Grauhörnchen

Einleitung

Die Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) stammen ursprünglich aus Nordamerika und wurden in mehreren europäischen Ländern eingebürgert und verdrängen dort, besonders in Großbritannien, das einheimische Europäische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris).
Sie sind eine Nagetierart aus der Gattung der Eichhörnchen (Sciurus) und der Familie der Hörnchen (Sciuridae).
Die Grauhörnchen sind größer als unsere Europäischen Eichhörnchen und haben ein eher graues Fell, ansonsten sind sie dem Eichhörnchen sehr ähnlich.

Von der Gattung Eichhörnchen (Sciurus) gibt es weltweit 28 verschiedene Arten mit insgesamt 40 Unterarten.
Von dem hier dargestellten Grauhörnchen existieren folgende fünf Unterarten:
• Sciurus carolinensis carolinensis
• Sciurus carolinensis extimus
• Sciurus carolinensis fuliginosus
• Sciurus carolinensis hypophaeus
• Sciurus carolinensis pennsylvanicus

Gliederung, Taxonomie

Unterordnung Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie Baum- und Gleithörnchen (Sciurinae)
Tribus Baumhörnchen (Sciurini)
Gattung Eichhörnchen (Sciurus)
Art Grauhörnchen (Sciurus carolinensis)
Unterarten fünf


Ausländische Bezeichnungen

  • Englisch: Gray squirrel
  • Französisch: Écureuil gris

Aussehen, Verhalten

Die Grauhörnchen sind bis auf ihr graues Fell den Europäischen Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) sehr ähnlich, wobei ihre Färbung zwischen Silbergrau und einem dunklen Schwarzgrau variieren kann.
Ihre Bauchseite ist dabei eher hell. Die Tiere besitzen eine Kopf-Rumpflänge von etwa 30 cm, die Länge ihres buschigen Schwanzes misst etwa 20 cm und sie besitzen ein Gewicht bis zu etwa 700 g.
Damit ist das Grauhörnchen etwas größer und schwerer als das Europäische Eichhörnchen. Man findet sie im Unterholz von Wäldern, aber vielerorts auch in Parks und sogar in Gärten.

Vorkommen, Lebensweise

Das ursprüngliche und heutige Verbreitungsgebiet umfasst große Teile der Vereinigten Staaten sowie den Südosten von Kanada.
Aber im Jahr 1889 wurden rund 350 Tiere nach Großbritannien - und zwar in die englische Grafschaft Bedfordshire – eingeführt.
Die Tiere haben sich seitdem in ganz Großbritannien so stark vermehrt, dass man mittlerweile von mehreren Millionen Tieren ausgeht.
Sie haben die einheimischen Europäischen Eichhörnchen in Großbritannien fast ganz verdrängt.
Aber auch nach Irland, Italien und sogar Südafrika wurden sie eingeführt. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind die Tiere dagegen nur wenig vorhanden.
Seine eigentliche Heimat hat das Grauhörnchen zwar im Wald, wo es im Unterholz Unterschlupf vor Feinden findet, aber es ist vielerorts auch in Parks und Gärten anzutreffen.
Ihre Nester (Kobel) errichten sie entweder in den Zweigen von Bäumen oder in hohlen Baumstämmen aus Zweigen, Tannennadeln und Blättern
Im Inneren wird es mit Moos, trockenem Gras und Federn gepolstert.
Die Grauhörnchen sind deutlich weniger scheu als die Europäischen Eichhörnchen.

Nahrung

Obwohl Grauhörnchen Allesfresser sind, ernähren sie sich jedoch hauptsächlich von Samen und Knospen besonders von Fichten, Buchen, Lärchen und Birken, sowie von Baumrinden – was zu erheblichen Schäden führt - und selten auch von Pilzen.
Weiterhin fressen sie bisweilen Insekten, Frösche, Jungvögel sowie Vogeleier - und sogar Kannibalismus wurde beobachtet.

Fortpflanzung

Ihre Geschlechtsreife erreichen die Grauhörnchen nach elf bis zwölf Monaten, doch erst nach zwei etwa Jahren werden sie erstmalig trächtig.
Die Männchen werden durch Vaginalsekrete der Weibchen angelockt und liefern sich dann wilde Verfolgungsjagden mit den Weibchen. Sofern diese noch nicht zur Paarung bereit sind, kommt es oft zu heftigen Auseinandersetzungen.
In der Regel finden die Paarungen gegen Ende des Winters und im päten Frühjahr statt. Nach der Paarung verlassen die Männchen das Weibchen und die Jungen bald wieder und suchen sich neue Partnerinnen - um die Aufzucht der Jungen kümmern sie sich nicht.
Hält sich ein Männchen zu lange in der Nähe des Geburtsnestes auf, wird es von dem Weibchen sogar weggebissen.
Nach einer Tragzeit von 42 bis 45 Tagen kommen bis zu sieben Jungtiere in dem Nest zur Welt. Sie sind bei der Geburt nackt, taub und blind und besitzen nur ein Gewicht von etwa 7 bis 9 g. Sie werden alle drei bis vier Stunden gesäuft
Bei Gefahr tragen die Weibchen ihre Jungen im Maul in ein anderes Nest.
Nach rund sieben Wochen verlassen die Jungtiere das erste Mal ihr Nest und nach etwa zehn Wochen werden sie nicht mehr gesäugt.
Die Jungtiere bleiben danach noch etwa vier Wochen in der Nähe des Nestes. Etwa Vierfünftel der Jungtiere überleben das erste Jahr nicht.
Viel älter als 7 bis 8 Jahre werden die Tiere in der Regel nicht.

Feinde, Gefährdung

Der größte Feind der Grauhörnchen sind Baummarder. Aber auch Füchse, Wildkatzen, Uhus, Habichte und Mäusebussarde gehören zu ihren Feinden..
Die Jungtiere werden zudem oft Opfer von Wieseln. In Parks und besonders in Gärten bilden Hauskatzen eine große Gefahr für die Tiere.
Die Grauhörnchen werden zudem Opfer von Parasiten, wie beispielsweise dem Eichhörnchenfloh (Monopsyllus sciurorum) oder der Eichhörnchenlaus (Neohaematopinus sciuri).
In Deutschland dürfen Grauhörnchen zum Schutz der einheimischen Europäischen Eichhörnchen von Privatpersonen weder gezüchtet, angeboten, abgegeben oder zur Abgabe vorrätig gehalten werden.
Auch in Österreich und der Schweiz sind die Einfuhr sowie die Haltung von Grauhörnchen aus diesem Grund verboten.
Die Grauhörnchen wurden im Jahr 2016 in die Liste der unerwünschten Spezies für die Europäische Union (EU) aufgenommen.

Besonderheiten

Die Tiere verdrängen, wie oben erwähnt, zunehmend - bisher vor allem in Großbritannien - die einheimischen Europäischen Eichhörnchen.
Um dem Einhalt zu gebieten, geht auf Prinz Charles eine Initiative zurück, bei der die Tiere mit einem Verhütungsmittel, das in Nougat-Nussleckereien versteckt ist, gefüttert werden.
Erwähnenswert ist zudem, dass die Tiere Träger des "Parapoxvirus der Hörnchen" (Squirrelpox virus) sind. Das Virus löst bei den Europäischen Eichhörnchen die so genannten tödlichen Eichhörnchen-Pocken aus, gegen das die Grauhörnchen selber jedoch immun sind.