Kranich

Taxonomie, Gliederung

Kranich, Grauer Kranich
Der Kranich (Grus grus) - auch als Grauer Kranich oder Eurasischer Kranich bezeichnet - ist der einzige Vertreter (Art) der Familie der Kraniche (Gruidae) in Nord- und Mitteleuropa. Er gehört zur Gattung Grus, in der Unterfamilie der echten Kraniche (Gruinae), in der Familie der Kraniche (Gruidae) und in der Ordnung der Kranichvögel (Gruiformes). Außerdem gehören die Kraniche zur Klasse der Vögel (Aves)

Klasse Vögel (Aves)
Ordnung Kranichvögel (Gruiformes)
Familie Kraniche (Gruidae)
Unterfamilie Echte Kraniche (Gruinae)
Gattung Grus
Art Kranach (Grus grus)


Englische Bezeichnung: Craine
Französische Bezeichnung: Grue
Schwedische Bezeichnung: Kran
Spanische Bezeichnung: Grua
Italienische Bezeichnung: Gru

Aussehen

Der Kranich ist ein großer Vogel mit auffallend langen Beinen und einem langen Hals. Kennzeichnend für den Vogel sind seine schwarz-weiße Kopf- und Halszeichnung und die federlose auffallend rote Kopfplatte. Der relativ dünne Schnabel ist keilförmig und über 10 cm lang. Das Gefieder hat abgesehen vom Kopf eine hellgraue Färbung in vielen Abstufungen. Sehr selten beobachtet man fast weiße oder sehr dunkle Vögel. Kraniche bewohnen Sumpf- und Moorlandschaften. Der Schwanz sowie die Hand- und Armschwingen der Vögel sind schwarz. Zur Brutzeit färben die Vögel ihren Schulter- und Rückenbereich mit Moorerde hell- dunkelbraun. Der Kranich erreicht eine Höhe von 110 bis 130 cm. Die Flügelspannweite liegt zwischen 220 bis 245 cm. Die Geschlechter sind selbst für Vogelkundler schwer zu unterscheiden, wobei die Männchen jedoch im Schnitt etwas größer sind und ein Gewicht zwischen 5 und 7 kg erreichen, während die Weibchen 5 bis 6 kg schwer sind.

Die Kraniche Zug haben schon in früh die Menschen fasziniert. In der griechischen Mythologie war der Kranich Apollon, Demeter und Hermes zugeordnet. Er war ein Symbol der Wachsamkeit und Klugheit und galt als "Vogel des Glücks. Er ist das Wappentier der deutschen Lufthansa. Bereits 1918 hatte der Grafiker und Architekt Otto Firle für die Deutsche Luft-Reedere - einer Vorgängergesellschaft der heutigen Lufthansa - den stilisierten Vogel entwickelt.. Seitdem hat sich der der Kranich über die Zeit des Kaiserreich, der Weimarer Republik und der Nazizeit hinweg zu einem Symbol für die Werte der Lufthansa entwickelt.

Hinweis
Und wer kennt nicht die Ballade von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1797 "Die Kraniche des Ibykus“ In der Ballade wird der griechische Dichter Ibykus auf dem Weg zu den Isthmischen Spielen vor Korinth ermordet und nur ein Kranichzug ist Zeuge des Verbrechens. Doch als die Kraniche über das zum Himmel hin offene Theater ziehen, ruft einer der Täter: „Sieh da! Sieh da, Timotheus, die Kraniche des Ibykus!“, und damit hatten sich die Mörder öffentlich verraten.

Vorkommen

Man findet den Kranich in Nordeuropa in ganz Skandinavien sowie in Finnland, in Mitteleuropa in Polen und Tschechien sowie im Norden und Osten Deutschlands.
In Osteuropa findet man den Vogel in Litauen, Lettland und Estland, in Belarus und im Norden der Ukraine.
Vor Jahrzehnten waren der Süden Georgiens, Armenien, die südliche Ukraine und das Nordostufer des Aralsees noch Brutgebiete, heutzutage findet man die Vögel hier kaum noch Sporadisch brütet der Kranich auch in England, Frankreich, Italien sowie in den Niederlanden.
In Irland wurden im Jahr 2021 erstmals seit drei Jahrhunderten wieder brütende Kraniche beobachte. Nach wie vor sind der Osten Sibiriens und der Ferne Osten von den Vögeln nur dünn besiedelt. In der Türkei und rund um den Himalaya in Bhutan und Tibet gibt dagegen stabile, und eigenständige Populationen. Die Verbreitung im Nordosten Chinas dagegen ist rückläufig. Früher kamen Kraniche sogar noch im Kashmir und im hohen Norden Indiens vor – heutzutage so gut wie gar nicht.

