Heilbronn: Stadtgeschichte

Kurzübersicht

Die Anfänge der heutigen Stadt Heilbronn gehen auf einen fränkischen Königshof im 7. Jahrhundert zurück. Die den Hof umgebende Siedlung hatte sich im Laufe der Jahre vergrößert und wurde im 14. Jahrhundert zur Reichsstadt erhoben. Aufgrund ihrer Lage am Neckar und an einigen Fernwegen und hatte sich die Stadt zu einem bedeutenden Handelsplatz in Südwestdeutschland entwickelt.

Im Jahr 1802 kam Heilbronn zu Württemberg und hatte sich nach der einsetzenden Industrialisierung nach Stuttgart zur zweitgrößten Industriestadt des Landes entwickelt. Durch einen schweren Luftangriff am 4. Dezember 1944 wurde die historische Innenstadt völlig zerstört. Aber trotz des intensiven Wiederaufbaus blieben zahlreiche alte Gebäude für immer zerstört.

Heilbronns Anfänge, Frühmittelalter

Das Frühmittelalter erstreckt sich etwa auf einen Zeitraum zwischen ca. 500 n.Chr. bis etwa zum Jahr 1050. Nach dem Fall des römischen Limes im Jahre 260 n. Chr. beherrschten die Alamannen das römische Dekumatland und damit auch das Neckarbecken bei Heilbronn.

Bereits im frühen 5. Jahrhundert stammen die ersten christlichen Symbole in Heilbronn. In einem 1901 gefundenen alamannischen Frauengrab fand man das Beinkästchen von Heilbronn, ein aus dem 5. Jahrhundert stammendes Kästchen mit Schiebedeckel.

Das Kästchen war Teil der vor- und frühgeschichtlichen Sammlung des historischen Museums der Stadt Heilbronn, das danach im 1935 gegründeten Alfred-Schliz-Museum ausgestellt, wo es beim Luftangriff der Royal Airforce am 4. Dezember 1944 zerstört wurde.

Eine Nachbildung des Kästchens aus Elfenbein befindet sich heutzutage im Städtischen Museum Heilbronn. In dem fränkischen Königshof aus dem 7. Jahrhundert hatte Ludwig II. der Deutsche (806-876) im Jahr 841 Hof gehalten und dazu die Vertreter der westgermanischen Alamannen (auch Alemannen) eingeladen, um mit ihrer Hilfe seine Macht gegenüber seinen Brüdern zu festigen. Einige der ältesten Funde in Württembergs beweisen die Existenz einer bedeutenden Ansiedlung von Juden in Heilbronn im 10. und 11. Jahrhundert.

Heilbronn im Hochmittelalter

Unter dem Hochmittelalter wird die Zeit zwischen ca. 1050 bis 1250 bezeichnet. Um das Jahr 1050 gab es in Heilbronn einen Markt mit Marktgericht. Die Marktherren waren die Grafen von Calw. Man nimmt an, dass sich in Heilbronn bereits im Hochmittelalter aus Nachkommen von Hofbeamten und reichen niederadligen Geschlechtern honorige Familien entstanden waren, aus denen sich später das Patriziat entwickelte. Ab dem späten Mittelalter hatte sich das Patriziat zu einer kleinen elitären Oberschicht entwickelt. So gab es am Ende der reichsstädtischen Zeit um 1800 etwa 80 Patrizierfamilien, deren politischer und gesellschaftlicher Einfluss auch noch länger angedauert hatte. Im Jahr 1222 wurde der bischöflich-würzburgische Besitz an die Bürger der Stadt verkauft. Später hatte sich eine vom Patriziat geführte Marktgemeinde entwickelt.

Heilbronn im Spätmittelalter

Unter dem Spätmittelalter versteht man die Zeit zwischen etwa 1250 und etwa 1500. Aus dem Jahr 1265 datiert das älteste Stadtsiegel, das der Staufer Friedrich II. () der Stadt Mit dem Bau der etwa 2.400 m lange Stadtmauer war etwa am Beginn des 14. Jahrhunderts begonnen worden. Zusammen mit ihren späteren zehn Türmen umschloss die Mauer das etwa 26 ha = 0,26 km² große Stadtgebiet, das im Westen von einem Seitenarm des Neckars begrenzt wurde. Die bebaute Fläche der Stadt hatte sich bis ins frühe 19. Jahrhundert nicht mehr wesentlich vergrößert. 1303 wurde erstmals ein Brückentor erwähnt, was darauf hingedeutet hatte, dass eine Neckarbrücke den Zugang zur Stadt ermöglicht hatte. Aus dem Jahr 1265 datiert das älteste Stadtsiegel, das der Staufer Friedrich II. (1194-1250) der Stadt gestattet hatte zu führen.

