Danzig: Stadtgeschichte

Eine slawische Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Danzig kann für das 9. Jahrhundert nachgewiesen werden. Es gab jedoch schon seit der Jungsteinzeit (3000-1700 v.Chr.) immer wieder Besiedlungen des Danziger Raumes. Mitte des 10. Jahrhunderts entstand eine Burg am Ufer der Mottlau. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 997 im Zusammenhang mit dem hl. Adalbert, der zu dieser Zeit die Gegend besuchte um die dort ansässigen heidnischen Stämme zu missionieren. Er wurde dort erschlagen.

Im Laufe der Jahrzehnte vergrößerte sich die Siedlung. Sie brannte jedoch zweimal vollständig ab, da sie ausschließlich aus Holz gebaut war. Im 12. Jahrhundert wurde der Ort, der nun den Namen Kdanzk trug, Sitz der der pommerellischen Herzöge. 1178 kamen die Zisterzienser in das Gebiet und gründeten das Kloster Oliva, 1227 kamen Dominikaner aus Krakau. In den folgenden Jahrzehnten entstand eine Kaufmannssiedlung, auch viele Lübecker siedelten sich hier an. 1263 wurde dem Ort durch Herzog Swantopolk das Stadtrecht verliehen und im Jahr 1308 wurden Danzig und Pommern vom Deutschen Orden eingenommen. Die Rechtsstadt erhielt 1343 vom Orden das Stadtrecht, bereits zehn Jahre vorher war sie als civitas erwähnt worden. Es wurde mit dem Bau der Marienkirche und der Stadtbefestigung begonnen.

Im Jahr 1361 wurde die Rechtstadt zum Mitglied der Hanse und blühte wirtschaftlich auf, was eine starke Zuwanderung zur Folge hatte, so dass die Einwohnerzahl im Laufe der Jahre auf 20.000 anstieg. In den 1370er Jahren wurde mit dem Bau des Rechtsstädtischen Rathauses begonnen. Mit dem Frieden von Thorn 1466 endete die Herrschaft des Deutschen Ordens über die Stadt. Danzig wurde als Lehen an Polen abgetreten, hatte jedoch weitgehende politische, wirtschaftliche und kulturelle Autonomie und entwickelte sich schnell. Ende des 15. Jahrhunderts lebten bereits um die 30.000 Einwohner in der Stadt. 1502 wurde die Marienkirche fertig gestellt, der erste protestantische Gottesdienst fand dort 1529 statt.

König Sigismund August II. erteilte 1557 die Religionsfreiheit. Bereits 1526 hatte er Gesetzte erlassen, die die Verfassung der Stadt demokratisierten. 1558 wurde das Akademische Gymnasium gegründet, es hatte seine Räume im ehemaligen Franziskanerkloster. Zwischen 1568 und 1577 kam es zu Konflikten zwischen den Bürgern der Stadt und den Königen Sigismund August und Stefan Batory, da Danzig versuchte, seine Privilegien zu bewahren. Ende des 16. Jahrhunderts rebellierten Danziger Arbeiter gegen ihre niedrigen Löhne. Im Jahre 1601 begann der schwedisch-polnische Krieg um die Vorherrschaft an der Ostsee. Bis 1626 war Danzig davon jedoch wenig betroffen. Dann griff jedoch Schweden Ostpommern und die Danziger Küste an und es kam zur Seeschlacht in der Polen siegte.

Im Jahr 1655 fielen die Schweden in Polen ein, wodurch auch Danzig bedroht wurde. Der Krieg endete erst 1660 mit dem Olivaer Frieden. Zu dieser Zeit hatte die Wirtschaft in Danzig bereits stark gelitten. Erst Ende des 17. Jahrhunderts ging es mit der Stadt wieder bergauf. Im Jahr 1700 kam es jedoch zum Zweiten Nordischen Krieg, welcher bis 1721 andauerte. In den Jahren 1709/10 wurden Danzig und Ostpommern von einer Pestepidemie heimgesucht. 1733/34 belagerte das russische Heer die Stadt. Im Zuge der Zweiten Teilung Polens 1793 gelangte Danzig unter preußische Herrschaft und verlor infolgedessen seine Selbstverwaltung und bisherigen Privilegien. 1807 besetzten französische Truppen die Stadt, welche darunter vor allem finanziell stark zu leiden hatte. Während des Rückzugs Napoleons aus Moskau 1813 belagerten preußische und russische Heere die Stadt fast ein Jahr lang, bis Danzig sich 1814 ergab.

