Tokyo: Stadtgeschichte

Kurze Übersicht

Tokyo (Tokio) liegt in der Bucht von Tokyo im Osten der japanischen Hauptinsel Honshū. Die Stadt umfasst eine Fläche von 628 km², bei rund 9,6 Millionen Einwohnern. Damit ist Tokyo einerseits die einwohnerreichste Stadt von Japan und andererseits Sitz der japanischen Regierung, des Parlaments sowie des Tennos (Kaiser). Administrativ ist die Stadt in 23 Bezirke unterteilt. Außerdem ist Tokyo das Zentrum der Metropolregion Tokio-Yokohama mit rund 38,5 Millionen Bewohnern – Stand 2021. Tokio ist das unbestrittene Industrie-, Handels-, Bildungs- und Kulturzentrum von Japans. So findet man hier u.a. zahlreiche Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstitute, sowie Theater und Museen. Mit den beiden Flughäfen Narita und Haneda und als Ausgangspunkt der meisten Shinkansen-Linien (Hochgeschwindigkeitszüge) bildet die Stadt das Verkehrszentrum von ganz Japan.

Man findet hier moderne Sehenswürdigkeiten wie dem Tokyo Tower oder die Tokyo Skytree und daneben die Kaiserlichen Gärten in Chiyoda, den Ueno-Park oder den Asakusa-Kannon-Tempel. Ein großes Problem ist die mit rund 15.290 Einwohnern pro Quadratkilometer große Einwohnerdichte. Zum Vergleich beträgt sie in Berlin rund 4.100 Einwohner pro Quadratkilometer und in London 5.670.

Die Anfänge

Besiedelt war das Gebiet des heutigen Tokyo (Tokio) schon in der Steinzeit. Bis ins 16. Jahr-hundert hinein war der Ort nur ein unbedeutendes Fischerdorf. Um 1446 Jahrhundert ließ der Feudalfürst Ōta Dōkan () eine Festung – die Burg Edo - auf den Mauern einer alten Burganlage errichten. Im Jahr 1590 war diese Burg in den Besitz von Tokugawa Ieyasu gekommen, der hier nach seinem Sieg in der Schlacht von Sekigahara sein neues Shōgunat - die Edo-Zeit begründete. Edo wurde neben Kyōto zum politischen und kulturellen Zentrum des Landes. Etwa 100 Jahre später war an der Stelle um die Burg eine kleine Ansiedlung zu finden. Der Ort trug zu dieser Zeit den Namen Edo, (Tor zum Fluss).

Um das Jahr 1600 beschloss der Kriegsherr Tokugawa Ieyasu, hier sein Hauptquartier aufzubauen und ein neues Machtzentrum außerhalb der damaligen Hauptstadt Kyoto zu errichten. 1603 wurde Ieyasu zum Shogun ernannt und Edo entwickelte sich fortan zur Metropole. Von nun an wurde dort die Politik gemacht, während der macht- und einflusslose Kaiser in der eigentlichen Hauptstadt Kyoto saß. Ieyasu verpflichtete die Provinzfürsten (etwa 250) dazu, Edo mit zur Residenzstadt auszubauen und ihre Residenzen in der Nähe seiner Festung zu errichten. Die Landesherren wurden zudem dazu verpflichtet, sich jedes zweite Jahr in Edo aufzuhalten. Ihre Familien mussten ohnehin in der Stadt bleiben, sozusagen als Geiseln. Edo entwickelte sich so zum Machtzentrum des Kriegeradels, zudem sowohl die ranghohen Daimyo als auch die niederen Soldaten zählten.

Bereits 1604 war die Brücke Nihonbashi erbaut worden, die von da an der Ausgangspunkt für die fünf großen Überlandstraßen wurde. 1657 zerstörte ein großer Brand große Teile der Stadt und forderte etwa tausend Menschenleben. Um 1700 war Edo dennoch bereits die größte Stadt Japans und das Zentrum von Politik und Verwaltung. Fast eine Million Menschen lebten in der sich rasend schnell entwickelnden Metropole. Während der Kriegeradel die Gebiete am Rande der Oberstadt bewohnte, war unterhalb dieser das Edo der Bürger entstanden, in welcher ein lebhaftes Treiben herrschte. Mit der so genannten Meiji-Restauration 1868 wurde das Shōgunat abgeschafft und der Sitz des Tennō nach Edo verlegt, die Burg wurde zum Kaiserpalast und Edo bekam seinen neuen Namen Tokyo bzw. Tokio,

Vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart

Da vor allem für die Versorgung der Residenzen und des Kaiserpalastes Kaufleute und Handwerker gebraucht wurden, ließen sich diese zahlreich in der Stadt nieder. In der Folge entwickelte sich Tokyo, das vormalige Edo sowohl zum wirtschaftlichen, politischen als auch zum literarischen und künstlerischen Zentrum Japans. Im Jahre 1853 erschien eine US-Flotte unter der Leitung von Commodore Matthew Perry in der Bucht von Tokyo und forderte die Öffnung des Landes zum Westen hin. Japan hatte sich seit dem 9. Jahrhundert von der Außenwelt stark abgeschottet. 1854 erzwang Perry mit dem Vertrag von Kanagawa (31.3.1854) die Öffnung zweier Häfen für den Überseehandel. In den folgenden Jahren wurden weitere Verträge von Japan auch mit anderen Staaten abgeschlossen. Mit der Meiji-Reform wandelte sich Japan von einem feudalen Staat zu einer konstitutionelen Monarchie. Der Shogun wurde abgesetzt und die Daimyo und die Samurai verloren ihre Macht.

