Detmold: Geschichte der Stadt

Die Anfänge

Im Jahr 783 wurde das heutige Detmold als Theotmalli erstmals erwähnt. In dem selben Jahr war hier Karl der Große (747-814) im Verlauf der Sachsenkriege von den Sachsen geschlagen worden. Der Ort Detmelle am Werreübergang an der alten Handelsstraße von Paderborn nach Lemgo, wo es seit der Zeit der Franken eine Siedlung mit Kirche und einigen Bauernhöfen gab, erhielt 1263 von dem Landesherren Bernhard III. zur Lippe (1194-1265) das Lippstädter Stadtrecht. Die älteste noch erhaltene versehene Urkunde stammt aus dem Jahr 1305 und befindet sich im Stadtarchiv Paderborn. 1265 erhielt die Ortschaft das Marktrecht, was zur Weiterentwicklung und zur bei und zur Gründung eines Jahrmarkts geführt hatte Um das Jahr 1305 war die gesamte Stadt durch Gräben, Wälle und Mauern geschützt. Die Nord-Süd-Achse bildete die Lange Straße mit dem Lemgoischen Tor an der Nordseite und dem Hornschen Tor an der Südseite. Die Ost-West-Achse wurde durch die heutige Schülerstraße und die Bruchstraße gebildet. Am Ostende befand sich der Bürgerturm.

Spätes Mittelalter, frühe Neuzeit

Im 14. Jahrhundert wurde die Burg im Auftrag des Lippischen Landesherren von einem Vogt verwaltet. Um 1450 lebten in der Stadt nur 350 Einwohner, sie blieb bis in das 17. Jahrhundert hinein die kleinste der lippischen Städte. Die Gründe für die mangelnde Stadtentwicklung waren Plünderungen, Zerstörungen und Brände, so beispielsweise durch die Soester Fehde, als Detmold im Jahr 1447 von kölnischen und böhmischen Truppen erobert wurde. Das nahm man zum Anlass, um die Stadt danach stark zu befestigen.

Eine größere Bedeutung bekam die Stadt 1468 als Graf Bernhard VII. zu Lippe (1428-1511) sie zu seiner ständigen Residenz gemacht hatte. Aber dennoch lebten in Detmold um 1590 nur etwa 700 Einwohner. Die Feuersbrunst von 1547 hatte über 70 Häuser zerstört. Erfreulich war dagegen, dass 1557 das Schloss im Stil der Weserrenaissance fertiggestellt wurde. Die Reformation in Lippe begann sich etwa ab 1538 zur Zeit des Grafen Bernhard VIII. (1527-1563) auszubreiten.

Aber bereits 1536 war Simon von Exter der letzte katholische und zudem der erste
lutherische Pfarrer von Detmold. 1605 führte Graf Simon VI. (1554-1613) offiziell das reformierte Bekenntnis ein und besetzte die freiwerdende Pfarrstellen nur noch mit
reformierten Pfarrern. Seit dieser Zeit ist die Erlöserkirche das Gotteshaus der
reformierten Gemeinde. Im Jahre 1604 wurde der erste Juni-Jahrmarkt abgeschafft und der zweite auf den 30. No-vember, dem Festtag des Apostels Andreas (gest. 60 n.Chr.), verlegt. Mit Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs im Jahr 1618 hatte sich Lippe zwar zur Neutralität verpflichtet, aber dennoch kam es in Detmold zum Truppendurchzügen und Plünderungen Zwischen 1625 und 1637 kam es in der Stadt zu Ausbruch von mehreren Pestepidemien, die etwa 900 Tote zur Folge hatte.
Die Besetzung des Detmolder Schlosses 1640 durch den katholischen kaiserlichen
General von der Wahl () war eine Folge des so genannten Lippischen Prinzenraubs, bei der Gräfin Katharina das Schloss gewaltsam in Besitz genommen hatte, nachdem sie ihre Kinder in Sicherheit gebracht hatte. Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 hatte die Stadt noch etwa 900 Einwohner. Aber etwa ab 1650 kam es zu einem gewissen Aufschwung, in dessen Folge die heutzutage noch erhaltene Adolfstraße mit ihren kleinen Fachwerkhäusern an der Innenseite der Stadt-mauer entstanden war. Ein trauriges Kapitel waren die Hexenprozesse zwischen 1599 und 1676 bei denen in Det-mold wahrscheinlich mindestens 19 Menschen als Hexen und Hexenmeister zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurden - darunter war auch Mette Deppe, die 1586 in Detmold lebendig verbrannt wurde. Die Akten ihres Prozesses befinden sich im Staatsarchiv von Detmoldt.

