Triest: Stadtgeschichte

Die Anfänge, Zeit der Römer
Vor der Ankunft der Römer in der Region war die Gegend um Triest von keltischen und illyrischen Stämmen bewohnt. Ab 177 v. Chr. hatten die Römers dann Feldzüge nach Istrien unternommen und hier drei römische Militärlager errichtet: es war das Hauptlager San Rocco zwischen den zwei kleineren in Monte Grociana Piccola im Nordosten und Montedoro im Südwesten. Im Jahr 128 v. Chr. siedelten sich römischer Bürger in Tergeste auf dem heutigen Stadthügel San Giusto, wo sich auch die Ursprünge von Triest befinden. In der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. wurde im heutigen Triestiner Vorort Barcola eine repräsentative römische Villa unmittelbar am Meer errichtet, es war die Villa Maritima, die sich an der Küste entlang erstreckt hatte. Die hier aufgefundenen Kunstwerke befinden sich im Museum Lapidario Tergestino im Kastell San Giusto in Triest in der Piazza Cattedrale 3, 34121 Triest.

Tergeste war ab 33 v. Chr. durch Mauern geschützt. Um Christi Geburt herum war Triest eine Grenzfestung gegen die Japyden. Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde Tergeste als römische Kolonie zu einem wichtigen Hafenort. Zur Zeit von Kaiser Trajan (98–117 n. Chr.) zählte die Stadt 12.000 Einwohner und hatte u.a. eine Basilika und ein Theater erhalten. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurden die römischen Wohnhäuser und Villen verlassen und es setzte eine Zeit des Rückzuges auf den Hügelbereich ein.

Nach dem Untergang des Weströmischen Reichs im Jahr 476 unter Kaiser Romulus Augustulus wurde Triest von Ostgoten, Byzantinern und Langobarden beherrscht. Das endete erst, als die Stadt 774 als Teil der Mark Friaul unter die Herrschaft von Karl dem Großen (747-814) geriet. Unter Kaiser Lothar III. (1075-1137) erhielt der Bischof von Triest auch die weltliche Macht über die Stadt, die bis zur Eroberung von Triest durch Venedig im Jahr 1203 angedauert hatte, was die nächsten 180 Jahre zu ständigen Konflikten mit Venedig geführt hatte. Sogar die Stadtbefestigungen ließen die Venezianer schleifen, die jedoch im Verlauf des 14. Jahrhunderts wieder neu errichtet wurden.

Unter den Österreichern
Um ihre Unabhängigkeit so gut wie möglich zu erhalten, hatten sich die Bürger von Triest im Jahr 1382 unter den Schutz des Habsburger Herzogs Leopolds III. (1351-1356) von Österreich gestellt. Er hatte in der Tat die Eigenständigkeit der Stadt unangetastet gelassen, wobei sich die Vorrechte der Österreicher im Wesentlichen nur auf die Ernennung eines militärischen Statthalters beschränkt hatten. Im Verlauf des 15. Jahrhundert kam es in der Stadt immer wieder zu Konflikten zwischen der kaiserlichen Partei und den Venezianern, die besonders von 1467 bis 1469 zu Terrorakten und Verwüstungen in den Straßen von Triest geführt hatten. Abgesehen von einigen kurzen Besetzungen der Stadt - vor allem 1508 und 1509 durch Venedig - sowie der Zeit unter Napoleon Periode 1797 und von 1805 bis 1806 und 1809 bis 1813 gehörte Triest bis zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 zu dem habsburgischen Österreichs – zuletzt unter Karl I. (1887-1922).

Triests wirtschaftlicher aber auch kultureller Aufstieg begann 1719 mit der Erhebung der Stadt zum Freihafen durch Karl VI. (1685-1740) – den die Stadt bis 1891 behielt. Seine Nachfolger Maria Theresia (1717-1780) und Joseph II. (1741-1790) hatten den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt maßgeblich durch den Bau wichtiger Viertel, der Borgo Teresiano) nordöstlich des heutigen Hauptplatzes und der südwestlich gelegenen Borgo Giuseppino. Der Hafen von Triest war seinerzeit der einzige große Seehafen Österreichs, aber die Konkurrenz von Venedig hemmte jedoch lange Zeit die wirtschaftliche Entwicklung Triests. Erst die Eroberung Venedigs durch Napoleon am Ende des 18. Jahrhunderts und der folgende Friede von Campo Formio – westlich von Undine in Italien gelegen - am 17. Oktober 1797, in dem Venedig zu Österreich kam, führte zu einer Blütezeit Triests. In der Folge hatte sich Triest sogar zum größten Handelszentrum an der Adria entwickelt.

