NS-Widerstandskämpfer

Gedenkstätte im Bendlerblock

Der Bendlerblock ist ein großer Gebäudekomplex, der sich an der Stauffenbergstraße und dem Reichpietschufer am Landwehrkanal erstreckt. Seit 1993 beherbergt ein Teil der Gebäude - neben Bonn auf der Hardthöhe - den zweiten Dienstsitz des Bundesministers der Verteidigung. Während der NS-Zeit waren hier im Hauptgebäude am Landwehrkanal Teile der Seekriegsleitung im Oberkommando der Kriegsmarine untergebracht sowie der größte Teil des Amtes Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht unter Admiral Wilhelm Canaris. Den Hauptteil des Bendlerblocks an der Bendlerstraße - der heutigen Stauffenbergstraße - wurde durch das Allgemeine Heeresamt im Oberkommando des Heeres genutzt. Im Kampf um Berlin vom 16. April bis zum 2. Mai 1945 - also in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs - war im Bendlerblock der Gefechtsstand des Kampfkommandanten, General Helmuth Weidling, untergebracht. Seriösen Schätzungen nach kostete dieses letzte Aufbäumen des NS-Regimes ca. 170.000 Soldaten das Leben - bei 500.000 verwundeten Soldaten. Von der Zivilbevölkerung fanden dabei mehrere zehntausend Menschen den Tod.

In dem Gebäudeteil der Anlage in der heutigen Stauffenbergstraße wurde die Tötung Hitlers und die Machtübernahme der vollziehenden Gewalt in Deutschland geplant und mit dem Attentat auf Hitler in der Wolfsschanze bei Rastenburg im heutigen Polen versucht, das auch in die Tat umzusetzen Obwohl Oberst Graf von Stauffenberg anlässlich einer Stabsbesprechung in der Wolfsschanze die Bombe in der Nähe Hitlers deponieren konnte, überlebte dieser nur leicht verletzt. Stauffenberg konnte nach Berlin zurückkehren und versuchte dort mit Getreuen unter dem Stichwort "Walküre" den vorbereiteten Staatsstreich in Gang zu setzen, was aber bekanntlich misslang. Noch in der selben Nacht wurden auf Befehl des Generalobersten Fromm die Verschwörer - General Olbricht, Oberst von Stauffenberg, Oberst Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim und der Adjutant Stauffenbergs, Oberleutnant Werner von Haeften - im Innenhof des Bendlerblocks standrechtlich erschossen. Der am Putschversuch beteiligte Generaloberst a. D. Ludwig Beck bat Fromm, sich erschießen zu dürfen, was aber misslang, daraufhin wurde er auf Befehl Fromms durch einen Feldwebel erschossen. Aber als vermutlicher Mitwisser des Umsturzplans wurde Fromm einen Tag später selbst verhaftet und nach seiner unehrenhaften Entlassung aus der Wehrmacht vom Volksgerichtshof wegen "Feigheit vor dem Feind" zum Tode verurteilt, da ihm eine Verwicklung in die Verschwörung nicht nachgewiesen werden konnte. Er wurde am 12. März 1945 auf dem Schießplatz des Zuchthauses Brandenburg-Görden erschossen.
Heuzutage befinden sich in den Räumen des früheren "Allgemeinen Heeresamts im Oberkommando des Heeres" zahlreiche Ausstellungsräume der "Gedenkstätte Deutscher Widerstand". Und jedes Jahr am 20. Juli werden die Widerstandskämpfer durch zahlreiche hohe Politiker hier während einer Feierstunde geehrt.

Die "Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand" wurde durch einen Beschluss des Berliner Senats vom 1.8.1994 zum 1.9.1994 als eine unselbstständige Stiftung öffentlichen Rechts in Berlin errichtet. Sie ist verantwortlich für die Gedenkstätte "Deutscher Widerstand" in der Stauffenbergstraße und die "Gedenkstätte Plötzensee" am Hüttigpfad in Berlin-Charlottenburg. Das Land Berlin sowie die Bundesregierung beteiligen sich zu je 50% an den Ausgaben der Stiftung.

Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Stauffenbergstraße 13 - 14
D-10785 Berlin
Tel: 0049 - (0)30 - 26 99 50-00
Fax: 0049 (0)30 - 26 99 50-10
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Die von dem Berliner Bildhauer Richard Scheibe geschaffene Aufsehen erregende Bronzefigur eines "jungen Mannes mit gebundenen Händen" wurde als zentrales Mahnmal im Hof des Bendlerblocks am 20. Juli 1953 enthüllt . Zu Ehren des hier erschossenen Graf von Stauffenberg wurde die Sraße im Jahr 1955 von Bendlerstraße in "Stauffenbergstraße" umbenannt. Am 20. Juli 1962 enthüllte der Berliner Bürgermeister Franz Amrehn im Ehrenhof die Tafel mit den Namen der hier am 20. Juli 1944 erschossenen Offiziere. Im Jahr 1967 eschloss der Senat von West-Berlin 1967 die Einrichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte, die über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus informieren sollte. Im Jahr 1983 kam von dem damaligen Regierenden Bürgermeister, Richard von Weizsäcker, die Anregung an Wissenschaftler, den deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus in einer ständigen Ausstellung zu dokumentieren. Aber erst am 20. Juli 1989 konnte die Ausstellung in den Räumen der damaligen Widerständler in der zweiten Etage des Bendlerblocks im Gebäude an der Stauffenbergstraße eröffnet werden.

Gedenkstätte in Berlin-Plötzensee

Diese berüchtigte Hinrichtungsstätte der NS-Zeit befindet sich in unmittelbarer Nähe der heutigen Justizvollzugsanstalt im Hüttigpfad, der nach Richard Hüttig benannt wurde, einem Mitglied des Charlottenburger Widerstands, der am 14. Juni 1934 in Plötzensee hingerichtet wurde. Das Gefängnis Plötzensee wurde von 1868 bis 1879 hier auf einer Fläche von 25 ha für rund 1.200 Gefangene errichtet und liegt im heutigen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Von 1890 bis 1932 wurden hier insgesamt 36 Menschen wegen schwerster Verbrechen wie Mord hingerichtet. Und zwischen 1933 und 1936 wurden 45 Menschen meist aus politischen Gründen von einem Henker mit dem Handbeil hingerichtet. Nach der Machtübernahme der Nazis 1993 wurde die Strafanstalt zunehmend als zentrale Hinrichtungsstätte für politische Systemgegner benutzt. Die meisten der Gefangenen waren von Sondergerichten, von den politischen Strafsenaten des Kammergerichts und von dem 1934 neu errichteten Volksgerichtshof unter seinem Präsidenten Roland Freisler verurteilt worden. Zwischen 1933 und 1945 wurden hier insgesamt 2.891 Todesurteile vollstreckt. Von den Hingerichteten waren 1.431 Deutsche, die anderen 1.454 waren Ausländer - darunter 677 Tschechen, 253 Polen und 245 Franzosen. Darunter waren über 300 Frauen, die zur Hinrichtung aus dem Frauengefängnis Barnimstraße im heutigen Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain hierher zur Hinrichtung überführt wurden. Das 1864 errichtete Frauengefängnis an der Barnimstraße/Weinstraße in wurde im Jahr 1974 abgerissen. Anfangs erfolgten die Hinrichtungen durch einen Henker mittels eines Beils auf dem Hof des Gefängnisses.
Aber am 14. Oktober 1936 ordnete Adolf Hitler persönlich an, die Todesstrafe mit der Guillotine zu vollstrecken. Da es in Berlin ein derartiges Gerät nicht gab, musste die Guillotine eigens aus der Strafanstalt Bruchsal herangeschafft werden. Sie wurde in einer früheren Arbeitsbaracke aufgestellt und ab sofort erfolgten jetzt hier die Hinrichtungen. Ende 1942 beendete man diese Art der Hinrichtung und zog deshalb spezielle Stahlträger in die Hinrichtungshalle ein, an dem acht Eisenhaken befestig waren, von denen heutzutage noch fünf zu sehen sind. An diesen Haken wurden zuerst die Mitglieder der "Roten Kapelle" und später auch die Widerstandskämpfer des 20. Juli gehängt. Dabei wurden dünne Geigensaiten verwendet, die einen extrem qualvollen Tod zur Folge hatten. Die Hinrichtungen wurden gefilmt und Adolf Hitler später zur Betrachtung übergeben.
Die Hinrichtungsstätte wurde im Jahr 1952 vom Westberliner Senat als offizielle Gedenkstätte eingerichtet und gehört heutzutage zur " Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand".

Die Rote Kapelle

Der Name kommt wohl daher, dass von den deutschen Geheimdienstlern ein feindlicher Funker als Geiger bezeichnet wurde, mehrere ergaben dann eine Kapelle, und da sie als Kommunisten galten und Informationen an die Sowjetunion lieferten, wurde der Kreis zur "Roten Kapelle". Unter der Roten Kapelle versteht man aber nicht eine feste und straff geführte Gruppierung, sondern mehrere, nur lose miteinander verbundene Widerstandsgruppierungen. Besonders bekannt wurde die Gruppe um den Berliner Oberregierungsrat Arvid Harnack vom Reichswirtschaftministerium sowie dem Mitarbeiter im Reichsluftfahrtministerium von Hermann Göring - Harro Schulze Boysen- der dort Zugang zu brisanten Informationen hatte.
Die Aktivitäten der Roten Kapelle begannen mit einer konsequenten Ablehnung des Nationalsozialismus und bestanden vor allem in folgenden Aktivitäten:

  • Hilfe für Verfolgte
  • Verbreiten von Flugschriften und Klebezetteln gegen das Regime
  • Kontaktaufnahme zu anderen Oppositionskreisen und ausländischen Zwangsarbeitern
  • Aufrufe zu Gehorsamsverweigerung
  • Sammeln und Weitergeben von Informationen über deutsche Kriegsvorbereitungen, Verbrechen der Wehrmacht und NS-Verbrechen

Bereits vor dem Einmarsch der Deutschen in die Sowjetunion erging eine Warnung nach Moskau mit detaillierten Plänen des Einmarschs. Von den Plänen hatte Schulze Boysen infolge seiner Tätigkeit im Ministerium von Göring Kenntnis erlangt. Aber den Mitteilungen wurde kein Glauben geschenkt. Aber später erkannte Stalin die Brisanz dieser Quelle und erhielt in der folgenden Zeit zahreiche wichtige Informationen. Aufgrund aufgefangener Funksprüche in die Sowjetunion kam die deutsche Abwehr der Gruppe aber auf die Spur. Die ersten Verhaftungen erfolgten dann Ende August 1942, und bis zum 12. September waren über 120 Angehörige der Berliner Gruppen festgenommen worden. Durch Verhöre, Folter oder Bespitzelungen in den Zellen wurden dann bis Juni 1943 nochmals 80 Personen aus dem Umfeld des Kreises verhaftet. Nach einem Prozess am 19. Dezember 1942 wurden die folgenden Personen am 22.Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee geköpft bzw. gehängt:

  • Rudolf von Scheliha (gehängt)
  • Harro Schulze-Boysen (gehängt)
  • Arvid Harnack (gehängt)
  • Kurt Schumacher (gehängt)
  • John Graudenz. (gehängt)
  • Horst Heilmann (geköpft)
  • Hans Coppi (geköpft)
  • Kurt Schulze (geköpft)
  • Ilse Stöbe (geköpft)
  • Libertas Schulze-Boysen (geköpft)
  • Elisabeth Schumacher (geköpft)

Weitere 76 wurden später ebenfalls zum Tod verurteilt, von denen 65 in Berlin-Plötzensee vollstreckt wurden.

Justiz in der Bundesrepublik Deutschland

Es ist eine nicht auszulöschende Schande, dass in der Bundesrepublik Deutschland kein einziger der vielen NS-Richter verurteilt wurde, obwohl man viele schlicht als Verbrecher bezeichnen muss und sie es auch waren. Im Gegenteil: Viele waren auch nach 1945 wieder als Richter tätig und schieden meist erst aus Altersgründen aus dem Justizdienst aus - versorgt mit guten Pensionen. Ein besonders extremes Beispiel dafür ist die Tatsache, dass die Witwe des Blutrichters Roland Freisler - von August 1942 bis Februar 1945 Päsident des 1934 errichteten "Volksgerichtshofs" - bis zu ihrem Tod eine Art Witwenrente bekam. Die Opfer dagegen wurden meist gar nicht oder erst sehr viel später entschädigt. Es kam deshalb zu keiner Verurteilung, da sich die NS-Richter nach Auffassung ihrer bundesrepublikanischen Kollegen stets im Rahmen geltender Gesetzte, Verordnungen und sonstiger Vorschriften befunden hätten. Die Frage der Gerechtigkeit wurde dabei lange überhaupt nicht erörtert. Das geschah insbesonders deshalb, weil der Bundesgerichtshof 1956 den Angehörigen des Volksgerichtshofs das so genannte "Richterprivileg" zubilligte. Diesem Urteil nach konnte niemand wegen Rechtsbeugung oder anderer Delikte verurteilt werden, wenn er sich an die jeweils geltenden Gesetze gehalten hatte bzw. das Unrecht seines Tuns nicht erkannt hatte. Ein zutiefst verabscheuungswürdiges Urteil. Der Präsident des Bundesgerichtshofs von 200 bis 2008, Günter Hirsch, bezeichnete im Jahr 2002 in einer Rede zum 100. Geburtstag von Hans von Dohnanyi (s. unten) diese Entscheidung als „Schlag ins Gesicht“.

