Bukarest: Stadtgeschichte

Im Jahre 2004 hatte die Hauptstadt von Rumänien ein bedeutendes Fest zu feiern: Sie zelebrierte das 545jährige Jubiläum ihrer ersten historischen Erwähnung. Diese fand im Jahre 1459 statt und zwar in einem Dokument von Vlad III. Tepes . Damals war noch von der Zitadelle von Bucureşti die Rede. Glaubt man der Legende, so wurde Bukarest von Bucur gegründet, einem Hirten aus der Region.

Bukarest wurde im Laufe der Zeit zur Residenz von Vlad III. "dem Pfähler" (1431-1476), dem Prinzen der Wallachai, bei uns als Fürst Dracula bekannt. Der alte Prinzenhof (Curtea Veche) wurde unter der Herrschaft von Mircea Ciobanul erbaut, wobei Bukarest unter nachfolgenden Herrschern zur Sommerresidenz des Hofes gemacht wurde.

Von den Osmanen erobert und niedergebrannt und am Anfang des 17. Jahrhunderts von den Prinzen der Walachei für kurze Zeit fallen gelassen, wurde die Stadt 1659 zur Hauptstadt der Walachei. Dabei wurde sie aufwändig restauriert. Sie begann zu wachsen und aufzublühen. Vor allem das Viertel Lipscani avancierte zum bedeutendsten Handelszentrum der Walachei und wurde nach 1698 mit Beginn der Herrschaft von Constantin Brâncoveanu zum permanenten Sitz des Hofes.

Teilweise zerstört durch Naturkatastrophen und während der folgenden 200 Jahre mehrfach wieder aufgebaut, hatte die Stadt z.B. zwischen 1813 und 1814 die Folgen der verheerenden Caragea's Pest zu tragen. Mehrere Male wurde Bukarest von den Habsburgern (1716, 1737, 1789) und dem Russischen Reich (dreimal zwischen 1768 und 1806) der Osmanischen Kontrolle entrissen. Zwischen 1828 und dem Krim-Krieg kam Bukarest unter die russische Administration.
Am 23. März des Jahres 1847 zerstörte ein Feuer etwa 2.000 Gebäude, flächenmäßig entsprach dies 1/3 der Stadt.

1848 brach die Walachei-Revolution aus, die ihr Epizentrum in Bukarest hatte. Das Ziel war die Vereinigung der rumänischen Fürstentümer Moldau und Walachei, zu der es 1861 auch kam. Nachdem Russland im März 1857 aus der Stadt abgezogen waren, wurde sie durch eine österreichische Garnison erobert. Im Jahre 1861 wurde Bukarest durch Oberst Alexandru Ioan Cuza zur Hauptstadt der beiden vereinigten Fürstentümer Moldau und Walachei bestimmt. Diese beiden Fürstentümer bildeten nun eine gemeinsame Vertretungskörperschaft (Divan ad hoc). Man einigte sich auf einen erblichen Fürsten. 1881 wurde Bukarest das politische Zentrum des neu proklamierten Königreichs von Rumänien.

Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl der Stadt dramatisch an und sah sich einer neuen Periode der urbanen Entwicklung ausgesetzt. Die kosmopolitische Hochkultur und der dominierende französische Einfluss in der Architektur der Stadt brachten ihr den Beinamen Micul Paris (= Kleines Paris) ein. Breite Boulevards entstanden, großzügige Parkanlagen, Nobelbezirke und Triumphbögen.

Zwischen 1916 und 1918 wurde Bukarest von deutschen Truppen erobert und musste den Hauptstadtstatus an Iaşi abgegeben. Nach dem Kriege wurde Bukarest zur Hauptstadt des Größeren Rumäniens. Im Zweiten Weltkrieg hatte Bukarest als Hauptstadt eines mit Nazi-Deutschland verbündeten Landes schwere Bombardements durch die Aliierten zu ertragen. 1944 wechselte Rumänien in das alliierte Lager und erlebte daraufhin eine kurze, jedoch schwerwiegende Zerstörung durch die deutsche Luftwaffe.

Am 8. November 1945, am Geburtstag des Königs, unterdrückte die von der UdSSR unterstützte Regierung unter Petru Groza pro-monarchistische Kundgebungen.

Unter der Führerschaft des rumänisch-kommunistischen Diktators Nicolae Ceauşescu (herrschte von 1965 bis 1989) wurde der größte Teil der historischen Altstadt von Bukarest gezielt zerstört und durch kommunistisch-architektonische Bauten ersetzt. Das beste Beispiel für dieses urbane Verbrechen ist das Centru Civic mit dem Parlamentspalast, wo ein ganzes historisches Viertel niedergewalzt wurde, um Platz für Ceauşescu größenwahnsinnige Konstruktionen zu bieten.
Im Jahre 1977 erlebte Bukarest ein Erdbeben von der Stärke Sieben auf der Richter-Skala. Infolge des Bebens starben 1.500 Menschen und zahlreiche Bauwerke wurden beschädigt oder sogar zerstört.

Die ehrgeizigen Neubauprojekte, welche in den 1980er Jahren auf Kosten der Altbauten vorangetrieben wurden, endeten mit der Revolution von 1989. Diese begann mit massenhaften Anti-Ceauşescu-Protesten in Timişoara im Dezember und breiteten sich bis nach Bukarest aus. Sie führten zum Sturz der unmenschlichen kommunistischen Herrschaft Ceauşescus.

Aus Unzufriedenheit mit der post-revolutionären Regierung der Frontul Salvării Naṭionale und mit der Forderung nach Bestrafung der Kommunisten organisierten Studenten und Oppositionsgruppen 1990 groß angelegte Proteste (= Golaniada), die von den Bergarbeitern des Valea Jiului gewaltsam aufgelöst wurden. Diverse anderer Bergarbeiter schlossen sich an. Ein Resultat dieser Wirren war allerdings der Regierungswechsel.

Im Jahr 1999 besuchte Papst Johannes Paul II. die Stadt. Im Jahr 2007 feiert man in der Hauptstadt den Beitritt zu Europäischen Union (EU). Und 2008 tagte hier der NATO-Gipfel.

Der parteilose Arzt Sorin Oprescu wird 2008 zum Oberbürgermeister der Stadt gewählt und im Jahr 2012 mit rund 56,7% der abgegebenen Stimmen in seinemAmt bestätigt.

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