Murmeltier, Alpenmurmeltier

Einleitung

Die Alpenmurmeltiere sind die größten Vertreter aus der Familie der Hörnchen. Diese bei vielen Menschen beliebten Bewohner der Bergwelt, werden in den Alpen Mankeis genannt.
In den bayerischen Alpen stehen diese freundlichen und geselligen Nagetiere unter Naturschutz, während sie in den anderen Alpenländern leider bejagt werden dürfen.

Obwohl ihr Pelz wenig wertvoll ist und man ihr Fleisch früher nur in Notzeiten aß, werden sie nach wie vor gejagt. In Vorarlberg und im Engadin gilt ihr Fleisch mittlerweile sogar als Delikatesse und die langen Schneidezähne werden, in Silber gefaßt, als Trophäe getragen.
Da die Tiere einen langen Winterschlaf halten, entstand der Aberglaube, dass ihr Fett eine anti-rheumatische Wirkung besitzen würde.
Doch die besondere Wirksamkeit von Murmeltierfett und Mankeischmalz, das auch heute leider noch Verwendung in Cremes und Salben findet, muss stark angezweifelt werden.

Gliederung, Taxonomie

Früher galt es als großer Glücksfall, wenn Bergwanderer ein Murmeltier zu Gesicht bekamen. Aber mittlerweile gibt es - besonders in der Umgebung der Alpenhütten - zahlreiche recht zutrauliche Tiere, die nichts lieber haben, als gefüttert zu werden!

Ordnung Nagetiere (Rodentia)
Familie Hörnchen (Sciuridae)
Gattung Murmeltiere (Marmota)
Art Marmota marmota

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Alpine marmot
  • Französisch: Marmotte des Alpes

Aussehen, Merkmale

Das Alpenmurmeltier hat einen gedrungenen Körperbau mit einer Länge von 45 cm bis 55 cm und einen buschigen, etwa 15 cm langen Schwanz. Der breite und kompakte Kopf trägt kleine runde Ohren. Die kurzen Vorder- und Hinterbeine sind mit starken Grabkrallen ausgestattet. Bis auf die nackte Nase ist der gesamte Körper mit einem braungrauen bis fuchsroten, dichten Fell eingekleidet. Nur das Fell auf dem Nasenrücken ist meist silbergrau gefärbt. Im Sommer bringen die Tiere 2,5 kg bis 3,5 kg auf die Waage, im Spätherbst wiegen sie bis zu 2 kg mehr.

Vorkommen

Das Alpenmurmeltier kam ursprünglich nur in den Alpen und in den Karpaten vor. Innerhalb der Alpen wurde es durch den Menschen weiterverbreitet. Zudem wurde es in den Pyrenäen und im Schwarzwald ausgesetzt und kann sich dort gut behaupten. Zahlreiche andere Murmeltierarten besiedeln den asiatischen und den nordamerikanischen Kontinent.

Lebensweise und Lebensraum

Alpenmurmeltiere besiedeln die Almen und Geröllfelder zwischen 800 m und 3200 m. Sie leben gesellig in Familienverbänden von bis zu 20 Mitgliedern. Ein Verband besteht aus dem Elternpaar, das eine Lebenslange Ehe führt, und den Nachkommen verschiedener Jahrgänge.
Die Tiere einer Sippe haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten und begrüßen sich bei jeder Begegnung mit einem Nase-Nase-Kontakt. Fremde Artgenossen werden je nach Geschlecht vom gleichgeschlechtlichen Partner energisch vertrieben. So wird die gemeinsame Jungenaufzucht gewährleistet und das Überleben der Sippe gesichert. Murmeltiere bewohnen einen verzweigten Erdbau, der ständig renoviert und erweitert wird und über Generationen bestehen bleibt. Er verfügt über ein umfangreiches Gangsystem mit zahlreichen Eingängen, einem zentralen, gut ausgepolsterten Wohnkessel und mehreren blind endenden Kotplätzen.