Von den Richtern und Staatsanwälten des Volksgerichtshofs waren folgende nach dem Krieg wieder im Justizdienst der Bundesrepublik tätig:

  • Paul Reimers als Landgerichtsrat in Ravensburg
  • Hans-Dietrich Arndt als Senatspräsident beim Oberlandesgericht Koblenz
  • Dr. Robert Bandel als Oberamtsrichter in Kehl
  • Bellwinkel als Erster Staatsanwalt in Bielefeld
  • Dr. Erich Carmine als Amtsgerichtsrat in Nürnberg
  • Christian Dede Landgerichtsdirektor in Hannover
  • Johannes Frankenberg als Oberamtsrichter in Münnerstadt
  • Dr. Andreas Fricke als Landgerichtsrat in Braunschweig
  • Dr. Wilhelm Grendel als Oberlandesgerichtsrat in Celle
  • Wilhelm Hegener als Amtsgerichtsrat in Salzkotten
  • Dr. Ferdinand Herrnreiter als Landgerichtsdirektor in Augsburg
  • Dr. Konrad Höher als Staatsanwalt in Köln
  • Dr. Rudolf Indra als Landgerichtsrat in Gießen
  • Helmut Jaeger als Oberlandesgerichtsrat in München
  • Dr. Leo Kraemer als Oberstaatsanwalt in Köln
  • Hans Werner Lay als Oberlandesgerichtsrat in Karlsruhe
  • Dr. Heinz Günter Lell als Oberstaatsanwalt
  • Dr. Alfred Münich als Senatspräsident beim Oberlandesgericht München

Viele Mitglieder der Roten Kapelle (s. oben) wurden durch das am 1. Oktober 1936 gegründete Reichskriegsgericht abgeurteilt, während die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 vom 1934 gegründeten Volksgericht verurteilt wurden. Das Reichskriegsgericht hatte in der Zeit von 1939 bis 1945 über 1.400 Todesurteile gefällt. Der Dienstsitz des Reichskriegsgerichts befand sich bis 1943 in der Witzlebenstraße 4-10 im heutigen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Wegen der zunehmenden schweren Bombenangriffe auf Berlin wurde es 1943 nach Potsdam und später nach Torgau an der Elbe verlegt.

Sie gaben ihr Leben im Kampf gegen die Tyrannei
und "wir" zahlten ihren Henkern später
dicke Pensionen

Rede des Präsidenten des Bundesgerichtshofs

Vom 15. Juli 2000 bis zum 31. Januar 2008 war Prof. Dr. Hirsch Präsident des Bundesgerichtshofs, der seinen Sitz in Karlsruhe und in Leipzig hat. Zum 100. Geburtstag von Hans von Dohnanyi hielt er am 8. März 2002 im Gebäude des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe in Anwesenheit zahlreicher Angehöriger von NS-Opfern und hochgestellten Juristen und Politikern folgende bedeutende rechtspolitische Rede, die uns von Prof. Hirsch freundlicherweise in Gänze zur Verfügung gestellt wurde und die wir hier in ihren wichtigsten Passagen zitieren:

"Der Bundesgerichtshof und mit ihm die gesamte Justiz haben besonderen Anlass, Hans von Dohnanyi zu gedenken und ihn zu ehren. Dies nicht nur deshalb, weil er als Richter einer unserer Vorgänger war. Vielmehr konfrontiert der Fall von Hans von Dohnanyi die Justiz und damit die Richterschaft in Deutschland mit ihrer Vergangenheit und deren Bewältigung.
Während der Zeit eines Menschenlebens war die Justiz in Deutschland in zwei Unrechtssysteme verstrickt und sah sich zweimal vor die Aufgabe gestellt, Justizunrecht aufzuarbeiten. Hans von Dohnanyi steht für dasBemühen und für die Ehre der Justiz, er war aber auch ihr Opfer.
Hans von Dohnanyi war Richter am Reichsgericht, dem Gericht, in dessen Tradition sich der Bundesgerichtshof von Anfang an gesehen hat. Er wurde von Verbrechern, die sich Richter nannten, ermordet. Die Täter wurden letztlich durch ein Urteil des Bundesgerichtshofes 1956 von diesen Justizmord freigesprochen mit einer Begründung, die zur Folge hatte, dass kaum einer der Richter, die während der nationalsozialistischen Herrschaft 50.000 Todesurteile gefällt hatten, zur Rechenschaft gezogen wurde. Von diesem Dohnanyi-Urteil hat sich der Bundesgerichtshof ausdrücklich distanziert. in einem Verfahren, in dem es um Justizunrecht in der ehemaligen DDR ging..........

Die Richterschaft im Dritten Reich bestand ganz überwiegend aus "biederen Juristen aus der Kaiserzeit", um Golo Mann zu zitieren. Der Schritt vom Deutschnationalen zum Nationalsozialistischen fiel vielen nicht besonders schwer, insbesondere unter der Drohung der Entlassung bei fehlender Regimetreue. Die Mehrheit der Richter beugte nicht das Recht, aber viele beugten sich einem formellen Recht, auch wenn es materiell Unrecht war. Die Gefährlichkeit des Unrechtsstaates liegt ja nicht so sehr darin, dass er Richter frontal veranlasst, das Recht zu brechen, sondern darin, dass er Unrecht in Gesetzesform gießt und darauf setzt, dass Richter nicht mehr nach dem Recht fragen, wenn sie ein Gesetz zur Hand haben. Mit dem Ermächtigungsgesetz und mit Notverordnungen wurde die Weimarer Republik legalistisch zerstört; der Weg zum Terror war mit Gesetzen gepflastert.
Die Mehrheit der Richter beugte nicht das Recht, aber viele beugten sich einem formellen Recht, auch wenn es materiell Unrecht war. Die Gefährlichkeit eines Unrechtsstaates liegt ja nicht so sehr darin, dass er Richter frontal veranlasst, das Recht zu brechen, sondern darin, dass er Unrecht in Gesetzesform gießt und darauf setzt, dass Richter nicht mehr nach dem Recht fragen, wenn sie ein Gesetz zur Hand haben. Mit dem Ermächtigugsgesetz und mit Notverordnungen wurde die Weimarer Republik legalistisch zerstört; der Weg zum Terror war mit Gesetzen geplastert..........

Hans von Dohnanyi wurde am 6. April 1945 im KZ Sachsenhausen von einem SS-Standgericht auf Befehl Hitlers zum Tode verurteilt und hingerichtet. Am 9. April wurden Admiral Canaris, General Oster, Heereschefrichter Dr. Sack, Pastor Dietrich Bonhoeffer und Hauptmann Gehre im KZ Flossenburg ebenfalls von einem SS-Standgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Vorsitzender des SS-Standgerichts war Dr. Thorbeck, Ankläger war Walter Huppenkothen. Selbst nach damals geltendem Gesetz verstießen die Verfahren in schwerwiegendster Weise gegen formelles und materielles Recht. So war z.B. das SS-Standgericht für die Angeklagten, die nicht SS-Mitglieder waren, überhaupt nicht zuständig, das Gericht war mit dem KZ-Lagerkommandanten als Beisitzer nicht ordnungsgemäß besetzt, Verteidiger waren nicht bestellt, Protokollführer gab es nicht, die Angeklagten waren offenkundig gefoltert worden, die Beweismittel entsprachen nicht den Vorschriften. Deshalb wurden Huppenkothen und Thorbeck nach dem Ende des Nazi-Regimes u.a. wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Der Bundesgerichtshof war dreimal mit diesem Verfahren befaßt. In den ersten beiden Urteilen hob er die jeweiligen Freisprüche des Schwurgerichts auf und wies in beeindruckender Weise darauf hin, dass Gesetze, die die Gerechtigkeit nicht einmal anstreben und allen Kulturvölkern gemeinsame Rechtsüberzeugungen von Wert und Würde der menschlichen Persönlichkeit gröblich mißachten, kein Recht schaffen, und ein solchen Gesetzen entsprechendes Verhalten Unrecht bleibt.
Nachdem hierauf die Angeklagten im dritten Durchgang wegen Beihilfe zum Mord zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt worden waren, änderte der Bundesgerichtshof seine Auffassung grundlegend, hob 1956 diese Verurteilungen auf und sprach die Angeklagten von dem Vorwurf frei, durch die Standgerichtsverfahren Beihilfe zum Mord geleistet zu haben. In der Begründung behandelte der Bundesgerichtshof das SS-Standgericht als ordnungsgemäßes Gericht, das offenkundige Scheinverfahren als ordnungsgemäßes Gerichtsverfahren und das Urteil als dem damaligen Recht entsprechend. Die Begründung ist ein Schlag ins Gesicht. Den Widerstandskämpfern wird attestiert, sie hätten "nach den damals geltenden und in ihrer rechtlichen Wirksamkeit an sich nicht bestreitbaren Gesetze" Landes- und Hochverrat begangen. Den SS-Richtern könne nicht zum Vorwurf gemacht werden, dass sie die Frage der Rechtfertigung des Verhaltens, der Angeklagten nicht geprüft hätten. .........

Die Folgen dieses Urteils waren verheerend. Kein einziger Richter, kein Staatsanwalt wurde in der Bundesrepublik wegen der tausendfachen Justizverbrechen im Dritten Reich verurteilt. Nachdem 1968 schließlich auch die Verurteilung des Richters Rehse, der zusammen mit Roland Freisler im Volksgerichtshof an dutzenden von Todesurteilen gegen Widerstandskämpfer mitgewirkt hatte, aufgehoben wurde, stellten die Staatsanwaltschaften alle Ermittlungen gegen ehemalige Richter ein. Dieses Versagen der Nachkriegsjustiz ist ein dunkles Kapitel in der deutschen Justizgeschichte und wird dies bleiben."

Biografien von Baum bis Goerdeler

Herbert Baum (1912-1942)
Der in Posen im heutigen Polen geborene Baum lebte später mit seiner Familie in Berlin, wo er die Realschule absolvierte und danach Elektriker wurde. Bereits im Alter unter zwanzig leitet er den Verband "Deutsch-Jüdische Jugend" und tritt 1931 - mit 19 Jahren - in den Kommunistischen Jugendverband (KJVD) ein. Nach der Machtübernahme der Nazis im Jahr 1933 nimmt er aktiv im Rahmen der KPD am Kampf gegen den Nationalsozialismus teil. Ab 1936 sammelt er in diesem Kampf eine Gruppe junger Kommunisten um sich, von denen die meisten Juden waren. Es wurden u.a. Flugblätter erstellt und öffentlich angeheftet oder auch per Post versandt. Im Jahr 1941 wurde er in der "Judenabteilung“ der Siemens-Werke in Berlin zur Zwangsarbeit verpflichtet. Hier konnte er andere Zwangsarbeiter zum Widerstand ermuntern. Die Herbert Baum-Gruppe war die größte und erfolgreichste jüdische Widerstandsgruppe in Nazideutschland und hatte neben Flugblattaktionen auch Juden zur Flucht verholfen. Nach einem Brandanschlag am 18. Mai 1942 auf eine antisowjetische Ausstellung im Berliner Lustgarten wurde Baum am 22 Mai festgenommen und während der U-Haft misshandelt. Er beging am 11. Juni 1942 Selbstmord.

