Blaue Bauchdrüsenotter

Einleitende Übersicht

Die Blaue Bauchdrüsenotter (Calliophis birvigata) – auch als Blaue Korallenschlange bezeichnet - ist wohl eine der farblich auffälligsten Schlangen weltweit. Sie besitzt einen auffallend roten Kopf und Schwanz. Die Gattung der asiatischen Korallenschlangen (Calliophis) verfügt über 14 Arten. Von der hier dargestellten Blauen Bauchdrüsenotter gibt es drei Unterarten.

Gliederung, Taxonomie

Überfamilie Nattern- und Vipernartige (Colubroidea)
Familie Giftnattern (Elapidae)
Unterfamilie Echte Giftnattern (Elapinae)
Gattung Asiatische Korallenschlangen (Calliophis)
Art Blaue Bauchdrüsenotter (Calliophis bivirgata)
Unterarten - Calliophis bivirgatus flaviceps
- Calliophis bivirgatus bivirgatus
- Calliophis bivirgatus tetrataenius


Englisch: Blue Malaysian Coral Snake
Französisch: Vipère abdominale bleue
Spanisch: Víbora abdominal azul
Thailändisch: Wị pexr̒ tĥxng s̄īn̂ảngein
Malaiisch: Viper perut biru

Aussehen, Merkmale

Diese schlanke und eher mittelgroße Korallenschlange mit einem relativ kleinen Kopf kann eine Länge bis zu etwa 160 cm erreichen, ist aber in der Regel zwischen 100 bis 140 cm lang. Der Kopf, Schwanz und Teile der Unterseite sind auffällig rot gefärbt. Eine rote Färbung des Kopfes findet man übrigens auch beim Rotkopfkrait (Bungarus flaviceps). Der Rücken der Blauen Bauchdrüsenotter ist dunkelblau bis schwarz gefärbt und hat einen großen blauen oder weißen Streifen an seinen Seiten.

Verhalten

Die Blaue Bauchdrüsenotter ist für den Menschen nur selten zu sehen, da sie ein teilweise grabendes Verhalten besitzt und sich meist unter dem Laub u.ä. am Boden von Wäldern aufhält. Sie ist normalerweise nachtaktiv. Bei einer Bedrohung flieht sie in der Regel oder richtet sich in einer defensiven Stellung mit ihrer aufgerichteten roten Schwanzspitze auf. Gefährlich wird es natürlich für einen Menschen, der auf die gut getarnte Schlange tritt. Diese Schlange gilt als nicht gefährdet.

Fortpflanzung, Jungtiere

Die Blaue Bauchdrüsenotter ist eierlegend. Etwa 2 bis 3 Monate nach einer erfolgreichen Paarung – nicht jede Paarung führt allerdings auch zu einer Befruchtung - legt sie nach etwa 60 bis 70 Tagen 20 bis 30 Eier. Die Jungtiere schlüpfen nach etwa 60 Tagen und besitzen kurz nach dem Schlüpfen etwa eine Größe von ca. 5 bis 7 cm.

Vorkommen

- Calliophis bivirgatus bivirgata. Man findet diese Unterart auf Java in Indonesien
- Calliophis bivirgatus flaviceps. Man findet diese Unterart im Süden von Thailand
und im Westen von Malaysia sowie in Singapur, Kamdodscha, Myanmar, und auf folgenden
Inseln In-donesiens (Sumatra, Borneo, Bangka, Lingga Archipelago, Nias, Mentawai Archi-pelago,
Riau Archipelago)
- Calliophis bivirgatus tetrataenia. Man findet diese Unterart auf Kali-mantan und Borneo in Indonesien
sowie in Brunei Darussalam und Ostmalaysia.

Hinweis
Thailandurlauber wird es interessieren, dass die Unterart Calliophis bivirgatus flaviceps fast ausschließlich in den Waldregionen in Thailand und Malaysia zu finden ist - und hier in den unteren Bergregionen auf einer Höhe zwischen 500 und 900 m. Die Schlange bevorzugt die Nähe von Wasser und hält sich unter verrottendem Laub, Steinen und morschen Bäumen versteckt. Die normalerweise nachtaktiven Tiere können jedoch auch tagsüber aktiv sein, dabei bewegen sie sich jedoch relativ langsam.