Neuzeit

Einen merkbaren Aufschwung nahm die Stadt als Graf Friedrich Adolf (1667-171) 1701 begonnen hatte, im Süden die Neustadt anzulegen, und zwar nachdem die Stadtmauer durchbrochen worden war. Er ließ außerdem das Palais und das Lustschloss Friedrichstal erbauen und dazu einen Kanal, über den diese Orte vom Schloss aus mit Hilfe von Gondeln zu errei-chen waren. 1720 wurde die Befestigungswälle und - Gräben beseitigt und ab 1780 wurden die Stadttore und Mauertürme abgetragen. Die alten Fachwerk-Giebelhäuser blieben zwar erhalten, aber viele Neubauten im Stil des
Klassizismus wurden neu errichtet. Erwähnenswert aus dieser Zeit ist das Rathaus am Marktplatz, das anstelle eines Vorgängerbaus aus dem 16. Jahrhundert errichtet wurde.

Die lippische Schulreform zur Zeit der Aufklärung machte das hiesige Elementarschulwesen über die Grenzen des Fürstentums als beispielhaft bekannt. Dabei hatte sich die Fürstin Pauline zur Lippe (1769-1820) um die Volksbildung und die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Armen, Kranken, Waisen und alten Menschen verdient gemacht. Auf ihre Initiative hin wurden in Detmold u.a. eine Pflegeanstalt, ein Waisenhaus, eine Krankenstube und ein Arbeitshaus für Arbeitslose errichtet. Erwähnenswert ist, dass 1802 in Detmold der erste Kindergarten Deutschlands eröffnet wurde, der bis heute existiert. 1809 führte die Fürstin außerdem die Straßenbeleuchtung mit Öllaternen in Detmold ein. 1818 wurden die Leopold- und die Hornsche Straße angelegt und 1825 das Landestheater eröffnet. Im Jahre 1835 hatte Detmold gerade mal 4.150 Einwohnern und war dennoch die bevölke-rungsreichste Stadt im Fürstentum. Die Revolution von 1848 führte u.a. dazu, dass die Bür-gerschaft vor dem Schloss und in den Straßen der Stadt begonnen hatten zu demonstrieren . Die Regierung gab dem Volkswillen nach und holte deshalb den Oppositionsführer Moritz Leopold Petri (1802-1873), einen Freund des Dramatikers Christian Dietrich Grabbe (1801-1836) ins Kabinett. Die aber etwa nach 1850 einsetzende konservative Reaktion ließen den aufrührerischen Geist der Bürger bald verstummen. Fürst Leopold III. (1821-1875), der von 1851 bis 1875 regiert hatte war ein Förderer des Kul-turlebens der Stadt, so ließ er Clara Schumann und den jungen Johannes Brahms als Klavierlehrer der fürstlichen Familie und für öffentliche Konzerte nach Detmold holen. Um diese Zeit begann Detmolds Entwicklung zur Stadt der Musen. Sein Nachfolger, Fürst Woldemar (1824-1895) machte viele Errungenschaften seines Vorgängers rückgängig, so strich er bei-spielsweise 1875 die Ausgaben für die Kultur und löste die Hofkapelle auf. Aber gleichzeitig erhöhte er die Ausgaben für die fürstlichen Repräsentationen. Das Lied "Lippe-Detmold, eine wunderschöne Stadt" eines unbekannten Dichters entstand im Verlauf der Schlacht bei Preußisch Eylau im Jahr 1807. Seit etwa 1880 ist es als Studenten-, Wander- sowie als Soldatenlied nur noch mit Lippe-Detmold verbunden. Nachdem Ernst zur Lippe (1842-1904) – von 1867 bis 1904 Regent des Fürstentums Lippe - der Stadt die ewigen Nutzungsrechte an den Berlebecker Quellen übertragen hatte, wurden in dessen Folge rund 900 Häuser an eine Wasserversorgungsleitung angeschlossen.