Am 9. September 1281 hatte Rudolf I. (1218-1291) von Habsburg in Gmünd Heibronn das Stadtrecht verliehen. Im Jahre 1297 wurde die Kilianskirche erstmals urkundlich erwähnt und um 1300 wurde das Heilbronner Rathaus am Marktplatz errichtet. Der Rat beherrschte und kontrollierte den Handel innerhalb der Stadt und zu seinen Aufgaben hatte u.a. auch das Marktgericht gehörte. 1306 hatte der Rat das Katharinenspital gestiftet, aus dem sich in der Zukunft ein Krankenhauswesen entwickelt hatte.

1309 hatte der römisch-deutsche König aus dem Geschlecht der Staufer Heinrich VII. (1211-1241) besucht. 1314 wurde erstmals ein magister civium (Bürgermeister) erwähnt. 1322 hatte Ludwig IV. - der Bayer (1282-1347) der Stadt die hohe Gerichtsbarkeit verliehen, womit auch Todesurteile verhängt und vollstreckt werden konnten. Im Jahr hatte das Kloster Maulbronn die Reste seiner Heilbronner Besitzungen an die Patrizier der Stadt verkauft. Im selben Jahr hatte die Stadt einen Landfriedensbund mit sieben anderen Städten der Landvogtei Niederschwaben abgeschlossen. Im Jahr 1332 gab es zwei Bürgermeister, die aber weiterhin den königlichen Beamten unterstellt waren. Im selben Jahr trat die Zollfreiheit mit Nürnberg in Kraft und 1333 erhielt die Stadt ein weiteres Jahrmarktsprivileg. 1359 wurde erstmals ein Apotheker in Heilbronn und 1374 ein Wundarzt erwähnt.

Heilbronn während der Frühen Neuzeit

Unter der Frühen Neuzeit versteht man die Zeit zwischen etwa 1500 bis 1789 - dem Beginn der Französischen Revolution. Es sei erwähnt, dass unter der Neuesten Zeit man die Zeit zwischen 1789 und der Gegenwart versteht. Im Jahr 1519 war Götz von Berlichingen als Gefangener des Schwäbischen Bundes in Heilbronn inhaftiert. Einer der Anführer im Bauernkrieg war der bei Heilbronn geborene Jäcklein Rohrbach, der mit dem Neckar-Odenwälder Bauernhaufen um Ostern 1525 das außerhalb der Stadtmauern gelegene Heilbronner Karmeliterkloster geplündert hatte. In der Stadt selbst richtete sich die Wut der Bauern gegen den Deutschen Orden im Deutschhof. Rohrbach wurde am 21. Mai 1525 lebendig verbrannt.

Die Stadt Heilbronn hatte sich früh der Reformation angeschlossen, so ist beispielsweise der vom Kilianskirchprediger Johann Lachmann verfasste Heilbronner Katechismus von 1528 einer der frühesten protestantischen Katechismen. Im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts war es in der rund 4.000 Einwohner zählenden Stadt zu einer wirtschaftlichen Blüte gekommen. Aus dieser Zeit stammen beispielsweise der Westturm der Kilianskirche, das Fleischhaus und das Heilbronner Rathaus. Während des Dreißigjährigen Kriegs hatte auch Heilbronn zu leiden.
Nach der Schlacht bei Wimpfen wurde 1622 der Stadtteil Neckargartach niedergebrannt. 1633 hatten die Schweden im Deutschhof den Heilbronner Bund mit den protestantischen süddeutschen Reichsstädten geschlossen. Von 1634 bis 1647 war die Stadt jedoch wieder in der Hand kaiserlicher Truppen, danach zogen französische und anschließend kurpfälzische Truppen ein. Die Stadt blieb aber nach dem Westfälischen Frieden 1648 eine protestantische Festung des Schwäbischen Reichskreises. Im Jahr 1688 wurde Heilbronn im Pfälzischen Erbfolgekrieg von den Franzosen besetzt Im Jahr 1694 fand hier der letzte Hexenprozess statt. Um 1750 waren Gebäude im Stil des Rokokos entstanden, darunter das Kraichgauarchiv, das Schießhaus sowie das Waisen-, Zucht- und Arbeitshaus Etwa 20 Jahre später entstand in der Stadt der Vieh- und Pferdemarkt, der Heilbronn für über ein 100 Jahre zu einem der größten südwest-deutschen Umschlagplätze für Schlachtvieh gemacht hatte.