Marianne Baum (1912-1942)
Die Jüdin Marianne Baum war die Ehefrau von Herbert Baum, der wie sie Mitglied im Kommunistischen Jugendverband war. Sie gehörten der Gruppe Baum an, die sich aus Kommunisten, Juden und jüngeren Zwangsarbeitern der Siemens-Werke zusammensetzte. Beide wurden am 22. Mai 1942 nach ihrem Brandanschlag auf die antisowjetische Ausstellung im Berliner Lustgarten festgenommen. Ihr Mann wählte am 1. Juni 1942 den Freitod. Sie wurde nach dem Todesurteil eines Sondergerichts am 18. August 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Liane Berkowitz (1923-1943)
Liane Berkowitz gehörte der Gruppierung "Rote Kapelle" an. Sie wurde am 7. August 1923 in Berlin als Tochter des Dirigenten Victor Wasiljew und seiner Ehefrau Katharina Jewsienko geboren. Die Familie war kurz vor ihrer Geburt aus der Sowjetunion geflohen. Während ihrer Zeit am Privatgymnasium „Heilsche Abendschule“ schloss sie sich dem Freundeskreis um ihre Mitschülerin Eva Rittmeister und deren Ehemann John Rittmeister an. Zum Freundeskreis gehörten weiterhin Ursula Goetze, Otto Gollnow, Fritz Thiel und Friedrich Rehmer. Aufgrund der Überzeugung und Initiative von John Rittmeister entwickelte sich der Kreis zu konsequenten NS-Gegnern. Später stießen sie zu der Widerstandsgruppe "Rote Kapelle" um Harro Schulze-Boysen. In dieser Zeit verlobte sie sich mit Friedrich Rehmer und wurde von ihm schwanger. Als die Gruppe aufgeflogen war und die Verhaftungen begannen, wurde auch Liane Berkowitz am 26. September 1942 verhaftet. Während der Haft im Frauengefängnis in der Barnimstraße in Berlin brachte sie am 12. April 1943 ihre Tochter Irina zur Welt. Das kleine Mädchen starb am 16. Oktober 1943 im Krankenhaus Eberswalde aus bis heute nicht aufgeklärten Gründen. Liane Berkowitz wurde zusammen mit ihrem Verlobten und anderen Mitgliedern der Gruppe am 18. Januar 1943 vom 2. Senat des Reichskriegsgerichts zum Tode verurteilt und am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee hingericht. Ihr Verlobter Friedrich Rehmer war bereits am 13. Mai 1943 dort hingerichtet worden. Eine sogar vom Reichskriegsgericht empfohlene Begnadigung von Berkowitz wurde von Hitler persönlich abgelehnt. Das 1864 errichtete Frauengefängnis an der Barnimstraße/Weinstraße in Friedrichshain im Bezirk Kreuzberg-Friedrichsheim wurde im Jahr 1974 abgerissen.

Hans (1916-1942) und Hilde Coppi (1909-1943)
Beide gehörten der NS-Widerstandsgruppe "Rote Kapelle" an. Ihr Sohn Hans Coppi wurde am 27. November 1942 während der Haft seiner Mutter im Frauengefängnis an der Barnimstraße geboren. Er hat drei Töchter und lebt in Berlin im Bezirk Mitte.

Hans von Dohnanyi (1902 -1945)
Hans von Dohnanyi wurde am 1. Januar 1902 in Wien als Sohn des ungarischen Komponisten Ernő von Dohnányi und dessen Frau, der Pianistin Elisabeth Kunwald geboren.
Er wurde nach der Trennung seiner Eltern in Berlin groß. Nach der Trennung seiner Eltern wuchs er in Berlin auf. Er besuchte in Berlin das Grunewald-Gymnasium, das auch von Dietrich und Klaus Bonhoeffer, den Söhnen von Karl Bonhoeffer besucht wurde. Nach dem Abitur begann er 1920 Jura zu studieren, das er 1925 mit dem Doktorgrad krönte. Im selben Jahr heiratete er Christine Bonhoeffer, die Tochter von Karl Bonhoeffer. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: darunter Klaus von Dohnanyi (von 1981 bis 1988 Erster Bürgermeister von Hamburg: SPD) und der Dirigent Christoph von Dohnányi.

Nach einer kurzen Tätigkeit als Jurist beim Hamburger Senat kam er 1929 als persönlicher Referent mehrerer Justizminister ins Reichsjustizministerium. Noch vor der Machtergreifung der Nazis 1932 war er zwischenzeitlich Adjutant des Reichsgerichtspräsidenten Erwin Bumke. Nach dem so genannten Röhm-Putsch, bei dem zahlreiche SA-Leute auf Befehl Hitlers von der SS ermordet wurden, bemühte er sich, Kontakt zu Kreisen des Widerstands aufzunehmen. Während seiner Tätigkeit im Ministerium legte er Aufzeichnungen über Verbrechen des NS-Regimes an, um nach dessen Beseitigung Beweismittel für einen Prozess liefern zu können. Wegen seiner Kritik an der Rassenpolitik der Nationalsozialisten wurde er 1938 als Reichsgerichtsrat an das Reichsgericht versetzt. Kurz vor Kriegsbeginn wurde er von Hans Oster für das von Wilhelm Canaris geleitete Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht angefordert. In dieser Funktion war es ihm möglich, einer Reihe von verfolgten Juden die Flucht in die Schweiz zu ermöglichen.
Im März 1943 war Dohnanyi an dem immer noch weit gehend unbekannten Attentat von Henning von Tresckow beteiligt. Von Tresckow war es gelungen, in Smolensk, wo Hitler zu einem Truppenbesuch weilte, bei dessen Rückflug eine Bombe in sein Flugzeug zu schmuggeln. Bekanntlich ging das Attentat schief, da der Zünder der Bombe versagt hatte. Die Bombe bestand aus zwei englischen Haftminen. Die Verpackung sah aus aus wie eine von Cointreau. Der Zünder war so eingestellt, dass die Bombe nach ca. 30 Minuten in einer Entfernung von etwa 200 bis 250 km explodieren sollte. Nach dem Fehlschlag gelang es, die Bombe später unbemerkt aus der Maschine zu entfernen.
Im April 1943 wurde Dohnanyi wegen angeblicher Devisenvergehen festgenommen. Das Verfahren gegen ihn wurde aber durch den später hingerichteten Richter Karl Sack (s.unten) absichtlich verschleppt. Leider konnte er damit aber nicht verhindern, dass Dohnanyi 1944 in das Konzentrationslager Sachsenhausen verbracht wurde. Hier wurde seine Beteiligung an den Attentatsplänen vom 20. Juli 1944 bekannt und es wurden außerdem Teile seiner Aufzeichnungen von 1938 gefunden.
Am 6. April 1945 wurde Dohnanyi deshalb von einem SS-Standgericht unter dem Vorsitz von Otto Thorbeck - mit dem Ankläger Walter Huppenkothen - zum Tode verurteilt und anschließend im KZ gehängt.
Thorbeck und Huppenkothen wurden nach dem Krieg nach mehreren Prozessen und Revisionen 1956 vom Bundesgerichtshof vom Vorwurf des Mordes und der Rechtsbeugung freigesprochen. Dieses Skandalurteil wurde von Bundesgerichtshof aber 1995 zurückgenommen und vom späteren Präsidenten des Gerichts - Prof. Günter Hirsch - anlässlich einer Gedenkfeier zum 100. Geburtstag von Dohnanyi am Ort des Gerichts ausdrücklich und mit scharfen Worten kritisiert. Thorbeck starb 1976 bei Nürnberg und Walter Huppenkothen 1979 in Lübeck. Prof. Günter Hirsch war von 2000 bis 2008 Präsident des Bundesgerichtshofs

Musa Mostafa Dshalil (Cälil)
(1906-1944)
Musa Mostafa Dshalil wurde am 15. Februar 1906 in der damaligen Sowjetunion geboren. Er wurde zu einem der bedeutendsten tatarischen Dichter. Im Jahr 1941 kam er als Politoffizier zur Roten Armee und geriet 1942 in deutsche Kriegsgefangenschaft. Dort wurde er einer Einheit der deutschen Wehrmacht, in der hauptsächlich Tataren und Baschkiren kämpften, zugeteilt. In dieser Wehrmachtseinheit gründete er jedoch eine Untergrundorganisation, die sich u.a. auch an Sabotageakten gegen die Wehrmacht beteiligte.
Im August 1943 wurden er und seine Mitstreiter jedoch enttarnt und verhaftet. Am 12. Februar 1944 wurden er und zehn weitere Tataren vom Reichskriegsgerichts zum Tode verurteilt und am 25. August in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Carl Friedrich Goerdeler (1884 - 1945)
Carl Friedrich Goerdeler war seit 1930 Oberbürgermeister von Leipzig und übte in der Endphase der Weimarer Republik gleichzeitig das Amt eines Reichskommissars für die Preisüberwachung aus. Seit 1935 hat er heftige Auseinandersetzungen mit der NSDAP. Nach seinem Rücktritt als Oberbürgermeister im April 1937 wird Goerdeler als Berater der Robert Bosch GmbH tätig und unternimmt in Deutschland und im Ausland ausgedehnte Reisen.
Dabei wirbt er für die Ziele seiner Politik, die sich gegen die Nationalsozialisten richtet. Goerdeler wird so zum Mittelpunkt der zivilen Widerstandskreise. In zahlreichen Denkschriften und Entwürfen plant er die Neuordnung des politischen Lebens in Deutschland nach einem gelungenen Staatsstreich und stellt sich als Reichskanzler zur Verfügung. Bereits vor dem 20. Juli 1944 wird Goerdeler von der Gestapo gesucht.
Nach dem Attentat auf Hitler kann er zunächst entkommen, wird kurz darauf denunziert und am 8. September 1944 vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt. Auf Befehl Hitlers wird er erst fünf Monate später nach ausführlichen Vernehmungen am 2. Februar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.
Anmerkung
Diese Biografie wurde uns freundlicherweise von der Gedenkstätte deutscher Widerstand in Berlin zur Verfügung gestellt.

Fritz Goerdeler (1886 - 1945)
Fritz Goerdeler arbeitet nach dem Ersten Weltkrieg zunächst als Rechtsanwalt und Bürgermeister in Marienwerder, muss aber dieses Amt 1933 unter dem Druck der Nationalsozialisten aufgeben. Danach wird er Stadtkämmerer von Königsberg. Er ist verheiratet mit Susanne Ulrich, mit der er drei Töchter und einen Sohn hat.
Wie sein älterer Bruder Carl Friedrich Goerdeler will er sich mit den Zuständen im nationalsozialistischen Deutschland nicht abfinden und folgt ihm schließlich in den Widerstand. Carl Goerdeler nutzt die enge familiäre Bindung der Brüder - auch ihre Ehefrauen sind Schwestern -, um Fritz Goerdeler in seine Pläne einzuweihen und bei ihm Unterstützung zu finden. Zu Beginn des Jahres 1943 übernimmt Fritz Goerdeler die Aufgabe, in Königsberg Verbündete für den geplanten Staatsstreich zu werben, und wirkt an Kontakten zu militärischen Widerstandskreisen mit.
Nach dem gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 verhaftet die Gestapo neben anderen Mitgliedern der Familie auch Fritz Goerdeler. Am 23. Februar 1945 wird Goerdeler zum Tode verurteilt und am 1. März 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.
Anmerkung
Diese Biografie wurde uns freundlicherweise von der Gedenkstätte deutscher Widerstand in Berlin zur Verfügung gestellt.

Biografien von Günther bis Hassel

Hanno Günther (1921-1942)
Kommunistischer Widerstandskämpfer. Hanno Günther wurde 12. Januar 1921 in Berlin geboren, wo er zuerst die Rütli-Schule im heutigen Bezirk Berlin-Neukölln und später eine Schule auf der Insel Scharfenberg. Die Rütli Schule war damals eine bekannte Reformschule und 1933 vom NS-Regime geschlossen.
Da er sein Abitur nicht ablegen konnte, lernte er das Bäckerhandwerk und lernte bei seiner Ausbildung die Widerstandsgruppe um Elisabeth Pungs kennen. Nach dem Einmarsch in Polen am 1. September 1939 begann er mit ihr und anderen, Flugblätter in Hausfluren und Briefkästen gegen das Regime zu verteilen.
Nach 1941 wurde von ihm zusammen mit Elisabeth Pungs und seinem ehemaligen Klassenkameraden Wolfgang Pander "Das freie Wort“ erstellt, das auch über die Post versendet wurde. In der Schrift wurden Soldaten und Arbeiter in den Rüstungsbetrieben zum aktiven Widerstand aufgerufen. Zudem wurden Frontberichte, die von freien Rundfunksendern stammten, abgedruckt.

Zu dem "Freundeskreis Günther" gehörten neben Elisabeth Pungs und Wolgang Pander noch Dagmar Petersen, Emmerich Scharper und Bernhard Sikorski. Bis auf Dagmar Petersen und Emmerich Schaper wurden alle vom Volksgerichtshof am 9. Oktober 1942 zum Tode verurteilt und Anfang Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Schaper starb vor seiner Hinrichtung an den Folgen der Misshandlungen. Dagmar Petersen wurde zu "nur" sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Günthers letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf, einer Gemeinde in Brandenburg südwestlich von Berlin.
Hinweis
In der Onkel-Bräsig Straße 108 in Berlin-Britz befindet sich eine Gedenktafel zur Erinnerung an ihn. Nach Aussagen der dort lebenden Famlie soll er zwar in der Straße, aber nicht in diesem Haus gewohnt haben.

