Osnabrück: Stadtgeschichte

Allgemeines

Osnabrück ist zusammen mit Münster als "die" Stadt des Westfälischen Friedens von 1648 bekannt. Dieser hier ausgehandelte Friedensvertrag beendete den seit 1618 - also dreißig Jahre - währenden Krieg in Europa, der im Wesentlichen zwischen den kaiserlichen Katholiken und den Protestanten geführt wurde. Der Krieg brachte seinerzeit unvorstellbares Leid über die Menschen und entvölkerte ganze Landstriche. Zudem führte der Krieg zu einer Verrohung der Menschen, wie man es sich kaum vorstellen konnte. Besonders die Zerstörung von Magdeburg am 20. Mai 1631 durch die kaiserlichen Feldherren Tilly und Pappenheimer mit etwa 20.000 Toten ist bis heute in Erinnerung geblieben. Wer sich für deutsche und europäische Geschichte interessiert, sollte die rund 165.000 Einwohner umfassende Stadt mit ihren rund 28.000 Studentinnen und Studenten in Niedersachsen unbedingt besuchen. Die Stadt liegt am rund 170 km langen Fluss Hase, der bei Meppen in den Dortmund-Ems-Kanal mündet

Von der Stadtgründung bis 1512

780
Die Stadt Osnabrück verdankt ihre Existenz Karl dem Großen (847-814), der hier an einem Zusammentreffen wichtiger Handelsstraßen im Jahr 780 eine Ortschaft an dem Fluss Ha-se gegründet hatte.

Um 800
Die Ortschaft wurde im Jahr 800 - dem Krönungsjahr von Karl dem Großen - zum Bistum erhoben. Der aus Friesland stammende Missionar Wiho (772-805) wurde dabei zum ersten Bischof von Osnabrück ernannt. Nach seinem Tode wurde Wiho heiliggesprochen.

880
In der Zeit von 880 bis 884 n. Chr. wird die Osnabrücker Domburg durch Überfälle der Normannen zerstört.

889
Die befestigte Domsiedlung wurde wiederaufgebaut und Osnabrück erhielt 889 das Markt-, Münz- und Zollrecht. Die dazu gehörige Urkunde stammte von Kai-ser Arnulf von Kärnten (um 850-899). Sie verlieh dem Orte den Charakter eines Marktfleckens.

900
Der Baubeginn des heutigen Osnabrücker Doms geht etwa auf das Jahr 900 zurück. Nach einem Brand im Jahr 1100 wurde der Osnabrücker Dom im Jahr 1106 durch Bischof Johannes I. eingeweiht.

1147
Im Jahr 1147 wurde Osnabrück in einer bischöflichen Urkunde zur Regulierung der Pfarrgrenzen zwischen Dom und St. Johann erstmals als "civitas" - Stadt bezeichnet.

1171
Osnabrück wurde durch Kaiser Friedrich Barbarossa (1122-1190) - er hatte der Stadt 1157 einen Besuch abgestattet - im rechtlichen Sinne zu einer Stadt.

1217
Die Stadt Osnabrück verwendete erstmalig im Jahr 1217 ein eigenes Siegel mit dem heutigen Osnabrücker Wappen, einem sechspeichigen Rad.

1246
Es kam zu einem Bündnis zwischen Münster, Osnabrück und Minden, mit dem Zweck, ihren Handel zu schützen. Dieser Bündnisvertrag wurde zu einer der Grundlagen für den späteren westfälischen Städtebund, der im 14. Jahrhundert in der Hanse aufging.

1254
In diesem Jahr wurde Osnabrück von einer Feuersbrunst heimgesucht, bei der auch der Dom beschädigt wurde

1275
Am 5. Februar 1275 wurde in Osnabrück erstmals ein Bürgermeister gewählt. Die damalige Bezeichnung lautete jedoch Schöffenmeister (rector consulum) und änderte sich erst im Jahr 1318 in die Bezeichnung Bürgermeister ("magister civium"). Der Schöffenmeister wurde jährlich neu gewählt und stand dem Schöf-fenkolleg vor, das im Osnabrücker Rathaus am Markt tagte. Mit diesem ersten, frei gewählten Oberhaupt begann eine Zeit der Selbstverwaltung von Osnabrück.

1302
Bei einem Feldzug des Bischof Ludwig von Ravensberg und den Osnabrücker Bürgern im Jahr 1302 wurde Graf Simon von der Lippe gefangen genommen. Da dieser die Stadt Osnabrück "befehdet" hatte, wurde er 1305 für 6 Jahre in den Osnabrücker Bucksturm gesperrt. Dieser Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert diente zu der Zeit als städtisches Gefängnis. Während der Hexenverfolgungen im 16. und 17. Jahrhundert diente er zusätzlich als Folterkammer. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde ein Kriegerdenkmal, das dem Infanterie-Regiment "Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig Nr. 78" gewidmet ist, am Turm angebracht und am 1. Oktober 1922 eingeweiht.

