Johannesburg: Stadtgeschichte

Erste Besiedlungen

Das Gebiet um das heutige Johannesburg wurde schon vor 125.000 bis 300.000 Jahren von dem so genannten Homo sapiens rhodesiensis bewohnt. Etwa seit 20.000 vor Christus bewohnten die San, ein Volk der Jäger und Sammler, als einzige Kultur die Region. Bis zum 11. Jahrhundert bewohnten sie das Gebiet, bis sie schließlich von den Bantu vertrieben wurden.

Vom "goldenen" Zeitalter bis zum Ende der Apartheid

Im Jahr 1886 entdeckte der australische Goldgräber George Harrison die Hauptgoldader am Witwatersrand. Wie sich später herausstellen sollte, befindet sich in der Region das größte Goldvorkommen der Welt. Von überall her strömten nach dieser Entdeckung Goldsucher zum Fundort und errichteten eine Zeltstadt um ihn herum. Die Regierung in Pretoria sah sich gezwungen, zu reagieren und wies den Goldsuchern Land an, auf dem sie siedeln durften. Es wurde ein Gebiet namens Randjeslaagte ausgewählt, das bislang ungenutzt gewesen war. Der Landvermesser Johan Rissik taufte das dreieckige Stück Land auf den Namen Johannesburg. Nach wie vor ist unklar geblieben, ob er die Stadt nach sich selbst, dem Regierungsbeauftragten für Bergbau Christian Johannes Joubert oder dem Präsidenten der ZAR, Paul Johannes Kruger benannte. Cecil Rhodes und andere Bergbauer und Minenbesitzer wie Barney Barnato konnten durch ihr enormes Zahlungsvermögen dieses größte Goldvorkommen der Welt abbauen. 1889 gründeten sie die Chamber of Mines, die allgemeine Regeln in Bezug auf die Einstellungspolitik, die Löhne und die Arbeitsbedingungen für alle Minenbesitzer erstellte. 1893 führte diese Organisation eine so genannte Rassenschranke ein, was von der ZAR-Regierung geduldet wurde: farbige Minenarbeiter durften nur noch manuelle Tätigkeiten verrichten.

Um 1895 lebten in Johannesburg bereits über 100.000 Menschen, innerhalb von nur 10 Jahren war die Stadt auf diese Größe angewachsen. Es kam zu Spannungen zwischen den Buren, die während des 19. Jahrhunderts über die Region geherrscht hatten, und den zugewanderten Briten. Die Buren empfanden die Zuwandere als Bedrohung für ihre politische Vorherrschaft und verweigerten ihnen das Wahlrecht. Außerdem erließen sie Zuwanderungsgesetze, aufgrund derer Schwarze und Inder nur in festgelegten Vierteln und Gegenden leben durften. Am Stadtrand entstanden zahllose, von Schwarzen und Indern überbevölkerte Barackensiedlungen und Elendsviertel. Im Zweiten Burenkrieg fiel Johannesburg an die Briten. Die Stadt wurde von nun an weitreichenden Veränderungen unterzogen: sie wurde umfassend modernisiert und der Hochschulkomissar Sir Alfred Milner holte erfolgreiche junge Briten von renommierten britischen Universitäten nach Johannesburg. Der englische Architekt Sir Herbert Baker erbaute Parktown-Häuser für die betuchten Herren, so dass neue Reichenviertel ebenso entstanden wie neue Townships. 1904 brach in den nördlichen Randbezirken die Beulenpest aus, was die Behörden zum Anlass nahmen, mehrere indische und afrikanische Siedlungen niederzubrennen.

1910 riefen die Briten die Südafrikanische Union aus, was den organisierten Bergbau einläutete. Zwar herrschte in Johannesburg eine strikte Trennungspolitik vor, zu Beginn der 20er Jahre lebten aber in einigen Townships wie zum Beispiel in Sophiatown Menschen verschiedener Hautfarben friedlich zusammen.

Die weißen Minenarbeiter schlossen sich etwa zur selben Zeit in Gewerkschaften zusammen, was Auseinandersetzungen um Lohn und Arbeitszeiten zur Folge hatte. Die schwarzen Arbeiter waren noch weit mehr von der Unterbezahlung betroffen und machten nun ebenfalls mobil, auch um zu kritisieren, dass für viele Arbeiten nur Weiße in Betracht gezogen wurden. Die Lage wurde immer angespannter, bis es 1922 schließlich zur Rand-Revolte kam; zuvor hatte die Chamber of Mines bereits die Facharbeiterposten auch für Schwarze zugänglich gemacht. Die Weißen waren empört und ihre Wut entlud sich in vier Tage andauernden Straßenschlachten. Man musste Regierungstruppen zu Hilfe rufen, damit die Ordnung schließlich wieder hergestellt werden konnte. Die Straßenschlachten hatten 200 Menschenleben gefordert. Premierminister Jan Smuts ließ sich von der Vehemenz der Weißen einschüchtern und verfügte, die diskriminierende Arbeitsplatzvergabe beizubehalten.

In den 20er Jahren wurden noch weitere Gesetze zu Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Schwarzen erlassen. In den 30er Jahren entstand der Bezirk Orlando in der zunächst 80.000 Schwarze lebten. Um Orlando herum entwickelte sich später Soweto. 1945 hatte die Anzahl der farbigen Menschen in Johannesburg um 100% zugenommen und war somit auf 400.000 angestiegen. 1946 traten 70.000 Mitglieder der afrikanischen Bergbaugewerkschaft in den Streik. Die Regierung entsandte Polizeikräfte: es wurden 12 Arbeiter getötet und mehr als 1.000 verletzt. Um 1950 brach die Apartheid-Politik der burischen Nationalpartei über Sophiatown herein: das Viertel wurde zu einer whites-only area erklärt und alle Andersfarbigen mussten die Gegend verlassen.