Lebensräume

Die von diesen Vögeln bevorzugten Lebensräume sind die Feuchtgebiete der Niederungen wie beispielsweise Nieder- und Hochmoore, Bruchwälder, Seeränder, Feuchtwiesen und Sumpfgebiete. Zur Nahrungssuche finden sich die Tiere gerne auf extensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Kulturen wie Wiesen und Feldern, Feldsäumen, Hecken und Seeufern ein. Für die Rast nutzen sie weite und offene Flächen wie Äcker mit Getreidestoppeln. Als Schlafplätze werden vor allem Gewässer mit niedrigem Wasserstand aufgesucht, die Schutz vor Feinden bieten.

Fortpflanzung, Jungtiere

Der Kranich lebt in der Regel sein Leben lang monogam, jedoch zeigen neueste Untersuchungen, dass ein Partnerwechsel r häufiger vorkommt, als dies bisher bekannt war. Der Kranich pflanzt sich das erste Mal im Alter von drei bis fünf Jahren fort, kann sich jedoch schon im Alter von zwei Jahren auf der an einen Partner binden. Das Revier eines Brutpaares muss eine ausreichende Versorgung mit Nahrung sowie Ruhe und Sicherheit bieten. So nutzen in Deutschland 60 bis 70 Prozent der Vögel gerne Wälder beziehungsweise Waldränder. Zunehmend wird auch die offene Feldflur zur Brut genutzt, außerdem spielen auch Seeufer eine Rolle. Der Brutplatz befindet sich am Boden in feuchtem, oft sumpfigem Gelände, wobei ein genutztes Gewässer eine Fläche von als ein Hektar bis über zehn Hektar haben kann. Dabei ist eine Wassertiefe von 30 bis 60 cm wichtig. Sollte das Waten zum Nest nicht möglich sein, können auch schwimmen oder zu fliegen.

Dem brütenden Vogel ist grundsätzlich eine gute Sicht auf die Umgebung wichtig. Bei zu niedrigem Wasserstand oder Trockenheit werden keine Nester gebaut, aber dennoch die Reviere besetzt Zum Nestbau werden Schilf, Röhricht, Binsen, Riedgräser und andere Pflanzen mit dem Schnabel abgerissen. Beide Partner werfen die für den Nestbau erfoderlichen Materialien seitwärts oder über den Rücken in Richtung Nest, um sie danach schrittweise an das Nest zu bringen. Das Nest kann einen Durchmesser von über einem Meter haben und befindet sich in der Regel 10 bis 20 cm über der Wasseroberfläche. Da das Nest während der Brutzeit zusammenfällt, wird während des Brütens ständig weitergebaut.

Der so genannte "Kranichtanz“, ist als Balzritual besonders im Frühling am intensivsten. Er findet dann mit der Paarung seinen Höhepunkt. Durch Aufrichten des Oberkörpers, Abwinkeln der Flügel und gurrende Laute fordert das Weibchen das Männchen schließlich zum Aufspringen und damit zur Paarung auf. Ist dieser Tretakt vollzogen, springt das Männchen meist über den Kopf des Weibchens vorwärts ab. Nun folgen Duettrufe der Partner und danach normalerweise eine Putzphase. Das Duett ist die ganze Brutzeit und auch später als Zeichen des Zusammenhalts zu hören.