Hans Bernd van Haeften (18.12.1905 - 15.08.1944)
Hans Bernd von Haeften wird als zweites Kind in einer angesehenen Offiziersfamilie geboren. Sein Vater ist später Präsident des Reichsarchivs. Er, sein drei Jahre jüngerer Bruder Werner und die ältere Schwester wachsen in einem liberalkonservativen Elternhaus auf, in dem bekannte Gelehrte verkehren. Manche der späteren Gefährten im Widerstand begegnen den Brüdern Haeften bereits in ihrer Jugendzeit. Hans Bernd von Haeften studiert 1924 in Berlin und München Rechtswissenschaft. Nach dem Referendarexamen 1928 verbringt er als Austauschstudent ein Jahr in England, anschließend ist er von 1930 bis 1933 Geschäftsführer der Stresemann-Stiftung. In diesen Jahren hat er erste Verbindungen zur ökumenischen Bewegung der Kirchen Europas.
1933 geht er in den Auswärtigen Dienst und weigert sich auch als Diplomat konsequent, der NSDAP beizutreten. Haeften ist für die Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg einer der wichtigsten Vertrauensleute im Auswärtigen Amt. Er gehört als enger Freund von Adam von Trott zu Solz zugleich zum Kreisauer Kreis und soll nach einem gelungenen Umsturz Staatssekretär im Auswärtigen Amt werden.
Nach dem Scheitern des Umsturzversuches vom 20. Juli 1944 kann Hans Bernd von Haeften Berlin verlassen, kehrt jedoch am 22. Juli zurück. Einen Tag später wird er von der Gestapo verhaftet, am 15. August 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und wenige Stunden danach in Berlin-Plötzensee ermordet.
Anmerkung
Diese Biografie wurde uns freundlicherweise von der Gedenkstätte deutscher Widerstand in Berlin zur Verfügung gestellt.

Zdeněk Hájek(1919-1943)
Hájek war kein Widerstandskämpfer, aber er soll hier dennoch exemplarisch für die "Moral" des NS-System dargestellt werden.
Hajek wurde im heutigen Tschechien geboren. Während seine Familie in Prag blieb, ging er als Schlosser nach Berlin, um hier zu arbeiten. Aus großem Hunger stahlen er und ein Freund eine Gans und einige Kaninchen. Dabei wurde er entdeckt und festgenommen. Und deswegen wurde er vom Sondergericht V in Berlin zum Tode verurteilt. Um der Hinrichtung zu entgehen, versuchte er in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 1943 aus der Haft zu entfliehen.
Er wurde dabei jedoch überrascht und deshalb bis zu seiner Hinrichtung am 7. September 1943 in Berlin-Plötzensee an Händen und Füßen gefesselt in Sonderarrest gehalten.

Otto (1897) und Elise Hampel (1903)
Otto Hermann Hampel wurde am 21. Juni 1897 in Mühlbock im heutigen Polen geboren.
Elise Hampel, geb. Lemme wurde am 27. Oktober 1903 in Bismark (Altmark) im Landkreis Stendal im heutigen Bundesland Sachsen-Anhalt geboren.
Die beiden hatten 1937 geheiratet und standen dem NS-Regime anfangs positiv gegenüber. Sie hatten in der Amsterdamer Str. 10 im Wedding eine Wohnung. Nachdem das Haus durch Bomber zerstört worden war, wurde es nach dem Krieg hier ein neues Gebäude errichtet.
Ihre Einstellung um NS-System hatte sich jedoch nach dem Tod des Bruders von Elisa im September 1940 in Frankreich geändert.
Ab dieser Zeit hatten sie begonnen, Postkarten gegen Hitler und das Dritte Reich in den Bezirken Wedding, Charlottenburg, Schöneberg und Kreuzberg zu verteilen.
Beim Verteilen der Postkarten in der Eisenacher Straße 122 am Nollendorfplatz wurden sie von einer Frau festgehalten und der Polizei übergeben. Vom Volksgerichtshof wurden beide am 22. Januar zum Tode verurteilt und am 8. April 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.Die Denunziantin hatte als Belohnung 3 Reichsmark erhalten und war nach dem Krieg zu Zwei Jahren Haft verurteilt.
Das Schicksal dieser beiden „einfachen Menschen“ hatte dem Schriftsteller Hans Fallada (1893-1947) als Grundlage für seinen Roman „Jeder stirbt für sich allein“ aus dem Jahr 1946/1947 gedient.
Den beiden zu Ehren wurde am 21. Juli vor dem Rathaus Wedding eine Stehle der Künstlerin Ingeborg Lockemann aufgestellt.
Außerdem war ein Abschnitt der Limburger Straße zwischen Genter Straße und Müllerstraße, der als Fußgängerweg an der Rathauskantine vorbeiführt, in Elise-und-Otto-Hampel-Weg umbenannt worden.

Georg Alexander Hansen (1904-1944)
Oberst im Generalstab und Mitverschwörer des 20. Juli. 1944. Georg Alexander Hansen wurde am 5. Juli 1904 als Sohn eines Oberforstmeisters in Sonnefeld in geboren. Sein Abitur machte er 1923 an einem Gymnasium in Coburg, worauf er zwei Semester Jura in Erlangen studierte. Aber sein Streben war es, Offizier zu werden, was er sich 1924 mit dem Eintritt in die Reichswehr erfüllte.
Im Jahr 1927 wurde er zum Leutnant ernannt und 1931 zum Oberleutnant. Wegen seiner hervorragenden Leistungen kam er 1935 zur Generalstabsausbildung an die Kriegsakademie in Berlin-Moabit.
Hier begegnete er u.a. Ludwig Beck und Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Nach der Akademieausbildung wurde er 1937 zur Spionageabwehr unter Admiral Wilhelm Canaris abkommandiert. Im Mai 1941wurde er zum Major und im Juli 1942 zum Oberstleutnant befördert. Canaris ernannte Hansen vor seinem Rücktritt im Februar 1944 zu seinem Nachfolger als Chef der militärischen Abwehr.
Im Mai 1944 wurden Hansen und der größte Teil seines Amtes dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA) unterstellt.
Seine im Dienst gewonnenen Kenntnisse der Verbrechen der NS-Führung brachten ihn bereits vor Ausbruch des Krieges in Opposition zum NS-Regime. Im Laufe der Zeit wurde er dadurch zu einem der wichtigsten Informanten der Widerstandsgruppe um Henning von Tresckow und Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Ab dem Jahr 1943 wirkte er an den Planungen für das Hitlerattentat mit, wobei sich die Verschwörer häufiger in seinem Haus in Rangsdorf trafen. Da er sich aber mit Stauffenberg über die politische Zukunft nach einem gelungenen Attentat zerstritt, wollte er an dem Attentat nicht teilnehnem und verließ daher Berlin bereits am 18. Juli, um an der Taufe seiner jüngsten Tochter teilzunehmen. Trotz der Tatsache, dass das Attentat gescheitert war, kehrte er am 21. Juli nach Berlin zurück - mit der legendären Begründung: "Mein Platz ist in Berlin“. Am 22. Juli wurde er zum Verhör beim Gestapo-Chef Heinrich Müller einbestellt und nach harten Verhören, in denen er gestanden hatte, verhaftet.
Am 10. August 1944 wurden er sowie Erich Fellgiebel, Alfred Kranzfelder, Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg und Berthold Schenk Graf von Stauffenberg vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee gehängt.

Arvid Harnack (1901-1942)
Jurist, Ökonom und Mitglied der "Roten Kapelle". Arvid Harnack wurde am 24. Mai 1901 als Sohn der Malerin Clara Harnack und des Literaturwissenschaftlers Otto Harnack in Darmstadt geboren. Er war übrigens ein Vetter des Berliner Pfarrers Dietrich Bonhoeffer. In den Jahren 1919 bis 1923 studierte er in Jena, Graz und Hamburg Jura. Seinen Doktor (Dr. jur.) machte er im Jahr 1924. Zwei Jahre später ging er mit Hilfe eines Stipendiums zu weiteren Studien an die University of Wisconsin-Madison, wo er 1926 seine spätere Frau Mildred aus Milwaukee kennen lernte. Mit ihr zurück in Deutschland, errang er in Gießen seinen zweiten Doktorgrad (Dr. phil.). Im Zuge der Weltwirtschaftskrise bekam er große Zweifel an der Effektivität des kapitalistischen Systems und sah im Sowjetkommunismus eine Alternative. Im Jahr 1932 besuchte er im Rahmen einer Studienreise die Sowjetunion. Dennoch kam er im Jahr 1933 als wissenschaftliche Hilfskraft ins Reichswirtschaftsministerium. Er verblieb hier und wurde später Oberregierungsrat mit Zugang zu brisanten Dokumenten. Aber er blieb auch hier seiner Gesinnung treu und organisierte gemeinsam mit seiner Frau Mildred, dem Schriftsteller Adam Kuckhoff und dessen Frau Greta einen oppositionellen Diskussionskreis auf. Im Jahr 1936 trat er konspirativ an die sowjetische und zur US-amerikanische Botschaft heran, um ihnen Informationen über die Kriegsvorbereitungen Deutschlands zu liefern. Im Jahr 1939 erweiterte er seine Aktionen und trat in Kontakt zu der Gruppe um Harro Schulze-Boysen und ein Jahr später während des Krieges zu den Kommunisten Hilde Rake und Hans Coppi. Dies war der Beginn der von der Gestapo als "Rote Kapelle“ genannten NS-Widerstandsnetzes. Über einen Kontaktmann in der sowjetischen Botschaft versuchte er die Sowjets über den bevorstehenden Überfall auf ihr Land zu informieren. Aber seine Warnungen stießen bei Stalin auf Unglauben. Harnack und seine Frau Mildred wurden am 7. September 1942 anlässlich eines Urlaubs verhaftet. Arvid Harnack wurde am 19. Dezember 1942 durch das Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und seine Frau Mildred zu 6 Jahren Zuchthaus. Da Hitler persönlich das Urteil aufhob, kam es zu einem zweiten Prozess, der am 16. Januar 1943 mit der Todesstrafe auch gegen Mildred endete. Arvid Harnack wurde am 22. Dezember 1942 Berlin-Plötzensee gehängt und seine Frau Mildred am 16. Februar 1943 hier geköpft.

Christian August Ulrich von Hassel (1881-1944)
Politiker und Diplomat. Von Hassel wurde am 12. November 1881 in Anklam im heutigen Mecklenburg Vorpommern als Sohn eines Oberleutnants der kaiserlichen Armee geboren. In den Jahren 1899 und 1903 studierte er in Lausanne, Tübingen und Berlin Jura sowie Volkswirtschaft und machte auch erfolgreich seinen Abschluss. Nach Auslandsaufenthalten trat er 1909 als Assessor in das Auswärtige Amt ein. Erwähnenswert ist sicherlich, dass er 1911 die Tochter des Großadmirals Alfred von Tirpitz, Ilse von Tirpitz, heiratete. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Hauptmann der Reserve teil und wurde bereits am 8. September 1914 schwer verwundet. Danach diente er seinem Schwiegervater als Berater. Nach dem Ende des Krieges wurde er Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei. Später nahm er seinen Dienst im Auswärtigen Amt wieder auf und wurde von dort nach Rom, Barcelona, Kopenhagen und Belgrad gesandt. 1932 wurde er sogar deutscher Botschafter in Italien. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er zum NS-Gegner und begann sich an Plänen zum Putsch gegen Hitler zu beteiligen. Er war dabei besonders als Vermittler zwischen dem eher konservativen Widerstand um Carl Friedrich Goerdeler und Ludwig Beck und den Widerständskämpfern des eher fortschrittlichen Kreisauer Kreises tätig. Er führte sogar mit den Westalliierten Gespräche über die politische Ordnung in Deutschland nach einem gelungenen Umsturz. Für diesen Fall war er in einer Übergangsregierung als Außenminister vorgesehen. Dennoch war er seit 1943 aus dem inneren Kreis des Widerstands ausgeschieden und war daher auch über die Attententatspläne um Claus Schenk Graf von Stauffenberg nicht konkret informiert. Aber dennoch wurde von Hassel am 29. Juli 1944 von der Gestapo verhaftet und am 8. September vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Nur zwei Stunden nach dem Prozess wurde er in Berlin-Plötzensee gehängt.