Nahrung

Die Schlange ist dafür bekannt, andere Giftschlangen - wie z.B. Kobras - zu fressen und muss daher für sie gefährliche Abwehrattacken ihrer Opfer fürchten, was sich auf die Zusammensetzung ihres Giftes ausgewirkt hat. Aber auch Kleinsäuger und Frösche gehören zu ihrer Beute.

Gift, Giftwirkung

Die große Menge ihres Gifts stammt von ihren Drüsen, die etwa ein Viertel der Körperlänge einnehmen. Es handelt sich um ein Zellgift (Proteasen), das zur Zerstörung des Muskelgewebes führt. Phosphodiesterasen fördern die Ausschüttung von Adenosin, was zu einer Hypotension (zu niedriger Blutdruck) führt Obwohl diese Schlange keine Nervengifte (Neurotoxin) in ihrem Gift hat, beeinflusst das Gift dennoch auf
extreme Weise das Nervensystem und zwar dadurch, dass sich die Natriumkanäle der Nervenzellwände zum Zelläußeren nicht mehr schließen können. Das führt dazu, dass alle Neurone gleich-zeitig aktiviert werden und ständig Signale aussenden. Dadurch verkrampft sich der Körper der Beutetiere bzw. einer gebissenen Person und das Opfer wird schnell bewegungsunfähig.

Jeder Biss eines Menschen muss prinzipiell als sehr lebensbedrohlich angesehen werden. Es kommt anfangs nur zu geringen lokalen Schmerzen und Schwellungen. Später können Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Abdomen, Durchfall, Atemnot, starke Krämpfe und Kreislaufstörungen bis hin zu einem zum Kreislaufkollaps auftreten. Glücklicherweise sind Todesfälle durch diese Schlange relativ selten. Mit einem vergleichbaren Gift lähmen bzw. töten Kegelschnecken Fische, die sie erbeuten wollen. In einer niedrigen Dosis könnte die lähmende Wirkung des Giftes einen medizinischen Nutzen haben und zwar besonders bei Menschen mit chronischen Schmerzen.

Erste Hilfe, klinische Maßnahmen

Erste Hilfe
Die allgemeinen Regeln, wie man sich bei einem Schlangenbiss zu verhalten hat, sind bereits in unserer allgemeinen Einleitung über Schlangen dargestellt worden. Sie seien der Übersichtlichkeit halber hier nochmals erklärt:

- unbedingt Ruhe bewahren, sowohl körperlich wie auch psychisch.
Falls vorhanden, ist die Gabe eines Beruhigungsmittels empfehlenswert
- die gebissene Extremität ruhig stellen, den Arm in eine Schlinge legen und das Bein möglichst
schienen. alle Möglichkeiten ausschöpfen, dass die gebissene Person schnellstens professionelle
Hilfe bekommt
- darauf achten, ob sich Symptome einer Vergiftung zeigen, z.B. an der Bissstelle oder,
bei neurotoxischen Vergiftungen, Lähmungen oder auch eine Augenstarre
- die Gabe von Flüssigkeit ist sinnvoll, aber nur in Form von Wasser und nicht als Alkohol oder Kaffee
- sollten Atembeschwerden auftreten, kann das Leben über viele Stunden mittels
einer Mund-zu-Mundbeatmung erhalten bzw. verlängert werden
- das Aussaugen, ausschneiden oder Ausbrennen der Bisswunde hat sich als nicht sinnvoll erwiesen
- das Ausschneiden der Bisswunde verschlimmert möglicherweise die Giftwirkung,
da es z.B. bei Gerinnungsstörungen zu unkontrollierten Blutungen kommen kann
- auch das Kühlen mit Eis hat sich als wirkungslos und teilweise sogar schädlich erwiesen.
Durch starkes Kühlen können sich bildende Gewebsnekrosen verstärkt werden und es kann zu
Durchblutungsstörungen kommen

Klinische Maßnahmen
Da es kein Antivenin (Gegengift) gegen das Gift dieser Schlange gibt, erfolgen die klinischen Maßnahmen symptomatisch, also nur gegen die Folgen eines Bisses. Bei einer Lähmung der Atemmuskulatur muss die gebissene Person intubiert und beatmet werden. Die Patienten sind mindestens 24 Stunden lang klinisch zu überwachen.

