Heidelberg: Stadtgeschichte

Im Jahre 1907 wurden in der Sandgrube Grafenhain Knochenreste der vermutlich ersten Einwohner der Gegend um Heidelberg entdeckt. Wann der so genannte Homo Heidelbergensis genau lebte, darüber gehen die Meinungen auseinander. Man geht davon aus, dass er zwischen 700.000 und 500.000 v. Chr. in der Gegend wohnte.

Im ersten Jahrhundert nach Christus besiedelten die Römer das Gebiet um Heidelberg und legten Kastelle am rechten Neckarufer an. Die römischen Lager wurden im 3. Jahrhundert nach Christus von den Alemannen zerstört, welche in der Folgezeit das Gebiet bewohnten. Unter ihnen entstanden im 6. Jahrhundert die fränkischen Dörfer Neuenheim und Bergheim.

Im 11. Jahrhundert wurde an der Stelle des heutigen Schlosses eine Burg von den Wormser Bischöfen erbaut. Diese fiel Mitte des 12. Jahrhunderts an Konrad von Hohenstaufen, welcher zwischen 1170 und 1180 eine städtische Siedlung, die staufische Kernstadt anlegen ließ. Der am Fuße der Burg entstehende Ort wurde im Jahre 1196 erstmals urkundlich als Heidelberch erwähnt. Die Burg Heidelberg ging Anfang des 13. Jahrhunderts an die Pfalzgrafen des Hauses Wittelsbach über. Bereits im 13. Jahrhundert verlief die auch heute noch existierende Hauptstraße zwischen Karlstor und Grabengasse. 1329 wurde Heidelberg zur Residenzstadt erhoben und 1356 in ein Kurfürstentum umgewandelt.

Aufgrund Streitigkeiten in der katholischen Kirche in den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts, spalteten sich die Katholiken in zwei Lager, von denen eins von Papst Urban VI. in Rom angeführt wurde und das andere vom Gegenpapst in Avignon. Da das Deutsche Reich sich für Papst Urban VI. entschied, wurden die deutschen Studenten und Professoren in Paris aus der Universität verbannt. Darauf gründete Kurfürst Ruprecht I. im Jahre 1386, mit Erlaubnis des Papstes in Rom, in Heidelberg eine der ersten deutschen Universitäten, deren Vorbild die Pariser Sorbonne war. Die älteste deutsche Universität war die im Jahre 1348 gegründetet Universität in Prag. Durch die expandierende Hochschule fehlte dem Kurfürsten bald nicht nur Raum sondern auch Geld. Um dieses Problem zu lösen, konfiszierte sein Nachfolger Ruprecht II. den Besitz der jüdischen Einwohner und vertrieb diese aus der Stadt. Weiterhin erweiterte er im Jahre 1392 die Stadt, indem er das westlich von Heidelberg gelegene Dorf Bergheim mit Heidelberg vereinigte. Auch Ruprecht III. war ein Förderer der Heidelberger Universität. Diese vertrat die konservativen Kirchenmeinungen auch noch, als sich humanistisches Gedankengut Mitte des 15. Jahrhunderts bereits am Hofe der Kurfürsten ausbreitete. Auch nach der Disputation Martin Luthers im Hörsaal des Klosters in Heidelberg im Jahre 1518 blieb die Universität ihren konservativen Prinzipien treu. Erst 1556 wurde sie unter Kurfürst Ottheinrich in eine evangelische Landeshochschule umgewandelt.

Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurde Heidelberg von der Pestepidemie befallen, welcher zahlreiche Menschen zum Opfer fielen und aufgrund der die Universität für einige Zeit ihre Studien außerhalb der Stadt aufnehmen musste. Zudem kamen ab der Mitte des 16. Jahrhunderts zahlreiche Glaubensflüchtlinge aus der Schweiz, den Niederlanden und Frankreich nach Heidelberg um dort Unterschlupf zu finden. Durch das Vermögen der Flüchtlinge und deren Arbeitseifer ging es mit der Wirtschaft in Heidelberg rasch aufwärts. Geprägt wurde die Wirtschaft zu einem Großteil vom kurfürstlichen Hof und der Universität, da diese eine große Anzahl an Aufträgen für die französischen und niederländischen Handwerker, Buchdrucker und Goldschmiede etc. hatten.

1613 heiratete Friedrich V. die Britin Maria Stuart, für welche er u.a. den Englischen Bau am Schloss errichten ließ. Nur wenige Jahre später wurde auch Heidelberg im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) stark zerstört. Etwa ein Drittel der Bevölkerung kam ums Leben. In den folgenden Jahrzehnten wurde unter Kurfürst Karl Ludwig, dem Sohn Elisabeths, der Wiederaufbau der Stadt vorangetrieben. Durch eine erneute Pestepidemie 1666 wurde der Wiederaufbau behindert.