Biografien von Havemann bis Hübener

Robert Havemann (1910 - 1982)
Der 1910 in München geborene Robert Havemann wächst in einer Intellektuellenfamilie auf. Er studiert Chemie und erlebt als Doktorand 1933 die Vertreibung seines ersten Mentors Herbert Freundlich aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie. Seit 1932 hat er Kontakte zur Komintern, 1933 schließt er sich der sozialistischen Widerstandsgruppe Neu Beginnen an. Aus ihrer gesellschaftlichen Position ergeben sich für Georg Groscurth, Robert Havemann, Paul Rentsch und Herbert Richter besondere Handlungsspielräume, gegen das NS-Regime zu arbeiten. Sie können Verfolgten nicht nur helfen, in der Illegalität zu überleben, sondern sie sind in der Lage, die ihnen zugänglichen Informationen und Verbindungen zu nutzen, um die Widerstandstätigkeit anderer zu unterstützen, zu koordinieren und zu vernetzen. So werden sie zum Zentrum verschiedener, unabhängig voneinander entstandener Gruppierungen. Der Versuch, auch Kontakte zu den Alliierten herzustellen, scheitert. Im Sommer 1943 verfassen Havemann, Groscurth, Richter und Rentsch mehrere programmatische Texte. Sie geben ihrer Gruppe den Namen „Europäische Union“. Wegen seiner Beteiligung an Hilfsaktionen für Verfolgte und als führender Kopf der Europäischen Union wird Havemann am 5. September 1943 festgenommen und am 16. Dezember 1943 zum Tode verurteilt. Da seine Forschungsarbeiten für die NS-Rüstung unentbehrlich erscheinen, wird die Vollstreckung aufgeschoben. 1945 wird Havemann aus dem Zuchthaus Brandenburg-Görden von der Roten Armee befreit. Nach dem Krieg schließt er sich der SED an, entwickelt sich aber in der Folge des XX. Parteitages der KPdSU 1956 zum Regimekritiker. 1964 aus der SED ausgeschlossen, verliert Havemann 1965 seine Anstellung. Von 1976 bis 1978 steht er unter Hausarrest. Bis zu seinem Tod 1982 ist Robert Havemann einer der bekanntesten Regimekritiker der DDR.
Anmerkung
Diese Biografie wurde uns freundlicherweise von der Gedenkstätte deutscher Widerstand in Berlin zur Verfügung gestellt.

Liselotte Herrmann (1909-1838)
Kommunistische Widerstandskämpferin. Liselotte Herrmann wurde am 23. Juni 1909 in Berlin als Tochter eines Ingenieurs geboren. Sie machte dort auch ihr Abitur und arbeitete vor ihrem Chemie- und Biologie-Studium, das sie im Jahr 1929 begann, in einer Chemiefabrik. Sie studierte anschließend an der Technischen Hochschule Stuttgart und an der Universität Berlin, der heutigen Humboldt Universität. Bereits 1929 trat sie in den "Kommunistischen Jugendverband Deutschlands" sowie in den "Roten Studentenbund" ein. Und 1931 wurde sie Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Nach der Machtergreifung der Nazis im Jahre 1933 unterschrieb sie mit vielen anderen einen "Aufruf zur Verteidigung demokratischer Rechte und Freiheiten an der Berliner Universität“. Sie und nahezu 100 weitere Unterzeichner wurden deshalb von der Universitätsleitung am 11. Juli 1933 von der Universität verwiesen. Danach betätigte sie sich im Untergrund im Kampf gegen das NS-Regime. Dabei kam es zu Kontakten zu Mitgliedern des bewaffneten Widerstands innerhalb der KPD. Im Jahr 1934 wurde ihr Sohn Walter geboren, worauf sie in Stuttgart als Stenotypistin im Ingenieurbüro ihres Vaters arbeitete.
Auch hier fand sie schnell Anschluss an kommunistische Widerstandskreise, die dabei erlangten Informationen - etwa über geheime Rüstungsprojekte - gab sie an das Büro der KPD in der Schweiz weiter. Aber ihre Aktivitäten blieben dem Regime nicht verborgen und sie wurde am 7. Dezember 1935 verhaftet. Nach einer Untersuchungshaft von 19 Monaten, wurde sie vor dem Volksgerichtshof angeklagt und am 12. Juni 1937 vom 2. Senat in Stuttgart wegen "Landesverrats und Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Danach kam sie in das Berliner Frauengefängnis in der Barnimstraße im heutigen Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain, wo sie über ein Jahr verblieb. Von hier aus wurde sie zur Hinrichtung nach Berlin-Plötzensee gebracht und dort am 20. Juni 1938 geköpft.
Ihre politischen Freunde Stefan Lovasz, Josef Steidle und Artur Göritz wurden dort am selbenTag ebenfalls hingerichtet.

Erich Hoepner (1886-1844)
Ab 1940 Generaloberst. Erich Hoepner wurde am 14. September 1886 in Frankfurt/Oder als Sohn eines Arztes geboren. Bereits 1890 zog seine Familie nach Berlin. Hir besuchte er ab 1893 das Kaiserin-Augusta-Gymnasium, wo er 1905 sein Abitur bestand. Da sein Berufswunsch der eines Offiziers war, trat er im Juni 1909 als Fahnenjunker in die Armee ein und wurde drei Jahre später - im Jahr 1913 - an die Kriegsakademie in Berlin abkommandiert. Ab August 1914 war er als Ordonnanzoffizier und ab 1916 an der Front eingesetzt. Das Ende des Krieges erlebte er im Rang eines Rittmeisters, was dem eines Hauptmanns entspricht. Aber auch während der Weimamarer Republik blieb er dem Offiziersberuf treu - so wurde er 1927 Major im Generalstab. 1930 wurde zum Bataillonskommandeur in Braunschweig ernannt und 1932 zum Oberstleutnant als Kommandeur des Reiter-Regimentes Potsdam befördert. Danach ging es sehr schnell weiter mit seiner militärischen Karriere. 1935 wurde zum Oberst befördert und 1937 zum Generalmajor. Während des Polenfeldzug war er Kommandierender General des XVI. Armeekorps und wurde am 19. Juli 1940 sogar zu seinem letzten Rang, dem eines Generalobersten befördert.
Am 8. Januar 1942 aber wurde Erich Hoepner von Adolf Hitler wegen „Feigheit und Ungehorsam“ unehrenhaft aus der Wehrmacht entlassen, nachdem er sich während der sowjetischen Winteroffensive einem Durchhaltebefehl von Hitler widersetzt und eigenmächtig den Rückzug seiner Einheiten angeordnet hatte. Am 12. Januar kehrte Hoepner nach Berlin zurück. Im Verlauf des Herbstes 1943 erhielt er Einblick in die Pläne zum Attentat auf Hitler. Während des gescheiterten Attentats vom 20. Juli 1944 befand sich Hoepner - der im Falle des Gelingens als "Oberbefehlshaber im Heimatkriegsgebiet“ vorgesehen war - im Bendlerblock in direkter Nähe zu den Umstürzlern. Er wurde noch in den Morgenstunden des 21. Juli verhaftet und am 7. August vor den Volksgerichthof u.a. zusammen mit Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben angklagt. Unter dem Vorsitz von Roland Freisler wurden er und von Witzleben am 8. August zum Tode verurteilt. und noch am selben Tag in Berlin-Plötzensee auf ausdrücklichen Befehl Hitlers gehängt.

Cäsar von Hofacker (1896 - 1944)
Nach der Rückkehr aus französischer Kriegsgefangenschaft beginnt Cäsar von Hofacker 1920 ein Studium der Rechtswissenschaften und arbeitet seit 1927 für die Vereinigten Stahlwerke in Berlin, deren Prokurist er 1938 wird. 1931 tritt er dem Stahlhelmbund der Frontsoldaten bei. Er ist mit Ilse Pastor verheiratet, mit der er fünf Kinder hat. Als Reserveoffizier wird er im August 1939 zur Wehrmacht eingezogen. Nach der Besetzung Frankreichs 1940 ist er in der deutschen Militärverwaltung in Paris tätig und wird im Herbst 1943 in den Stab des Militärbefehlshabers General Carl Heinrich von Stülpnagel übernommen. Hofacker ist ein Vetter Stauffenbergs und stellt die Verbindung zwischen den Gruppen der militärischen Opposition in Paris und Berlin her. Am 20. Juli 1944 ist er mit Stülpnagel für den kurze Zeit sehr erfolgreichen Umsturzversuch in Frankreich verantwortlich. Nach dem Scheitern der Verschwörung wird Cäsar von Hofacker in Paris verhaftet, am 30. August 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 20. Dezember 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.
Anmerkung
Diese Biografie wurde uns freundlicherweise von der Gedenkstätte deutscher Widerstand in Berlin zur Verfügung gestellt.

Helmut Hübener (1925-1942)
Helmuth Hübener kam am 8. Januar 1925 in Hamburg als Sohn einer einfachen Arbeiterin zur Welt. Der Junge wurde nur von der Mutter großgezogen und begann 1941 eine Lehre bei einer Hamburger Behörde. Während seiner Ausbildung war er zudem als ehrenamtlicher Sekretär des Vorsitzenden der Religionsgemeinschaft der Mormonen in Hamburg tätig, von der er stark geprägt wurde. In dieser Zeit lernte er einige Mitglieder einer kommunistischen Jugendgruppe in Hamburg-Altona kennen. Durch deren Einfluss begann er, ausländische Rundfunksender zu hören und das dort Gehörte als Flugschriften zu verbreiten. Zu seinen späteren Gesinnungsfreunden gehörten ab 1941 der sechzehnjährige Rudolf Wobbe, der siebzehnjährige Karl-Heinz Schnibbe sowie der siebzehnjährige Gerhard Düwer. Bereits während des Winters 1941 sahen sie die kommende militärische Niederlage des NS-Regimes voraus. Als sie Flugzettel auch an französische Zwangsarbeiter verteilen wollten und sie deswegen ins Französische übersetzt werden sollen, wurden sie dabei beobachte und denunziert und im Februar 1942 von der Gestapo verhaftet. Der 17 Jahre alte Hübener wurde nach schlimmen Misshandlungen am 11. August 1942 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 27. Oktober 1942 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Seine politischen Freunde dagegen wurden "nur" zu langen Zuchthausstrafen verurteilt und hatten das "Dritte Reich" überlebt.

Biografien von Hüttig bis Krützfeld

Richard Hüttig (1908-1934)
Kommunistischer Widerstandskämpfer. Richard Hüttig kam am 18. März 1908 in Bottendorf zur Welt. Im Alter von 20 Jahren zog er nach Berlin, wo er in Charlottenburg lebte und arbeitete. Hier trat er auch der Roten Jugendfront, dem Rotfrontkämpferbund und der KPD bei. Außerdem war er Leiter einer so genannten Häuserschutzstaffel in der heutigen Zillestraße in Berlin-Charlottenburg. Aufgrund seiner politischen Einstellung war er den Nazis seit längerem ein Dorn im Auge. Da traf es sich gut, dass man ihn 1933 des Mordes an dem SS-Mann Kurt von der Ahé, der erschossen worden war, beschuldigen konnte. Daraufhin ging er in den Untergrund, wurde aber nicht lange danach gefasst. Nach schlimmen Misshandlungen kam er vor ein Sondergericht, das zwar der Auffassung war, dass ihm kein Mord nachzuweisen sei, ihn aber dennoch am 16. Februar 1934 zum Tode verurteilte - mit dem Vorwurf des schweren Landfriedensbruchs und des versuchten Mordes. Am 14. Juni wurde er mit einem "Handbeil" in Berlin-Plötzensee geköpft. Er wurde auf dem 1909 angelegten Südwestkirchhof in Stahnsdorf beigesetzt, einer brandenburgischen Gemeinde südwestlich von Berlin. Ihm zu Ehren heißt der schmale Weg zur Gedenkstätte Plötzensee heutzutage Hüttigpfad! Er geht vom Saatwinkler Damm in Charlottenburg ab.

Hildegard Jadamowitz
(1916-1942)
Hildegard Jadamowitz wurde in Berlin geboren. Sie nahm in Berlin Kontakt zu der kommunistischen Widerstandsgruppe um Hans Georg Vötter auf, schloss sich aber später der Gruppe um Herbert Baum an. Hier lernte sie auch Werner Steinbrink (s. unten) kennen und lieben. Als gelernte medizisch-technische Assistentin wenden sie und Steinbrink sich mit Flugzetteln besonders an Berliner Ärzte, nicht zuletzt, um eine antifaschistische Front zu bilden. Da sie am Brandanschlag auf die antisowjetische Ausstellung am 19. Mai 1942 im Berliner Lustgarten beteiligt war, wurde Jadamowitz einige Tage später von der Gestapo festgenommen und am 16. Juli 1942 zum Tode verurteilt. Ihre Hinrichtung erfolgte am 18. August 1942 in Berlin Plötzensee.

