Beijing, Peking: Stadtgeschichte

Die Anfänge in der Geschichte Beijings liegen im 1. Jahrtausend v.Chr. Zu dieser Zeit gab es bereits Städte in der Nähe dessen, was heute die Hauptstadt Chinas ist. Die Hauptstadt des einstigen Yan-Staates, eines der mächtigsten dieser Zeit, wurde in Ji (Schilf) errichtet, also in der Nähe des modernen Beijing. Über Ji wurde oft gesagt, es sei der Anfang Beijings gewesen, doch Ji wurde spätestens im 6. Jahrhundert verlassen. Die genaue Lage der Stadt Ji blieb bis heute unbekannt, trotz vieler Versuche, dies herauszufinden.

Während der Sui- und der Tang-Dynastie existierten nur kleinere Städte in diesem Gebiet, doch im Jahre 939 überließ die nordchinesische spätere Jin-Dynastie (939-947) einen großen Teil ihrer nördlichen Grenzen der Khitan-Liao-Dynastie. In diesem Einzugsbereich lag auch die Beijing-Gegend. 938 errichtete die Liao-Dynastie eine zweitrangige Hauptsstadt in dem Gebiet, das heute zu Beijing gehört. Diese Stadt nannten sie "Nanjing", was so viel wie südliche Hauptstadt bedeutet.

1125 wurde die Liao-Dynastie von der Jurchen-Jin-Dynastie annektiert, welche 1153 ihre Hauptstadt nach Nanjing verlagerte und sie in "Zhongdu" (zentrale Hauptstadt) umbenannte. Umfassende Ausbau- und Umbauarbeiten statteten die Stadt prächtig aus. Man fand heraus, dass Zhongdu genau dort gelegen war, wo heute das Gebiet um Tianningsi steht, also etwas südwestlich vom zentralen Beijing.

1215 brannten Streitkräfte der Mongolen Zhongdu bis auf die Grundfesten nieder und erbauten 1267 im Norden der Jin-Hauptstadt "Dadu", ihre eigene "große Hauptstadt". Dieses Datum markiert nun den wirklichen Beginn des gegenwärtigen Beijing. Das damals errichtete Gebiet ist uns von Marco Polo als "Cambuluc" überliefert und war auch als "Khanbaliq", also als "Khans Stadt", bekannt. Scheinbar hatte Kublai Khan, der ein chinesischer Kaiser werden wollte, seine Hauptstadt deshalb in Beijing und nicht in traditionelleren Gegenden Chians erbaut, weil Beijing wesentlich näher an seiner Machtbasis in der Mongolei lag. Der Status der am nördlichen Rand des chinesischen Reiches gelegenen Stadt stieg im 13. Jahrhundert zusehends, was mit der Errichtung des Mongolenreichs zusammenhing. Von 1264 bis 1368 war sie Haupt-Residenz der Mongolen. Doch 1368 löste die Ming- die Yuan-Dynastie ab, und Hongwu ließ als erster Ming-Kaiser seine Hauptstadt in Nanjing ("Südliche Hauptstadt") erbauen. Der Name Dadu wurde in Beiping geändert, was in etwa "Nördlicher Frieden" bedeutet.

1403 wechselte der 3. Ming-Kaiser Zhu-Di die Hauptstadt des Ming-Reiches von Nanjing nach Beiping. Er gab ihr auch ihren heute noch benutzten Namen. Während der Ming-Dynastie und v.a. unter Kaiser Yongle entstand die gegenwärtige Form der Stadt. Zwischen 1406 und 1420 wurde die "Verbotene Stadt" und 1420 der Tempel des Himmels konstruiert. Zahlreiche weitere Gebäude folgten. 1421 wurde die Stadt von Yongle zur Hauptstadt der Ming-Dynastie ernannt. Angeblich war Beijing von 1425 bis 1650 (sowie von 1710 bis 1825) die größte Stadt der Welt.

