Kurzübersicht
Das Rocky-Mountain-Fleckfieber ist eine gefährliche Infektionserkrankung, die durch das Bakterium Rickettsia rickettsii hervorgerufen und durch Zecken übertragen wird. Die Krankheit ist charakterisiert durch hohes Fieber, starke Kopfschmerzen und ein Exanthem. Zunächst wurde es in den Rocky Mountains beobachtet, aber mittlerweile kommt die Infektion in nahezu den gesamten USA sowie in Mittel- und Südamerika vor
Name | Rocky-Mountain-Fleckfieber |
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Erreger | Rickettsia rickettsii |
Vorkommen | kontinentaler Teil der USA, Süd-Kanada, Mexiko und große Teile Südamerikas |
Ursachen | Bakterielle Infektion |
Übertragung | Zecken der Gattungen Dermacentor und Rhipicephalus |
Risikofaktoren | Aufenthalt in Risikogebieten mit Zeckenbefall |
Inkubationszeit | im Mittel 7 Tage, variiert aber von etwa 3 bis 12 Tagen. |
Symptome | Plötzliche heftige Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Entkräftung und Myalgien (Muskelschwächen). |
Komplikationen | Befall des Zentralen Nervensystems (ZNS) |
Diagnostik | klinisches Bild, Thrombozytopenie, Hyponatriämie und Leberenzyme weiterhelfen. Biopsie des Hautausschlags mit fluoreszierender Antikörperfärbung |
Therapie | Gabe von Doxycyclin aus der Gruppe der Tetrazykline |
Prognose | Trotz Einsatz von wirksamen Therapeutika versterben immer noch 3 bis 5% der Infizierten |
Prophylaxe | Expositionsprophylaxe (Zeckenschutz) |
Erreger
Erreger der Infektionserkrankung ist Rickettsia rickettsii, ein so genanntes gramnegatives Bakterium aus der Familie der Rickettsien. Das Bakterium ist ein nicht-sporenbildender, aerober Erreger, der sich nur intrazellulär vermehrt. Er hat eine Länge zwischen 0,8 und 2,0 μm und einen Durchmesser von 0,3 bis 0,5 μm. Seine äußere Zellmembran besteht im Wesentlichen aus Lipopolysacchariden (Verbindungen von Zucker und Fetten).
Inkubationszeit
Die Inkubationszeit des Rocky Mountain Fleckfiebers beträgt im Mittel 7 Tage, variiert aber von etwa 3 bis 12 Tagen. Dabei gilt, je kürzer die Inkubationszeit ist, desto schwerer verläuft die Krankheit.
Übertragungswege
Die Übertragung erfolgt durch Zecken der Gattungen Dermacentor und Rhipicephalus. Die Erreger, also die Rickettsien, werden meist beim Biss durch den Speichel der Zecke übertragen. Ein weiterer Infektionsweg ist infizierter Kot der Zecke, der mit kleineren Hautwunden in Berührung kommt. Erregerreservoire sind wilde Nager und Hunde.
Symptome
An der Bissstelle entsteht ein Ulkus mit einem rotem Randsaum und einer zentralen Nekrose. Eine Infektion des ZNS ist möglich. Der Beginn sind plötzliche heftige Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Entkräftung und Myalgien (Muskelschwächen). Die Infizierten entwickeln hohes Fieber und ein Exanthem. Kleine Blutgefäße werden besonders befallen, da sich die Rickettsien in geschädigten Endothelzellen – die innerste Zellschicht der Blutgefäße - vermehren und Gefäße u.a. durch Thromben verstopfen, was zu einer Vaskulitis, eine Entzündung der Blutgefäße, also der Venen und Arterien, in der Haut, im Unterhautgewebe, im zentralen Nervensystem, in der Lunge, im Herzen, in den Nieren, in der Leber und in der Milz führt
Diagnose
Neben dem klinischen Bild können auch Laborbefunde wie Thrombozytopenie, Hyponatriämie und eine Erhöhung der Leberenzyme weiterhelfen. Außerdem bietet sich eine Biopsie des Hautausschlags mit fluoreszierender Antikörperfärbung, um den Erreger zu erkennen. Mit Hilfe der Polymerase Kettenreaktion (PCR) können ausschlaggebende Teile des Genoms des Erregers identifiziert werden – und damit letztendlich der Erreger.
Therapie
Die Infektion wird mit einem Antibiotikum, und zwar mit einer Gabe von Doxycyclin aus der Gruppe der Tetrazykline behandelt. Alternativ können auch Chinolone eingesetzt werden. Bei Infektionen des Zentralen Nervensystems (ZNS) kommen Chloramphenicol oder Doxycyclin in Kombination mit Chinolonen und/oder Rifampicin in Betracht. Die Verwendung von anderen Antibiotika erhöht sogar noch das Risiko einer schweren Erkrankung und des Todes. Ein Mittel der zweiten Wahl ist Chloramphenicol.
Prävention, Impfung
Um das Risiko einer RMF-Infektion zu verringern, ist es wichtig, sich vor Zeckenbissen zu schützen. Dazu gehören das Tragen von langärmeliger Kleidung, das Auftragen von Insektenschutzmitteln und das regelmäßige Überprüfen des Körpers auf Zecken nach Aktivitäten im Freien. Nachts empfiehlt sich, ein Mückennetz zu verwenden Nach einem Biss eine frühzeitige Entfernung von Zecken und zwar sollte sie so schnell wie möglich mit einer Pinzette oder Zeckenzange entfernt werden. Die richtige Entfernungstechnik besteht darin, die Zecke vorsichtig nahe der Haut zu greifen und sie gerade herauszuziehen, ohne sie zu quetschen. Achtung Es existiert keine wirksame Impfung gegen diese Infektionserkrankung
Vorkommen
Die Infektion trat anfangs in den Rocky-Mountains auf und wurde etwa ab 1918 wissenschaftlich wahrgenommen. Der Name Rocky-Mountain-Fleckfieber ist mittlerweile überholt, da seit den 1930er Jahren auch Gebiete weit außerhalb der Rocky Mountains betroffen, so heutzutage der kontinentale Teil der USA, Süd-Kanada, Mexiko und große Teile Südamerikas. Innerhalb der USA sind die Bundesstaaten North Carolina und Oklahoma am meisten betroffen. In den Staaten auf dem Gebiet der Rocky Mountains sind nur noch rund 3% der Fälle zu verzeichnen.
Häufigkeit
In den letzten Jahren werden jährlich zwischen 250 und 1.200 Infektionen gemeldet, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die Anzahl insgesamt deutlich höher. Mehr als 90% der Patienten infizieren sich zwischen den Monaten April und August
Hinweis
Am 8. Juni 2023 waren der bekannte brasilianische Rennfahrer Douglas Casta und seine Freundin nach Zeckenbissen einige Tage später kurz hintereinander an der Infektion verstorben.
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