Johanna (Hanna) Kirchner
(1889 - 1944)
Aus einer alten sozialdemokratischen Familie in Frankfurt/Main stammend, gehört Johanna Kirchner seit dem 14. Lebensjahr der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), dann der SPD an, arbeitet für die Arbeiterwohlfahrt und als Zeitungskorrespondentin auf Partei- und Gewerkschaftskongressen. Als 1933 gegen sie ein Haftbefehl erlassen wird, befindet sie sich auf einer Reise in die Schweiz, um für andere Verfolgte des NS-Regimes Fluchthilfe zu organisieren. Sie emigriert zunächst ins Saargebiet, beteiligt sich an den Vorbereitungen zur Saarabstimmung und muss im Januar 1935 weiter flüchten. Im französischen Forbach, nahe der deutschen Grenze, bleibt sie mit dem Kampf der deutschen Hitlergegner eng verbunden und steht mit kommunistischen Gruppen in Kontakt. Als Mitarbeiterin der Beratungsstelle für Saarflüchtlinge gibt sie ab 1936 mit Emil Kirschmann ein Informationsblatt heraus und wird 1937 Mitglied des in Straßburg gegründeten Hilfskomitees für die Saar-Pfalz. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wird Johanna Kirchner auf Erlass der französischen Regierung interniert. Obwohl es zunächst gelingt, sie mit Hilfe französischer Freunde aus dem Lager Gurs zu befreien, wird sie später von der Vichy-Regierung an Deutschland ausgeliefert. Seit dem 9. Juni 1942 in Deutschland Gestapo-Vernehmungen ausgesetzt, verurteilt sie der Volksgerichtshof im Mai 1943 zu 10 Jahren Zuchthaus. In einem Wiederaufnahmeverfahren wird sie vom Volksgerichtshof am 21. April 1944 zum Tode verurteilt und am 9. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.
Anmerkung
Diese Biografie wurde uns freundlicherweise von der Gedenkstätte deutscher Widerstand in Berlin zur Verfügung gestellt.

Kreisauer Kreis
Der Kreisauer Kreis war eine Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus mit einem Konzept zur politischen Neuordnung nach dem Ende der NS-Diktatur. Diee Widerstandsgruppe bestand aus einem inneren Kreis von ca. 20 Männern und Frauen und hatte sich 1940 zusammen gefunden. Die führenden Köpfe der Bewegung waren Helmuth James Graf von Moltke (1907-1945) und Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904-1944). Nach der Verhaftung Moltkes Anfang 1944 löste sich die Gruppe jedoch auf - einige schlossen sich daraufhin dem Widerstand um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an. Ihren Namen erhielt der Widerstandskreis nach dem Landgut Kreisau des Grafen von Moltke in Schlesien, das er im Jahr 1929 übernommen hatte.
Der Kreis bestand aus Angehörigen des Bürgertums, dem Adel, der Arbeiterbewegung sowie aus Mitgliedern der katholischen und evangelichen Kirche. Die Mitglieder des Kreises trafen sich u.a. auf dem Gut in Kreisau, auf dem Landgut Borsig in Groß Behnitz - einem heutigen Ortsteil von Nauen in Brandenburg - sowie in dem Wohnhaus des Grafen von Wartenburg in der Hortensienstraße 50 im Berliner Bezirk Steglitz.

Karlrobert Kreiten (1916-1943)
Kreiten kam in Bonn als Sohn eines Niederländers zur Welt. Er wuchs in Düsseldorf auf und entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Pianisten seiner Generation. Im März 1943 war er in Berlin, um dort ein Konzert zu geben. Beeindruckt von der Niederlage der 6. Armee in Stalingrad, äußerte er in Gegenwart der Freundin seiner Mutter, dass der Krieg wohl verloren sei und bezeichnete Hitler als einen Wahnsinnigen. Unbegreiflicherweise denunzierte die Freundin der Mutter ihren Sohn bei der Gestapo. Anfang Mai 1943 wurde er festgenommen und am 3. September vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler zum Tode verurteilt. Am 7. September 1943 wurde er dann in Berlin-Plötzensee gehängt.

Wilhelm Krützfeld (1880-1953)
Krützfeld war einer der Menschen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegen die Barbarei der Nazis stellten. Krützfeld war zur Zeit der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 Leiter der Polizeiwache 16 am Hackeschen Markt. Als SA-Angehörige an der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße Feuer legten, zwang er sie mit vorgehaltener Pistole zum Rückzug. Im Jahr 1940 wurde er strafversetzt, blieb aber ansonsten relativ unbehelligt.

Biografien von Leber bis Romanowa

Julius Leber (1891-1945)
Leber war ein deutscher Politiker, Reichstagsabgeordneter und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Er gehörte zur Zeit der Weimarer Republik dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold an.
Leber wurde am 16. November 1891 in Biesheim im Elsass geboren und durch seinen Großvater frankophil geprägt. Nachdem er vorher die mittlere Reife gemacht hatte, kam er 1910 in Freiburg im Breisgau in die Unterprima der dortigen Oberrealschule, wo 1912 sein Abitur bestand. Noch vor dem Abitur trat er 1912 in die SPD ein. Nach dem Abitur begann er in Straßburg, Nationalökonomie und Geschichte zu studieren, und im Wintersemester 1913/14 setze er sein Studium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg fort. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich 1914 freiwillig zum Kriegsdienst, wobei er zweimal verwundet wurde. Am Ende des Krieges besaß er den Rang eines Leutnants. Mit diesem Rang war er auch an der Niederschlagung des Kapp-Putsches beteiligt. Leber war von 1924 bis 1933 für die SPD Mitglied des Reichstags. Als am Abend des 31. Januar 1933 u.a. die NSDAP, SA sowie die SS nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler einen Fackelzug durchs Brandenburger Tor veranstalteten, kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen der zu ihrem Schutz eingesetzten Polizei und den Mitgliedern des Reichsbanners. In den Morgenstunden des 1. Februar kam es zudem zu schweren Schlägereien zwischen Mitgliedern des Reichsbanners und einem Trupp von SA-Leuten. Dabei wurde ein SA-Mitglied von Lebers Leibwächter Willi Rath mit einem Messer tödlich verletzt, worauf Leber verhaftet wurde, obwohl er noch Mitglied des Reichstags war und damit Immunität besaß. Erstaunlicherweise wurde Rath zu nur einem Jahr Gefängnis und Leber als "Urheber“ zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßen der Strafen kam er aber von 1935 bis 1937 in das KZ Esterwegen und KZ Sachsenhausen. Glücklicherweise wurde er aus dem KZ entlassen, worauf er sich als Kohlenhändler getarnt in Berlin-Schöneberg niederließ. Ungebrochen durch die Haft arbeitete er zusammen mit Gustav Dahrendorf - dem Vater von Ralf Dahrendorf - mit Ernst von Harnack und Ludwig Schwamb im Untergrund gegen das Regime. Nach Kriegsbeginn fand er 1940 Kontakt zu Claus Graf Schenk von Stauffenberg, Carl Friedrich Goerdeler und zum Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf von Moltke. Die Verschwörer des 20. Juli 1944 hatten ihn als zukünftigen Innenminister vorgesehen. Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg sah ihn sogar als zukünftigen Kanzler. Zur Tarnung betrieb er anschließend in Berlin-Schöneberg eine Kohlenhandlung, die mitweile eine kleine Gedenkstätte ist.
Leber wurde am 5. Juli 1944 - wahrscheinlich aufgrund der Informationen eines Spitzels - von der Gestapo verhaftet. Der Prozess gegen ihn, Adolf Reichwein, Hermann Maaß und Gustav Dahrendorf begann am 20. Oktober 1944 vor dem Volksgerichtshof . Alle Angeklagten wurden zum Tode verurteilt und Leber am 5. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee gehängt. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof in Berlin- Zehlendorf im heutigen Bezirk Steglitz-Zehlendorf. An der Julius-Leber-Brücke in Berlin-Schöneberg befindet sich ein Hinweis auf ihn.

Bernhard Letterhaus (1894 - 1944)
Der in Barmen aufgewachsene Bernhard Letterhaus besucht nach der Lehre in einem Textilbetrieb die Höhere Fachschule für Textilgestaltung. Früh schließt er sich der Katholischen Arbeiterbewegung an. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg findet er 1921 einen Aufgabenbereich im Zentralverband christlicher Textilarbeiter. 1927 folgt er einer Bitte des Verbandspräses der Katholischen Arbeiter- und Knappenvereine Westdeutschlands Otto Müller und wird Verbandssekretär in der KAB-Zentrale Mönchengladbach. 1928 wird die Geschäftsführung in das Kölner Ketteler-Haus verlegt. Letterhaus hat so ständigen Kontakt zu Nikolaus Groß. Zum Ende der Weimarer Republik gehört er zum Kölner Kreis, der sich um Otto Müller, Groß und Joseph Joos gebildet hat. Er ist verheiratet mit Grete Thiel, mit der er eine Tochter hat. Letterhaus vertritt seit 1928 die Zentrumspartei im Preußischen Landtag und wird nach 1933 mehrfach verhört. Mitte der dreißiger Jahre wird das Kölner Ketteler-Haus zum Mittelpunkt einer Widerstandsgruppe, die sich bewusst in die Tradition der Katholischen Arbeiterbewegung stellt. 1939 wird Bernhard Letterhaus zum Wehrdienst eingezogen und kann seit 1942 als Hauptmann im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht Bedeutung als Verbindungsmann der Verschwörer des 20. Juli zur ehemaligen Katholischen Arbeiterbewegung erlangen. Beim Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 ist er bereit, das Amt eines politischen Beauftragten im Wehrkreis VI (Münster) zu übernehmen. Am 25. Juli 1944 verhaftet, wird Letterhaus am 13. November 1944 zum Tode verurteilt und einen Tag später in Berlin-Plötzensee ermordet.
Anmerkung
Diese Biografie wurde uns freundlicherweise von der Gedenkstätte deutscher Widerstand in Berlin zur Verfügung gestellt.