Unter Napoleon wurde Triest von 1809 bis 1813 französisch. In dieser Zeit entstanden eine Reihe Gebäude im Stil des Klassizismus darunter die Oper Teatro Verdi. Aber 1813 hatte der österreichische General Christoph Freiherr von Lattermann Triest zurückerobert. Nach der Niederlage Napoleons wurde Triest durch den Wiener Kongress 1815 in das neu geschaffene Königreich Illyrien – das zum Kaiserreich Österreich gehörte - eingegliedert, dem es bis 1866 zugehörte
Ein großer Fortschritt in der Schifffahrt war es, als der österreichisch- böhmische Erfinder Ressel (1793-1857) am 1. Juli 1829 mit dem in Triest erbauten Schiff Civetta eine erfolgreiche Testfahrt mit einer Schiffsschraube als Antrieb durchgeführt hatte.

Während der Revolution von 1848 fanden in den österreichischen Provinzen Lombardei und Venetien, im heutigen
Italien, Aufstände gegen die habsburgische Herrschaft statt, die für einen geeinten italienischen Nationalstaat eintraten, während Triest auf der Seite Österreichs geblieben war.
1849 wurde Triest zur Reichsunmittelbare Stadt Triest. Da die bestehenden Hafenanlagen um 1867 dem wachsenden Handel nicht mehr entsprachen, wurde er ausgebaut und erweitert. Über den 1869 eröffneten Sueskanal konnten von hier aus auch Waren und Güter in Länder außerhalb Europas geliefert werden. Trotz des relativ großen Wohlstands kam es infolge des 1861 gegründeten Nationalstaats Italien zu Bewegungen, sich Italien anzuschließen. Die Bewegung erreichte einen Höhepunkt, als Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) 1882 Triest anlässlich der 500-jährigen Dauer der habsburgischen Herrschaft besucht hatte. Während der antiösterreichischen Demonstrationen entging der Kaiser nur knapp dem Bombenattentat von Guglielmo Oberdan (Wilhelm Oberdank) und seinen Komplizen.

Ein wichtiger Fortschritt war die Vollendung des Hafenumbaus im Süden der Stadt im Jahr 1883. Die Lagerflächen sowie der neue Südbahnhof (stazione meridionale, der heutige Trieste Centrale), der bis heute als einziger Personenbahnhof der Stadt noch besteht, wurden größtenteils auf aufgeschüttetem Land errichtet. Etwa um 1900 stand die Stadt in ihrer vollen wirtschaftlichen Blüte und stellte ihren Reichtum durch zahlreiche repräsentative Gebäude auch öffentlich zur Schau. In Triest wirkten einige bekannte Architekten wie etwa Heinrich von Ferstel und Schriftsteller und Künstler wie James Joyce und Italo Svevo,. Vor dem Ersten Weltkrieg wurden, vor allem auf Drängen durch den Erzherzog und habsburgischen Thronfolger Franz Ferdinand (1863-1914), in Triest zahlreiche Schiffe für die k.u.k. Kriegsmarine gebaut. Bei dem Attentat von Sarajevo am 28. Juni 1914 waren er und seine Frau Herzogin Sophie von Hohenberg durch den bosnisch-serbischen Nationalisten Gavrilo Princip (1894-1918) ums Leben gekommen. Das Attentat hatte später zum Ersten Weltkrieg geführt.

Der Erste Weltkrieg
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 ging die wirtschaftliche, kosmopolitische und kulturelle Entwicklung von Triest zu Ende und viele Einwohner hatten die Stadt verlassen. Zudem waren aus Triest im Laufe des Krieges wurden ungefähr 50.000 Männer zum Dienst in der k&k-Armee (k&k = kaiserlich-königlich) eingezogen. So wurde beispielsweise das. Infanterieregiment Nr. 97 bereits am 11. August 1914 nach Lemberg in Galizien transportiert, wo es in schwerste Abwehrkämpfe gegen die vordringende russische Armee verwickelt wurde Am 23. Mai 1915 hatte das bis dahin neutrale Italien dem Kaiserreich Österreich-Ungarn den Krieg erklärt. Damit wurde das Gebiet nordwestlich von Triest zum Kriegsgebiet, was u.a. dazu führte, dass zahlreiche Ausländer, wie beispielsweis James Joyce, Triest verlassen mussten.

