Cottbus: Stadt- und Siedlungsgeschichte

Von den Anfängen

Cottbus darf auf eine mindestens 2.000-jährige Stadtgeschichte stolz sein, die etwa an der Stelle ihren Ausgang nahm, an der sich so anheimelnd die heutige Altstadt mit ihren ältesten Bauwerken ausdehnt. Dort, also im historischen Zentrum der Stadt, siedelten sich im 3. und im 4. Jahrhundert germanische Siedler an, die ab dem 6. Jahrhundert aus dem Südosten heraus slawischen Zuwachs erhielten. Die neuen slawischen Siedler ließen sich im weitläufigen Gebiet zwischen der Elbe, der Saale und der Oder nieder.

Für das 8. Jahrhundert ist die Ankunft der so genannten Lusitzi zu verzeichnen, eines westslawischen Stammes, der Namensgeber für die Region der Lausitz werden sollte. Die Lusitzi gehörten zu den Wenden (lat. Venedi), also zu den Westslawen, welche seit dem 7. Jahrhundert weite Gebiete in Nord- und Ostdeutschland besiedelten und heute auch unter dem Begriff Elbslawen bekannt sind. Diese Wenden bauten nun am westlichen Ufer der Spree einen Burgwall, in dessen Schutz sie auch eine Vorburgsiedlung errichteten. Aus jener Gründung heraus entwickelte sich im 11. und im 12. Jahrhundert eine frühstädtische Siedlung, die ein erstes Mal, nämlich im Jahre 1156, in einer Urkunde als Cottbus Erwähnung fand.

Die noch junge Siedlung erhielt schließlich zwischen 1216 und 1225 das Stadtrecht und wurde im 14. Jahrhundert durch eine Stadtmauer geschützt.

Zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit

Zwischen 1199 und 1445 herrschte das fränkische Adelsgeschlecht der Herren von Cottbus über die Stadt, indes mussten im Jahre 1304 die Wettiner die Lausitz veräußern, denn sie hatten mit ihren finanziellen Mitteln schlecht gehaushaltet. Bis zum Jahre 1370 kam es daher zu einem ständigen Besitzwechsel der Stadt. Cottbus kam aber schließlich 1445 unter brandenburgische Herrschaft, unter der die Stadt noch heute steht, wenn auch in modernerer Form natürlich. Die lange brandenburgische Besitzgeschichte wurde nur während der Napoleonischen Kriege zwischen 1807 (= Tilsiter Frieden) und 1815 (= Wiener Kongress) unterbrochen.

Entvölkerten allein schon zahlreiche Pestepidemien im 14., 15., 16. und 17. Jahrhundert die Stadt, so litt sie doch noch weitaus mehr unter der Jahrzehnte andauernden Fremdbesatzung, die sich im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) einstellte. Cottbus, den kriegerischen Truppen (bspw. unter Wallenstein) hilflos ausgeliefert, erfuhr in der Zeit des großen Krieges wenig anderes außer Plünderungen, Zerstörungen und Elend. Kaum mehr als ein paar hundert Menschen waren noch am Leben, als sich die kriegsmüden Parteien nach langen Verhandlungen 1648 endlich zum Westfälischen Frieden aufraffen konnten.

Die Ansiedlung von Hugenotten, den französischen Calvinisten, im 18. Jahrhundert verschaffte Cottbus einen wirtschaftlichen Aufschwung. Nach und nach entstanden Gärten in der Stadt, die sich mehr und mehr über ihre mittelalterlichen Grenzen auszudehnen begann. Der Siebenjährige Krieg (1756-1763), weit entfernt von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Traumas, blieb aber auch für Cottbus nicht ganz folgenlos, denn Einquartierungen und Durchzüge von Truppenteilen setzten der Stadt erneut schwer zu. Nach den französischen Revolutionskriegen, deren Neuaufteilung Europas mit dem Wiener Kongresses im Jahre 1815 abgeändert worden war, wurde der kurzzeitig sächsische Kreis Cottbus gemeinsam mit der Niederlausitz Preußen zugeschlagen.

In der Moderne

Im 19. Jahrhundert kam mit der Industrialisierung das wirtschaftliche Glück nach Cottbus zurück. Die Stadt konnte sich als moderne Industriestadt mit guter Infrastruktur und kulturell wie sozial neuartigen Bauwerken zu einem Zentrum der Niederlausitz mausern. Die Eisenbahn sorgte für ein Weiteres und machte Cottbus zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Neue Gewerbe etablierten sich; 1824 wurde das Landgericht eingeweiht und 1831 die neue Städteordnung eingeführt. Das erste Stadtparlament tagte dann gerade mal ein Jahr später.

Im Oktober 1835 erhielt ein Tuchmacher namens Heinrich Kittel seine Fabrikkonzession. Der heute vergessene Industrielle sollte nun die vormals geteilten Bereiche Spinnerei, Weberei, Walke und Appretur unter nur einer Leitung vereinen und damit bzw. spätestens seit den 1840ern die Cottbuser Textilindustrie begründen.

Dem verheerenden Ersten Weltkrieg (1914-1918), von der Cottbusser Bevölkerung jubelnd begrüßt wie andernorts auch, folgte schon 1939 der Zweite Weltkrieg nach. Die Bewohner der Stadt, in der wichtige Kriegsproduktionen stattfanden, erlebten bereits im Jahre 1940 die ersten schweren Luftangriffe. Doch keine dieser Attacken kam an Zerstörung dem US-amerikanischen Bombenangriff vom 15. Februar 1945 gleich, als fast 460 B 17-Bomber weite Teile der Stadt in Schutt und Asche legten. Mit der Einnahme der Stadt im April 1945 durch die Rote Armee endete für Cottbus der bis dahin zerstörerischste Krieg in der Geschichte der Menschheit.

Cottbus avancierte zu DDR-Zeiten zur Bezirkshauptstadt des gleichnamigen Bezirks und ab 1957 zum Mittelpunkt der wichtigsten Kohle und Energie liefernden Region des sozialistischen Staates. Weitere wichtige Wirtschaftszweige wie das Bauwesen, die Textilindustrie und die Möbelfertigung kamen hinzu. Im Jahre 1976 konnte Cottbus erstmalig in seiner Geschichte die Einwohnermarke von 100.000 überschreiten und zur Großstadt werden.

Nach der politischen Wende erlebte Cottbus in Folge der Privatisierung der Wirtschaft einen radikalen Strukturwandel, der sich nicht nur auf die Stadt selber, sondern auch auf die gesamte Region auswirkte. Die früher industriell bestimmte Stadt veränderte sich mehr und mehr zu einem Zentrum von Dienstleistung, Wissenschaft und Verwaltung.

1993 ging der Landkreis Cottbus im neu gebildeten Landkreis Spree-Neiße auf, während Cottbus selber kreisfrei blieb. Seitdem hat Cottbus einen stetigen Aufstieg genommen und ist besonders im Sommer einen Besuch wehrt.

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