Tunis: Stadtgeschichte

Tunis in der Antike

Bereits vor der Ankunft der Phönizier war das Gebiet des heutigen Tunis besiedelt: Das berberisch-libysche Tunes ist einer der ältesten Orte am Mittelmeer. Die punische Zeit erstreckte sich etwa vom 11. Jahrhundert v. Chr. bis zum Jahre 146 v. Chr. In diesem Jahr zerstörten die Römer im Zuge des Dritten Punischen Krieges sowohl Karthago, die Stadt, in deren Schatten Tunis so viele Jahrhunderte lang stand, als auch Tunis selbst.

Karthago und Tunis wurden nun zunächst von den Römern wieder aufgebaut; es entstand die römische Provinz Africa, und unter Kaiser Augustus begann eine intensive römische Kolonisierung. Bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. entwickelte sich Africa zu einer der reichsten Provinzen Roms. Abermals war Tunis aber nur ein Vorort des mächtigen Karthago.

Tunis im Mittelalter

Gegen Ende des 7. Jahrhunderts begann die eigenständige Geschichte von Tunis mit der arabischen Eroberung; Tunis gewann in der Folgezeit schließlich überregionale Bedeutung. Die Stadt wurde befestigt und die Araber bauten die Lagune vor der Stadt zu einem Kriegs- und Handelshafen aus, bis die Aghlabiden schließlich im Jahr 894 Tunis anstelle von Kairouan kurzzeitig zur Hauptstadt von Ifriqiya machten und ihren Regierungssitz dorthin verlegten. Zu dieser Zeit wurde auch die Medina mit der Ez-Zitouna-Moschee erbaut.

Die nun folgenden Herrscherdynastien bauten die Stadt weiter aus. Es waren die Hafsiden, die Tunis schließlich im 13. Jahrhundert zur unumstrittenen Hauptstadt des Landes machten. Tunis erlebte vom 13. bis zum 16. Jahrhundert eine Blütezeit: Die Stadt wurde zum religiösen, geistigen und wirtschaftlichen Zentrum sowie zur wichtigsten Metropole Nordafrikas.1270 versuchte der französische König Ludwig IX. im Zuge des Siebten Kreuzzuges vergeblich, die Stadt zu erobern.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts begannen die spanisch-türkischen Auseinandersetzungen im Mittelmeer. Im Jahre 1535 gelangte die Stadt schließlich unter türkische Herrschaft: Der Kaiser Karl V. eroberte die Stadt. Während der Kämpfe starben 35.000 Muslime. Im Jahr 1574 konnten aber die Türken nach mehreren Kämpfen die Stadt endgültig unter ihre Herrschaft bringen und Tunesien war nun etwa 300 Jahre lang eine Provinz des Osmanischen Reiches. Während dieser Zeit entstanden zahlreiche Prachtbauten und Paläste, die noch heute das Stadtbild von Tunis prägen. Ab 1591 herrschten die türkischen Gouverneure, die Beys, über die Stadt. Sowohl die Juden als auch die Andalusier, die ab dem 17. Jahrhundert vor der Spanischen Reconquista nach Nordafrika geflohen waren, trugen zum kulturellen Aufschwung der Stadt bei.

Tunis unter französischer Kontrolle

Im Jahr 1881 machten die Franzosen Tunesien zum französischen Protektorat, die Protektoratsverwaltung hatte ihren Sitz in Tunis, die türkischen Husseiniden hatten aber weiterhin eine bevorzugte Stellung im Land. Als der See von Tunis immer mehr verlandete, erbauten die Franzosen einen Schifffahrtskanal vom Stadthafen zum neu erbauten Vorhafen von La Goulette. Zu dieser Zeit entstand auch der Prachtboulevard von Tunis, die Avenue Habib Bourguiba, von der aus man schachbrettartig eine Neustadt errichtete, die von Repräsentationsbauten, Verwaltungs- und Geschäftszentren geprägt war.

Zudem kam es zu einem enormen Bevölkerungszuwachs, auch durch die 150.000 europäischen Einwanderer, für die man neue Wohnviertel errichtete wie zum Beispiel um den Belvédère-Hügel. Die 300.000 Einwohner von Tunis lebten weiterhin in den alten Stadtvierteln. Im November 1942 wurde Tunis von deutschen Truppen besetzt. In der Folgezeit kam es zu mehreren Luftangriffen der Aliierten, durch die Tunis schwer beschädigt wurde.

Ab den 30er Jahren hatte sich eine tunesische Unabhängigkeitsbewegung gebildet, die seit etwa 1950 massive Auseinandersetzungen mit der tunesischen Regierung hatte. 1955 herrschte bereits innere Autonomie in Tunesien. Am 20. März 1956 erlangte Tunesien die Unabhängigkeit und die französischen Bewohner wanderten ab. Von 1957 an war Habib Bourguiba nach der Absetzung der Beys 30 Jahre lang der erste Staatspräsident der Tunesischen Republik. 1987 trat Ben Ali die verfassungsmäßige Nachfolge an.

Tunis in der Moderne

In der Folgezeit entwickelte sich Tunis zu einer der wichtigsten Metropolen der arabischen Welt. Es kam zu einer massiven Landflucht, durch die die Bevölkerung stark zunahm und immer mehr Neubaugebiete entstanden. In der Altstadt und den Slums verschlimmerten sich Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit sowie Umweltbelastungen.

Zwischen 1982 und 1993 hatte die PLO ihr Hauptquartier in Hammam Plage südlich von Tunis. Es wurde 1985 von der israelischen Luftwaffe bombardiert. 60 Menschen kamen dabei ums Leben.

1995 schloss Tunesien als erster Mittelmeerdrittstaat ein Kooperationsabkommen mit der Europäischen Union ab, das 1998 in Kraft trat. 2002 wurde ein Verfassungsreferendum erlassen, das unter anderem die Wiederwahl des Präsidenten für weitere Amtszeiten durchsetzte.

Mittlerweile wurden viele Elendsviertel durch Neubaugebiete ersetzt und es entstanden neue Industriegebiete und Einkaufszentren. Die Stadt ist außerdem sehr um den Erhalt der Baudenkmäler der Medina bemüht; immer mehr der Gebäude sind nach aufwändigen Restaurationen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Neuen Kommentar hinzufügen