1868 wurde unter Kaiser Meiji die Residenz von Kyoto nach Edo verlegt. Die Stadt wurde in Tokyo (östliche Hauptstadt umbenannt). Noch im gleichen Jahr wurde der Shintoismus zur Staatsreligion erklärt. Tokyo entwickelte sich fortan zur modernen Metropole. Nachdem ein Großbrand die Bezirke Ginza und Maronouchi zerstört hatte erfolgte der Wiederaufbau nach westlichem Vorbild. Sowohl im Krieg zwischen Japan und China (1894-1895) als auch im Krieg Japans gegen Russland 1904-1905 ging Japan als Sieger hervor. 1912 starb Kaiser Meiji und sein Sohn Yoshihito bestieg den Thron.

Am 1. September 1923 wurden Tokyo und Umgebung vom Großen-Kanto-Erdbeben, das eine Stärke von 7,9 auf der Richterskala besaß, heimgesucht. Da dieses sich um die Mittagszeit ereignete, war ein Großteil der Bevölkerung gerade dabei, sich ihr Essen auf kleinen Kohle-Öfen zuzubereiten. Durch die umherfliegende Glut und einen gleichzeitig herrschenden Taifun breitete sich rasend schnell Feuer aus. Sowohl die traditionellen Holzhäuser als auch ein großer Teil der Gebäude im westlichen Stil wurden ein Opfer der Flammen. Etwa 140.000 Menschen fielen dem Erdbeben und dem Feuer zum Opfer. Und knapp 2 Millionen Menschen wurden obdachlos. Durch das Beben und die bereits einsetzende Weltwirtschaftskrise stagnierten die Industrie und Wirtschaft in Tokyo. Die Wiederaufbauarbeiten dauerten bis zum Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. 1926 bestieg Kaiser Hirohito den Thron.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Tokyo zwischen November 1944 und März 1945 Opfer von schweren Luftangriffen der Amerikaner. Dabei waren ca. 100.000 Menschen ums Leben gekommen und ganze Stadtteile waren niedergebrannt. Nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima am 6. August und auf Nagasaki am 10. August hatte Japan kapituliert. Daraufhin hatten im September 1945 amerikanische Truppen die Stadt besetzt, die sie erst 1952 wieder verlassen hatten.

Ab den 50er Jahren des 20. Jahrhundert wuchs Tokyo rasant , zahlreiche neue Gebäude wurden errichtet Am 30. Dezember 1927 wurde die erste U-Bahn-Strecke in Tokyo zwischen Asakusa und Ueno eröffnet - heutzutage ein Teil der Ginza-Linie. Der Bau und die Planung sind dem Tokioter Bürgermeister Gotō Shimpei (1920–1923) zu verdanken. Heutzutage (Stand 2022) verfügt die U-Bahn über 13 Linien mit einer gesamten Streckenlänge von rund 316 km. Täglich benutzen rund 11,8 Millionen Menschen die U-Bahnen – in Berlin sind es rund 160.000 (Stand 2022).

1964 fanden die XVIII. Olympischen Sommerspiele vom bis zum in Tokyo statt. Anlässlich der Olympiade wurde am 1. Oktober 1964 auf der 515 km langen Strecke zwischen Tokio und Shin-Ōsaka mit dem Tōkaidō-Shinkansen der Verkehr aufgenommen. Anfangs wurde aus Sicherheitsgründen die Höchstgeschwindigkeit auf etwa 200 km/h begrenzt Während der 1980er Jahre boomte nicht nur in Japan sondern auch in Tokyo die Wirtschaft und im Zuge der Bubble-Economy stiegen die Grundstückspreise unglaublich schnell an. Aber seit Anfang der 1990er Jahre wurde es für die japanische Wirtschaft schwieriger, sich in der Welt zu behaupten. China wurde immer mehr zu einem ernsthaften Konkurrenten.

1995 verübten Mitglieder der Aum-Sekte unter ihrem Führer Asahara Shōkō (1955-2018) einen Giftgasanschlag in der Tokyoter U-Bahn. Dabei wurden über 5.500 Menschen verletzt und 12 Menschen kamen dabei ums Leben. Asahara Shōkō wurde am 2004 zum Tode verurteilt und das Urteil im September 2006 vom Obersten Gerichtshof Japans bestätigt. Daraufhin war er am 6. Juli 2018 in Tokyo durch den Strang hingerichtet worden. Seine sechs Mittäter waren kurz danach am 26. Juni 2018 ebenfalls gehenkt worden.

