Bis zum Zweiten Weltkrieg
Der Name GGastein“ geht auf indogermanische Wurzeln zurück und bedeutet entweder grauer oder „gischtender Fluss“. Das älteste noch vorhandene Dokument mit der Bezeichnung "Gastuna“ findet man in einer Urkunde der Edlen Rosmuot aus dem Jahr 963. Funde von Münzen bei den Thermalquellen weisen darauf hin, dass schon die Römer bei der Überquerung der Alpen dort gebadet haben. Schon im Mittelalter war Bad Gastein bekannt als Badekurort, wo man über mehrere Wochen täglich stundenlang beim Schachspiel im Gemeinschaftsbad saß. 1509 wurde die Straubinger-Taverne aus Holz errichtet.
Für einen höheren Badekomfort ließ Erzbischof Hieronymus von Colloredo () 1794 mit dem Badeschloss das erste steinerne Gebäude in Bad Gastein errichten. In der Folge kamen zu-nehmend große und repräsentative Residenzen dazu. Anfangs waren die Badeanlagen Ge-meinschaftsbäder, in denen sich die Badegäste mit Spaziergängen und Brettspielen die Zeit vertrieben. Für die erfolgreichen Badekuren des Mittelalters waren lange Badezeiten und eine lange Kurdauer von sechs Wochen erforderlich. Während des Mittelalters hatte sich die Besucher von der Heilkraft der Gasteiner Thermen weit verbreitet und trotz der damaligen meist einfachen Bademöglichkeiten und Unterkünften nahmen Fürsten und hohe Herren weite und beschwerliche Reisen zu den Heilbädern auf sich. Das Thermalwasser wurde dabei in offenen Holzrinnen von den Quellen zu den Gasthäusern geleitet, aber später in hölzernen Brunnen-rohren. In das benachbarte Bad Hofgastein wurde das Heilwasser in Fässern auf Pferdegespannen gefahren, bis 1830 eine Thermalwasserleitung gebaut wurde. Am 14. August 1865 wurde in Bad Gastein zwischen Österreich und Preußen die Gasteiner Konvention beschlos-sen, die das Kondominium über die nach dem Deutsch-Dänischen Krieges 1864 erworbenen Herzogtümer Schleswig (preußisch verwaltet) und Holstein (österreichisch verwaltet) regelte. Kaiser Wilhelm I. () und Otto von Bismarck () hatten später eine Vorliebe für den Kurort entwickelt.
Mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke öffnete sich der Ort ab 1905 auch einem weiten in-ternationalen Publikum. Bis über den Zweiten Weltkrieg hinaus hatte sich der Ort als Kurort halten können Doch zwanzig Jahre später war der Ruf des Ortes verblasst. Der Grund war ziemlich simpel: Es fehlte das Geld zur Modernisierung der Prestigebauten, daher war der Kurtourismus stark zurückgegangen und einige der Häuser im alten Kern konnten sich nicht mehr halten und wurden nach und nach zu Geisterhäusern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Bad Gastein in einigen beschlagnahmten Hotels ein DP-Lager für jüdische - so genannte Displaced Persons – eingerichtet. Die Einrichtungen mit zeitweise bis zu 1.300 Menschen, wurde jedoch im März 1946 aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich Bad Gastein als mondäner Kurort für gehobene Gesellschaftsschichten nicht mehr behaupten. Stattdessen wurde ab 1946 damit begonnen, aus Bad Gastein einen Wintersportort zu machen. Aber dessen ungeachtet siedelten sich wegen der Heilwirkung des radonhaltigen Thermalwassers zunehmend Rehabilitationskliniken der Krankenkassen sowie Wellness-Hotels an.