Heilbronn bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts

Im September 1802 wurde Heilbronn gemeinsam mit anderen Reichsstädten Sitz des Oberamts Heilbronn, von denen Joseph Christian Schliz (1781-1861) und Friedrich Mugler (1793-1869) die ersten Ehrenbürger der Stadt wurden Um den Neckar schiffbar zu machen – der durch zahlreiche Wehre und Mühlen versperrt gewesen war - wurde 1821 der Wilhelmskanal eröffnet. Heutzutage steht der Kanal als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz. Durch die Heilbronner Papiermühlen am Neckar war Heilbronn 1832 die Stadt mit den meisten Fabriken im Königreich Württemberg, weswegen die Stadt auch als schwäbisches Liverpool bezeichnet wurde. Das hatte zur Folge, dass sich die Einwohnerzahl etwa versechsfachte und infolgedessen über die seit Jahrhunderten fast unveränderten alten Stadtgrenzen hinauswuchs. Infolgedessen wurden die alten Stadttore und Stadtmauern abgerissen.

Bis 1880 waren Eisenbahnverbindungen von Heilbronn zu wichtigen süddeutschen Städten entstanden. Heilbronn war 1848 ein Zentrum der bürgerlichen Märzrevolution, die durch das königliche Militär aus Stuttgart jedoch unterdrückt wurde. Im Jahr 1873 wurde durch den in Hamburg geborenen Reinhard Baumeister (1833-1917 ein Generalbauplan für die Stadt erstellt. Ein wichtiger Schritt in die Moderne unternahm Heilbronn Januar 1892 mit dem Anschluss an das Stromnetz des Elektrizitätswerks in Lauffen. Damit hatte Heilbronn als erste Stadt weltweit die Fernversorgung mit Strom bekommen. Zu den bedeutendsten Unternehmen in dieser Zeit gehörten die Brauerei Cluss, die Silberwarenfabrik Peter Bruckmann & Söhne, die Heilbronner Zuckerfabrik, die Suppenfabrik Knorr und die Maschinenbau-Gesellschaft Heilbronn.
Der spätere Bundespräsident Theodor Heuss (1884-1963) war von 1912 bis 1917 Chefredakteur der Neckar-Zeitung, einer damals überregional bedeutenden Zeitung. Obwohl Heilbronn politisch eine „rote Hochburg“ war, war es bei der Novemberrevolution 1918/1919 zu keinen größeren revolutionären Handlungen gekommen.

Heilbronn zur Zeit der Nationalsozialisten

Bereits 1923 hatte sich eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet, die jedoch bis zur „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 bedeutungslos war. Das hatte sich aber sehr schnell unter dem NS-Kreisleiter Richard Drauz (1894-1946) geändert. 1935 wurden im Zuge der Kanalisierung des Neckars die Großschifffahrtsstraße Heilbronn-Mannheim und der Heilbronner Kanalhafen eröffnet. 1936 wurde die Autobahn nach Stuttgart fertig. Mit 72.000 Einwohnern war die Stadt nach Stuttgart während dieser Zeit die zweitgrößte in Württemberg.

