Mexiko City: Stadtgeschichte

Die vorspanische Zeit

Die Ursprünge von Mexiko-Stadt liegen im frühen 14. Jahrhundert. Damals zogen die Azteken, die sich selbst Mexica nannten, aus dem Norden oder Westen in das Gebiet des Texcoco-Sees, der in einem weiten Tal, dem Valle de México lag. Der flache, mit Schilf bewachsene See auf 2.200 m Höhe bot Schutz und reiche Nahrungsquellen. Zwischen 1325 und 1345 gründeten die Azteken auf einer Insel im westlichen Teil des Sees die Siedlung Tenochtitlán. Heute befindet sich an dieser Stelle das moderne Zentrum rund um den Hauptplatz Zócalo.

Laut der aztekischen Sage hat ihr Stammesgott Huitzilopochtli den Azteken befohlen, sich dort nieder zu lassen, wo ihre Priester einen Adler sähen, der mit einer Schlange im Schnabel auf einem Kaktus sitze. Heute befinden sich der Adler, die Schlange und der Kaktus auf dem Staatswappen Mexikos.

Tenochtitlán entwickelte sich zu einem florierenden Stadtstaat mit kriegerischen Ambitionen. In kurzer Zeit besiegten die Azteken mehrere Stadtstaaten im Seegebiet und wuchsen nach dem Sieg über die Azcapotzalco um 1427 zur stärksten Macht im Valle de México heran.

In der Mitte des 15. Jahrhunderts bildeten sie mit den an den anderen Seeufern gelegenen Stadtstaaten Texcoco und Tlacopan eine Dreier-Allianz gegen Tlaxcala und Huejotzingo im Osten des Tals. Diese Allianz bildete die Grundlage für die immense Ausbreitung des aztekischen Staates.

Im frühen 16. Jahrhundert beherrschten die Azteken mit ihrer Hauptstadt Tenochtitlán den größten Teil des zentralen Mexikos von der Golfküste bis zum Pazifik. In ihren 38 Provinzen könnten damals um die 5 Millionen Menschen gelebt haben.

Mit dem Aufstieg des Staates wuchs auch Tenochtitlán beträchtlich. Als 1519 die Spanier die Stadt betraten, wurde die Bevölkerung auf etwa 200.000 geschätzt. Keine damalige spanische Stadt verfügte über derart viele Einwohner.

Spanische Eroberung und Kolonialzeit

Die Spanier unter dem Konquistadoren Hernán Cortés (1485-1547) brauchten lediglich zwei Jahre, um die Hauptstadt des Aztekenreiches zu erobern und den mächtigsten Staat Mesoamerikas zu zerschlagen.

Nachdem Cortés am 21. April 1519 an der Karibikküste gelandet war, zogen seine Truppen in Richtung Tenochtitlán. Auf ihrem Weg besiegten sie die Tlaxcalteken und verbündeten sich mit ihnen gegen die Azteken. Die verbündeten Armeen unter Cortés marschierten am 8. November 1519 zum ersten Mal in die Hauptstadt des Aztekenreiches ein. Laut eines Berichts an den spanischen König war der Eroberer von der Größe und dem Reichtum der Stadt äußerst beeindruckt.

Der Aztekenherrscher Moctezuma empfing Cortés als Gast und übergab den Spaniern reiche Geschenke. Diese wurden kurz darauf nach Spanien verschifft. Trotz des freundlichen Empfangs nahm Cortés den Aztekenherrscher gefangen und verschanzte sich mit 400 Soldaten in Moctezumas Palast. Im April 1520 verließ Cortés die Stadt, um gegen das spanische Heer von Panfilo Narvaez zu ziehen, der ihn aufgrund eigenmächtigen Handelns absetzen sollte. In Tenochtitlán blieb lediglich ein Dutzend spanischer Soldaten zurück. Als Cortés im Juni 1520 nach dem Sieg über Narvaez in die Stadt zurückkehrte, herrschte eine feindliche Stimmung gegen die Spanier. Nach einem Massaker der Soldaten während einer religiösen Feier brach ein Aufstand unter der Führung von Moctezumas Bruder Cuitláhuac aus. Im Laufe der Kämpfe wurde der Aztekenherrscher Moctezuma getötet. Die Übermacht der Aufständischen zwang die Spanier am 30. Juni 1520 zur Flucht aus der Stadt. In der legendären Noche Triste (Traurige Nacht) starb etwa die Hälfte der Spanier. Zum Teil ertranken sie mit Gold beladen in den Fluten des Sees.

