Schlankboa, Jungferninsel-Schlangboa

Übersicht der Familie der Schlankboas

Die Schlankboas gehören in der Ordnung der Schuppenkriechtiere (Squamata) zur Familie der Riesenschlangen (Boidae), die etwa 85 Arten in folgenden 13 Gattungen umfasst:
• Chilabothrus angulifer (Kuba-Schlankboa)
• Chilabothrus argentum (Conception Bank Silver Boa)
• Chilabothrus chrysogaster (Südliche Bahama-Schlankboa)
• Chilabothrus exsul (Abaco-Insel-Schlankboa
• Chilabothrus fordii (Fords-Schlankboa)
• Chilabothrus gracilis (Hispaniola-Schlankboa)
• Chilabothrus granti (Jungferninseln-Schlankboa)
• Chilabothrus inornatus (Puerto-Rico-Schlankboa)
• Chilabothrus monensis (Mona-Schlankboa)
• Chilabothrus schwartzi (Crooked-Aklins-Schlankboa)
• Chilabothrus striatus (Haiti-Schlankboa)
• Chilabothrus strigilatus (Bahama-Schlankboa)
• Chilabothrus subflavus (Jamaika-Schlankboa)

Hinweis
Die Gattung der Schlankboas (Chilabothrus) ist nicht zu verwechseln mit der Gattung der Regenbogenboas (Epicrates), die aus fünf Arten besteht.

Gliederung, Taxonomie

Ordnung Schuppenkriechtiere (Squamata)
Familie Riesenschlangen (Boidae)
Gattung Schlangboas (Chilabothrus)
Art Jungferninsel-Schlankboa (Chilabothrus granti)


Englische Bezeichnung: (Slim) Boa

Aussehen

Hier wird exemplarisch das Aussehen einiger der 13 Arten der Schlankboas vorgestellt:

Kuba-Schlankboa
Eine der größten der auf den Karibikinseln vorkommenden Schlankboas ist die Kuba-Schlankboa (Chilabothrus angulifer), die eine Länge von 250 bis 350 m - selten bis etwa 4 m erreichen kann. Dabei sind die Männchen deutlich kleiner als die Weibchen. Oberkörper und Kopf sind gelblich-braun gefärbt und die Bauchseite ist deutlich heller. Auf dem Rücken besitzen sie braune bis dunkelbraune Musterungen, die sich bis zum Ende des langen Schwanzes fortsetzen. Der Kopf ist birnenförmig und setzt sich deutlich vom Körper ab.

Conception Bank Silver Boa
Die Conception Bank Silver Boa (Chilabothrus argentums) besitzt mit ihrer silbernen Färbung mit vereinzelten braumen Einsprenkeln. Ihr Bauch ist cremeweiß. Diese Tiere erreichen in der Regel eine Länge von etwa 1 bis 1,50 m.

Südliche Bahama-Schlankboa
Die Südliche Bahama-Schlankboa (Chilabothrus chrysogaster) kommt in drei Farbvarianten vor. Dabei ist die dunkelblau gestreifte mit einer blauen Grundfärbung die auffälligste. Daneben gibt es die Schlange einfarbig grau mit einigen dunklen Markierungen. Die gefleckte Schlange besitzt eine helle Grundfärbung mit einem braunen Fleckenmuster. Die Tiere erreichen eine Länge zwischen 80 und maximal 170 cm.

Haiti-Schlankboa
Die Haiti-Schlankboa (Chilabothrus striatus) kann maximal eine Länge von ca. 3 m erreiche.
Die Schlange ist silbergrau mit dunklen Flecken, aber auch rötlich gefärbt, während die Bauchseite nahezu einheitlich hell ist.

Jamaika-Schlankboa
Die Jamaika-Schlankboa (Chilabothrus subflavus). Die Schlange kann eine Länge bis zu 3 m erreichen. Die Grundfärbung der vorderen Hälfte des Tieres ist senfgelb, während sie zum Schwanz hin dunkler bis hin zu einem Blauschschwarz wird. Auf der Grundfärbung befinden sich deutliche blauschwarze und ockergelbe Zickzack-Querbänder, was zu einer hervorragenden Tarnung führt.

Puerto-Rico-Schlankboa
Die Puerto-Rico-Schlankboa (Chilabothrus inornatus) wird etwa 1,80 bis 2,50 m lang.
Sie ist dunkelbraun mit kleinflächigen Einspenkelungen.

Mona-Schlankboa
Die Oberseite der Mona-Schlankboa (Chilabothrus monensis) zeigt eine dunkelbraune Bänder- und Fleckenzeichnung auf einer hellbraunen Grundfärbung auf, während die Unterseite gelblich bis weiß gefärbt ist.
Diese Schlange erreicht eine Länge bis zu etwa 1,80 m.

Vorkommen

Alle 13 Arten der Gattung der Schlankboas findet man nur auf den Karibikinseln:

Kuba-Schlankboa
Man findet die Kuba-Schlankboa (Chilabothrus angulifer) auf Kuba und einigen in der Nähe befindlichen Inseln.

Conception Bank Silver Boa
Die Conception Bank Silver Boa (Chilabothrus argentum) kommt auf der Conception Bank Island vor - einer rund 9 km² großen Insel der Bahamas.

