Rift-Valley-Fieber

Überblick
Das Rift-Valley-Fieber - im Deutschen "Rifttal-Fieber" - ist eine akute, in einigen Fällen schwer bis tödlich verlaufende fieberhafte Erkrankung, verursacht durch eine Infektion mit dem Rifttal-Virus. Dieses Virus infiziert in erster Linie Wiederkäuer, von denen es jedoch - zumeist durch Mückenstiche oder durch den direkten Kontakt mit Tieren oder Tierprodukten - auf den Menschen übertragen werden kann.

Die Erkrankung wurde erstmals 1931 bei einem Ausbruch im kenianischen Rift-Valley (= Rifttal) beschreiben, wodurch die Krankheit ihren Namen erhielt. Regelmäßig tritt das Virus bisher nur in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara auf, wo es immer wieder auch zu Epidemien unter den Nutztieren kommt, die zu gehäuften Erkrankungen auch beim Menschen führen können. Sporadische Ausbrüche in Nordafrika oder auf der arabischen Halbinsel in Saudi-Arabien und im Jemen belegen allerdings das Ausbreitungspotenzial der Erkrankung.
Die Infektion zeigt sich in der überwiegenden Zahl der Fälle als fieberhafte Erkrankung mit Kopf und Gliederschmerzen, die in weniger als einer Woche abklingt. Vereinzelt folgt jedoch ein schwerer Verlauf mit hämorrhagischem Fieber und der Beteiligung innerer Organe, insbesondere der Leber (Hepatitis). Typisch für Erkrankungen aus der Gruppe der hämorrhagischen Fieber, zu der z. B. auch Gelbfieber, Dengue-Fieber und Ebola gehören, ist eine erhöhte Blutungsneigung (hämorrhagisch = zu Blutungen neigend).

Die letzte größere Warnung vor der Erkrankung erging im Jahr 2010 im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika, bei der Besucher zu besonderer Vorsicht im Umgang mit Tierprodukten und zum Mückenschutz aufgefordert wurden. Gleichwohl verhängte die WHO angesichts der bis Anfang Mai gemeldeten Fallzahlen von 186 Erkrankungen und 18 Todesfällen keine internationalen Reisebeschränkungen.

Name Rift-Valley-Fieber (RVF)
weitere Bezeichnungen Rifttal-Fieber
Familie Infektionskrankheiten
Vorkommen Afrika südl. der Sahara endemisch, in Nordafrika und arabischen Halbinsel (Jemen, Saudi-Arabien) einzelne Ausbrüche
Ursachen Virusinfektion
Erreger Rifttal-Virus (Familie Bunyaviridae)
Übertragungsweg Von Wiederkäuern auf den Menschen durch Stechmücken, Kontakt mit infizierten Tieren, deren Ausscheidungen, Blut oder Gewebe,
Verzehr von infiziertem rohen Fleisch oder Rohmilch, Einatmen von Luft mit infizierten Schwebeteilchen.
Theoretisch ist eine Infektion im von Mensch zu Mensch über z. B. Blut möglich,
jedoch durch strikte Isolations- und Hygienemaßnahmen vermeidbar.
Risikofaktoren, Riskiogruppen Aufenthalt in Risikogebieten vor allem während grassierender Tierepidemien, Personen mit engem Kontakt zu Nutztieren
v.a. bei Schlachtungen oder Geburten
Inkubationszeit 2 -6, laut einiger Quellen sogar bis zu 10 Tage
Krankheitszeichen (Symtome) Meist asymptomatischer oder leichter Verlauf: unspezifisches Fieber, grippeartige Beschwerden mit Kopf-und Gliederschmerzen;
Schwere Verlaufsformen: Hirnhautentzündung, Hepatitis, fulminantes hämorrhagisches (mit Blutungen einhergehendes) Fieber.
Komplikationen In 0,5-2% der Fälle ist ein schwerer Verlauf zu erwarten. Ansonsten leichte Verläufe mit einem Befall der Augen,
der je nach Ausprägung zu bleibendem Sehverlust führen kann.
Bei Meningitis-artigem Verlauf kann es später zu neurologischen Komplikationen und Ausfällen kommen.
Diagnostik Klinische Verdachtsdiagnose bei Fieber nach Tropenaufenthalt; Sicherung durch Virusnachweis in Akutphase, Antikörpernachweis
Therapie

Symptomatische Therapie: Optimale Pflege, intravenöse Flüssigkeitszufuhr und Behandlung der Komplikationen
ggf. unter intensivmedizinischen Bedingungen;
Ribavirin und Immunseren werden erprobt

Verlauf, Prognose Sterblichkeit bei leichtem oder meningitischem Verlauf weniger als 1%, bei hämorrhagischem Verlauf um die 50%.
Bei Befall der Augen Gefahr der Erblindung. Bei meningitischem Verlauf bleibende häufig bleibende neurologische Ausfälle.
Nach Erkrankung besteht lebenslange Immunität gegen das Virus.
Vorsichtsmaßnahmen (Prophylaxe) Expositionsprophylaxe in Risikogebieten: Schutz vor Mückenstichen, Kontakt mit Tieren meiden,
Fleisch und Milchprodukte nur erhitzt bzw. pasteurisiert verzehren; strikte Isolation von Erkrankten.

