr beim Betreten von Gletschern besteht in der Tatsache, dass das Eis bis zu 90% des in der Höhe bereits intensiven Sonnenlichts, einschließlich der UV-Strahlung, diffus reflektiert. Man wird daher von oben (Sonne), von unten und den Seiten intensiv bestrahlt. Diese intensive UV-Einstrahlung kann zu einem schweren Sonnenbrand (Gletscherbrand) und zu schweren Augenschäden führen. Daher ist die Verwendung einer Sonnenbrille, am besten eine Gletscherbrille, sowie ein Sonnenschutz mit einem hohen Schutzfaktor unerlässlich.

Forschungsarbeiten

Ein deutsch-französisches Forscherteam erforschte, auch mittels einmaliger Tauchgänge, unter Mitnahme einer Unterwasserkamera, die Wasservorkommen im Inneren des Gletschers am Mont-Blanc. Diese Forschungsarbeiten dienen dem Aufspüren der von außen normalerweise unsichtbaren Wassertaschen, um vor einem möglichen Auseinanderbrechen die betroffenen Menschen rechtzeitig warnen oder sogar durch ein frühzeitiges Eingreifen eine Katastrophe ganz verhindern zu können. Unter den Glaziologen befand sich auch der deutsche Fotograf des Magazins National Geographic, Carsten Peter, der vorher im Jahr 2004 für seine Fotoreportagen mit dem "World Best Photo of the Year 2004" ausgezeichnet wurde.

Große Gletscher

Einige der größten Gletscher:

  • Lambert-Gletscher in der Antarktis, er ist mit einer Fläche von 424.000 km2 der weltweit größte Gletscher
  • Austfonna-Gletscher in Norwegen mit einer Fläche von 8.200 km2
  • Malaspina Gletscher an der südlichen Pazifikküste Alskas mit einer Fläche von 4.275 km2
  • Aletschgletscher, er ist der größte Gletscher der Alpen und damit auch der Schweiz. Er umfasst eine Fläche von etwa 90 km² und besitzt eine Dicke bis zu ca. 800 m.
    Aber infolge des Klimawechsels verkürzt sich der Gletscher mittlerweile jährlich um bis zu 50 m. Es sei erwähnt, dass sich seit 1850 die Fläche der schweizer Alpengletscher von seinerzeit insgesamt 1.735 km² auf heutige rund 890 km² in etwa halbiert hat.
  • Schneeferner-Gletscher, am Zugspitzjoch bei Garmisch Patenkirchen gelegen, ist mit einer Fläche von rund 0,5 km2 der größte deutsche Gletscher. Dieser Gletscher hat in den letzten 150 Jahren rund 90% seiner ursprünglichen Größe eingebüßt. Und nach einer Verlautbarung des bayerischen Umweltministeriums ist zu befürchten, dass er in 20 bis 30 Jahren ganz verschwunden ist. Der Gletscher unterteilt sich in den nördlichen und südlichen Schneeferner. Der südliche Schneeferner ist mit einer Fläche von rund 0,15 km2 der kleinere von beiden. Da er sich nur vom Niederschlagsschnee und nicht auch von Lawinenschnee speist, ist mit seinem Verschwinden bereits in wenigen Jahren zu rechnen. Genau genommen gilt der südliche Schneeferner nicht mehr als Gletscher im eigentlichen Sinn, sondern eher als ein ausgedehntes Firnfeld. Der nördliche Schneeferner besitzt eine Länge von ca. 850 m bei einer Fläche von ca. 0,35 km2. Seine maximale Dicke beträgt ca. 70 m. Er liegt auf einer Höhe zwischen 2.850 m und 2.560 m und er besitzt eine Neigung von rund 14°.
  • Pasterze-Gletscher, er ist mit 17-18 km2 der größte Gletscher Österreichs und liegt am Fuß des Großglockners im Bundesland Kärnten. Er ist ca. 7 km lang und hat in den letzten 150 Jahren rund 50% seiner ursprünglichen Masse verloren. Die Eisdecke besitzt eine maximale Dicke von 250 m.

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