1306
In diesem Jahr hatten sich die bis dahin selbstständige Altstadt Osnabrücks und die Neustadt Osnabrücks mit einer gemeinsamen Festungsanlage zu einer Gesamtstadt zusammenschlossen und sich eine gemeinsame Satzung - die Sate - gegeben. Damit wurde die Hansestadt Osnabrück sowohl politisch, militärisch als auch wirtschaftlich zu einem ein gewichtigen Faktor.

1350
In Osnabrück wütete - wie in großen Teilen Deutschlands - eine schlimme Pestepidemie, der zahlreiche Menschen zum Opfer gefallen waren.

1394
Nachdem 1394 große Teile der Altstadt durch ein Feuer zerstört wurde, kam es zu Hexenverfolgungen, in deren Folge 103 Menschen als Hexen verbrannt wurden.

1404
Durch ein vom Bischof im Jahr 1404 n. Chr. an die Stadt Osnabrück eingeräumtes Recht, musste die im Stift gewebte Leinwand an den Rat der Stadt geliefert werden. Dieser stellte deshalb einen Leggemeister ein und die Osnabrücker Legge entstand. Damit verbunden erhielt Osnabrück das Privileg, die Qualität des in Osnabrück hergestellten Leinens mit dem Siegel der Stadt Osnabrück zu bestätigen. Damit wurde Osnabrück für fast 500 Jahre, der Haupthandelsplatz für Hausleinwand in Nordwestdeutschland.

1415 bis 1422
Zwischen 1415 bis 1422 wurde Osnabrück von Kaiser Sigismund (1368-1437) eingeladen, als freie Stadt an den Reichstagen teilzunehmen.

1424
Da die Wahl eines in Osnabrück unbeliebten Bischofs durch das Domkapitel im Jahr 1424 darin gipfelte, dass die Osnabrücker Bürger diesen im Osnabrücker Dom eingeschlossen hatten, wurde die Stadt mit dem Interdikt - dem kirchlicher Bannspruch - belegt.

1441
Der Graf Johann von Hoya (1395-1466) wurde im Jahr 1441 von den Osnabrücker Bürgern gefangengenommen und sechs Jahre lang in einem Eichenkasten, dem so genannten Johanneskasten eingesperrt.
Als 1447 die Reichsacht über Osnabrück verhängt wurde, kam er aus der Haft frei.

1450
In diesem Jahr wurde Osnabrück, das wegen der Auseinandersetzungen mit dem Grafen von Hoya den Lübecker Hansetag nicht besuchen konnte, für 10 Jahre aus der Hanse ausgeschlossen. Die Hanse war eine zwischen etwa Mitte des 12. Jahrhunderts und Mitte des 17. Jahrhunderts bestehende Vereinigungen hauptsächlich norddeutscher Kaufleute. Deren Ziele waren die Sicherheit der Überfahrt und die Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen. Die Hanse spielte aber nicht nur auf wirtschaftlichem, sondern auch auf politischem und kulturellem Gebiet eine sehr große Rolle.

1452/1470
Aber bereits 1452 war es gelungen, den Ausschluss aus der Hanse zu beenden und außerdem 1470 die Stadt aus der Reichsacht zu befreien

1488
Es kam zu einem Aufstand der Bürger gegen die Ratsherren und die Geistlichkeit, die mit der Hinrichtung des Schneidermeisters Johann Lenethun auf dem Marktplatz von Osnabrück im Jahr 1490 beendet wurde.

1512
Fertigstellung des 1487 begonnenen Neubaus des Rathauses.

Von 1530 bis zum Ersten Weltkrieg

1530
Eine verheerende Feuersbrunst hatte große Teile der Stadt zerstört. Die daraufhin ausgebrochenen Seuchen und eine zusätzliche Sturmkatastrophe, mit der daraus resultierenden Missernte und Hungersnot, forderten zahlreiche Opfer.

1544
Im Jahr 1544 war Osnabrück dem Schmalkaldischen Bund beigetreten, ein Bündnis evangelischer Reichsstände, das am 27. Februar 1531 in Schmalkalden geschlossen wurde.

1575
In Osnabrück wütete erneut eine Pestepidemie, der etwa 4.000 Menschen zum Opfer fielen.

1583
Innerhalb weniger Monate wurde 121 Frauen von der Inquisition grausam gefoltert und anschließend als Hexen lebend verbrannt.