Den Bau verlassen die Tiere nur tagsüber, bevorzugt in den Morgen- und frühen Nachmittagsstunden, wobei sie all zu starke Hitze meiden. Dann baden sie ausgiebig in der Sonne oder begeben sich auf Nahrungssuche, wobei sie sich niemals weit von einem der zahlreichen Fluchttunnel entfernen. Sie ernähren sich fast ausschließlich vegetarisch; vor allem fressen sie leichtverdauliche Kräuter, saftige Gräser und Blütenstände. Während der Nahrungssuche sind die Tiere stets sehr wachsam und setzen sich alle paar Minuten aufrecht auf ihre Hinterbeine, um einen besseren Überblick zu erhalten.
Anders als häufig beschrieben, stellen sie keine Wachen auf. Doch häufig ist es ein älterer und erfahrenerer Artgenosse, der den Raubfeind zuerst entdeckt, so dass der Eindruck entstehen konnte, es gäbe Wachposten. Ist also ein Fuchs oder Adler ausgemacht, stößt das Murmeltier einen schrillen Pfiff aus, bei dem sich alle Sippenmitglieder blitzschnell vor ihren Bau zurückziehen. Sie flüchten nun nicht sofort ins Innere, sondern beobachten selbst, ob der Feind nun näher kommt. Und ein entdeckter Fuchs gibt nicht selten auf und sucht das Weite. Im Frühjahr, von März bis April ist Paarungszeit. Dann kann man das lebhafte, gegenseitige Jagen der Tiere beobachten, wobei schwer auszumachen ist, was Männchen und was Weibchen ist. Die Paarung findet vermutlich unterirdisch im Bau statt. Nach einer Tragezeit von 33 bis 34 Tagen bringt die Mutter im Mai bis zu 7 (durchschnittlich 3) nackte und blinde Junge zur Welt. Sie werden etwa 5 bis 6 Wochen lang im Bau gesäugt. Danach sind sie in der Lage feste Nahrung aufzunehmen und kommen nach draußen. Nun gilt es für die Alttiere genauso wie für die Jungtiere sich ein dickes Fettpolster für den Winter zuzulegen. Im Laufe des Sommers verdoppeln sie beinahe ihr Körpergewicht und sind so gut für die kalte Jahreszeit gerüstet. Bereits im Oktober ziehen sie sich in ihr Winterquartier zurück, da nun die Nahrung nicht mehr genug Energie liefert, um weiter zuzunehmen.

Der Ort für den Winterschlaf ist nicht unbedingt der Bau, der den Sommer über am meisten genutzt wurde, sondern der Bau, der sich in vorausgegangenen Wintern bewährt hat. Der Schlafkessel wird dick mit Heu ausgepolstert und die ganze Familie zieht sich gemeinsam dorthin zurück, um sich eng aneinander gedrängt, gegenseitig zu wärmen. Alle Zugänge werden zuvor weit mit Heu, Erde und Steinen verstopft. Der Winterschlaf dauert rund ein halbes Jahr. Während dieser Zeit sinkt die Körpertemperatur der Tiere fast auf die Umgebungstemperatur ab und ihr Herz schlägt nur noch etwa fünfmal pro Minute. In regelmäßigen Abständen oder wenn sie zu erfrieren drohen erwachen die Tiere. Sie fressen dann aber nichts, da sich in ihrem Bau keine Nahrungsvorräte befinden, sondern richten das Nest neu, putzen sich oder entleeren ihren Darm.
Ihre Nahrung besteht vorwiegend aus Gräsern und Kräutern, hin und wieder aus Früchten sowie aus Samen und Insekten.

Feinde

Steinadler und Rotfuchs sind nach der Ausrottung von Wolf, Braunbär und Nordluchs die einzigen Feinde eines ausgewachsenen Alpenmurmeltiers.
Jungtiere sind aber auch durch kleinere Greifvögel und vor allem durch den Steinmarder (LINK) gefährdet. Dieser ist in der Lage die Jungen aus dem Bau zu holen, wenn die Alttiere nicht aufpassen.

Besonderheiten

Alpenmurmeltiere haben unterschiedliche Warnrufe für Luft- und Bodenfeinde. In Gegenden, in denen die Tiere bejagt werden, wird auch der Mensch mit einem solch schrillen Pfiff empfangen. In touristisch erschlossenen Gegenden, in denen die Tiere unter Naturschutz stehen, haben sie ihre natürliche Scheu verloren und lassen sie sich sogar füttern.
Wenn sich Murmeltiere begrüßen, so stecken sie ihre Köpfe zusammen und reiben ihre Nasen aneinander

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