Südliche Bahama-Schlankboa
Die Südliche Bahama-Schlankboa (Chilabothrus chrysogaster) findet man auf den Bahamas und den Turks-Inseln, die zusammen mit den Caicos-Inseln ein Britisches Überseegebiet in der Karibik sind.

Abaco-Insel-Schlankboa
Die Abaco-Insel-Schlankboa (Chilabothrus exsul) lebt auf den 15 Abaco-Inseln, der zweitgrößten Inselgruppe der Bahamas

Fords-Schlankboa
Die Fords-Schlankboa (Chilabothrus fordii) findet man auf Hispaniola, also auf Haiti und der Dominikanischen Republik.

Hispaniola-Schlankboa
Die Hispaniola-Schlankboa (Chilabothrus gracilis) findet man auf Hispaniola, also auf Haiti und der Dominikanischen Republik.

Jungferninseln-Schlankboa
Die Jungferninseln-Schlankboa (Chilabothrus granti) lebt auf Puerto Rico, den Britischen und Amerikanischen Jungferninseln.

Puerto-Rico-Schlankboa
Die Puerto-Rico-Schlankboa (Chilabothrus inornatus) findet man nur auf Puerto Rico

Mona-Schlankboa
Die Mona-Schlankboa (Chilabothrus monensis) lebt auf Mona, einer unbewohnten Insel, die zu Puerto Rico gehört.

Crooked-Aklins-Schlankboa
Die Crooked-Aklins-Schlankboa (Chilabothrus schwartzi) findet man auf den Bahamas und den Acklin-Crooked-Inseln, die zu den Bahamas gehören

Haiti-Schlankboa
Die Haiti-Schlankboa (Chilabothrus striatus) findet man auf Hispaniola, also auf Haiti und der Dominikanischen Republik.

Bahama-Schlankboa
Die Bahama-Schlankboa (Chilabothrus strigilatus) kommt nur auf diversen Inseln der Bahamas vor

Jamaika-Schlankboa
Man findet die Jamaika-Schlankboa Chilabothrus subflavus) auf Jamaika und der Goat Insel, im Nordteil der Karibikinseln Barbuda und Antigua gelegen.

Verhalten

Hinweis
Da sich das Verhalten, die Ernährung und Fortpflanzung der 13 Arten der Schlankboas oft nicht allzu sehr voneinander unterscheidet, wird in den folgenden Kapiteln beispielhaft nur auf die Jungferninseln-Schlankboa eingegangen.

Die Jungferninseln-Schlankboa ist nachtaktiv, während sie den Tag in einem sicheren Unterschlupf, wie einer Baumhöhlung oder einem alten Termitenhügel, verbringt. Nach Einbruch der Dunkelheit verlässt sie ihr Versteck. Um danach während der Nacht auf Jagd zu gehen. Dabei bewegt sie sich fast ausschließlich im Geäst von Bäumen und Sträuchern und kaum am Boden. Ihre bevorzugten Lebensräume sind trockenes und relativ dichtes Wald- und Buschland.

Beutetiere

Hauptsächlich ernähert sich die Jungferninseln-Schlankboa von kleinen Echsen, wie der Anolis - einer Gattung kleiner bis mittelgroßer baumbewohnender Echsen, die zu den Leguanartigen zählt. Darunter ist besonders die bis zu ca. 25 cm große Kammanolis (Anolis cristatellus), die im Verbreitungsgebiet der Schlange häufig vorkommt. Die Anolis sind tagaktiv, während sie nachts schlafen und sich dabei an die dünnen Äste von Bäumen und Sträuchern schmiegen, wo sie von der Jungferninseln-Schlankboa überrascht und eine leichte Beute werden. Aber auch kleine Säugetiere oder Jungvögel in ihren Nestern stehen auf ihrem Speiseplan.

Fortpflanzung

Die wird nach drei bis fünf Jahren geschlechtsreif. Sie paaren sich normalerweise zwischen Februar und Mai. Nach einer Tragezeit von ca. 6 Monaten – zu Beginn der Regenzeit - bringt das Weibchen zwei bis zehn Junge lebend zur Welt. Dazu zieht sich das Weibchen in eine Baumhöhle oder an einen anderen sicheren Ort zurück. Die Schlangen erreichen ein Alter von über zwanzig Jahren.

Gefährdung, Feinde

Wie bei vielen Tieren ist auch bei der Jungferninsel-Schlankboa ihr Rückgang auf die Vernichtung ihrer Lebensräume zurückzuführen. Oft wurden die Schlangen auch aus Furcht vor ihnen getötet. Natürliche Feinde, besonders von jungen oder kleinen Schlangen, sind Katzen und Mangusten. Die Mangusten – in der Karibik aus der Gattung Herpestes - sind Raubtiere mit einer Kopf-Körperlänge von 25 bis 65 cm. Aber auch Ratten erbeuten junge Schlankboas. Durch die Dezimierung der Bestände durch Ratten der Anolis und anderer Kleintiere - die Nahrungsgrundlage der Schlankboas – tragen sie zudem indirekt zum Rückgang der Schlangen bei.

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