1597 bis 1599
Weitere Pest-Epidemien wüteten in der Stadt.

1613
In diesem Jahr zerstörte ein großer Brand etwa 180 Häuser der Osnabrücker Altstadt, da-bei wurden auch das Rathaus und die Marienkirche von Osnabrück beschädigt.

1618 bis 1627
Von 1618 - dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges - bis 1627 war Osnabrück neutral. Aber Kaiser Ferdinand II. (1578-1637) hatte diese Neutralität 1627 beendet. Danach waren im Jahr 1628 Truppen der katholischen Liga in die Stadt eingezogen. Mit der daraufhin begonnenen Gegenreformation wurden die evangelischen Prediger und Lehrer aus der Stadt gewiesen und ein katholischer Rat eingesetzt, sowie das Jesuitenkolleg ausgebaut. Im Südosten der Stadt wurde mit der Petersburg, eine externe Festung errichtet, die von den Bürgern als Bedrohung wahrgenommen wurde. Daher wurde die Petersburg noch im Jahr des Westfäli-schen Friedens 1648 von den Bürgern der Stadt zerstört.

1633-1648
Nach einer relativ kurzen Belagerung im Jahr 1633 hatte sich das von den Kaiserlichen be-setzte Osnabrück den schwedischen Truppen ergeben. Die katholische Besatzung, die sich in die Petersburg zurückgezogen hatte, wurde anschließend ausgehungert. Daraufhin wurden die evangelischen Kirchen wiedereröffnet, der ursprüngliche Rat und das Ratsgymnasium nahmen ihre Arbeit wieder auf. Die erst 1632 neu geöffnete Universität wurde wieder geschlossen. Zwischen 1636 und 1639 kam es zu weiteren Hexenverfolgungen, so wurden 55 Menschen Opfer des Hexenwahns.

25. Oktober 1648
Zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 wurden in Münster und Osnabrück die Friedensverträge beschlossen, die den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland (1618-1648) und zugleich den Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg der Niederlande beendeten. Der Friedensschluss wird daher als "Westfälischer Frieden" bezeichnet. Der "Westfälische Friede" wurde am 25. Oktober 1648 vom Osnabrücker Rathaus aus verkündet. Der Krieg hatte große Teile Deutschlands verwüstet und etwa einem Drittel der Bevölkerung das Leben gekostet. Die grausamste Tat des an Grausamkeiten wahrlich nicht armen Krieges war die nahezu vollständige Zerstörung von Magdeburg am 20. Mai 1631 durch die kaiserlichen Feldherren Tilly 1559-1632) und Pappenheimer (1594-1632). Von den etwa 35.000 Einwohnen waren rund 20.000 ermordet worden. Im Jahr 1639 lebten nur noch ca. 450 Menschen in der Stadt.

1680
Fertigstellung des Osnabrücker Schlosses, dessen Baubeginn auf Ernst August von Braunschweig-Lüneburg zurückgeht.

1727
König Georg I. (1660-1727) von England war am 22. Juni 1727 im Osnabrücker Schloss ver-storben.

1763
Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges hatte Osnabrück nur noch 5.900 Einwohner. Während des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) - auch Dritter Schlesischer Krieg genannt - kämpften Preußen und Großbritannien/Kurhannover gegen die kaiserliche Habsbur-germonarchie, sowie gegen Frankreich und Russland

1803
Aufhebung des Fürstbistums Osnabrück durch den "Reichsdeputationshauptschluss" von Napoleon, Osnabrück stand danach unter französischer Herrschaft.

1813
Nach Beendigung der Herrschaft von Napoleon fiel das frühere Fürstbistum an das Königreich Hannover.

1866
In diesem Jahr ging der Deutschen Bund zu Ende. Nach der Besetzung des Königreiches Han-nover durch Preußen kam Osnabrück zu Preußen.
Der Deutsche Bund war ein Bund der - meist deutschsprachigen - Staaten, die vorher dem Heiligen Römischen Reich oder dem Rheinbund angehört hatten. Der Bund wurde am 8. Juni 1815 auf dem Wiener Kongress (1814–1815) gegründet.

