Karatschi: Stadtgeschichte

Ursprung

Seinen Ursprung nahm die heutige Millionenstadt Karatschi als loses Konglomerat aus kleineren Dörfern, zu denen auch die Ortschaft Eekalachi-jo-kun sowie die Festung Manora gehörten. Im 4. Jahrhundert v.d.Z. war es Nearchus, der Admiral Alexanders des Großen, der damals im Rahmen seiner Eroberungen nach Krokola segelte. Bei diesem Ort handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um das heutige Karatschi. Im Jahre 712 war Muhammad bin Qasim nach Indien gekommen und hat dort die Ortschaft Debul erobert. Auch diese lag höchstwahrscheinlich auf dem heutigen Stadtgebiet Karatschis.

Karatschi entwickelt sich

Wir machen einen großen Zeitsprung und gehen direkt ins wichtige Jahr 1729. Denn es war damals, als sich der Fischerort Kolachi-jo-Goth in eine Handelsniederlassung verwandelte. Damals war Kolachi zu einem Hafen ausgebaut wurde. Gehandelt wurden vor allem mit Maskat und Bahrain. In den darauf folgenden Jahren kam eine Festung hinzu, die über zwei Zugänge verfügte; das Khara Darwaza (dt. Brackiges Tor) zeigte zum Meer, das Meetha Darwaza (dt. Süßes Tor) zum Lyari-Fluss. 1795 gelangte Karatschi durch den Khan von Kalat an den Talpur-Herrscher von Sindh. Die Stadt wurde zum Haupthafen und stieg mithin an Bedeutung.

Von der Kolonialzeit bis zur Unabhängigkeit Pakistans

1839 nun kamen die Briten. Sie hatten die Bedeutung von Indus und Sindh erkannt und eroberten Karatschi am 3. Februar. Die folgenden Jahrzehnte sollten eine Zeit von kolonialer Herrschaft über die Stadt werden, die erst mit der pakistanischen Unabhängigkeit im Jahre 1947 endete.

In Karatschi, das bis zur Mitte des 19. Jahrhundert zum Hauptausfuhrhafen für Baumwolle geworden war, kam im Jahre 1876 Mohammed Ali Jinnah zur Welt, der als Gründer eines unabhängigen Pakistans in die Geschichte einging. Nach seinem Tode 1948 wurde er in Karatschi auch begraben.

Karatschi wuchs und wuchs und verfügte bald über Kirchen, gepflasterte Straßen, Eisenbahnschienen, kommerzielle Zentren und vor allem über einen gigantischen Hafen. Durfte etwa Lahore stolz auf die Bauwerke im Stil der Mughal-Gotik sein, enstanden in Karatschi überwiegend klassisch-britische Gebäude, die zum Teil noch heute zu bewundern sind. Dank des Zuwachses an Weizenanbau konnte Karatschi im 19. Jahrhundert schon bald mit Bombay konkurrieren. Immer weiter stieg Karatschis Bedeutung. Bis 1881 lebten schon fast 74.000 Menschen in der Stadt am Arabischen Meer. Seit den 1880ern bestand eine Eisenbahnverbindung, die Karatschi mit dem Rest von Britisch-Indien anschloss.

Karatschi – ab 1899 größter weizenexportierender Hafen im Osten und spätestens damals Tor zu Indien - wurde im Jahre 1936 zur Hauptstadt der neu ins Leben gerufenen Provinz Sindh. Dabei hatte die Stadt den Vorzug über die traditionellen Hauptstadt Hyderabad erhalten.

14. August 1947 – der unabhängige Staat Pakistan war entstanden und zur Heimat der mehrheitlich muslimischen Bevölkerungsteile Britisch-Indiens geworden. Karatschi fungierte als stolze Hauptstadt des jungen und hoffnungsvollen Staates. Mit den muslimischen Flüchtlingen des Ersten Indisch-Pakistanischen Krieges von 1947 explodierte die Bevölkerungszahl der Stadt.
Im Jahre 1959 löste das neu gebaute und retortenhafte Islamabad Karatschi als pakistanische Hauptstadt ab.

Von der Unabhängigkeit zur Gegenwart

Karatschi erfuhr während des Zweiten und des Dritten Indisch-Pakistanischen Krieges (1965 und 1971) erhebliche Zerstörungen durch indische Angriffe aus der Luft. Doch seit den 1970ern wächst die Stadt immer weiter. Bei der Volkszählung des Jahres 1998 erfasste man 9,3 Millionen Einwohner. Heute sind es mehr als 13 Millionen, die in einer Stadt leben, die für viele die Hoffnungen auf ein bisschen Wohlstand nicht erfüllt hat. Diese Menschen leben in den Slums und ärmlichen Wohngegenden von Migranten, während sich die Oberschicht in Clifton und Defense aufhält. Der frenetische Zuzog hatte auch eine steigende Kriminalität und viele ethnische Konflikte zur Folge. In den 1980er Jahren wurde der noch immer schlechte Ruf der Stadt geprägt: Damals war die Stadt Epizentrum von Unruhen. Und noch immer ist sie ein unruhiger Ort mit religiöser Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten. Auch Terroristen machten sich die Größe Karatschis zu Eigen und verübten dort zahlreiche Anschläge auf Ausländer, Politiker und Andersdenkende – so geschehen zuletzt 2011.

Im Jahre 2007 war Benazir Bhutto, die frühere Premierministerin Pakistans nach langem Exil wieder zurückgekehrt in ihre Geburtsstadt Karatschi. Dort wurde auf sie im Oktober desselben Jahres ein Selbstmordanschlag verübt. Während Bhutto unverletzt blieb, wurden 135 Menschen getötet. Bhutto selbst fiel 2007 in Rawalpindi einem tödlichen Attentat zum Opfer.

Im Jahre 2003 war es in Karatschi zu einer kleinen Umweltkatastrophe gekommen, als der mit 40.000 Tonnen beladene Öltanker Tasman Spirit vor Karatschis Küste auf Grund lief. Das Schiff brach auseinander, und 12.000 Tonnen Öl liefen ins Arabische Meer. Viele Küstenabschnitte wurden verseucht. Das Ökosystem der nahen Mangrovenwälder wurde geschädigt. Tausende Fische, Vögel und Meeresschildkröten starben.

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