Mit dem Wiener Kongress wurde Danzig 1815 wieder dem preußischen Königreich eingegliedert. Ab Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Schiffsbau zum wichtigsten Industriezweig der Stadt, welche in den folgenden Jahrzehnten einen leichten Aufschwung erlebte. 1852 wurde die erste Eisenbahnverbindung von Danzig nach Dirschau eröffnet, 1870 die von Danzig nach Stettin. Des Weiteren entstand 1853 die Gasanstalt, 1869 das Wasserwerk und 1870 die Pferdestraßenbahn. Durch die Gründung des Deutschen Reiches 1871 und der daraus resultierenden starken Konkurrenz innerhalb der Werftindustrie verlor die Danziger Werft an Bedeutung.

Im Jahr 1878 wurde Danzig zur Hauptstadt der neugegründeten Provinz Westpreußen. Viele Deutsche kamen daraufhin in die Stadt. 1904 wurde die Technische Hochschule gegründet. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 zählte Danzig um die 175.000 Einwohner. Mit dem Ende des Krieges wurde die Republik Polen ausgerufen und durch den Versailler Vertrag (1919) wurde Danzig im Jahre 1920 zur Freien Stadt Danzig erklärt. Da die Verwaltung jedoch überwiegend in den Händen deutsch-preußischer Beamten lag, kam es zu Protesten.

Im Jahr 1925 wurde das polnische Postamt in Danzig eröffnet. Zu dieser Zeit lebten etwa 400.000 Menschen in Danzig, davon waren etwa 96% deutsche Muttersprachler. Nach dem Bau des Seehafens bei Gdingen, gingen die Handelsgeschäfte im Danziger Hafen zurück. Wirtschaftlich ging es der Stadt ab Mitte der 1920er Jahre nicht gut, was u.a. auch durch die Weltwirtschaftskrise bedingt war. Bereits drei Jahre vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Reichstagsabgeordnete Albert Forster 1930 von Adolf Hitler zum kommissarischen Führer für das Gebiet des Freistaats Danzig erklärt. Die Fremdenfeindlichkeit gegenüber den polnischen Nachbarn verstärkte sich, provoziert durch die Nationalsozialisten. Gleichzeitig begann ab 1933 eine Aufrüstung der Stadt und eine systematische Gleichschaltung der Gewerkschaften und der Presse. 1935 wurde der Danziger Volkstag aufgelöst. Im Zuge der Reichspogromnacht im November 1938 wurden auch in Danzig jüdische Synagogen zerstört. Mit dem Einmarsch der Deutschen Truppen in Polen am 1. September 1939 begann auch in Danzig der Zweite Weltkrieg. Die Westerplatte und die polnische Post der Stadt wurden überfallen, die Danziger Verfassung außer Kraft gesetzt.

Im nahegelegenen Stutthof entstand ein Konzentrationslager. Zwischen 1940 und 1945 wurden zudem die Werften auf Kriegsproduktion umgestellt. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Danziger Stadtzentrum zu etwa 90% zerstört. 1946 betrug der deutsche Bevölkerungsanteil nur noch 34.000 Menschen. Den größeren Teil bildet die neu angesiedelte polnische Bevölkerung. Die deutsche Bevölkerung wurde im Laufe der Jahre weiter ausgesiedelt. Ab dem Ende der 1940er Jahre begann der Wiederaufbau der Stadt, größtenteils detailgetreu nach historischen Plänen. Der Danziger Hafen entwickelte sich zum größten Hafen der frisch gegründeten Volksrepublik Polen. Ab den 1950er Jahren eröffneten nach und nach Museen, wie das Archäologische oder das Meeresmuseum. 1970 wurde die Danziger Universität gegründet. Während der politischen und wirtschaftlichen Krise in den 1970er Jahren kam es mehrmals zu Streiks und Demonstrationen, auch auf der Danziger Werft.

1980 nahm die Solidarność-Bewegung in Danzig ihren Anfang, welche u.a. die Zulassung unabhängiger Gewerkschaften forderte. Am 31.August wurde daraufhin die Danziger Vereinbarung mit dem polnischen Staat geschlossen. 1997 feierte die Stadt ihr 1000jähriges Bestehen. Im gleichen Jahr meldete die Danziger Werft Konkurs an und wurde 1998 durch die Werft AG Gdingen übernommen. Im Großen und Ganzen erlebte die Stadt nach der Wende 1989 vor allem einen Aufschwung im Tourismus. Am 1. Mai 2004 wurde Polen Mitglied der EU und bereits im Jahr 1999 wurde Polen Mitglied der NATO.

Im Jahr 1998 wurde der in Danzig geborene Paweł Bogdan Adamowicz (1965-2019) zum Stadtpräsident (Oberbürgermeister) der Stadt gewählt. Am 13. Januar 2019 wurde er bei einer Benefizveranstaltung auf dem Podium niedergestochen. Er war seinen schweren Verletzungen am 14. Januar erlegen. Er galt als weltoffen, lieberal und proeuropäisch.

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