Großer Ameisenbär

Einleitung

Auffällig sind bei allen Arten der Ameisenbären ihre lange röhrenförmig Schnauze. Zudem besitzen sie ein dichtes Fell und an den Vorderfüßen sehr kräftige Krallen.
Die Großen Ameisenbären sind die größten Vertreter der Ameisenbären und sind in Süd- und Mittelamerika beheimatet.
Der hier beschriebene Große Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla) besitzt folgende drei Unterarten:

• Myrmecophaga tridactyla artata
• Myrmecophaga tridactyla centralis
• Myrmecophaga tridactyla tridactyla

Gliederung, Taxonomie

Ordnung Zahnarme (Pilosa)
Unterordnung Ameisenbären (Vermilingua)
Familie Myrmecophagidae
Gattung Myrmecophaga
Art Großer Ameisenbär (Myrmecophaga tridactyla)
Unterarten drei


Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Giant anteater
  • Spanisch: Gran oso hormiguero

Aussehen, Merkmale

Der Große Ameisenbär ist, wie der Name bereits vermuten lässt, der größte Vertreter der Ameisenbären. Seine Kopf-Rumpf-Länge reicht von 100 bis 140 cm, mit einem 60 bis 90 cm langen buschigen Schwanz. Sein Gewicht schwankt zwischen rund 20 bis 50 kg, wobei die Männchen schwerer als die Weibchen sind.
Die Grundfarbe ihres langhaarigen Fells ist graubraun und besitzt an der Brust und den Schultern eine schwarzweiße Zeichnung. Die Vorderbeine sind weiß mit einem schwarzen Knöchelband, die Hinterbeine und der buschige Schwanz, der bis zu 30 cm lange Haare besitzt, sind dunkler als der Körper.
Das auffälligste Merkmal der Tiere ist jedoch ihre lange, dünne und runde Schnauze, mit einer bis zu 50 cm langen und mit klebrigem Speichel bedeckten Zunge.
Die Ameisenbären sind zahnlos.

Die kleinen Augen sind braun, so wie auch die Ohren. Am Ende des Nackens befindet sich ein kleiner Buckel und über den Halsrücken bilden eine Reihe borstiger und langer Haare eine Art Mähne.
Die Vorderbeine sind äußerst kräftig ausgebildet und an den Vorder- und Hinterfüßen besitzt der Große Ameisenbär bis zu 10 cm lange Krallen, mit denen er hervorragend graben sowie Ameisennester und Termitenbauten aufbrechen kann.

Vorkommen

Der Große Ameisenbär ist in Mittel- und Südamerika beheimatet, wobei sich sein Vorkommen vom südlichen Belize und Guatemala bis in den Norden von Argentinien erstreckt.
In Südamerika leben sie überwiegend östlich der Anden, nur in Kolumbien und in Ecuador findet man sie auch im Tiefland westlich der Anden.
Die Tiere bewohnen Sumpfgebiete, tropische Regen- sowie Trockenwälder aber auch Savannengebiete.
Dabei ist ein ausreichendes Vorkommen von Ameisen und Termiten eine entscheidende Voraussetzung für ihr Vorkommen.
Die drei Unterarten findet man in folgenden Ländern:
- Myrmecophaga tridactyla artata, im Nordosten von Kolumbien und im Nordwesten von Venezuela
- Myrmecophaga tridactyla centralis, in Mittelamerika bis in den Nordwesten von Kolumbien
- Myrmecophaga tridactyla tridactyla, in Teilen Südamerikas

Hinweis
Im Norden von Uruguay, im Osten von Paraguay und im Südosten von Brasilien sind die Tiere ausgestorben.