20. und 21. Jahrhundert

Gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war der Wohlstand der Bürger gestie-gen, was sich auch im Stadtbild bemerkbar machte. Auch die Einwohnerzahl war 1910 auf über 14.000 gestiegen. Am 17. Mai 1907 wurde in Detmold in Anwesenheit zahlreicher auch prominenter Gäste die neue Synagoge eingeweiht. Bei einem schweren Explosionsunglück in einer Detmolder Muni-tionsfabrik - im Verlauf des Ersten Weltkriegs - verloren am 31. Mai 1917 über 70 Menschen - zumeist junge Mädchen - ihr Leben.

Bis 1918, dem Jahr des Kriegsendes und der Aufhebung der Monarchie, wurde nach Abdankung des Fürsten Detmold zur Hauptstadt des Freistaates Lippe. In der Zeit
zwischen November 1918 und der Machtergreifung der Nazis am 30. Januar 1933 war die SPD die führende politische Kraft und stellte zudem mit Heinrich Drake (1881-1970) den Regierungschef der Landesregierung in Detmold. Aber kurz nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 wurden die Gemeinden gleichgeschaltet und Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftler verhaftet und teilweise ermordet.

Der bekannteste Detmolder Widerstandskämpfer in Detmold war der Redakteur der SPD-Zeitung Volksblatt Felix Fechenbach (1894-1933). Er war am 11. März 1933
verhaftet und bereits am 7. August 1933 auf dem Transport in das KZ Dachau "auf der Flucht“ erschossen worden. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem jüdischen Friedhof in Rimbeck, einem Stadtteil von Warburg. Im Zuge der Judenprogrome am
10. November 1938 wurde die Synagoge von der SA in Brand gesetzt und brannte
völlig aus. Etwa 160 jüdische Bürger der Stadt wurde während der Nazidiktatur ermordet. Detmold wurde während des Zweiten Weltkriegs kaum bombardiert.

Am 1. April 1945 erreichten die Amerikaner den Teutoburger Wald und beschossen ab dem 2. April 1945 Teile der Stadt mit Panzergranaten. Am 4. April gegen 19 Uhr drangen dann amerikanische Soldaten mit Panzern in die Stadt ein und hatten kurz darauf die gesamte Stadt besetzt. Die Besatzer setzten bereits am nächsten Tag mit dem
Fabrikanten Alex Hofmann (1879-1959) den ersten Detmolder Bürgermeister nach Kriegsende ein. Er gab das Amt jedoch bereits am 15. Juni 1945 wieder auf. Nach
wenigen Tagen zogen sich die Amerikaner zurück, und überließen den Briten das Kom-mando. Sein Nachfolger wurde der CDU-Politiker Richard Caspar Ernst Moes (1887-1968).

Zwischen 1900 und 1954 verkehrten in Detmold Straßenbahnen, die jedoch danach durch Busse ersetzt wurden. Im Zuge der Gebietsreform in NRW zum 1. Januar 1970 wurden die bis dahin selbstständigen die 25 Gemeinden Barkhausen, Bentrup, Berlebeck, Brokhausen, Dehlentrup, Hakedahl, Heidenoldendorf, Heiligenkirchen, Hiddesen, Hornoldendorf, Jerxen-Orbke, Leistrup-Meiersfeld, Loßbruch, Mosebeck, Niederschönhagen, Nienhagen, Niewald, Oberschönhagen, Oettern-Bremke, Pivitsheide (Vogtei Heiden), Pivitsheide (Vogtei Lage), Remmighausen, Schönemark, Spork-Eichholz und Vahlhausen zur neuen Stadt Detmold zusammengeschlossen.

2014 wurde das umgebaute Karstadt/Hertiehaus als neues Einkaufszentrum eröffnet. 2016 wurde Detmold durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa der Ehrentitel Reformationsstadt Europas verliehen. Wie fast ganz Deutschland, litt auch
Detmold 2020 und 2021 erheblich unter der Pandemie mit dem Coronavirus.

Neuen Kommentar hinzufügen