Nachdem die Mandschus die Ming-Dynastie gestürzt hatten, errichteten sie die Qing-Dynastie an ihrer statt; Beijing blieb indes Chinas Hauptstadt während dieser Periode. Während des Zweiten "Opiumkrieges" eroberten 1860 Briten und Franzosen die Stadt, plünderten und zündeten den Sommerpalast an, der fast vollständig nieder brannte. Die Kaiserinwitwe Cixi begann ab 1884 für sich einen neuen Sommerpalast zu erbauen. Auch dieser Palast ging in Flammen unter - ausländische Soldaten hatten ihn während des Boxeraufstandes 1900 angezündet. Die Xinhai-Revolution von 1911 hatte zum Ziel, die Herrschaft der Quing-Dynastie mit einer republikanischen zu vertauschen. Der Qing-Beamte Yuan Shikai erzwang die Abdankung des Qing-Kaisers in Beijing und sicherte den Erfolg der Revolution; die Revolutionäre in Nanjing akzeptierten, dass Yuan der Präsident der ROC (Republic of China) und Beijing deren Hauptstadt bleiben solle. Yuans Festigung der Macht kulminierte im späten 1915 mit der Erklärung eines Chinesischen Kaiserreichs mit ihm selbst als Kaiser. Dieser Schritt indes war nicht sehr beliebt gewesen, und Yuan selbst starb weniger als ein Jahr später. Damit endete seine kurze Herrschaft.

China fiel anschließend unter die Kontrolle regionaler Kriegsherren, und die mächtigsten Fraktionen unter ihnen führten zahlreiche Kriege um die Herrschaft über Beijing wie bspw. den Zhili-Anhui-Krieg oder den Ersten Zhili-Fengtian-Krieg. Nach dem Erfolg von Kuomintangs nördlicher Expedition, die die Kämpfe zwischen den nördlichen Kriegsherren auf diplomatischem Wege beenden konnte, wurde 1928 Nanjing offiziell zur Hauptstadt der Republik von China gemacht und Beijing in Beiping (Nördlicher Friede) umbenannt, um zu betonen, dass die Beijing-Regierung der Kriegsherren nicht legitim war. Während des zweiten sino-japanischen Krieges fiel Beiping am 29. Juli 1937 an Japan, das während seiner Besetzung die Stadt wieder Beijing nannte. Sie wurde nun Sitz des nordchinesischen Exekutiv-Komitees, eines Puppenstaates, der das von den Japanern besetzte Nordchina regierte. Mit Japans Kapitulation im 2. Weltkrieg am 15. August 1945 wurde Beijings Name wieder in Beiping geändert.

Am 31. Januar 1949 besetzten kommunistische Einheiten während des chinesischen Bürgerkrieges die Stadt kampflos, und am 1. Oktober desselben Jahres rief die Kommunistische Partei Chinas unter der Führung von Mao Zedong in Beijing die Volksrepublik China aus. Gerade erst einige Tage früher hatte die chinesische politisch Volkskonferenz entschieden, Beiping als Hauptstadt der Volksrepublik China zu wählen und den Namen der Stadt endgültig in Beijing zu ändern. Nach den wirtschaftlichen Reformen von Deng Xiaoping wurde das städtische Gebiet stark verändert und erweitert. Hauptgrund für die Veränderungen war v.a. der Hass der neuen Machthaber auf alle Symbole des alten Systems. Um sich von dieser lästigen Vergangenheit zu befreien, zerstörten sie viele der alten Bauwerke oder führten sie anderen Zwecken zu. Allein von den einst 8.000 Tempeln und Denkmälern der Stadt waren binnen 15 Jahren nur mehr 150 erhalten geblieben. 1989 gingen Bilder aus Beijing um die ganze Welt, als sich auf dem Platz des Himmlischen Friedens von April bis Juni mehr als eine Millionen Menschen in Demonstrationen gegen zu langsame Reformen, Korruption und fehlende Freiheit versammelten. Doch die Regierung, die am 20. Mai das Kriegsrecht verhängt hatte, ließ am 4. Juni 1989 die Demonstranten von der Armee blutig auseinander treiben. Tausende friedlicher Zivilisten starben bei diesen Unruhen.

Beijing wurde im Juli 2001 vom Internationalen Olympischen Komitee zum Austragungsort für die Olympischen Sommerspiele 2008 gewählt.

Neuen Kommentar hinzufügen