Auch andere Stadtviertel wurden in den 50er Jahren zu Weißenvierteln gemacht; man brachte die farbige Bevölkerung nach Meadowlands in die Nachbarschaft von Orlando. Zynisch nannte man Sophiatown von nun an Triomf (Triumph). Der ANC entwickelte sich zu dieser Zeit zur bedeutendsten Protestorganisation der Schwarzen. Eine weitere Entwicklung des Johannesburgs der 50er Jahre war die Entstehung einer Stadtkultur der farbigen Bevölkerung in den Townships. In den illegalen Kneipen, den so genannten shebeens wurde Marabi-Jazz gespielt und es entstand die neue Musikrichtung Mbaqanga. Zudem waren die 50er Jahre die Zeit des Drum Magazine, dem Sprachrohr der intellektuellen, farbigen Bevölkerung von Johannesburg. Die Journalisten Can Temba und Casey "Kid" Motsisi wurden durch die Zeitung weltbekannt.

Im Jahre 1960 nahm Nelson Mandelas African National Congress (ANC) in Kapstadt den bewaffneten Widerstand gegen die Regierung auf, nachdem die Regierung die friedlichen Demonstrationen anderer Anti-Apartheid-Gruppierungen wie dem Pan Africanist Congress (PAC) gewaltsam niedergeschlagen hatte. Am 12. Juni 1964 wurde Nelson Mandela zu lebenslanger Haft verurteilt und auf die Gefängnisinsel Robben Island vor Kapstadt gebracht.

1972 wurde der politische Aktivismus der farbigen Bevölkerung mit der Bildung des Black Consciousness Movement (BCM) wieder neu belebt. 1976 brachen in den Schulen der Townships Schülerunruhen aus, die sich über das ganze Land verbreiteten. Die Jugend führte nun Krieg gegen den Staat und die Lage eskalierte soweit, dass die Regierung den Ausnahmezustand ausrief und der Armee bei der Bekämpfung der Revolte uneingeschränkte Handlungsfreiheit zugestand. Gegen Ende der 80er Jahre lockerte die Regierung die Gesetze der Apartheid, verschloss aber die Augen vor den neu entstehenden Problemen.

Johannesburg heute

Im Jahr 1990 wurde die Apartheid abgeschafft und auch Johannesburg von den diskriminierenden Rassentrennungsgesetzen befreit. Die ersten Jahre nach der Entlassung Nelson Mandelas nach 27 Jahren Haft waren jedoch von politischer Gewalttätigkeit geprägt. 1994 gewann der ANC in Gauteng die Wahlen mit deutlichem Vorsprung und wurde 1999 wieder gewählt. An der politischen Front tauchten neue Gesichter auf und farbige Menschen arbeiteten sich erfolgreich in einflussreiche Positionen von Handel und Industrie.

Noch heute ist das größte Problem Johannesburgs die hohe Kriminalität. In der Innenstadt stehen zahlreiche Gebäude leer, da viele Einwohner und Geschäftsleute aus Sicherheitsgründen in die Vororte gezogen sind. Die Städteplaner haben ehrgeizige Pläne für die Gestaltung der Provinz um Johannesburg, was der Hochgeschwindigkeitszug Gautrain Rapid Rail Link und die Inbetriebnahme des Flughafens Johannesburg im Jahr 2006 belegen.

Johannesburg war bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika mit den folgenden beiden Spielorten und Spielen dabei:

- Coca-Cola-Stadium bzw. Coca-Cola-Park (auch noch oft Ellis-Park-Stadion genannt)
Insgesamt fünf Gruppenspiele, ein Achtel- und ein Viertelfinale wurden im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika in Johannesburgs Coca-Cola-Stadion ausgetragen. Das extra für das sportliche Großereignis umgebaute und erweiterte Stadion bietet Platz für etwa 70.000 Zuschauer. Es ist im Jahre 1928 eingerichtet und lange Zeit ausschließlich als Rugby-Stadion genutzt worden. Nachdem das alte Stadion 1982 abgerissen und hernach als neues Rugby-Stadion aufgebaut worden war, fand hier sogar das Finalspiel der Rugby-Weltmeisterschaft des Jahres 1995 statt. Für die Fußball WM 2010 musste das Stadion, das inmitten eines großen Sportkomplexes liegt, nicht erheblich umgebaut werden - anders als viele andere Sportstätten Südafrikas.

Soccer City Stadium (First-National-Bank-Stadion, FNB-Stadion und “Soccer City”)
Dem mit 94.700 Zuschauer größten Stadion von ganz Afrika kam im Juni und im Juli 2010 die Ehre zu, neben den vier Gruppenspielen, dem Achtel- und dem Viertelfinale das Eröffnungs- sowie das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 auzustatten. Für diesen Zweck wurde das 1987 konstruierte Stadion im Jahre 2009 umgebaut, wobei man sich an traditionellem afrikanischen Design orientiert hat. Es hatte vor diesen Baumaßnahmen dem renommierten südafrikanischen Klub Kaizer Chiefs als Heimstätte gedient. Das Soccer City Stadion ist auch historisch sehr bedeutend, denn im direkt neben dem ehemaligen Township Soweto gelegenen Stadion rief Nelson Mandela auch zur ersten großen Massenkundgebung nach seiner Freilassung aus. Außerdem fungierte die Riesensportstätte im Jahre 1996 als Austragungsort des Afrika-Cups, den Südafrika damals ausgerichtet und auch gewonnen hat.

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