Washington: Stadtgeschichte

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Washingtons Anfänge bis zum 11. Juni 1800

Washington ist keine natürlich gewachsene, sondern wurde gezielt als Hauptstadt errichtet. Nach der Ratifizierung der Verfassung war es nicht das heutige Washington, das als US-amerikanische Hauptstadt fungierte, sondern von 1788-1790 New York City.

Als erster Präsident der Vereinigten Staaten trat im Jahre 1789 George Washington (1732-1799) sein Amt an. Er sollte es bis 1797 ausüben. Unter George Washington wurde mit der Suche nach einem ständigen Regierungssitz begonnen. Dazu beschloss man zunächst, Philadelphia von 1790 bis etwa 1800 die Hauptstadtfunktion zu übertragen und anschließend einen permanenten Sitz am Potomac River einzurichten.

Um dieses Vorhaben in die Tat umsetzen zu können, wählte der erste Präsident der USA ein die Bundesstaaten Maryland und Virginia umfassendes Gebiet, das zur damaligen Zeit noch vorrangig aus Sumpfland bestand. George Washington entschied sich für diesen Platz sicherlich vorrangig deshalb, weil er von der günstigen Lage am Potomac River überzeugt war. Die künftige Hauptstadt sollte dem US-Präsidenten als Amtssitz dienen, so dass bereits im Jahre 1792 mit dem Bau des Weißen Hauses begonnen wurde.

Als genaues Gründungsdatum Washingtons gilt der 16. Juli 1790; ihren Namen indes erhielt die Stadt am 9. September des Folgejahres. George Washington muss das peinlich gewesen sein, bezog er sich doch Zeit seines Lebens auf die Stadt als Federal City. Obwohl er direkt in der näheren Umgebung auf Mount Vernon lebte und die Lage der Stadt selbst ausgewählt hat, besuchte er sie nur sehr selten.

Der Name District of Colombia (DC) wurde deshalb gewählt, weil Colombia zur damaligen Zeit eine poetische Bezeichnung für die Vereinigten Staaten gewesen war. Diese wiederum geht auf den italienischen Kontinentsentdecker Christobal Colón bzw. Christoph Columbus zurück. Ursprünglich beinhaltete der Distrikt vier Sektionen, von denen die eigentliche Stadt Washington nur eine war. Die anderen hießen Alexandria County, Georgetown und County of Washington.

Weitere gestalterische Maßnahmen der künftigen Hauptstadt basierten auf den Plänen von Pierre Charles L'Enfant, einem Major der US-Army, der - sicherlich von Thomas Jefferson und dessen Eindrücken einer Deutschlandreise im Jahre 1788 - dabei auf architektonische Konzepte der deutschen Stadt Karlsruhe zurückgriff. Er bediente sich dabei eines barocken Stils und entwarf monumentale strahlenförmige Straßenzüge, die herrliche Blicke auf bedeutende Bauwerke zulassen sollten.

Die Funktion der US-amerikanischen Hauptstadt übte Washington ab dem 11. Juni 1800 aus.

Von 1800 bis heute

Bereits 14 Jahre später, nämlich im August des Jahres 1814 wurde Washington im Britisch-Amerikanischen Krieg (1812-1814) von einer englischen Streitmacht erobert. In Folge dieser gewaltsamen Besetzung erfuhr das Weiße Haus erhebliche Beschädigungen. Das Kapitol wurde sogar völlig zerstört. Dies geschah als Vergeltung für das Plündern und Brandschatzen in York (heute Toronto), das viele Kanadier in den Wintermonaten zu Wohnungslosen gemacht hatte. Der damalige US-amerikanische Präsident James Madison (1808-1817) floh mitsamt der Regierung nach Virginia. Indes hatte die Eroberung Washingtons insbesondere eine symbolische Bedeutung und sollte die Stärke der Briten demonstrieren.

Das Wachstum der Stadt vollzog sich nicht so rasant wie erhofft, so dass man im Jahre 1846 einen Teil des aus Virginia entlehnten Gebietes, nämlich Alexandria County, an diesen Staat zurückgeben konnte. Dies hing auch v.a. damit zusammen, dass sich die Bevölkerung von Alexandria dem Konkurrenzdruck durch den Hafen von Georgetown ausgesetzt sah und Angst vor einer Ächtung des Sklavenhandels in der Hauptstadt hatte.

Washington blieb bis zum Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) zunächst eine kleine Stadt (1860 ca. 75.000 Einwohner). Mit dem Krieg nun breiteten sich die Bundesregierung und ihre Behörden aus, um den Krieg und seine unmittelbaren Auswirkungen "verwalten" zu können. Bis zum Jahre 1870 wuchs die Stadt auf beinahe 132.000 Einwohner an.

In den frühen 1870ern wurde der Stadt Washington eine Territorialregierung gegeben. Indes stand diese durch die Extravaganz des Gouverneurs (= Alexander Robey Shepherd) unter einem schlechten Stern und endete damit, dass der Kongress seinen Posten abschaffen ließ und selbst die direkte Regierung der Stadt übernahm. Diese sollte der Kongress für das nächste Jahrhundert ausüben.

Seit 1878 sind die Grenzen Washingtons an die des Distrikts Colombias angeschlossen. Diese auf Kongressbeschluss zurückgehende Regelung beseitigte Washington County, während Georgetown, noch bis 1895 separat blieb und danach als Teil Washington DCs weiter existierte.

Die höchsten Bevölkerungszahlen erreichte Washington DC im Jahre 1950, als eine Zählung genau 802.178 Einwohner angab. Zu dieser Zeit galt die Stadt als neuntgrößte des Landes.

Im Jahre 1963 fand der berühmte Marsch auf Washington statt, in dessen Verlauf Martin Luther King mit anderen Führern und mehr als 250.000 Menschen in Washington für mehr Bürgerrechte der schwarzen Bevölkerung demonstrierte. Zu diesem Anlass hielt King auch seine berühmte Rede "I have a dream". Nach seiner Ermordung 1968 in Memphis (Tennessee) brachen Unruhen in der Stadt aus, welche vier Tage anhielten. Die Demonstranten kamen bis auf zwei Blocks an das Weiße Haus heran, so dass Präsident Lyndon Bates Johnson über 13.000 Bundessoldaten zu Hilfe zog.

Im Jahre 1973 erließ der Kongress das Gesetz zur Selbstverwaltung von Washington DC. Als eine Folge davon wurden die Ämter eines gewählten Bürgermeisters und eines Stadtrates etabliert. Der erste Bürgermeister der Hauptstadt wurde interesanterweise ein Mann namens Walter Edward Washington.

In den 1990ern erlebte Washington eine unglaubliche Welle an Tötungsdelikten, was ihr den unrühmlichen Beinamen "Mordhauptstadt der Vereinigten Stadten" (murder capital) einbrachte. Im Jahr 1991 erreichte die Zahl von Tötungsdelikten mit 482 pro Jahr den Höchstand in der Stadtgeschichte. Diese Rate sank bis 2005 jedoch auf 195 pro Jahr.

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