In Mitteleuropa legen die Weibchen in der Regel von März bis Mitte April im Abstand von zwei bis drei Tagen meist zwei Eier, die eine Breite zwischen 55 und 65 mm und eine Länge von 90 bis 110 mm besitzen - bei einem mittleren Gewicht 185 g. Abwechselnd bebrüten beide Vögel etwa 30 Tage abwechselnd die Eier, wobei jeweils einer der Vögel in der Zwischenzeit auf Nahrungssuche gehen kann. Bevor sich der Kranich zum Brüten erneut in das Gelege setzt, wendet er die Eier mit dem Schnabel. Eine Besonderheit ist die „Geburtshilfe“ bei den eigenen Küken. Sobald die Jungvögel versuchen, das Ei zu durchbrechen, treten die Elternvögel mit ihren Krallen nach dem betroffenen Ei, um dem Küken so den Weg nach draußen zu erleichtern. Der Tritt der adulten Vögel ist allerdings nur so stark, dass er die Schale des Eis beschädigt und der Nachwuchs dadurch nicht verletzt wird. Etwa 1 Tag nach dem Schlüpfen können die Jungvögel stehen und gehen. Beide Elternvögel kümmern sich um das Füttern der Jungen und bringen den Küken in den ersten Lebenswochen Insekten, Larven, Würmer und Schnecken, bis diese selbständig nach Futter suchen können. Das Futter legen die Eltern vor den Küken hin, die die Nahrung selber fressen können, also nicht gefüttert werden müssen.

Beim Kranich gibt es bis zu 30% Verluste der Eier und besonders dann, wenn der Nistplatz während der Brutphase oder nach dem Schlupf trocken fällt, da das Gelege dann leichter von Raubtieren erreicht werden kann. Aber auch eine kalte Witterung und mangelnde Nahrung sind für Verluste verantwortlich. Nach etwa 60 bis 70 Tagen sind die Jungen flugfähig und fast so groß wie die Altvögel.

Beim Herbstzug in die Winterquartier in den Süden haben die Jungvögel etwa die Größe der erwachsenen Vögel. Aber sie sind an ihrem sandbraunen Kopf und den fehlenden Schmuckfedern dennoch recht gut zu erkennen. Auch im Flug unterscheiden sich die Jung- und Alttiere deutlich. So fliegen die ein oder zwei Jungvögel meist zwischen ihren Eltern und ihre Rufe besitzen eine höhere Frequenz als diese. In Gefangenschaft können sie bis zu 40 Jahre alt werden, die Lebenserwartung der wildlebenden Tiere dagegen ist weitaus geringer.

Nahrung

Zur Nahrung der Kraniche gehören - in Abhängigkeit von der Jahreszeit und dem Nahrungsangebot - sowohl tierische wie auch pflanzliche Anteile. Unter der tierischen Nahrung sind Kleinsäuger, Reptilien, kleine Fische, Frösche, Schnecken, Würmer sowie Insekten und deren Larven. Zu den pflanzlichen Nahrungsanteilen gehören Mais-, Gersten-, Weizen- und Haferkörner, sowie Sonnenblumenkerne, aber auch Erbsen, Bohnen, Erdnüsse, Oliven, Beeren, Eicheln, Gemüse, Pflanzenwurzeln und -sprossen sowie Halme.

Verhalten

Die Kraniche versammeln sich im Herbst in Deutschland an bestimmten Stellen in Mecklenburg-Vorpommern oder im Linumer Bruch in Brandenburg zu vielen Tausenden – es können bis über 50.000 Tiere sein - um gemeinsam etwa Mitte Oktober nach Frankreich, Spanien oder Afrika zum Überwintern fliegen. Zu dieser Zeit versammeln sich zudem Tausende von Schaulustigen rund um die Seen und Feuchtgebiete, um mit Ferngläsern und Fotoapparaten den Tieren nahe zu sein. Auch geführte Touren werden von Vogelkundigen angeboten. Es sei erwähnt, dass Kranichpaare in der Regel ihr Leben lang zusammen bleiben.

Bedrohung, Feinde

Die größte Bedrohung für die Kraniche geht von der Zerstörung und Beschneidung ihrer Lebensräume aus, also dem Verlust von Feuchtgebieten durch Intensivierung der Landwirtschaft und Verstädterung sowie durch Flächenbrände und Überschwemmungen. Aber auch Störungen in den Brutgebieten sowie elektrische Hochspannungsleitungen stellen eine Gefahr für die Vögel dar. Kraniche können Opfer von Füchsen, Wildschweinen, Marderhunden, Dachsen, aber auch von Seeadlern und Rabenvögeln werden. Meist werden sie in ihren Nestern Opfer ihrer Feinde. Besonders gefährdet sind natürlich die Küken und Jungtiere.