Mittlerweile hat sich die touristische Infrastruktur zunehmend von dem historischen Ortskern zum Bahnhofsareal hin verlagert – nicht zuletzt wegen der Nähe zu den Bergbahnstationen. Die hier befindliche Felsentherme, die wegen ihrer maroden Infrastruktur vor der Insolvenz stand, wurde bis November 2017 umfassend modernisiert. Da die früher dominierende Som-mer- durch die Wintersaison abgelöst wurde und der nicht mehr renovierten und modernisier-ten Gebäude, verrotteten die einstigen Belle-Époque-Herbergen zunehmend. So schloss das Grandhotel Gasteinerhof 1987 und das Grand Hotel de l’Europe, einst eines der größten und exklusivsten Luxushotels Europas, musste 1988 Insolvenz anmelden. Seitdem wird das viel-stöckige Haus als Apartment-Gebäude genutzt, wobei die meisten Eigentümer nur wenige Wochen im Jahr anwesend sind. Am 1. Januar (Jänner) 1997 wurde die Schreibweise offiziell auf Bad Gastein festgelegt.
Anfang November 2017 hatte das Bundesland Salzburg das leerstehende und zudem renovie-rungsbedürftige historische Ensemble am Straubingerplatz mit dem Hotel Straubinger, dem Badeschloss und dem Postgebäude gekauft, aber im November 2018 an die Münchner Hir-mer-Immobiliengruppe weiterverkauft - unter der Bedingung, dass spätestens drei Jahre nach Vorliegen der notwendigen Genehmigungen mindestens ein 4-Sterne superior- bzw. ein 5-Sterne-Hotel zu errichten sei. Ein 520 m langer Fußgängertunnel und ein neues Parkhaus soll bis 2026 die Verkehrsprobleme im Zentrum lösen. Die Übernachtungszahlen sind in den letz-ten Jahren deutlich gestiegen, so wurden 2018 rund 1,2 Millionen Übernachtungen gezählt. Zum Vergleich: Im Jahr 1990 waren es nur 850.000.
Die meisten Gäste kommen mittlerweile wegen des Wintersports sowie wegen des Thermalwassers und des bestehenden Kurangebots. Sie zieht die Infrastruktur von Kurhotel, Felsentherme, Dampfbad und Heilstollen die Menschen mittlerweile auch von weither nach Bad Gastein. Dem radonhaltigen (Näheres siehe unter Sehenswürdigkeiten), dem etwa 40° C warmen Thermalwasser, das aus vierzehn Quellen dem Fels entrinnt, wird eine besondere Heilkraft zugesprochen.
Von der Empfangshalle des medizinischen Zentrums gelangt man zum Eingang des Heilstollens. Der gelblackierte Zug in den Heilstollen fasst bis zu hundert Personen und ist mit einigen Liegewagen ausgestattet, sodass auch gehbehinderte Menschen in den rund 2,5 km langen Stollen fahren können.
Goldabbau
Im heutigen Ortsteil Böckstein liegen die Zentren des Goldbergbaus in den Hohen Tauern. Wichtigster Goldlieferant war zu allen Zeiten der Radhausberg. Im Jahr 1557 wurden aus Gastein und Rauris 830 kg Gold und das Dreifache an Silber in den salzburgischen Silberhandel geliefert. Der Bergbau von Edelmetallen war 1616 verstaatlicht worden. Diese Periode dauerte bis 1868.
Nach der erfolgten Stilllegung durch den Staat übernahmen Privatinvestoren den Bergbau und gründeten die Erste Gewerkschaft Radhausberg, die 1904 und1905 bestand. Danach hatte sich der Schweizer Tunnelbauer Karl Imhof (1873–1944) für den hiesigen Bergbau interessiert, und hatte in dem Schweizer Tabakproduzenten Fritz Mayer einen Financier gefunden. Der wirtschaftliche Erfolg blieb jedoch eher klein. Von 1926 bis Herbst 1937 ruhte dann der Produktionsbetrieb. Nach einem kurzen Engagement des englischen Edron-Trusts betrieb ab Ende März 1938 die deutsche Bergbaufirma Preußag den Bergbau. Diese hatte zwar keine Erfolge, sorgte aber für die Entstehung des heutigen Gasteiner Heilstollens. Heutzutage erinnern das Böcksteiner Montanmuseum und der Verein Via aurea an diese Zeit.
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