Der Kriegseintritt Italiens führte in Triest zu starken Protestkundgebungen gegen die einheimischen Italiener , so wurden u.a. der Sitz der Lega nazionale zerstört und italienische Geschäfte und Kaffeehäuser geplündert. Wegen der nahen Front wurden Luftabwehr-Stellungen auf den Dächern und Plätzen errichtet, und Schulen und andere Gebäude wurden zu Lazaretten umfunktioniert. Auch hatte sich Stadt entvölkert - so waren etwa 35.000 in Triest lebende italienische Arbeiter mit ihren Familien nach Italien gegangen. Etwa 900 Triestiner mit italienischer Abstammung waren desertiert und zu den italienischen Streitkräften übergelaufen. Die italienfreundliche Einstellung vieler italienisch-stämmiger Triestiner sowie die nahe Front führte zu einer massiven Überwachung der Stadt durch die k.u.k. Militärbehörden. Aber Schätzungen zufolge waren weniger als 5% der Triestiner während des Krieges gegen Österreich eingestellt 1917 hatte sich die Front an den von Triest weiter entfernten Fluss Piave verlagert und im Herbst 1918 hatte die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn begonnen, sich aufzulösen.

Nach dem Ersten Weltkrieg
Der österreichische Statthalter in Triest Alfred von Fries-Skene () hatte am 30. Oktober 1918 dem triestinischen Comitato di salute pubblica die Macht übergeben. Am gleichen Tag beauftragte der österreichische Kaiser Karl I. (1887-1922) Admiral Nikolaus Horthy (1868-1957), die k.u.k. Kriegsmarine zu übergeben, was am nächsten Tag vollzogen wurde. Karl I. war nach nur rund zweijähriger Amtszeit am zurückgetreten

Die Waffenstillstandskommission der besiegten k.u.k. Armee unter dem General der Infantrie Viktor Weber von Webenau (1861-1932) hatte am 3. November 1918 bei Padua den Waffenstillstand von Villa Giusti in der in der Villa des Grafen Vettor Giusti del Giardino bei Padua unterzeichnet. Am selben Tag war italienisches Militär in die Stadt einmarschiert und hatte sie symbolisch für Italien in Besitz genommen. Im Vertrag von Saint-Germain wurde Triest im Herbst 1919 gemeinsam mit Istrien und Ostfriaul auch formell Italien zugesprochen. Viele österreichische Soldaten aus Triest und Umgebung waren erst 1920 aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt.

Nach dem Anschluss Triests an Italien strebten italienischstämmige nationalen Kräfte eine Italianisierung der ansässigen restlichen Bevölkerung an, besonders der slowenischen uns kroatischen Minderhei. Allmählich hatte sich Triest nach dem Anschluss an Italien zu einem Zentrum der faschistischen Bewegung entwickelt. Mit der Folge, dass slowenische Vereinigungen und Versammlungen und die Verwendung der slowenischen Sprache im öffentlichen Leben untersagt wurden. Sogar slowenische Familiennamen wurden ohne Einverständnis der Betroffenen italianisiert. Es ist nicht verwunderlich, dass es daher häufiger zu gewaltsamen Auseinsetzungen zwischen Italienern und Slowenen kam.
Die Angliederung an Italien hatte zudem negative Folgen für die wirtschaftliche Situation der Stadt, da die wichtigste Hafenstadt der Habsburgermonarchie zu einer der zahlreichen italienischen Adriahäfen wurde, was durch die Randlage noch verschlimmert wurde.

Am 30. Oktober 1922 hatten die Faschisten unter der Führung von Benito Mussolini (1883-1945) in ganz Italien und damit auch in Triest die Macht übernommen.
Im Zweiten Weltkrieg war Italien mit Hitler- Deutschland verbündet. Nach der Landung alliierter Truppen in Süditalien im Juli 1943 und der darauf folgenden italienischen Kapitulation am 8. September 1943 durch König Viktor Emanuel III. (1869-1947) hatten deutsche Verbände Norditalien besetzt, wo sich Mussolinis Repubblica Sociale Italiana bis Ende April 1945 als eine Art Marionettendiktatur unter den Deutschen etabliert hatte. Die deutsche Besatzungsmacht fasste Triest mit Udine, Gorizia, Pula, Fiume und Laibach/Lubiana zur Operationszone Adriatisches Küstenland (OZAK) zusammen.