Verhalten

Die Großen Ameisenbären können nur sehr schlecht sehen, wogegen ihr Geruchssinn sehr gut ausgeprägt ist und besonders bei der Nahrungssuche eingesetzt wird.
Prinzipiell kann der Große Ameisenbär neben seiner Nahrung auch Fressfeinde und andere Tiere am Geruch gut erkennen. Bis auf ein Grunzen im Falle einer Belästigung geben die Tiere kaum Geräusche von sich.
Sofern sie sich bedroht fühlen, richten sie sich auf ihren Hinterbeinen auf und verteidigen sich bei einem Angriff durch Schläge mit den Krallen ihrer Vorderfüße.
Als einziger Vertreter der Ameisenbären lebt der Große Ameisenbär nur am Boden und ist dort in der Regel tagaktiv.
Dabei sind die die Aktivitäten der Tiere jedoch von der Jahreszeit abhängig, an heißen Tagen liegen seine Aktivitäten eher in den kühlen Morgen- und Abendstunden und an kühlen Tagen eher tagsüber.
Aber in von Menschen bewohnten Gebieten können die Tiere durchaus auch nachtaktiv sein.
Die Tiere sind Einzelgänger und leben in Revieren mit einer Fläche zwischen 5 und 25 km². Die Grenzen der einzelnen Territorien können sich dabei überschneiden, allerdings halten die Tiere dennoch Abstand zueinander.
Überschneidungen der Reviere kommen dabei häufiger bei den Weibchen als bei den Männchen vor. Die Reviere werden häufig durch Kratzen an Stämmen größerer Bäume markiert, selten mittels Urin.
Begegnungen zwischen zwei oder mehreren Tieren verlaufen, besonders unter den Männchen, oft sehr aggressiv und blutig. I
hre Ruhezeiten verbringen die Tiere in flachen und selbst angelegten Erdkuhlen in dichter und geschützter Vegetation.

Nahrung

Ihre Hauptnahrung sind Ameisen und Termiten, von denen sie täglich bis zu 35.000 frisst.
Aber auch Würmer, Maden und kleine Beeren stehen auf ihrem Speiseplan.
An ihrer feuchten bis zu 50 cm langen Zunge, die blitzschnell hervorschnellt, bleiben die Insekten regelrecht kleben, um anschließend gefressen zu werden.
Ihre Beute spüren sie mit Hilfe ihres ausgezeichneten Geruchssinnes auf.
Mit seinen starken Krallen bricht er Nester der Insekten, darunter auch die sehr festen Termitenbauten auf.
Die Tiere müssen regelmäßig Wasser trinken, wonach sie während der trockenen Jahreszeiten auch in kleinen Löchern graben.

Fortpflanzung, Jungtiere

Ihre Geschlechtsreife erreichen die Ameisenbären mit zwei, spätestens nach vier Jahren. Während der Paarungszeit, die zwischen Mai und Juli erfolgt, kommen mehrere Tiere zusammen. Dabei kommt es hin und wieder
zu aggressiven Handlungen, besonders, wenn das Weibchen noch ein Jungtier bei sich hat.
Nach einer Tragezeit von etwa 185 bis 190 Tagen bringt das Weibchen ein Junges zur Welt. Das Neugeborene wiegt zwischen 1.000 bis 1.500 g und hat die Augen noch geschlossen, die sich nach etwa sechs Tagen öffnen.
Häufig trägt das Muttertier das Junge bis zu einem Alter von etwa einem Jahr längs auf dem Rücken liegend mit sich umher.
Etwa ab dem dritten Lebensmonat beginnt das Jungtier erstmals feste Nahrung zu sich zu nehmen, wobei die vollständige Entwöhnung mit zehn bis zwölf Monaten erfolgt.
Das Durchschnittsalter der Tiere in Gefangenschaft beträgt etwa 16 Jahre, in Freiheit dürfte es um einiges kürzer sein.

Feinde, Gefährdung

Die wichtigsten Fressfeinde der Tiere sind Jaguare und Pumas, die die Tiere jedoch relativ selten erbeuten. Eine weitere Bedrohung geht von Hunden aus.
Unter den Parasiten, von denen die Tiere befallen werden, sind verschiedene Zeckenarten, Milben oder im Inneren Fadenwürmer oder Bandwürmer.
Durch die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen werden die Großen Ameisenbären von der IUCN als gefährdet gelistet.