Achtung
Das Anlegen eines Immobilisierungs-Druckverbandes ist im Busch, wo es längere Zeit dauern kann, bis Hilfe eintrifft, sehr sinnvoll.Der Grund ist, dass das Gift vorwiegend über die Lymphbahnen transpor-tiert wird, was mit Hilfe eine Druckverbandes verzögert werden kann

Zusammenarbeit
Seit Anfang September 2008 arbeiten wir mit der folgenden sehr bedeutenden österreichischen Schlangenfarm zusammen. Der Reptilienzoo - idyllisch im Bundesland Kärnten gelegen - beherbergt eine große Anzahl der verschiedensten Schlangen, von den Kobras über Klapperschlangen, Kreuzottern, Aspisvipern bis hin zu Puffottern, Mambas und Taipane - um nur einige zu nennen. Der Zoo eignet sich sowohl für Einzelbesucher wie auch für Familien oder Schulklassen. Er liegt ca. 40 km von Villach in Richtung Kleinkirchheim entfernt.

Reptilienzoo Nockalm
Eigentümer: Peter Zürcher
Vorwald 83 9564
Patergassen Österreich/Kärnten
Mobil: 0043 - (0)676 - 3747 807
E-Mail: info@reptilienzoonockalm.at

Öffnungszeiten, Eintrittspreise
Die Öffnungszeiten, Eintrittspreise und weitere Informationen finden Sie unter folgender Webadresse:
www.reptilienzoonockalm.at

Vorbemerkung

In den meisten Ländern, in denen es Giftschlangen gibt, existieren keine zentralen Beratungsstellen. Außerdem würde es den Rahmen des Beitrags über eine Schlange sprengen, sämtliche Behandlungszentren in den Ländern aufzuführen, in denen Giftschlangen vorkommen.

Aber ein Anruf - z.B. mit dem Handy - nach Deutschland, Österreich oder der Schweiz kann durchaus sinnvoll sein und vielleicht sogar helfen, Leben zu retten.

Giftnotruf-Zentralen in Deutschland

Berlin
Giftnotruf der Charitè
Campus Benjamin Franklin
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin
Tel: 0049 - (0)30 - 19 240
Email: berlintox@giftnotruf.de
Web: www.giftnotruf.de

Bonn
Informationszentrale gegen Vergiftungen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität
Zentrum für Kinderheilkunde
Adenauerallee 119
53113 Bonn
Tel.: 0049 - (0)228 - 19240

Erfurt
Gemeinsames Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
Nordhäuser Straße 74
99089 Erfurt
Tel.: 0049 - (0)361 - 73 07 30

Freiburg
Universitätskinderklinik, Informationszentrale für Vergiftungen
Mathildenstraße 1
79106 Freiburg
Tel.: 0049 - (0)761 - 19240 im Notfall oder 0761 - 27 04 361 für allgemeine Anfragen

Göttingen
Giftinformationszentrum-Nord
Georg-August-Universität
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
Tel.: 0049 - (0)551 - 19 240 für alle und 0551 - 38 31 80 für Ärzte

Homburg/Saar
Informations- und Beratungszentrum für Vergiftungsfälle an den Universitätskliniken, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
66421 Homburg/Saar
Tel.: 0049 - (0)6841 - 19 240

Mainz
Beratungsstelle bei Vergiftungen
Johannes-Gutenberg-Universität, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Klinische Toxikologie
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
Tel.: 0049 - (0)6131 - 19 240

München
Giftnotruf und Mobiles Gegengift-Depot
Toxikologische Abteilung der II. Medizinischen Klinik rechts der Isar
Ismaninger Straße 22
81675 München
Tel.: 0049 - (0)89 - 19 240

Giftnotruf-Zentralen in Österreich

Vergiftungsinformationszentrale, Allgemeines Krankenhaus
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: 0043 - (0)1 - 43 43 43 - im Notfall
Tel.: 0043 - (0)1 - 40 40 02 222 - allgemeine Auskünfte

Giftnotruf-Zentralen in der Schweiz

Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum
Freiestrasse 16
CH-8032 Zürich
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 51 51 - für Notfälle außerhalb der Schweiz
Tel.: 0041 - (0)44 - 251 66 66 - allgemeine Auskünfte
Tel.: Aus der Schweiz (Notruf): 145
E-Mail: info@toxi.ch

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