Franz Leuninger (1898 - 1945)
Franz Leuninger erlernt zunächst das Maurerhandwerk und leitet in der Weimarer Republik verschiedene Bezirksorganisationen der christlichen Gewerkschaften. Er ist verheiratet mit Anna Paulina Meuser, mit der er drei Söhne hat. 1930 zieht er für die Zentrumspartei ins Breslauer Stadtparlament ein und kandidiert im März 1933 auch für den Reichstag. Leuninger ist ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Nach der Zerschlagung der Gewerkschaften im Frühsommer 1933 übernimmt er die Geschäftsführung der gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft „Deutsches Heim“. Auf diese Weise kann er die Verbindungen zu Verfolgten und Gegnern des NS-Regimes aufrechterhalten und kommt später in Kontakt mit den Widerstandsgruppen um Carl Goerdeler und Ludwig Beck. Die Verschwörer gewinnen Leuninger für das Amt des Oberpräsidenten der Provinz Schlesien. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wird er am 26. September festgenommen und für mehrere Monate im Berliner Zellengefängnis Lehrter Straße inhaftiert, am 26. Februar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 1. März 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet.
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Wilhelm Leuschner (1890 - 1944)
Wilhelm Leuschner gehört in der Weimarer Republik zu den einflussreichsten sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern und Politikern. Der gelernte Holzbildhauer tritt 1908 der SPD bei, studiert 1909/10 an der Kunstakademie in Nürnberg, arbeitet anschließend in der Möbelindustrie und nimmt als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Danach wird er hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär in Darmstadt und steht bis 1926 an der Spitze des Hessischen Landesverbandes der SAJ. Er ist verheiratet mit Elisabeth Baatz, mit der er zwei Kinder hat. Von 1922 bis 1925 ist er Vorsitzender des SPD-Ortsvorstandes Darmstadt. 1924 wird er erstmals in den Hessischen Landtag gewählt und ist dort bis 1928 Vizepräsident. Er ist außerdem Stadtverordneter und Mitglied des Provinziallandtages Starkenburg. 1928 wird er Innenminister der Hessischen Landesregierung. Nach der Machtübernahme Hitlers tritt er als Minister zurück. Zu seinen engen Mitarbeitern zählen Carlo Mierendorff und Ludwig Schwamb. Am 2. Mai 1933 wird Leuschner in Berlin von der SA festgenommen, misshandelt und bis zum 5. Mai festgehalten. Das NS-Regime zwingt Leuschner, der auch stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) ist, im Juni 1933 an einem Kongress des Internationalen Arbeitsamtes in Genf als Begleiter von Robert Ley, dem Führer der "Deutschen Arbeitsfront", teilzunehmen. Da er sich weigert, das NS-Regime zu unterstützen, wird er auf der Rückreise erneut festgenommen und bis Juni 1934 im KZ Lichtenburg gefangengehalten. Er bleibt danach unter Polizeiaufsicht. Bis 1944 ist er Inhaber einer Firma zur Herstellung von Bierzapfhähnen, in der auch andere ehemalige sozialdemokratische Funktionäre wie Hermann Maaß, Ernst Schneppenhorst und Friedrich Ebert jun. tätig sind. Leuschner knüpft Kontakte zu Julius Leber und über Dietrich Bonhoeffer zur bürgerlichen Opposition. Bei Kriegsausbruch im September 1939 wieder kurzzeitig inhaftiert, hält Leuschner in den folgenden Jahren über Carl Goerdeler Kontakte zum Kreisauer Kreis. Leuschner ist für das Amt des Vizekanzlers für die Zeit nach dem Sturz Hitlers vorgesehen. Auf Grund einer Denunziation wird er am 16. August 1944 verhaftet und anschließend im KZ Ravensbrück und in der SS-Sicherheitspolizeischule Drögen von der Gestapo verhört. Am 8. September 1944 verurteilt ihn der Volksgerichtshof zum Tode. Am 29. September 1944 wird Wilhelm Leuschner in Berlin-Plötzensee ermordet.
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Wilhelm Friedrich Rochus Graf zu Lynar (1899 - 1944)
Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar ist über die früheren Attentatspläne in Kreisen der militärischen Opposition informiert. Lynar stellt sein Haus bei Lübbenau für die Treffen der Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg zur Verfügung. Er hat Kontakte zu Fritz Jaeger und zu Ludwig Gehre, der die Verbindung zu Henning von Tresckow herstellt. Am 20. Juli 1944 begleitet Lynar seinen früheren Vorgesetzten Erwin von Witzleben in den Bendlerblock. Nach dem gescheiterten Attentat werden dieser und Lynar bei Lübbenau von der Gestapo verhaftet. Am 29. September 1944 verurteilt der Volksgerichtshof Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar zum Tode. Noch am selben Tag wird er in Berlin-Plötzensee ermordet.
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Hermann Maaß (1897 - 1944)
Hermann Maaß wächst in der Familie eines Bahnbeamten auf und meldet sich nach dem Abitur freiwillig zum Kriegsdienst. 1918 bei einem Gasangriff schwer verletzt, studiert er in Berlin Philosophie, Psychologie und Soziologie. Nach dem Staatsexamen schreibt er sich an der neugegründeten Hochschule für Politik ein, die dazu beitragen soll, das Fundament der Weimarer Republik zu stärken. Maaß will ursprünglich Wohlfahrtspfleger werden, übernimmt aber 1924 die Geschäftsführung des Reichsausschusses der deutschen Jugendverbände. 1933 verliert er dieses Amt im Zuge der "Gleichschaltung" der Jugendorganisationen durch die Nationalsozialisten. Nach dem Beginn des NS-Regimes wird Maaß einer der engsten Mitarbeiter des ehemaligen hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner. Ein Angebot, an der Harvard-Universität zu lehren, lehnt er ab, um in Deutschland den Nationalsozialismus bekämpfen zu können. Er ist weiterhin publizistisch tätig, wird schließlich Geschäftspartner Leuschners und nutzt seine Geschäftsreisen, um freigewerkschaftliche Widerstandszellen aufzubauen. Maaß wird am 8. August 1944 festgenommen, am 20. Oktober 1944 zum Tode verurteilt und am selben Tag in Berlin-Plötzensee ermordet.
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Friedrich Olbricht (1888 - 1944)
Nach dem Abschluss seiner Ausbildung zum Generalstabsoffizier, die durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen worden ist, wird Olbricht 1926 in das Reichswehrministerium in die Abteilung "Fremde Heere" berufen und kommt 1933 als Stabschef nach Dresden. Er ist verheiratet mit Eva Koeppel, mit der er eine Tochter und einen Sohn hat. Im März 1940 wird Olbricht zum Chef des Allgemeinen Heeresamtes beim Oberkommando des Heeres in Berlin ernannt und ist in Personalunion seit 1943 auch Chef des Wehrersatzamtes beim Oberkommando der Wehrmacht. Er betreibt in Abstimmung mit zivilen Oppositionsgruppen um Ludwig Beck und Carl Goerdeler seit 1942 die Ausarbeitung der "Walküre"-Pläne, um den Verschwörern die Übernahme der vollziehenden Gewalt zu ermöglichen. Im Herbst 1943 fordert er Stauffenberg als Stabschef für sein Amt an, bis dieser im Juni 1944 zum Befehlshaber des Ersatzheeres General Fromm wechselt. Als am 20. Juli 1944 das mehrfach verschobene Attentat auf Hitler stattfindet, löst Olbricht am Nachmittag in Berlin den "Walküre"-Alarm aus. Nach dem Scheitern des Umsturzversuches wird er noch in der Nacht im Hof des Bendlerblocks zusammen mit Stauffenberg, Mertz von Quirnheim und Werner von Haeften erschossen.
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Johannes Popitz
(1884 - 1945)
Der Verwaltungsjurist Johannes Popitz ist seit 1919 im Reichsfinanzministerium tätig, wo er 1925 zum Staatssekretär ernannt wird. Reichskanzler Franz von Papen setzt ihn nach seinem Staatsstreich gegen Preußen am 20. Juli 1932 als Reichskommissar für das preußische Finanzministerium ein. Ein Jahr später, am 21. April 1933, wird Popitz von der NS-Führung zum neuen preußischen Finanzminister ernannt. Seit 1938 arbeitet Popitz mit Hans Oster vom Amt Ausland/Abwehr zusammen. Er kann vielfältige Kontakte zu Kreisen der Militäropposition herstellen, die er auch im Rahmen der "Mittwochs-Gesellschaft", einem sehr angesehenen Kreis von wissenschaftlich interessierten Persönlichkeiten, ausbaut. Popitz ist unter den Verschwörern der einzige amtierende Minister, der wegen seiner entschieden konservativen Ansichten bis heute stark umstritten ist. Es ist vorgesehen, ihn nach einem gelungenen Umsturz zum Kultusminister zu ernennen. Nach dem missglückten Attentat vom 20. Juli 1944 verhaftet die Gestapo Johannes Popitz trotz seiner Kontakte zu Heinrich Himmler, den er ebenfalls für ein Vorgehen gegen Hitler gewinnen will. Er wird am 3. Oktober vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und fünf Monate später in Berlin-Plötzensee ermordet.
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Josef Römer (1892-1944)
Römer kam in München als Sohn einer Lehrerfamlie auf die Welt und macht dort auch sein Abitur. Er entscheidet sich aber 1911 für den Beruf des Soldaten und nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil, dessen Ende er als Hauptmann erlebte. Danach gründete er das Freikorp "Oberland", das auch gegen aufständische Sozialdemokraten und Kommunisten eingesetzt wurde. Er entschloss sich aber später, ein Jurastudium zu beginnen, nach dessen Abschluss er in der Privatwirtschaft als Jurist tätig war. Seine dortigen Erfahrungen brachten ihn der KPD näher und er sammelte um sich einen Kreis von kritischen Intellektuellen. Einer davon war Willy Sachse. Deswegen geriet er von 1934 bis 1939 in das KZ Dachau. Aber auch nach seiner Entlassung sammelte er wieder NS-Gegner um sich. Aufgrund seiner Gegnerschaft zum NS-Staat wurde er im Januar 1942 erneut festgenommen und am 19. Juni 1944 zum Tod verurteilt. Seine Hinrichtung fand am 25. September 1944 in Berlin-Plötzensee statt.

Galina Romanowa (1918-1944)
Ärztin und Widerstandskämpferin aus der Ukraine. Galina Romanowa wurde am 25. Dezember 1918 in Romankowo in der heutigen Ukraine als Tochter eines Dorfschmiedes geboren. Nach der Schule besuchte sie drei Jahre lang eine medizinische Berufsschule. 1937 wurden ihre Eltern vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet. Sie selber begann danach ein Medizinstudium, das sie aber wegen des Krieges nicht abschließen konnte. Aber nach der Besetzung der Ukraine durch deutsche Truppen wurde ihr die Möglichkeit gegeben, das Studium zu beenden, mit dem Ziel sie (1. Juli 1942) zusammen mit den anderen Absolventen nach Deutschland zu deportieren, um dort Zwangsarbeiter ärztlich zu versorgen. Sie arbeitete u.a. als Ärztin im KZ Sachsenhausen und dessen Nebenlagern. Während dieser Tätigkeit wurde sie Mitglied der "Widerstandsgruppe Europäische Union", um Juden und anderen Verfolgten helfen zu können. Dabei organisierte sie auch den Kontakt zu Widerstandsgruppen unter den Zwangsarbeitern und half mit, diese Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen.
Sie wurde jedoch am 6. Oktober 1943 von der Gestapo festgenommen, am 27. April 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 3. November 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Mit ihr zusammen wurden Konstantin Shadkewitsch, Jan Chochon, Nikolai Romansko sowie Wladimir Boisselier von der Gruppeder "Europäischen Union" verurteilt und ebenfalls in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Die Gruppe "Europäische Union" wurde im Jahr 1939 in Berlin als antifaschistische Widerstandsgruppe von Anneliese und Georg Groscurth sowie Robert Havemann gebildet - weitere bekannte Mitglieder waren Herbert Richter und Paul Rentsch.

Biografien von Sack bis Stauffenberg

Karl Sack (1896-1945)
Karl Sack wurde am 9. Juni 1896 in Bosenheim - heute zu Bad Kreuznach in Rheinland Pfalz gehörig - geboren. Nach dem Abitur begann er unter anderem in Heidelberg mit dem Jurastudium. Im Jahr 1927 trat er der Deutschen Volkspartei bei und nach der Machtübernahme der Nazis in den "Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen". Er begann in den 1920er Jahren in Hessen seine Tätigkeit als Amtsrichter und wechselte 1934 in die neu eingerichtete Militärjustiz. Dort brachte er es relativ schnell bis zum Richter am Reichskriegsgericht, wo er u.a. mit dem Verfahren gegen den der Homosexualität beschuldigten Chef der Heeresleitung, Werner von Fritsch, befasst war. In dem Verfahren konnte er mithelfen festzustellen, dass die Anschuldigungen grundlos waren und auf eine bewusste Verwechselung mit einem gleichnamigen Hauptmann beruhten. Den Gipfel seiner Karriere erreichte er 1942 als Chef der gesamten Heeresjustiz.
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges kam er dann in Kontakt zu Widerstandskreisen der Abwehr unter Admiral Canaris und war auch in die Pläne der Verschwörer des 20. Juli 1944 eingeweiht, die ihn nach einem erfolgreichen Attentat als Reichsjustizminister vorgesehen haben. Nach dem Scheitern des Attentates wurde Karl Sack am 9. August 1944 verhaftet und in den letzten Kriegswochen durch ein SS-Standgericht - unter Vorsitz des SS-Richters Otto Thorbeck - zum Tode verurteilt und am 9. April 1945 im KZ Flossenbühl ermordet.

Der SS-Richter Thorbeck (1912-1976) war u.a. auch an dem Todesurteil gegen Admiral Canaris beteiligt. Nach einer Verurteilung 1955 durch das Landgericht Augsburg zu vier Jahren Zuchthaus wegen Beihilfe zum Mord, wurde er am 19. Juni 1956 durch den Bundesgerichtshof in einem Revisionsurteil vom Vorwurf der Beihilfe zum Mord freigesprochen. Zur Begründung des Urteils s. oben unter Justiz der Bundesrepublik.
Im Jahre 1984 wurde zu Ehren von Karl Sack am Zaun des früheren Reichskriegsgerichts in der Witzlebenstraße im heutigen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf eine Bronzetafel angebracht.

Willy Sachse (1886-1944)
Sachse gehörte zum Freundeskreis um Josef Römer (s. oben). Sachse kam in Leipzig zur Welt. Nach seinem Schulabschluss erlernte er den Beruf eines Feinmechanikers. Er wurde Mitglied der sozialistischen Jugendbewegung und wurde während des Ersten Weltkriegs Oberheizer in der Kaiserlichen Marine. Er gehörte zu den Initiatoren der politischen Unruhen von 1917. Deswegen wurde er zusammen mit Max Reichpietsch, Albin Köbis und zwei weiteren Beteiligten zum Tode verurteilt. Während Reichpietsch und Köbis erschossen wurden, kamen er und die beiden anderen mit 15 Jahren Zuchthaus davon. Er wurde nach Beendigung des Krieges entlassen. Gegen Ende der 1920er Jahre sagte er sich von der KPD los und schloss sich dem Freundeskreis um Josef Römer an. In dieser Zeit war er erst als Schriftsteller und später als technischer Zeichner tätig. Aufgrund dieser Tätigkeiten verfasste er zahreiche NS-kritische Schriften und half bei deren Verteilung. Er wurde am 4. Februar 1942 festgenommen und am 6. Juni 1944 vom Volksgerichthof zum Tode verurteilt. Seine Hinrichtung fand am 21. August 1944 in Berlin-Plötzensee statt.

