Japanische Enzephalitis

Überblick
Bei Japanischer Enzephalitis (JE; griech. enkephalos = Gehirn, -itis = Entzündung) handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die zu einer Entzündung des Gehirns führen kann und mit hohem Fieber einhergeht.

Name der Erkrankung Japanische Enzephalitis (JE)
Weitere Bezeichnungen Japanische B-Enzephalitis
Unterformen
Vorkommen/Häufigkeit Ost-, Südost- und Südasien, Westpazifik
Ursachen Infektion mit Viren
Erreger Japanische-Enzephalitis-Virus (JE-Virus)
Familie Flavivirus
Übertragungsweg Stich durch Mücken (Culex)
Risikofaktoren, Risikogruppen Schwangere
Kinder
Inkubationszeit wenige Tage
Krankheitszeichen (Symptome) Fieber, Kopfschmerzen
Komplikationen schwere Gehirnentzündung mit hohem Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Orientierungsschwierigkeiten, Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma
Diagnose Nachweis der Erreger im Blut
Therapie Behandlung der akuten Symptome (v.a. Flüssigkeitszufuhr, fiebersenkende Mittel)
Verlauf, Prognose meist milder Verlauf
in einem von 200-300 Fällen Entstehung einer Gehirnentzündung, die in 30% der Fälle tödlich endet
Vorsichtsmaßnahmen (Prophylaxe) vorbeugende Impfung bei Reisen in Risikogebiete
Schutz vor Mückenstichen

Ursachen/Erreger
Erreger der Krankheit sind Japanische-Enzephalitis-Viren (JE-Viren), die zur Familie der sog. Flaviviren gehören.
Bis Mitte der 1980er Jahre zählten die Flaviviren zu den Arboviren, weshalb die JE-Viren vielfach noch als Vertreter dieser Virenfamilie angegeben werden.

Übertragungs- bzw. Ansteckungswege
Die Übertragung der JE-Viren erfolgt durch Stechmücken der Gattung Culex (Culex tritaeniorhynchus, Culex vishnui), die sich vor allem in Reisfeldern aufhalten. Die Viren leben normalerweise im Blut von Wasservögeln, z.B. Reihern. Auch Schweine sind für die JE-Viren ein natürlicher Wirt. Die Viren vermehren sich in ihnen, verursachen jedoch keine Krankheit. Während einer Blutmahlzeit nehmen Mücken die Viren von einem infizierten Schwein auf. Über den Stechrüssel der Insekten gelangen die Viren in die Haut des Menschen. Zur Übertragung des JE-Virus auf den Menschen kommt es also vor allem dann, wenn sich Viren-tragende Mücken übermäßig vermehren und deshalb verstärkt Menschen stechen. Aus diesem Grund tritt Japanische Enzephalitis bevorzugt während feuchter Perioden (v.a. Regenzeiten) auf.

Inkubationszeit
Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit zwischen dem Beginn der Infektion (Stich der Mücke) und dem Auftreten von Krankheitszeichen, dauert bei Japanischer Enzephalitis wenige Tage.

Anzeichen, Symptome
In den meisten Fällen äußert sich eine Infektion mit JE-Viren nur durch leichtes Fieber und Kopfschmerzen. Mitunter bleiben Krankheitszeichen sogar völlig aus.
In einem von etwa 200 bis 300 Fällen entwickelt sich jedoch eine ernst zu nehmende Entzündung des Gehirns (Enzephalitis). Diese geht mit Symptomen wie plötzlich einsetzendem hohen Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Nackensteifigkeit, Orientierungsschwierigkeiten, Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma und epileptischen Anfällen einher. Sie endet in vielen Fällen tödlich oder hinterlässt bleibende Schäden im zentralen Nervensystem.

Diagnose
Da Japanische Enzephalitis in unseren Breiten eher ungewöhnlich ist, spielt die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), vor allem im Hinblick auf Auslandsaufenthalte in tropischen Gebieten, eine entscheidende Rolle für die Diagnosestellung.
Bei einer Infektion können JE-Viren im Blut nachgewiesen werden.

Therapie
Eine spezifische Therapie gegen Japanische Enzephalitis existiert nicht. Im Vordergrund der Behandlung stehen allgemeine Maßnahmen zur Senkung des Fiebers, z.B. durch die Gabe von fiebersenkenden Medikamenten und die Anwendung von Wadenwickel. Die Patienten sollten viel trinken. Ist dies nicht in ausreichendem Maße möglich, wird eine Zufuhr von Flüssigkeit und Salzen (Elektrolyten) in Form von Infusionen über eine Vene notwendig. Sie senkt die Herzkreislauf- und Nierenbelastung, die durch hohes Fieber und die Ansammlung der Viren im Blut entsteht.
Treten Zeichen einer Gehirnentzündung auf, müssen weitere intensivmedizinische Maßnahmen ergriffen werden.