1886
Einweihung einer Zugverbindung von Bielefeld nach Osnabrück.

1895
Der Osnabrücker Hauptbahnhof wurde eröffnet.

1906
In Osnabrück nahm die erste elektrische Straßenbahn ihren Betrieb auf - der 1960 jedoch wieder eingestellt wurde.

1909
Das neue Theater am Domhof wurde feierlich eröffnet.

Nach dem Ersten Weltkrieg bis heute

1918
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem damit verbundenen Ende des Kaiserreiches geriet auch Osnabrück in die Wirren dieser Jahre - so gründeten sich hier z.B. Arbeiter- und Soldatenräte. Der Erste Weltkrieg begann am 28. Juli 1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, infolge der Ermordung des Kronprinzen Erzherzog Franz Ferdinand (1863-1914) von Österreich-Ungarn am 28. Juni 1914 durch einen serbischen Nationalisten Gavrilo Princip (1894-1918) in Sarajewo im heutigen Bosnien und Herzegowina. Deutschland war am 1. August auf Seiten Österreichs-Ungarn in den Krieg eingetreten. Der Krieg endete am 11. November 1918 mit dem Waffenstillstand von Compiègne in Frankreich. Im Verlauf des Krieges hatten ca. 17 Millionen Menschen ihr Leben verloren.

1919
In diesem Jahr fand hier die erste demokratische Kommunalwahl statt, an der sich auch Frauen beteiligen durften.

1933
Nach der Ernennung von Adolf Hitler am 30. Januar durch den Reichspräsidenten von Paul Hindenburg (1847-1934) zum Reichskanzler übernahmen die Nationalsozialisten auch in Osnabrück die Macht.

1938
In der Progromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es auch in Osnabrück zu Ausschreitungen und Zerstörungen – so wurde u.a. die große Synagoge in der Rolandstraße zerstört.

1945
Osnabrück war am Ende des Krieges zu etwas weniger als 70% Prozent zerstört - die Innenstadt sogar zu 85 Prozent.

1947
Die Stadt Osnabrück wurde Teil des neuen Bundeslandes Niedersachsen der Bundesrepublik Deutschland, das am 1. November 1946 gegründet wurde.

1948
Im Zuge der 300-Jahresfeier der Verkündung des Westfälischen Friedens wurde das im Verlauf des Zweiten Weltkrieges zerstörte Rathaus im Rahmen einer Feierstun-de wiedereröffnet.

1950
Das im Krieg am 25. März 1945 zerstörte Stadttheater aus dem Jahr 1909 am Domhof wurde am 9. September 1950 wiedereröffnet.

1971
Gründung der Fachhochschule Osnabrück, der heutigen Hochschule Osnabrück in der Alb-rechtstr. 30.

1974
Nachdem die neue Universität Osnabrück ihren Lehrbetrieb aufgenommen hatte, war Osnabrück jetzt eine Universitätsstadt.

1979
Die Stadthalle Osnabrück - die heutige Osnabrückhalle – wurde am 12. Januar 1979 feierlich eröffnet. Das Gebäude wird für Kongresse, Tagungen, Präsentationen, Kulturveranstaltungen sowie für gesellschaftliche Ereignisse genutzt

1980
Die Stadt und das Bistum Osnabrück feierten ihr 1200-jähriges Bestehen.

1998
Das Felix-Nussbaum-Haus wurde im Juni 1998 eröffnet. Das Museum zeigt über 200 Werken des jüdischen Malers der Neuen Sachlichkeit Felix Nussbaum (1904-1944). Das Museum entstand nach einem Entwurf des US-amerikanischen Architekten Daniel Libeskind als Erweiterungsbau des Kulturgeschichtlichen Museums Osnabrück.

1998
350-Jahr-Feier zum Gedenken an die Verkündung des Westfälischen Friedens.

2000
Die Stadt Osnabrück war externer Standort der Weltausstellung EXPO in Hannover. Die EXPO in Hannover fand vom 1. Juni 2000 – 31. Okt. 2000 statt.

2005
Der 100. Geburtstag von Felix Nussbaum wurde mit einer großen Ausstellung der Werke des Malers der Neuen Sachlichkeit begangen. Nussbaum war am 11. Dezember 1904 in Osnabrück als Sohn jüdischer Eltern geboren und am 20. September 1944 im KZ-Auschwitz ermordet worden.

2006
In diesem Jahr fand hier der 26. Internationale Hansetag statt. Die Hanse war ein Städte-bündnis dessen Hochzeit zwischenMitte des 12. Jahrhunderts und Mitte des 17. Jahrhunderts lag.

2008
Im Jahr 2008 fand in Osnabrück der 97. Deutschen Katholikentages statt, zu dem mehrere zehntausend Gläubige die Stadt besucht hatten.

2015
Seit 2015 ist das Rathaus Osnabrück als eine der Stätten des Westfälischen Friedens mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.

2019
Vom 30. Mai bis 2. Juni 2019 fand in Osnabrück das 6. Deutsche Musikfest statt.

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