Ursachen/Erreger
Das Rifttal-Fieber wird durch eine Virusinfektion mit dem Rifttal-Virus ausgelöst. Dieses ist ein Phlebovirus, das zur Familie der Bunyaviridae gehört (benannt nach dem Ort Bunyamwera in Uganda, wo die ersten Vertreter dieser Virusfamilie isoliert wurden).
Diese Viren können sich sowohl in Wirbeltieren als auch in Insekten vermehren, wobei sie dabei aber nur in den Wirbeltierzellen nennenswerte Schäden verursachen können, während die Überträger-Insekten durch die Viren unbeeinträchtigt bleiben.

Übertragungswege
Beim Rifttal-Fieber handelt es sich um eine Zoonose, es wird also von infizierten Tieren auf den Menschen übertragen. Der Erreger befällt dabei in erster Linie Wiederkäuer, also auch Nutztiere wie Schafe, Ziegen und Rinder, bei denen es zu einer seuchenartigen Ausbreitung kommen kann. Auf den Menschen kann der Erreger dann auf unterschiedlichem Wege übertragen werden: durch den Stich infizierter Mücken (möglicherweise auch anderer stechender/beißender Insekten) oder durch den direkten Kontakt mit Tieren bzw. Tierprodukten wie Blut und Organen sowie durch das Einatmen infizierter Aerosole (Tröpfcheninfektion) beim Umgang mit infizierten und erkrankten Tieren. Auch eine Übertragung durch den Genuss von infiziertem Fleisch oder Rohmilch ist möglich.
Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch durch den Kontakt mit infiziertem Blut oder blutigen Ausscheidungen ist nicht ausgeschlossen.

Inkubationszeit
Die Inkubationszeit des Rifttal-Fiebers beträgt in der Regel drei bis sechs Tage, einigen Quellen zufolge kann die Erkrankung aber schon nach zwei oder erst nach bis zu zehn Tagen ausbrechen.

Anzeichen, Symptome
Das Rifttal-Fieber nimmt in den meisten Fällen einen asymptomatischen oder leichten Verlauf. Typisch sind unspezifische Symptome wie Fieber, grippeartige Beschwerden mit Kopf-und Gliederschmerzen, Übelkeit und allgemeines Krankheitsgefühl. Auch auffälliger Gewichtsverlust ist typisch.
In rund 1-10% der Fälle kommt es jedoch zu schweren Verläufen. Beobachtet werden dabei eins oder mehrere der folgenden Beschwerdebilder: Meningo-Enzephalitis mit Beschwerden wie Nackensteife, Appetitlosigkeit, Lichtempfindlichkeit, Erbrechen und Gedächtnisstörungen bis hin zu Krampfanfällen und Koma, ein Befall der Augen sowie ein nach rund 4 Tagen auftretendes, fulminantes hämorrhagisches Fieber und eine Hepatitis.

Diagnose
Bei typischer Ausprägung und einem vorausgegangenen Aufenthalt des Patienten in Risikogebieten kann der erfahrene Arzt aus Krankengeschichte und klinischer Untersuchung meist die Verdachtsdiagnose auf eine tropische Fiebererkrankung, beim Vorliegen von Blutungen auch auf ein "Hämorrhagisches Fieber" stellen; dennoch ist die Sicherung der Diagnose nur durch eine weiterführende Diagnostik möglich.

Dabei stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung stehen, um das Virus in Körperflüssigkeiten nachzuweisen. Auch der Nachweis spezifischer Antikörper gegen das Virus im Blut steht zur Sicherung der Diagnose zur Verfügung.
Neben dem Nachweis von Virus und Antikörpern können bei hämorrhagischen Verläufen typische Veränderungen wie eine Erhöhung der Leberenzyme im Blut diagnostiziert werden, die jedoch nicht spezifisch sind und auch bei anderen hämorrhagischen Fiebern vorkommen.