Die Zone unterstand dem in Triest geborenen SS- und Polizeiführer Odilo Globocnik (1904-1945). In einem Vorort von Triest in der ehemaligen Reismühle Risiera di San Sabba wurde das einzige nationalsozialistische Konzentrationslager auf italienischem Boden eingerichtet. Der Gebäudekomplex diente als Gefangenenlager für italienische Soldaten, aber von Oktober 1943 an diente es vor allem der Haft von Geiseln, Partisanen und anderen politischen Gefangenen und als Sammellager für Juden, die von hier aus in die Vernichtungslager der Nazis, wie Auschwitz transportiert wurden. Man glaubt, dass vom 20. Oktober 1943 bis zum Frühjahr 1944 in der Risiera etwa 25.000 Juden und Partisanen verhört und gefoltert wurden, von denen bis zu 5.000 von ihnen ermordet wurden. Bevor 1945 jugoslawische Partisanen Triest einnahmen, hatte die SS einige Teile des Lagers gesprengt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieges hatte Tito Ansprüche auf Triest erhoben. Die Besetzung der Stadt durch jugoslawische Partisanen wurde jedoch darauf auf Druck der Alliierten beendet, was aber Tito nicht gehindert hatte den Anspruch auf Triest aufgegeben. Die Folge davon war ein jahrelanger Streit um die Zugehörigkeit der Stadt.

Ein vorläufiges Ende fanden die Auseinandersetzungen in Triest mit dem Pariser Friedensvertrag von 1947 zwischen Italien und den Alliierten. Danach wurde Triest mit dem nordwestlichen Teil Istriens bis einschließlich Cittanova/Novigrad im Süden als Freies Territorium Triest zu einem neutralen Staat unter der Hoheit der Vereinten Nationen erklärt. Der Gouverneur sollte vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ernannt werden. Verwaltungstechnisch war das Gebietin die Zone A, die die Stadt Triest mit ihrer nächsten Umgebung umfasste, die der britisch-amerikanischer Militärverwaltung
unterstand. Die Zone B, die das Hinterland der Stadt und den Nordwesten Istriens umfasste unterstand der jugoslawische Militärverwaltung.

Durch das Londoner Abkommen zwischen Italien und Jugoslawien von 1954 wurde das Freie Territorium Triest aufgelöst. Das Gebiet der bisherigen Zone A wurde provisorisch wieder einer italienischer Zivilverwaltung unterstellt, das Gebiet der bisherigen Zone B kam unter jugoslawische Zivilverwaltung. Dabei kam der jugoslawische Teil nördlich der Dragonja zur damaligen jugoslawischen Teilrepublik Slowenien und der Teil südlich der Dragonja zur Teilrepublik Kroatien. Danach hatten bis 1961 mehr als 20.000 Triestiner ihre Stadt verlassen und sich in ihrer Mehrheit in Australien und dort vor allem in Melbourne und Sydney niedergelassen

Dieser Zustand hatte sich dann im Vertrag von Osimo - einer Stadt in der Provinz Ancona in der heutigen Region Marken - vom 10. November 1975 geändert, als die Demarkationslinie von 1954 endgültig als italienisch-jugoslawische Grenze festgelegt und damit die Zugehörigkeit von Triest zu Italien bestätigt wurde..
Wegen der Grenzlage zu Slowenien und Kroatien war vor allem wirtschaftlich weitgehend isoliert. Das änderte sich erst nach dem Zerfall von Jugoslawiens in eine Reihe von eigenen Staaten, wie Kroatien und Slowenien. Ein besonders großer Sprung war 2004 der Eintritt von Slowenien in die EU. Ihre jahrzehntelange Randposition im äußersten Nordosten Italiens fand damit endgültig ein Ende. Am Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 stockte die der Ausbau und die Entwicklung des Porto Vecchio (Alter Hafen), aber Februar 2019 hatte der Stadtrat die Rahmenplanung für die
Erneuerung des Hafens beschlossen, was zu einem weiteren Aufblühen der Stadt geführt hatte.

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