Quedlinburg: Stadtgeschichte

Das Gebiet des heutigen Quedlinburg war bereits in der Altsteinzeit besiedelt gewesen.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadt Quedlinburg, in der man um das Jahr 850 herum eine Missionskirche auf dem heutigen Schlossberg errichtet hatte, im Jahre 922 in einer Urkunde König Heinrichs I. (876-936). In diesem Schreiben wurde von einer Quitilingaburg gesprochen. In den Jahren 922- 1207 besuchten die deutschen Könige etwa siebzig Mall die Stadt, die Heinrich I. (919-936) zu einer Reichspfalz der Ottonen ausbaute. Im Jahre 929 übergab der König seine Libelings-Pfalz an seine Frau Mathilde. In der folgenden Zeit wurde Quedlinburg zu einer bedeutenden Königs- und Kaiserpfalz.

Nach Heinrichs Tod gründete Mathilde im Jahre 937 das Kanonissenstift in Quedlinburg, das durch großzügige Landschenkungen von Heinrichs Sohn, Otto I. (dem Großen) (912-973), sehr wohlhabend wurde, und bis ins 19 Jahrhundert Töchter des Hochadels der Region aufnahm. Das Stift übte noch lange in der Stadt einen bedeutenden Einfluss aus, auch nachdem das Geschlecht der Ottonen ihre Macht verloren hatte.

994 erhielt die aufstrebende Kaufmannsstadt Markt-, Zoll und Münzrecht von Otto III. (980-1002). Bald darauf durften die Kaufleute der Stadt im gesamten Reich Handel betreiben. So stieg Quedlinburg zu einer der wichtigsten Städte im 10. und 11. Jahrhundert auf.

1426 schloss sich die Stadt der Hanse an, was Ausdruck der Macht seiner Bürger gewesen war. Diese stellten selbstbewusst den Roland, das Symbol der Hanse, vor dem Rathaus auf. Als Vertreterin der Kirche ließ allerdings die Äbtissin Hedwig sächsische Truppen durch ihre Brüder - die Sachsenkönige waren - in die Stadt holen, die den Bürgern im Jahre 1477 ihre Privilegien nahmen und den Roland stürzten. Dieser wurde erst 1869 wieder errichtet.

Während des Bauerkrieges 1524/1525 wurden vier Klöster der Stadt zerstört. Im Jahr 1539 wurde im Zuge der Reformation auch das oben genannte Stift "reformiert". Nach der Reformation begann der Aufstieg der bürgerlichen Stadt, deren Fachwerkhäuser noch heute zu besichtigen sind. Die Stadt fiel im Jahr 1803 an Preußen.

Im Jahre 1862 wurde Quedlinburg an das Schienennetz angeschlossen. Die Stadt wurde außerdem ein wichtiges Zentrum für Samenzucht und Gartenbau, was sie bis heute geblieben ist.

Im Jahre 1936 - genau 1.000 Jahre nach Heinrichs Tod - wurde die Stiftskirche von den Nationalsozialisten entweiht. Da Heinrich als der erste "deutsche" König galt und seine Überreste bis heute in der Stiftskirche begraben sind, wurde die Kirche von den Nationalsozialisten zu deren Zwecken vereinnahmt. Heinrich Himmlers SS nutzte die geschichtsträchtige Kirche fortan als Weihestätte .

1976 wurde das Fachwerkmuseum der Stadt eröffnet, und 10 Jahre später (1986) die Lyonel-Feininger Galerie. Der Quedlinburger Hermann Klumpp, ein früherer Absolvent des Bauhauses, hatte sie vor der Vernichtung durch die Nationalsozialisten bewahrt.

Seit 1992 ist der berühmte Kirchenschatz, den ein amerikanischer Soldat in die USA gebracht hatte, wieder in der Stiftskirche. Und nur zwei jahre später wurden dieser Kirchenschatz sowie das Ensemble der Fachwerkhäuser auf die Liste des UNESCOWeltkulturerbes gesetzt. Die Stadt Quedlinburg ist auch deswegen so besonders, da sie in der Neuzeit fast kaum über ihre mittelalterlichen Grenzen hinweg gewachsen ist.

Seit Mitte des Jahres 2006 verkehrt die Harzer Schmalspurbahn (Selketalbahn) bis nach Quedlinburg. Ihr Streckenverlauf geht von Quedlinburg über Gernrode, Alexisbad bis hin nach Harzgerode.