Differenzialdiagnose
Gerade zu Beginn unterscheidet sich die Symptomatik des Rifttal-Fieber kaum von anderen Viruserkrankungen wie der Virusgrippe. Darüber hinaus kann es besonders im Zusammenhang mit einem Aufenthalt in Risikogebieten auch mit anderen fieberhaften Tropenkrankheiten wie der Malaria sowie natürlich auch den anderen hämorrhagischen Fiebern wie Lassa-, Dengue- oder Gelbfieber verwechselt werden.

Behandlung/Therapie
Ein Medikament, welches die erregerviren direkt bekämpft, ist bislang nicht auf dem Markt. Stoffe wie Ribavirin, ein antivirales Medikament, aber auch Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen, sind erst in der Erprobung.
Die Behandlung ist deshalb bisher ausschließlich symptomatisch. Schwer Erkrankte bedürfen dabei der ärztlichen Überwachung. Sie sollten unter strengen Isolationsvorkehrungen umfassend symptomatisch behandelt werden, gerade bei Komplikationen nach Möglichkeit unter intensivmedizinischen Bedingungen. Da die Patienten meist stark austrocknen, muss besonders auf eine ausreichende Zufuhr von Elektrolyten und Flüssigkeit - oral oder intravenös - geachtet werden.
Darüber hinaus müssen ggf. alle anderen auftretenden Komplikationen wie beispielsweise zusätzliche Infektionen behandelt werden.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten
Es sind keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten bekannt.

Prognose
Während die Krankheit beim überwiegenden Teil der Infizierten symptomlos oder leicht verläuft, erkranken einige Patienten sehr schwer, wobei diverse Organsysteme wie das Nervensystem und der Verdauungstrakt aber auch die Augen betroffen sein können.
Allgemein wird die Sterblichkeit für das Rift-Valley-Fieber mit einem Prozent aller Fälle angegeben.

Mögliche Spätfolgen
In 0,5-2% der Fälle gehen auch ansonsten leichte Verläufe mit einem Befall der Augen einher, der je nach Ausprägung bei 1-10% der Betroffenen zu bleibendem Sehverlust führen kann.
Bei meningitisartigem Verlauf kann es später zu neurologischen Komplikationen und Ausfällen kommen.

Vorkommen
Das Rift-Valley-Fieber tritt in verschiedenen Regionen Afrikas, vor allem im Sudan, in Kenia, Uganda, Tansania, Äthiopien, in Zentral- und im gesamten südlichen Afrika einschließlich Madagaskar auf.
In Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel (Jemen, Saudi-Arabien) gab es einzelne Ausbrüche.

Risikogruppen
Da das Hauptrisiko für einen Kontakt mit infiziertem Material im Umgang mit infizierten Tieren und Tierprodukten besteht, sind vor allem Bauern, Züchter und Schlachter betroffen. Der normale Urlauber ist hinsichtlich einer direkten Übertragung auch in Endemiegebieten in aller Regel nicht besonders gefährdet, wenn gewissen Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Darüber hinaus ist natürlich die im Risikogebiet für alle bestehende Gefahr durch Insektenstiche nicht nur hinsichtlich des Rift-Valley-Fiebers zu beachten. Eine Einschränkung der Reisetätigkeit muss im Einzelfall geprüft werden, ist aber in der Regel nicht notwendig.

Vorsichtsmaßnahmen/Prophylaxe

Impfung
Obwohl hoffnungsvolle Kandidaten für eine Impfung beim Menschen vorliegen, ist bei uns bislang kein Impfstoff gegen das Virus zugelassen. Bis dahin bleibt deshalb die Expositionsprophylaxe der einzig wirksame Schutz vor einer Infektion:

Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen
Die Nähe zu Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen und zu Tierkadavern und -produkten vermeiden
Kontakt und Verzehr von rohem Fleisch und anderen Tierprodukten wie Rohmilch meiden
Umfassender Schutz vor Mücken und anderen Insekten
Oberstes Gebot im Umgang mit Erkrankten sind strenge Einhaltung der Hygienevorschriften und besondere Schutzmaßnahmen beim Kontakt mit Blut bzw. blutigen Ausscheidungen sowie die engmaschige Überwachung von Personen, die Kontakt zu Erkrankten hatten.

Naturheilkundliche Vorsichtsmaßnahmen, Ernährung
Es sind keine naturheilkundlichen Vorsichtsmaßnahmen oder eine Vorbeugung durch eine spezielle Ernährung -abgesehen von der Vermeidung von Ansteckung über möglicherweise infizierte Tierprodukte- bekannt. Aufgrund der Gefährlichkeit des Rifttal-Fiebers sollte von Experimenten bezüglich solcher Vorsichtsmaßnahmen in jedem Falle abgesehen werden!