Tennos (Kaiser) seit dem 20. Jahrhundert

Allgemeine Hinweise
Die Institution des Tennō lässt sich bis zum Jahr 660 v. Chr. zurückverfolgen, als einer Legen-de nach Jimmu (711-585 v. Chr.) durch seine Thronbesteigung das japanische Kaiserhaus gegründet haben soll. Nach der Meiji-Restauration und der Entmachtung des Shoguns im Jahr 18868 wurde der Kaiserhof von Kyōto nach Edo verlegt, das in Tōkyō umbenannt wurde. Die Burg der Stadt, bis dahin Sitz der Tokugawa-Shogune, wurde am 26. November 1868 von dem Kaiser aufgesucht. Der Sitz des Tennos und der kaiserlichen Familie ist der Kōkyo im Zentrum Tokios. Der Kōkyo ist die kaiserliche Residenz, die auf dem ehemaligen Gelände der Burg Edo im heutigen Stadtteil Chiyoda im Zentrum von Tokio liegt.

Die wichtigste Funktion des Tenno besteht heutzutage in einer ein zeremonieller Natur. Das Datum aller offiziellen staatlichen als auch geschäftlichen Anlässen wird nach der Dauer der Herrschaft des gegenwärtigen Kaisers berechnet (Japanische Zeitrechnung). Im Artikel 1 der Nachkriegsverfassung von 1946 ist festgelegt, dass der Kaiser „das Symbol des Staates und der Einheit des Volkes“ sei. Seine politische Rolle ist auf eine Symbolfunktion beschränkt, die durch das Volk legitimiert ist.
Zu seinen politischen Aufgaben gehören heutzutage die formale Ernennung des Premier-ministers und des Präsidenten des Obersten Gerichtshofes, die Einberufung des Parlamentes, die öffentliche Verkündung von Gesetzen und die Entgegennahme der Akkreditierungs-schreiben der ausländischen Botschafter. Er hat jedoch in all diesen Angelegenheiten keine eigene Entscheidungsbefugnis.
Hirohito, der als Mitverantwortlicher des Zweiten Weltkrieges gilt, beteiligte sich daher nach der Kapitulation Japans nicht mehr am politischen Diskussionen. Nach seinem Tod 1989 setzte sein Sohn Akihito diese Haltung fort, er nahm aber anlässlich von Staatsbesuchen und Audienzen – im Gegensatz zu seinem Vater – zu außenpolitischen Fragen insbesondere zur Aussöhnung mit den früheren Kriegsgegnern Japans im Zweiten Weltkrieg Stellung, wobei ihm aber die Verfassung nach Ansicht der japanischen Regierung enge Grenzen auferlegt hatte Der Tennō ist zudem der oberste Priester des Shintō. Diese sakrale Funktion geht auf das kaiserliche Erntedankfest zurück, bei dem den Göttern durch den Kaiser frisch geernteter Reis geopfert wird. Im ersten Jahr nach der Thronbesteigung des Kaisers wird das Fest als Daijōsai (Gro-ßes Kosten) begangen. Eine erste Erwähnung dieses Rituals stammt aus dem Geschichtswerk Nihonshoki aus dem Jahre 720. Das Fest hatte sich jedoch sich im Laufe der Jahre bis zum heutigen gesetzlichen Feiertag, dem Tag des Dankes für die Arbeit gewandelt.

Eine Tennos

Yoshito
Yoshito (1879-1926) wurde am 31. August 1879 in Tokyo geboren. Den Kaiserthron hatte er 1912 bestiegen. Aufgrund einer schweren Erkrankung wurde sein Sohn im April 1921 für seinen regierungsunfähigen Vater zum Regenten ernannt. Er hatte nach dem Tod seines Vaters dann im Jahr 1926 den Thron offiziell bestiegen

Hiroito
Im Jahr 1926 hatte Hiroito (1901-1989) den Chrysantementhron als Tenno bestiegen. Er hatte sogar den Zweiten Weltkrieg im Amt überstanden und war 7. Januar 1989 in Tokyo verstorben.

Akihito
Sein Nachfolger war Akihito (geb. 1933), der am 30. April 2019 freiwillig sein Amt niedergelegt hatte.

Naruhito
Auf Akihito folgte sein am 23. Februar 1960 geborene Sohn Naruhito, der den Thron am 1. Mai 2019 bestiegen hatte und der amtierende Tenno von Japan ist. Seine Frau, die er nach großen Widerständen des "Palastes" am 9. Juni 1993 geheiratet hatte, war die am 9. Dezember 1963 in Tokio geborene Masako Owada.

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