Die Schlacht von Stalingrad

Allgemeine Vorbemerkung

Tragische Berühmtheit erlangte Stalingrad als Schauplatz einer der erbittertsten und blutigsten Schlachten des ganzen Zweiten Weltkrieges. Die Niederlage von Stalingrad galt zudem als psychologischer Wendepunkt im Deutsch-Sowjetischen Krieg, den Nazi-Deutschland am 1941 mit dem Einmarsch in die Sowjetunion begonnen hatte. Im Verlauf der Schlacht war Ende Januar 1943 die gesamte deutschen 6. Armee unter Generalfeldmarschall Paulus vernichtet bzw. gefangen genommen worden.

Hintergründe, die 6. Armee

Stalingrad war eines der Ziele der so genannten "Operation Blau“. Mit diesem Decknamen hatte Nazi-Deutschland im Frühjahr 1942 diese Sommeroffensive der Wehrmacht im deutsch-sowjetischen Krieg bezeichnet, dessen Ziele die Erdölfelder im Kaukasus waren. Während des vorangegangenen Winters hatte die deutsche Wehrmacht bereits gut ein Drittel ihrer Soldaten verloren. Der erfolgreiche und schnelle Vormarsch der Heeresgruppe Süd im Süden der Sowjetunion veranlasste Hitler die Heeresgruppe Süd in zwei Teile aufzuteilen - in die Heeresgruppe A, die weiter in Richtung Kaukasus marschierte und die Heeresgruppe B mit der 6. Armee, die sich danach zwischen Don und Wolga nach Stalingrad vorkämpfte.
Die 6. Armee galt zu dieser Zeit als eine der stärksten und erfolgreichsten Armeen in der deutschen Wehrmacht. Ihre Siege in den Schlachten im September 1941 um Kiew und im Mai 1942 bei Charkow hatten besonders zu diesem Ansehen beigetragen. Aber die 6. Armee unter ihrem damaligen Kommandeur Walter von Reichenau war auch an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt.
So unterstützten Angehörige der 6. Armee die SS dabei, die Juden von Kiew zwischen dem 29. und 30. September 1941 in der Schlucht von Babi Jar zusammen zu treiben, zu erschießen und mittels Sprengungen der Schluchthänge mit Erde zu bedecken. Dabei verloren über 33.500 Juden ihr Leben. Gefangene Sowjetsoldaten wurden teilweise erschossen oder man ließ sie verhungern oder an Seuchen "krepieren". Reichenau war vom 10. Oktober 1939 bis zum 31. Dezember 1941 Kommandeur der 6. Armee, bis er ab dem 1. Januar 1942 von General Paulus abglöst wurde. Am 19. Juli 1940 war er zum Generalfeldmarschall ernannt worden. Reichenau übernahm am 3. Dezember 1941 als Nachfolger Gerd von Rundstedts die Leitung der Heeresgruppe Süd.
Aber bereits am 17. Januar starb er infolge eines Schlaganfalls, den er vor einer Flugzeugbruchlandung in Poltawa in Rußland erlitten hatte.

Verlauf der Schlacht

Übersicht
Den Verlauf der Schlacht um Stalingrad kann man schematisch in drei große Phasen gliedern.
1. Phase Die deutsche 6. Armee unter Paulus hatte ab Herbst 1942 versucht, Stalingrad zu erobern, was immerhin zu 90% und unter hohen Verlusten auf beiden Seiten umgesetzt werden konnte.
2. Phase Dann aber wendete sich das Blatt zu Gunsten der Roten Armee. Diese kesselten nun im Unternehmen Uranus sehr schnell die 6. Armee großräumig ein.
Die 3. Phase setzt nach Hitlers Verbot ein, einen Ausbruch zu unternehmen. Darauf nämlich richtete sich die 6. Armee anfangs ein und wartet auf Hilfe. Die Deutschen versuchten im "Unternehmen Wintergewitter" den Kessel zu erreichen, scheiterten aber am Widerstand der Roten Armee. Nach immensen Verlusten durch Kälte, Hunger und Kampfhandlungen gaben die verbleibenden Reste der 6. Armee Anfang Februar 1943 auf.

Die Kämpfe im Einzelnen
Die Wehrmacht unter General Paulus verfolgte u.a. das strategische Ziel, durch die Einnahme Stalingrads den Schiffsverkehr auf der Wolga zu unterbrechen. Das war insofern wichtig, da über die Wolga u. a. Hilfslieferungen der Alliierten nach Nord- und Zentralrussland transportiert wurden.
Gegen Ende August 1942 erreichten die ersten deutschen Soldaten die Außenbezirke von Stalingrad. Kurz darauf gelang es den Deutschen sogar rund 90% der Stadt einzunehmen, aber die Wolga erreichten sie nicht.
Und ab Mitte September blieb der deutsche Angriff endgültig stecken und die dafür nicht ausgebildeten deutschen Soldaten wurden in einen erbitterten Straßen- und Häuserkampf verwickelt.
Ende November gelang es den Sowjets, die 6. Armee mit ihren rund 10.000 miserabel ausgerüsteten rumänischen Verbündeten einzuschließen. Eine Versorgung war jetzt nur noch aus der Luft möglich, was aber nur zu einem geringen Teil erfolgreich war. Die Unterversorgung war am Schluss so miserabel, dass viele Soldaten verhungerten und erfroren, zudem soll es sogar häufiger zu Kannibalismus gekommen sein.
Fast skuril war, dass man im Dezember 1942 noch Pathologen in die belagerte Stadt einfliegen ließ, um die Todesursachen der Soldaten zu untersuchen - man konnte nicht glauben, dass viele verhungert waren.
Ein Entlastungsangriff der Deutschen unter der Bezeichnung "Unternehmen Wintergewitter", der am 12. Dezember 1942 durch die 4. Panzerarmee unter dem Oberbefehl von Erich von Manstein begonnen hatte - musste am 23. Dezember angesichts des erbitterten Kampfeswillens der Sowjetarmee abgebrochen werden. Damit war das Schicksal der 6. Armee endgültig besiegelt. Die Sowjets zermürbten die Deutschen u.a. mit der 24-stündigen Lautsprecheransage:

Alle 7 Sekunden stirbt ein deutscher Soldat - Stalingrab, Massengrab

Aber trotz der aussichtslosen und trostlosen Lage seiner Soldaten lehnte Paulus am 8. Januar 1943 das Angebot der Sowjets zur Kapitulation ab. Am 25. Januar gelang es den Sowjets dann den Kessel in einen Süd- und einen Nordkessel aufzuspalten. Da ab dem 23. Januar alle Flugplätze von den Sowjets eingenommen worden waren, konnten die Reste der Deutschen nur noch durch das Abwerfen von Versorgungsgütern aus der Luft versorgt werden. Durch Funkspruch aus dem Führerhauptquartier wurde Paulus am 29. Januar 1943 durch Hitler zum Generalfeldmarschall befördert - eine unmissverständliche Aufforderung zum Selbstmord.

Am 31. Januar 1943 ging Paulus in sowjetische Gefangenschaft und am 2. Februar wurden die Kämpfe im Nordkessel eingestellt. Das Drama von Stalingrad war zu Ende und die 6. Armee hatte aufgehört zu existieren.

Nach der Schlacht, General Paulus

Das Ende
Die meisten der verbliebenen Soldaten gingen in die russische Kriegsgefangenschaft, während sich noch schätzunngsweise 10.000 versprengte Soldaten in Kellern und der Kanalisation versteckten oder in Kleinstgruppen versuchten, sich zu den deutschen Linien durchzuschlagen und ihren Widerstand teilweisen noch bis zum März 1943 fortsetzten. Sie hatten sich aus Angst vor dem Erschießen durch die Sowjets nicht ergeben.
Insgesamt waren etwa 841.000 Menschen - Deutsche, Rumänen und Sowjets - auf dem Schlachtfeld geblieben – die Zahlen darüber schwanken jedoch erheblich. Alleine im Kessel starben etwa 100.000 deutsche Soldaten im Kampf oder an Hunger und an Kälte. Etwa 40.000 Verwundete konnten ausgeflogen werden Von den rund 95.000 Mann, die in sowjetische Kriegsgefangenschaft gingen, kamen auf dem Marsch in die vorläufigen Gefangenlager in der Umgebung von Stalingrad ca. 10.000 ums Leben und 50.000 starben bis zum Frühjahr 1943 in diesen vorläufigen Auffanglagern. Von den ca. 35.000 Überlebenden starben nochmals ca. 15.000 auf den wochenlangen Fahrten in die Arbeitslager in Sibirien, wo sie in Kohle- und Uranbergwerken arbeiten mussten. Auch dort kamen noch viele der Gefangenen ums Leben und nur zwischen 5.000 bis 6.000 Überlebende kamen wieder nach Deutschland zurück. Die letzten von ihnen nach einem Besuch von Adenauer in der Sowjetunion und erfolgreichen Verhandlungen mit Bulganin im Jahr 1955.
Stalingrad, das vor der Schlacht noch etwa eine halbe Million Einwohner zählte, hatte zum Zeitpunkt der Rückeroberung durch die Rote Armee nur noch weniger als 8.000 Einwohner.

In der Heimat
Nach Ansicht der meisten Militärhistoriker war Stalingrad weder eine Entscheidungsschlacht noch bedeutete es die Wende des Zweiten Weltkrieg. Aber wie es auch war, die Wirkung in der Heimat war auf jeden Fall verheerend. Nach dem Ende der Kämpfe glaubte kaum noch jemand an ein "glückliches" Ende des Krieges. Und auch die letzten "normalen" Bürger verloren zunehmend den Glauben an den Führer. Infolge von Stalingrad verschärfte das Naziregime seine Repressionen ganz erheblich.
Bis in die Gegenwart kam eine große Anzahl an Büchern, viele Filme und eine Reihe TV-Produktionen über Stalingrad in die Öffentlichkeit.

Generalfeldmarschall Paulus
Generalfeldmarschall Friedrich Paulus (1890-1957) ging mit einem Stab und weiteren Generälen in russische Gefangenschaft. Dort lebte er recht angenehm, so hatte er mehrere Ordananzen und sogar seine Feldmarschallsuniform wurde ihm extra geschneidert.
Während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse war er als Zeuge der Anklage aus der Sowjetunion nach Nürnberg gebracht worden und sagte gegen seine früheren politischen und militärischen Vorgesetzten aus. Diese beschimpften ihn daraufhin öffentlich als Verräter. Entgegen der Zusage der Sowjets, dass er nach seiner Zeugenaussage seine Famile besuchen dürfe, wurde er - ohne sie gesehen zu haben - nach dem Prozess in die Sowjetunion zurück gebracht. Dort verblieb er bis zu seiner Entlassung nach Stalins Tod im Jahre 1953. Seine Frau war mittlerweile verstorben. Anschließeng lebte er recht feudal in der DDR auf dem "Weißen Hirschen " in Dresden. Er verstarb hier am 11. Februar 1957 an den Folgen von ALS (Amyotrophe Lateralsklerose). Paulus hatte drei Kinder, eine Tochter und zwei Söhne - Olga, verh. von Kutzschenbach (1914–2003) sowie die Zwillinge Friedrich (1918-1944) und Ernst Alexander (1918-1970).

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