Am 10. November 1938 wurde im Zuge der Judenprogrome die Heilbronner Synagoge durch Brandstiftung zerstört und bereits im Verlauf des Jahres 1939 wurde die jüdische Gemeinde in Heilbronn nahezu ganz ausgelöscht. Im September 1944 hatte die SS im Stadtteil Neckargartach das Konzentrationslager Neckargartach errichtet - ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof, in dem zeitweise über 1.000 Menschen inhaftiert waren, die vor allem in der Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten mussten. 246 der Opfer des KZs fanden auf dem KZ-Friedhof an der Böllinger Straße ihre letzte Ruhestätte.
Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs war Heilbronn ab Dezember 1940 immer häufiger das Ziel von anglo-amerikanischen Luftangriffen. Der britische Luftangriff vom 4. Dezember 1944, bei dem die Altstadt völlig zerstört wurde und über 6.500 Menschen ihr Leben verloren, war jedoch der weitaus schlimmste und wurde zur Katastrophe für die Stadt. Als amerikanische Truppen am 12. April 1945 in Heilbronn einmarschiert waren, hatte die Stadt nur noch etwa 46.000 Einwohner

Vom Ende der Nazis bis zum Ende des 20. Jahrhunderts

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte Heilbronn zur amerikanischen Besatzungszone und nach Gründung der Bundesrepublik bis 1952 zum Land Württemberg-Baden. In nur wenigen Jahren gelang der Wiederaufbau der völlig zerstörten Stadt, wobei jedoch nur wenige bedeutende Gebäude in historischer Gestalt wiederaufgebaut wurden. Ab 1951 waren US-Truppen dauerhaft in Heilbronn stationiert.
Im Jahr 1968 war die Bundesautobahn 6 von Heilbronn nach Mannheim mit der Neckartalbrücke für den Verkehr eröffnet wurde und 1974 die A 81 nach Würzburg. Das führte zur Ansiedlung zahlreicher Großbetriebe und damit entstand die Wirtschaftsregion in ihrer heutigen Ausprägung. Durch die Eingemeindung von Klingenberg 1970 überschritt Heilbronn mehr als 100.000 Einwohner und wurde damit zur Großstadt. 1972 und 1974 kamen noch Kirchhausen, Biberach, Frankenbach und Horkheim hinzu. Bei der Kreisreform 1973 blieb Heilbronn kreisfreie Stadt und Verwaltungssitz des Landkreises Heilbronn.
Erwähnenswert in der Stadt sind das 14-stöckige Shoppinghaus von 1971, das 1974 erbaute Wollhauszentrum und das 1982 eröffnete Theater Heilbronn – die im zeitgenössischen Baustil errichtet wurden.

Politisch umstritten waren die 1977 von den USA auf der Heilbronner Waldheide stationierten nuklear bestückten Kurzstreckenraketen des Typs Pershing IA. Als sie im Rahmen des NATO-Doppelbeschlusses zwischen 1984 und 1985 durch Pershing-II-Mittelstreckenraketen ersetzt wurden. Ein Raketenunglück auf dem Gelände im Jahr 1985 hatte zu Protestkundgebungen und einer Blockade des Geländes geführt. Nach derUnterzeichnung der INF-Verträge hatten die Amerikaner 1987 die Raketen und 1992 die letzten Einheiten abgezogen. Im November 1999 wurde von dem Heilbronner Unternehmer Dieter Schwarz der Bildungscampus – die Dieter Schwarz Stiftung gegründet. Die Stiftung hat sich – nach eigenen Angaben - zum Ziel gesetzt, zukunftsorientierte Projekte zu initiieren und zu fördern. Der Bildungscampus bildet mittlerweile fast einen eigenen und zukunftsorientierten Stadtteil. Zu dem Campus gehören 11 verschiedene Institutionen

Heilbronn im 21. Jahrhundert

Die Stadtbahn Heilbronn wurde bis 2005 bis nach Öhringen verlängert. Von ihr zweigt die von 2011 bis 2013 errichtete Strecke nach Neckarsulm ab. Weitere Großprojekte waren zwei Brücken über den Neckar und die beiden Einkaufszentren Stadtgalerie und Klosterhof. Außerdem wurden die Nord- und die Südstadt im Rahmen des Bund-Länder-Förderprogramms Soziale Stadt“ begrünt und bebaut. In den Jahren 2005 und 2006 war Heilbronn die erste UNICEF-Kinderstadt Deutschlands.

Die Ermordung einer Polizistin und die gleichzeitige schwere Verletzung ihres Kollegen in Heilbronn im Frühsommer 2007 erregte deutschlandweit großes Aufsehen und wurde höchstwahrscheinlich von der terroristischen Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) verübt.
Die Bundesgartenschau 2019 fand auf einem rund 40 ha = 400.000 m² großen früheren Gewerbeareal nördlich des Hauptbahnhofs statt. Anschließend entstand hier das neue Stadtviertel Neckarbogen.

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