Grizzlybären

Einleitung

Der Grizzlybär (Ursus arctos horribilis) ist eine nur in Nordamerika, Alaska und Kanada wild lebende Unterart des Braunbären.
Neben dem Grizzlybären gibt es von dem Braunbären (Ursus arctos) derzeit (Stand 2018) folgende Unterarten, die aber in der Fachwelt nicht unumstritten sind:
• Europäische Braunbären (Ursus arctos arctos) kommen in den Alpen, den Pyrenäen, in Ost- und Südeuropa, in Skandinavien sowie in der Kaukasusregion und Vorderasien vor.
• Gobibären (Ursus arctos gobiensis) kommen in Zentralasien und Südasien vor.
• Hokkaido-Braunbären (Ursus arctos yesoensis) kommen auf der japanischen Insel Hokkaid vor
• Isabellbären (Ursus arctos isabellinus) kommen in Nordindien, im Himalaya und in Zentralasien vor
• Kodiakbären (Ursus arctos middendorffi) kommen auf der Insel Kodiak und benachbarten Inseln vor der Südküste Alaskas vor.
• Mandschurische Braunbären (Ursus arctos manchuricus) kommen im Nordosten Chinas und in der Mongolei vor.
• Sibirische Braunbären (Ursus arctos beringianus) kommen auf der Halbinsel Kamtschatka sowie in den westlichen Küstenbereichen des Ochotskischen Meeres vor
• Tibetische Braunbären (Ursus arctos pruinosus) kommen in Tibet und Sichuan in China vor.

Systematische Einteilung

Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Grizzly bear
  • Französisch: Grizzli

Aussehen, Merkmale

Die Bezeichnung Grizzly entstammt dem Englischen und bedeutet grauhaarig. Die Bezeichnung bezieht sich auf sein Oberfell, dessen Haare häufig graue Spitzen aufweisen.
Aber generell hängt die Fellfarbe stark von der Region ihres Vorkommens, dem dortigen Klima und der Nahrung ab. Grizzlys können daher rotblond, gelbbraun, dunkelbraun oder fast schwarz gefärbt sein. Hier und da verfügen sie über einen großen weißen Fleck auf der Brust, der sich bis zu den Schultern erstrecken kann.
Im Norden ihres Verbreitungsgebiets können die Tiere bis zu 650 kg schwer werden, dagegen erreichen sie in ihrem südlichen Verbreitungsgebiet nur ein Gewicht zwischen 100 bis 200 kg. Dabei besitzen die Männchen das etwa 1,8-faches Gewicht der Weibchen.
Ihre Kopf-Rumpflänge liegt zwischen 150 bis 250 cm - mit einem nur 10 bis 12 cm langen Schwanz. Die Schulterhöhe erreicht bis zu 150 cm.
Generell lässt sich feststellen, dass der Körper der Tiere sehr kräftig ausgeprägt ist, mit einem massigen und rundlichen Kopf. Auch ihre langen Extremitäten sind kräftig.
An den Füßen haben sie jeweils fünf Krallen, die sie – wie beispielsweise Katzen – nicht einziehen können und daher weniger spitz und scharf sind.
Wie alle Braunbären haben Grizzlybären einen am Nacken einen Höcker, mit dessen Hilfe sie ihre Vordertatzen wirkungsvoll einsetzen können.
In freier Wildbahn können Grizzlys ein Alter bis zu etwa 30 Jahren erreichen.

Vorkommen, Lebensraum

Die Grizzlybären stammen von eurasischen, über die zeitweise trockene Beringstraße eingewanderten Braunbären ab. Man findet sie nur in den USA und Kanada.
Auf dem Gebiet der USA - ohne Hawaii und Alaska – findet man etwa zwischen 1.100 und 1.200 Tiere. Im Yellowstone-Ökosystem um den 1872 eingerichteten Yellowstone-Nationalpark und im angrenzenden Grand-Teton-Nationalpark leben noch über 500 Tiere.
Der Glacier-Nationalpark und seine Umgebung beherbergt zwischen 400 und 500.
Mit nur 40 bis 50 Tieren ist der US-amerikanische Teil des Selkirkgebirges zu nennen. Erwähnenswert sind zudem die 30 bis 40 Tiere im Cabinet-Yaak-Gebiet und an der Grenze zwischen Idaho und Montana.
In Kanada findet man die Tieren nur noch in British Columbia, im Westen von Alberta und in den nördlichen Territorien.
In Alaska, das ein Bundesstaat der USA ist, wird ihre Anzahl auf rund 50.000 Tiere geschätzt.