Harro Schulze-Boysen
(1909 - 1942)
Harro Schulze-Boysen, ein Großneffe des Admirals Alfred von Tirpitz, engagiert sich Ende der zwanziger Jahre im Jungdeutschen Orden. Als Herausgeber der Zeitschrift "gegner" hat er 1932/33 vielfältige Kontakte in politisch unterschiedliche Lager. Nach dem Verbot des "gegner" und einer kurzfristigen Haft in einem Berliner SA-Folterkeller beginnt Schulze-Boysen im Mai 1933 eine Ausbildung an der Verkehrsfliegerschule in Warnemünde. Seit April 1934 im Reichsluftfahrtministerium tätig, bildet sich Mitte der dreißiger Jahre ein engerer Freundes- und Widerstandskreis heraus, dem seine Frau Libertas, Elfriede Paul, Walter Küchenmeister, Elisabeth und Kurt Schumacher und andere angehören. Der Oberleutnant Schulze-Boysen in der Attaché-Gruppe des Reichsluftfahrtministeriums ist zusammen mit Arvid Harnack der führende Kopf der Widerstandsorganisation Rote Kapelle. Harnack und Schulze-Boysen informieren im ersten Halbjahr 1941 einen Vertreter der sowjetischen Botschaft über die Angriffspläne gegen die Sowjetunion. Schulze-Boysen ist bereit, den Kontakt nach Moskau während der Kriegszeit über ein Funkgerät aufrechtzuerhalten. Durch technische Probleme kommt es nicht zu einer Aufnahme des Sendebetriebes. Schulze-Boysen gewinnt nach dem 22. Juni 1941 neue Mitstreiter, beteiligt sich an der Ausarbeitung von Flugschriften, an einer Zettelklebeaktion und hat Kontakte zu politisch und weltanschaulich unterschiedlich orientierten Hitler-Gegnern. Ende Oktober 1941 empfängt er einen aus Brüssel angereisten Kurier des sowjetischen militärischen Nachrichtendienstes zu einem Gespräch. Aus einem dechiffrierten Telegramm aus Moskau nach Brüssel erfährt die Gestapo Namen und Anschrift von Schulze-Boysen und verhaftet ihn am 31. August 1942. Am 19. Dezember 1942 wird er vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 22. Dezember 1942 auf Befehl Hitlers durch den Strang in Berlin-Plötzensee ermordet.
Anmerkung
Diese Biografie wurde uns freundlicherweise von der Gedenkstätte deutscher Widerstand in Berlin zur Verfügung gestellt.

Elisabeth Schumacher (1904 - 1942)
Elisabeth Hohenemser entstammt einer ehemals wohlhabenden Familie. Ihr Vater fällt bereits 1914 im Ersten Weltkrieg. Nach ihrer Ausbildung in Offenbach und Berlin arbeitet sie als freiberufliche Graphikerin bei der Reichsstelle für Arbeitsschutz in Berlin. Als "Halbjüdin" wird ihr eine feste Anstellung verwehrt. 1934 heiratet sie den Bildhauer Kurt Schumacher. Elisabeth Schumacher ist an den Diskussionen und ersten Aktionen im Widerstandskreis um Harro Schulze-Boysen beteiligt. Sie fotokopiert und verkleinert illegale Schriften. Im August 1939 organisiert sie zusammen mit ihrem Mann Kurt Schumacher Hilfe für den verfolgten Rudi Bergtel. Unmittelbar nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion übernimmt sie von dem Vertreter der sowjetischen Botschaft Alexander Korotkow einen Funkcode und Geld. Sie hilft bei der Verbreitung und Weitergabe illegaler Schriften und kümmert sich um die von der Deportation bedrohten Verwandten. Ein Onkel, Moritz Hohenemser, wird in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Ihren Onkel Richard Hohenemser und seine Frau, die einen Selbstmordversuch unternehmen, versucht sie zusammen mit Philipp Schaeffer zu retten. Anfang August nimmt sie den aus Moskau kommenden Fallschirmagenten Albert Hößler auf und vermittelt ihm Kontakte zu Harro Schulze-Boysen und Hans Coppi. Am 12. September 1942 wird sie festgenommen und in das Polizeipräsidium am Alexanderplatz gebracht, am 19. Dezember 1942 durch das Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und gemeinsam mit ihrem Mann drei Tage später in Berlin-Plötzensee ermordet.
Anmerkung
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Günther Smend (1911 - 1944)
Günther Smend tritt im März 1932 als Offiziersanwärter in das Infanterie-Regiment Nr.18 in Detmold ein. Mit seiner Einheit wird er nach Beginn des Zweiten Weltkrieges in Frankreich und der UdSSR eingesetzt. Im Dezember 1942 wird Smend zum Generalstab versetzt und im Juni 1943 zum Adjutanten des Generalstabschefs des Heeres Generaloberst Zeitzler ernannt. Smend arbeitet mit der militärischen Opposition zusammen und teilt vor allem die Sorge der Verschwörer, der Krieg müsse wegen der Unfähigkeit Hitlers in der Niederlage münden. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wird Günther Smend am 1. August 1944 verhaftet, am 30. August 1944 vom Volksgerichtshof als Mitwisser zum Tode verurteilt und am 8. September 1944 in Berlin-Plötzensee ermordet.
Anmerkung
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Claus Graf Schenk von Stauffenberg (1907-1944)
Offizier und einer der führenden Köpfe des 20. Julis 1944. Zuerst galt er als Sympathisant des Nationalsozialismus, distanzierte sich aber im Laufe der Zeit von diesem und wurde sogar zu seinem härtesten Gegner.
Nach Durchlaufen verschiedener Kommandopositionen kam er Anfang 1943 zur 10. Panzerdivision in Nordafrika, die den Rückzug von Erwin Rommel in Afrika abdecken sollte. Im Verlauf der Kämpfe wurde er am 7. April 1943 schwer verwundet und nach Deutschland ausgeflogen. Nachdem er wieder einigermaßen genesen war, wurde er im September 1943 Stabschef im Allgemeinen Heeresamt in Berlin, wo er ab Juni 1944 zum Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres, Generaloberst Friedrich Fromm, aufstieg und hier den Kern einer militärischen Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime formte. Er sah nur dann einen Erfolg für einen Staatsstreich, wenn Hitler nicht mehr am Leben sei. Er und seine Mitverschwörer beschlossen deshalb, dass er Hitler mittels einer Bombe im "Führerhauptquartier" in der Wolfschanze bei Rastenburg in Ostpreußen umbringen sollte.
Am 20. Juli 1944 konnte er anlässlich einer Stabsbesprechung die Bombe in der Nähe Hitlers deponieren und nachdem er die Besprechung verlassen hatte, per Zeitzünder detonieren lassen. Er schaffte es, die sofort abgeriegelte Wolfsschanze zu verlassen und nach Berlin zu fliegen, um dort den Plan "Walküre" für den Staatsstreich in die Tat umzusetzen. Irrtümlicherweise ging er jedoch davon aus, dass Hitler bei dem Attentat ums Leben gekommen war, was bekanntlich ein folgenschwerer Irrtum war. Nach dem Scheitern des Staatsstreichs wurden noch in der Nacht zum 21. Juli 1944 Stauffenberg und seine Mitverschworenen Friedrich Olbricht, Mertz von Quirnheim und Werner von Haeften auf Befehl von Fromm verhaftet und anschließend auf dem Hof des Bendlerblocks erschossen.

Biografien von Steinbrink bis von Witzleben

Werner Steinbrink (1917-1942)
Kommunistischer Widerstandskämpfer. Werner Steinbrink wurde am 19. April 1917 in Berlin im heutigen Bezirk Neukölln geboren. In Neukölln ging er auf die dortige, als fortschrittlich geltende Rütlischule, wo er zum Chemotechniker bzw Laboranten ausgebildet wurde. Bereits vor dem Verbot der KPD hatte er eine führende Rolle im Kommunistischen Jugendverband inne. Nach der Machtübernahme der Nazis agierte er im Untergrund. Im Jahr 1936 wurde er verhaftet, aber erstaunlicherweise wegen "Mangel an Beweisen" freigesprochen. Ein Jahr später musste er zum Reichsarbeitsdienst, und1939 kam er zur Wehrmacht. Aber kurz darauf wurde er wieder aus der Wehrmacht entlassen und als Chemotechniker an das Kaiser-Wilhelm-Institut abkommandiert. In dieser Zeit trat er auch als Leiter einer Widerstandsgruppe von Berliner Studenten auf und bis zu seinem Tod arbeitete er in der jüdischen Widerstandsgruppe um Herbert Baum mit. Er war mit Hildegard Jadamowitz (s. oben) verlobt. Nach dem Brandanschlag auf die antisowjetische Propagandaausstellung am 18. Mai 1942 im Berliner Lustgarten flog die Gruppe auf und er und eine Reihe weiterer Mitglieder wurden verhaftet. Nach dem Todesurteil gegen ihn und die anderen Mitglieder der Gruppe am 16. Juli 1942 wurde er mit seiner Verlobten und vier anderen Frauen am 18. August 1942 in Berlin-Plötzensee geköpft. In der Franz Stenzer Str. 41 - Ecke Zühlsdorfer Str. 20 im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf - erinnert ein Gedenkstein an ihn.

Hermann Stöhr (1898-1940)
Hermann Stöhr wurde am 4. Januar 1898 in Stettin, dem heutigen Szczecin/Polen, geboren. Er meldete sich 1914 - zum Beginn des Ersten Weltkrieges - freiwillig zur kaiserlichen Kriegsmarine. Infolge seiner Erlebnisse während des Krieges kam er zu einer konsequenten pazifistischen Einstellung, die durch sein Theologiestudium noch verstärkt wurde. Auch nach 1933 engagierte er sich z. B. für inhaftierte NS-Gegner. Als er 1939 als Reserveoffizier an einer Wehrübung teilnehmen sollte, verweigerte er sich der Anordnung und wurde Ende August 1939 deswegen verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Als er sich weiterhin dem Militär verweigerte und den Eid auf Adolf Hitler nicht ablegen wollte, wurde er am 16. März 1940 zum Tode verurteilt und am 21. Juni 1940 in der Haftanstalt Berlin-Pötzensee hingerichtet.

Henning von Tresckow (1901 - 1944)
Generalmajor der Deutschen Wehrmacht. Der in Magdeburg geborene von Tresckow war aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus tätig.
Um nach dem missglückten Attentat von 20. Juli 1944 der Folter durch die Gestapo und der damit verbundenen Gefahr des Verrats von Freunden und Mitverschwörern zu entgehen, nahm er sich am 21. Juli 1944 das Leben.
Ihm zu Ehren befindet sich seit 2001 in Magdeburg in der gleichnahmigen Straße gegenüber der Universität die abgebildete Gedenktafel.

Wolfgang Thiess (1911-1943)

Thiess hatte sich zuerst der HJ in Berlin-Kreuzberg angeschlossen, trat aber mit einigen anderen Hitlerjungen 1931 zum "Kommunistischen Jugendverband" über. Hier fiel er durch zahlreiche Aktivitäten auf.
Im Jahr 1937 wurde er zum ersten Mal verhaftet und wegen wegen Hochverrat zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung nahm er mit anderen Genossen seine antifaschistische Tätigkeiten wieder auf.
Eine besonders spektakuläre Aktion verübte er Mitte Mai 1942 mit einer Aktion gegen die antisowjetische Propagandaausstellung in Berlin. Nach seiner Verhaftung Mitte Oktober 1942 wurde er am 21. August 1943 wegen Hochverrats zun Tode verurteilt und am 9. September 1943 in Plötzensee hingerichtet. Am U-Bahnhof Hallesches Tor befindet sich seit 1988 ihm zu Ehren eine Gedenktafel - hier hatte er unerkannt 1934 antifaschistische Flugblätter aus der fahrenden U-Bahn geworfen.

Friedrich Adam von Trott zu Solz (1909-1944)
Jurist und Diplomat. Friedrich Adam Freiherr von Trott zu Solz wurde am 9. August 1909 in Potsdam als fünftes von acht Kindern des brandenburgischen Oberpräsidenten August von Trott zu Solz geboren. Nachdem im Jahr 1909 Theobald von Bethmann-Hollweg Reichskanzler wurde, berief er August von Trott zu Solz zum Kultusminister in Preußen, weshalb die Familie nach Berlin umzog. 1917 schied er mit dem Reichskanzler aus der Regierung aus. Der Junge kam hierauf in die Vorschule des Französischen Gymnasiums in Berlin. Nach dem Rücktritt 1917 kam er als Oberpräsident nach Hessen-Nassau. In

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