Nach der Niederlage zogen die Spanier nach Tlaxcala, erneuerten ihr Bündnis und zogen mit den Tlaxcalteken und anderen kleineren Stämmen des Tals zurück zum Texcoco-See. Sie belagerten Tenochtitlán über drei Monate und eroberten die Stadt endgültig am 21. August 1521. Nach dem Einmarsch der Spanier ordnete Cortés die vollständige Zerstörung der Stadt an, um jegliche Erinnerung an die Azteken auszulöschen. Die Kanäle wurden mit Trümmern zugeschüttet und darauf die neue koloniale Stadt im Schachbrett-Muster errichtet. Nur wenig erinnert in der heutigen Stadt an die Zeit Glanzzeit Tenochtitláns. Die neue Kolonialstadt unter dem heutigen Namen Ciudad de México (Mexiko-Stadt) wuchs schnell und verfügte um 1524 bereits über etwa 25.000 größtenteils spanische Einwohner. Sie wurde die Hauptstadt des neu errichteten Vizekönigreichs Neuspanien und entwickelte sich zum wichtigsten politischen und ökonomischen Zentrum der "Neuen Welt". 1537 lebten bereits um die 100.000 Einwohner in der Stadt.

Zur Landgewinnung wurden weite Teile des Sees zugeschüttet und erfolglos versucht, den ganzen See trocken zu legen. Heute ist der gewaltige See bis auf kleine Reste verschwunden.

Von der Unabhängigkeit ins 21. Jahrhundert

Nach elf Jahren des Kampfes gegen die spanische Krone wurde Mexiko 1821 unabhängig. Mexiko-Stadt hatte um die 155.000 Einwohner und war damals die größte Stadt Amerikas. Nach mehreren teils dubiosen Herrschern über die Stadt und das Land, gelangte 1877 der Diktator Porfirio Díaz (1830-1915) an die Macht. Unter seiner Herrschaft wurde die die Hauptstadt umfassend modernisiert und industrialisiert. Das Stadtgebiet wurde erweitert und der Texcoco-See größtenteils trocken gelegt, was bis heute reichende Wasserprobleme verursachte. Um 1910 lebten in Mexiko-Stadt bereits um die 400.000 Einwohner.

Nach der mexikanischen Revolution (1910-1920), die den Diktator Porfirio Díaz vertrieb, waren die Stadt und das gesamte Land ökonomisch stark geschwächt. Teile der Stadt wurden durch Kämpfe zerstört. Die 20er Jahre waren dem Wiederaufbau der Stadt gewidmet. In der wirtschaftlich und kulturell prosperierenden Stadt gestalteten mexikanische Künstler wie Diego Rivera und José Clemente Orozco zahlreiche Fassaden mit großen Wandmalereien.

Nach der Weltwirtschaftskrise von 1929 wurde die Stadt in den 30er, 40er und 50er Jahren stark industrialisiert und entwickelte sich zum Anziehungspunkt für die ärmere Landbevölkerung. Um 1940 hatte die Stadt 1,7 Millionen Einwohner und wuchs beträchtlich mit einem Bevölkerungswachstum von jährlich 7%. Um die Stadt herum entstanden arme Vorstädte und Slums.

Politische und soziale Reformen konnten nicht mit dem wirtschaftlichen Wachstum mithalten und der Unmut in der Bevölkerung wuchs. 1968, zeitgleich zur Ausrichtung der Olympischen Spiele in der Stadt, kam es zu massiven Protesten gegen die Regierung. Hunderttausende Mexikaner demonstrierten auf dem Zócalo, Studenten besetzten die Universität und die Regierung ging hart gegen sie vor.

Am 2. Oktober 1968, zehn Tage vor Beginn der Olympischen Spiele, versammelten sich mehrere tausend Menschen auf der Plaza de las tres Culturas (Platz der drei Kulturen) im Stadtteil Tlatelolco. Die Demonstranten wurden von schwer bewaffneter Polizei und Militär eingekesselt. Sie eröffneten das Feuer und töteten mehrere hundert Menschen. Die Bilder gingen um die Welt.

In den 70er Jahren begann Mexiko-Stadt bedenklich zu wachsen. Die Menschenmassen und der Verkehr führten zu massiver Luftverschmutzung, die heute eines der größten Probleme der Megalopolis darstellt. Daneben verschärfte sich die soziale Situation immer mehr. Mit seinen heute über 20 Millionen Einwohnern in der Agglomeration und dem stetigen Zustrom von Menschen ist die Stadt eine der größten der Welt und steht vor kaum lösbaren Problemen.

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