Die Tochter Karl Ludwigs, Elisabeth Charlotte (Liselotte von der Pfalz), heiratete 1671 den Bruder Ludwig XIV., Herzog Philipp von Orléans. Nach dem Tod ihres Bruders Karl II. im Jahre 1685 versuchte Ludwig XIV. Erbansprüche auf die Kurpfalz zu erheben, trotz Verzichts seitens Liselotte bei ihrer Heirat. In der Folge entbrannte der Pfälzische Erbfolgekrieg und französische Truppen marschierten in Heidelberg ein und verwüsteten 1689 die Stadt und das Schloss. Seitdem ist es eine Ruine. Der zweite Angriff der Franzosen erfolgte 1693. Nun wurden auch die zuvor verschont gebliebenen Kirchen und Gräber der Kurfürsten zerstört und verwüstet. In den folgenden Jahrzehnten erfolgte der Wiederaufbau der Stadt im Barockstil, bei welchem das alte Straßensystem kaum verändert und der Stadtgrundriss beibehalten wurde. Im Großen und Ganzen ist dieses barocke Heidelberg bis heute erhalten geblieben.

Durch erneute Religionsstreitigkeiten wurde die Residenz 1720 unter Kurfürst Karl Philipp von Heidelberg nach Mannheim verlegt. Sein Nachfolger Karl Theodor verlegte seine Residenz ins noch weiter entfernte Bayern. Das Heidelberger Schloss blieb nach halbherzigen Renovierungsversuchen in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts Ruine. Dennoch wurde das Wirtschaftsleben angekurbelt und das Karlstor und die Karl-Theodor-Brücke (Alte Brücke) wurden erbaut. 1803 wurde Heidelberg dem Großherzogtum Baden unterstellt, dessen Herzog Karl Philipp sich um die Heidelberger Universität bemühte, welche von nun an zum Dank Ruprechts-Karls-Universität hieß (vorher Ruprechts-Universtät). Karl Philipp garantierte der Universität die Freiheit der Lehre und schaffte in vielen Fächern die Unterrichtssprache Latein zugunsten der deutschen Sprache ab. In den darauffolgenden Jahren zog es bekannte Professoren und junge Leute nach Heidelberg, u.a. Clemens Brentano, Achim von Arnim und Joseph von Eichendorff. Während der Zeit der Romantik zog es zahlreiche Dichter, wie beispielsweise Goethe, Hölderlin oder Jean Paul in die Stadt am Neckar. Besonders die mit Efeu umwucherte Schlossruine galt als Sinnbild der Romantik.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten sich in Heidelberg die ersten Industrien an und es wurde begonnen, den Tourismus anzukurbeln. 1840 wurde der Hauptbahnhof erbaut, in dessen Nähe sich ein Hotelviertel entwickelte. Zudem entstanden neue Wohngebiete und die älteren Nachbarorte Handschuhsheim, Neuenheim und Wieblingen wurden eingemeindet. 1890 kamen die Naturwissenschaften in der Universität als fünfte Fakultät hinzu. Ab 1900 begann man die Schlossanlagen zu restaurieren und auszubauen.

Vom 13. bis zum 18. September 1925 fand hier - am Geburtsort von Friedrich Ebert - der Parteitag der SPD statt, auf dem mit dem Heidelberger Pramm das Pramm von Görlitz von 1921 abgelöst wurde. Das Heidelberger Pramm hatte bis 1959 Bestand, und wurde dann durch das Godesberger Programm abgelöst.

Zur Zeit des Nationalsozialismus begannen auch in Heidelberg die Judenverfolgungen. Eine Reihe von Studenten und Professoren wurden aus "rassischen" Gründen aus der Universität ausgeschlossen - so allein 20 Hochschullehrer der Medizinischen Fakultät.
In der Chirurgie und Frauenklinik kam es zu Zwangssterilisationen und Kinder der Psychiatrischen Klinik wurden im Zuge der "Euthanasie“ ermordet.
Am 10. November 1938 - im Zuge der so genannten Reichsprogromnacht - brannten in Heidelberg die jüdischen Synagogen, kurz darauf begannen die Deportationen.
Nach dem Krieg wurde Heidelberg Standort und hohe Kommandostelle der US-Army, sowie der NATO. Heidelberg blieb sowohl im Ersten, als auch im Zweiten Weltkrieg nahezu unzerstört, so dass es heute eine der wenigen Städte mit einem nahezu einheitlichen barocken Stadtbild ist.