Lebensweise

Grizzlybären sind in der Regel Einzelgänger und sind, je nach Bedarf, sowohl tag- wie nachtaktiv.
In eher menschenleeren Regionen, nutzen die Tiere häufig offenes almartiges Gelände, um hier tagsüber auf Futtersuche zu gehen, dabei entfernen sie sich weit von dichtem Buschwerk und Bäumen, die ihnen Sichtschutz geben können. Besonders heiße Tage verbringen sie schlafend. Bekannt sind die Ansammlungen relativ vieler Tiere an Stellen mit einem besonders großen Nahrungsangebot, wie beispielsweise an Flüssen während der Laichzeit der Lachse.
Trotz seines massigen Körperbaus erreichen die Tiere eine Geschwindigkeit von über 60 km/h und sind damit ungleich schneller als selbst der beste menschliche Sprinter. Normalerweise bewegen sich die Grizzlybären auf allen vier Extremitäten, aber eines besseren Überblicks wegen, kann er sich auf die Hinterbeine stellen und dabei sogar ein paar Schritte gehen.
Die Grizzlys halten während der kalten Jahreszeit in Winterhöhlen Winterruhe und keinen Winterschlaf, wie hier und dort behauptet wird. Dazu fressen sie sich im Spätsommer und Herbst einen Fettpolster an. Ihre Winterruhe halten sie weniger wegen der niedrigen Temperaturen, sondern vor allem wegen des stark reduzierten Nahrungsangebots

Ernährung

Grizzlybären sind im Prinzip Allesfresser. Bei den Pflanzen gehören Gräser, Kräuter, Schösslinge, Blüten, Wurzeln, Knollen, Nüsse und Pilze zur Nahrung.
Grizzlys erlegen aber auch Bisons, Gabelböcke, Elche, Rentiere, Wapitis oder Weißwedelhirsche. Aber hin und wieder werden auch Weidetiere wie Schafe, Ziegen und Rinder zur Beute.
Bei der Nahrungssuche spielt ihr ausgeprägter Geruchssinn eine große Rolle. Bekannt ist auch, dass sie sich über Tiere hermachen, die vorher von Wölfen gerissen worden sind
Die Grizzlybären an den Küsten des Pazifiks im Nordens, fangen im Wasser stehend Lachse während ihrer Laichwanderungen flussaufwärts. Diese proteinreiche Nahrung ist vermutlich der Grund dafür, dass die Tiere im Norden bedeutend größer werden als ihre im Binnenland lebenden Artgenos.
Aber sie geben sich auch mit Insekten und deren Larven, Grillen, Heuschrecken, Schnecken sowie Ameisen und deren Larven zufrieden.
Auch Eulenfalter können eine Rolle in ihrer Ernährung spielen. Vögel und deren Eier sowie Nagetiere, wie Hörnchen, Lemminge, Taschenratten und Wühlmäuse stehen auf ihrem Speiseplan.

Fortpflanzung, Jungtiere

Die Paarungszeit der Grizzlybären liegt im Juni und Juli. Die Embryos beginnen sich aber erst mit der Winterruhe im November oder Dezember zu entwickeln und kommen dann nach einer zweimonatigen Entwicklungszeit im Januar oder Februar zur Welt
Die Weibchen bringen in der Regel nur etwa jedes zweite Jahr zwischen einem und vier Junge mit einer Größe von ca. 30 cm und einem Gewicht von ca. 300 bis 400 g zur Welt.
Im ersten Lebensmonat sind die Jungtiere noch blind und taub. Nach zwei bis drei Jahren verlassen sie ihre Mutter und leben ab dann als Einzelgänger.

Hinweis

Aufgrund ihrer engen Verwandtschaft mit den Eisbären können sie mit ihnen Nachkommen zeugen

Feinde, Gefährdung

Außer dem Menschen, der vor allem seine Lebensräume zerstört, haben diese gewaltigen Tiere keine Feinde.
Ausgenommen sind die Jungtiere und kranke und damit geschwächte Tiere.

Mensch und Grizzlybär

Die Indianer hatten den Grizzly gejagt, sein Fleisch gegessen und das Fell l zu Kleidung und Decken verarbeitet. Das hatte aber niemals den Bestand der Tiere gefährdet. Auch in ihrer Mythologie und als Totemtier spielte der Grizzly bei vielen Stämmen eine wichtige Rolle
Dagegen hatten die eingewanderten Europäer die Tiere besonders als Gefahr angesehen und sie daher massiv bejagt. Die Folge war ein drastischer Rückgang der Anzahl der Tiere.
Glücklicherweise sind die Grizzlybären an zahlreichen Orten ihres Vorkommens mittlerweile geschützt und ihre Populationen ist daher stabil, so leben im Größeren Yellowstone-Ökosystem rund 500 Tiere.
Das Füttern der Tiere, das in den 1970er Jahren im Yellowstone Nationalpark bedrohliche Auswüchse angenommen hatte, ist heutzutage so gut wie abgestellt. Auch geschlossene Abfalleimer führen dazu, dass sich die Tiere nicht mehr von den Nahrungsabfällen der Menschen ernähren können.
Aufgrund seiner Größe und gewaltigen Kraft ist ein Angriff eines Grizzlybären auf den Menschen extrem gefährlich. Da sie sich aber normalerweise vom Menschen fernhalten, empfehlen die Parkranger sich möglichst geräuschvoll zu verhalten.
Dennoch kommt es jährlich zu Angriffen und auch Todesfällen. Besonders gefährlich ist das Zusammentreffen mit verletzten Tieren, mit Weibchen, die Jungtiere bei sich haben, mit Tieren, die an Kadavern fressen, oder aber wenn man einen Hund bei sich hat.