Toronto: Stadtgeschichte

Toronto bis zur Stadtgründung

Zur Zeit der Ankunft der ersten Europäer in dem Gebiet, in welchem das heutige Toronto liegt, war dort der Stamm der Huron angesiedelt. Dieser hatte vor dem Jahre 1500 die Irokesen verdrängt, welche in diesem Gebiet zu jenem Zeitpunkt bereits Jahrhunderte ansässig gewesen waren. Auf diesen Stamm könnte auch der Name Toronto hindeuten, denn er korrespondiert mit dem irokesischen Wort tkaronto, was so viel wie Ort, an dem Bäume im Wasser stehen bedeutet. Diese Bezeichnung bezieht sich wohl auf das nördliche Ende des heutigen Lake Simcoe.

Französische Händler gründeten 1750 das Fort Rouillé an der Stelle, an der sich heute Torontos Exhibition Place ausbreitet, ein Areal, das verschiedensten Zwecken diente. Die Franzosen verließen ihr Fort aber bereits wieder im Jahre 1759.

Während der Amerikanischen Revolution (1775-1783) kamen viele britische Siedler in das unbesiedelte Land im Norden des Lake Ontario. Diese Siedler waren loyale Anhänger des Vereinigten Königreiches. Bereits 1787 konnten die Engländer mit dem Stamm der Mississaugas den so genannten Toronto Purchase aushandeln, ein Abkommen, das den Briten 101.528 Hektar Land in Toronto einbrachte. Im Gegenzug erhielten die Indianer 149 Fässer mit Waren und einen kleinen Geldbetrag. Im Jahr 1793 gründete Gouverneur John Graves Simcoe auf dem Gebiet der Siedlung die Stadt York. Er hatte sie nach Prinz Frederick, dem Duke of York and Albany benannt. Der Gouverneur war es auch, der mit York als neuer Hauptstadt des oberen Kanadas die Stadt Newark ablöste, weil er davon ausging, dass York von den Amerikanern weniger angreifbar sei. Am Eingang zum natürlichen Hafen Yorks wurde das Fort York errichtet, wobei sich die Siedlung eher am östlichen Ende dieses Hafens ausbreitete.

Im Verlauf des Krieges von 1812, in welchem die USA gegen Großbritannien und seine kanadischen Kolonien kämpften, wurde die Stadt 1813 in der Schlacht von York von den US-Amerikanern eingenommen. Die Übergabe der Stadt wurde von John Strachan ausgehandelt. Infolge einer großen Explosion wurde das Fort York stark zerstört. Das Parlamentsgebäude wurde von den US-Amerikanern in Brand gesetzt. Die Besatzung Yorks dauerte aber nur fünf Tage.

Seit dem 6. März 1834 heißt York offiziell Toronto und ist damit zum ursprünlichen Namen zurückgekehrt. Der erste Bürgermeister der Stadt, William Lyon Mackenzie, führte 1837 die erfolglose Rebellion des Oberen Kanadas gegen die britische Kolonialverwaltung.

Von der Stadtgründung bis hin zur Gegenwart

Im ausgehenden 19. Jahrhundert konnte Toronto ein schnelles Wachstum verzeichnen, zumal die Stadt schon damals ein wichtiges Ziel für Emigranten aus aller Welt war. Die erste große Migrantenwelle ereignete sich zwischen 1846 und 1849 und hing mit der großen Hungersnot in Irland zusammen. Bis 1851 war der irische Bevölkerungsanteil die größte ethnische Gruppe in Toronto geworden. Neben den v. a. katholischen kamen aber auch protestantische Iren in die Stadt.

Zweimal sollte Toronto für kurze Zeit die Hauptstadt der vereinigten Provinz von Kanada sein: einmal von 1849 bis 1852 und ein zweites Mal von 1856 bis 1858. Danach wurde Quebec zur Hauptstadt und schließlich Ottawa. Indes wurde Toronto nach der offiziellen Etablierung der Provinz Ontario im Jahre 1867 deren Hauptstadt.

Mitte des 19. Jahrhunderts setzte in Toronto die Industrialisierung ein, in deren Verlauf ein ausgedehntes Abwassersystem entstand, die Straßen mit Gaslaternen ausgestattet wurden und eine Eisenbahnlinie bspw. zwischen Toronto und den oberen größeren Seen (1854) gebaut wurde. Mit dem Einzug der Eisenbahn kamen immer mehr Immigranten in die Stadt.

1904 ereignete sich das Große Feuer von Toronto. In dessen Verlauf wurden weite Teile Downtowns zerstört. Jedoch wurde die Stadt rasch wieder aufgebaut.

Im ausgehenden 19. und im beginnenden 20. Jahrhunderts kam die nächste große Immigrantenwelle nach Toronto. Diese setzte sich insbesondere aus Deutschen, Italienern und Juden aus vielen Teilen Osteuropas zusammen. Auch verließen viele Chinesen, Russen, Polen und andere Gruppen ihre Heimatländer. Diese neuen Immigranten lebten vorerst in überfüllten barackenartigen Slums.

Trotz des enormen Wachstums blieb Toronto bis in die 1920er hinter der wirtschaftlichen Bedeutung Montreals zurück. 1934 jedoch konnte die Toronto Stock Exchange als größte Börse des Landes in Toronto eröffnet werden.

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ergossen sich erneut große Massen an Flüchtlingen nach Toronto. Diese stammten aus den kriegserschütterten Städten Europas.

Nachdem die auf Rassen basierende Immigrationspolitik Kanadas in den spätern 1960er Jahren abgeschafft worden war, gelangten wieder neue Immigranten aus aller Welt in die Metropole. Von 1951 bis 1971 verdoppelte sich die Einwohnerzahl der Stadt, und in den 1980ern hatte sie die Bevölkerungsgröße Montreals sowie dessen wirtschaftliche Bedeutung überholt. Zu dieser Zeit wechselten viele nationale und multinationale Gesellschaften ihren Hauptsitz von Montreal nach Toronto.

1954 wurde die Stadt Bestandteil einer regionalen Regierung, der Metropolitan Toronto Government. Dies hing mit der rapiden Entwicklung der Nachkriegszeit zusammen. Es wurde angenommen, dass eine Strategie zur koordinierten Landverwendung und zu besser verteilten Aufgabenbereichen die Effizienz der Region steigern würden. 1967 wurden die sieben kleinsten Stadtbezirke der Region in die größeren Viertel einverleibt. Als Resultat ergab sich eine Sechs-Städte-Konfiguration, die aus der Old City of Toronto und den sie umgebenden Stadtbezirken East York, Etobicoke, North York, Scarborough sowie York bestand. 1998 wurde die Metropolitan Government aufgelöst, und die sechs Stadtbezirke wurden zu einer Stadtgemeinschaft gemacht. Dies ist, was der heutige Begriff City of Toronto meint.

Neuen Kommentar hinzufügen