Verlauf, Prognose
Japanische Enzephalitis ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter auftritt. Sie verläuft in den meisten Fällen mild und klingt nach kurzer Zeit ohne Folgen ab.
In etwa 0,3 bis 0,5% der Fälle entwickelt sich jedoch eine Gehirnentzündung mit lebensbedrohlichen Komplikationen. Im Durchschnitt versterben 30% der Erkrankten daran, in bestimmten Regionen sogar bis 60%. Etwa ein Drittel von denen, die die Gehirnentzündung überleben, tragen bleibende Schäden des zentralen Nervensystems davon. In Gebieten, in denen Japanische Enzephalitis regelmäßig beobachtet wird, tritt die gefährliche Form der Erkrankung überwiegend bei kleineren Kindern auf. Ältere Kinder und Erwachsene haben meist früher eine Infektion überstanden und sind deshalb immun geworden, also durch ihr Immunsystem gegen eine Neuerkrankung geschützt.

Vorkommen, Häufigkeit
Japanische Enzephalitis kommt ausschließlich in Asien vor. Sie ist in Ost-, Südost- und Südasien sowie im Westpazifik weit verbreitet. Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge werden jedes Jahr rund 50.000 Fälle von schwerer Japanischer Enzephalitis bekannt, etwa 15.000 Menschen sterben an den Folgen der Erkrankung. Immer wieder werden, vor allem während der Regenzeiten, größere Ausbrüche aus einzelnen Ländern gemeldet. Die Mehrzahl der Menschen, die in Gebieten mit starker Verbreitung der Viren leben, infizieren sich mit den Erregern vor ihrem 15. Lebensjahr.

Risikogruppen

  • Schwangere
    Während der Schwangerschaft ist eine Erkrankung mit Japanischer Enzephalitis besonders problematisch. Hohes Fieber führt zu Flüssigkeitsverlusten und dadurch bedingten Veränderungen im Salzhaushalt. Diese und auch die Entstehung einer Gehirnentzündung bergen sowohl für die Schwangere als auch für das ungeborene Kind große Risiken. Entwicklungsstörungen des Kindes sowie Tod-, Fehl- oder Frühgeburten können als Folge auftreten.
  • Kinder
    In Ländern mit starker Verbreitung der JE-Viren erkranken vor allem kleinere Kinder an schweren Symptomen der Japanischen Enzephalitis. Ältere Kinder und Erwachsene sind meist gegen die Krankheit geschützt, da sie sich bereits in frühen Jahren mit den Erregern infiziert haben. Bei kleineren Kindern entwickeln sich bei einer Gehirnentzündung besonders schnell lebensbedrohliche Zustände.

Impfung
Eine vorbeugende Impfung gegen Japanische Enzephalitis ist möglich. Der einzige Impfstoff, der zur Zeit international auf dem Markt erhältlich ist, besteht aus abgetöteten Krankheitserregern.
Er ist in Deutschland nicht zugelassen (vermutlich wegen zu geringer Häufigkeit der Erkrankung), kann jedoch im Bedarfsfall aus dem Ausland bezogen werden. Geimpft werden können Kinder jenseits des ersten Lebensjahres und Erwachsene. Innerhalb von 14 Tagen sind drei Impfungen notwendig (Tag 0, 7, 14). Anschließend muss der Impfschutz nach ein bis zwei Jahren, später dann alle vier Jahre aufgefrischt werden. Verschiedene Impfstoffe mit lebenden abschwächten Erregern befinden sich derzeit noch in der Entwicklung oder in der Erprobungsphase.
Das Tropeninstitut München empfiehlt die Schutzimpfung gegen Japanische Enzephalitis bei Reisen in ländliche Risikogebiete, z.B. nach China, Indien, Kambodscha, Laos, Myanmar, Nepal, die Philippinen, Sri Lanka, Thailand und Vietnam. Insbesondere während der Monate mit hoher Übertragungsrate (Regenzeit) und bei einer Aufenthaltsdauer von mehr als vier Wochen wird eine Impfung angeraten.

Insektenschutz
Eine weitere Möglichkeit, der Infektion mit JE-Viren vorzubeugen, ist ein wirksamer Schutz vor Mückenstichen.
  • Kleidung
    Reisende in Risikogebiete sollten ihren Körper grundsätzlich mit langer, fester Kleidung bedecken. Um die Schutzwirkung der Textilien zu erhöhen, können diese genau wie Moskitonetze mit Insektensprays behandelt werden.
  • Moskitonetze
    Bevorzugt angewendet werden heute mit Insektenmitteln imprägnierte Moskitonetze aus Kunststoff, da diese leichter und nicht so anfällig für Feuchtigkeit sind wie Baumwollnetze. Wichtig ist eine Maschengröße von nicht mehr als 1,2 x 1,2 mm bzw.180-200 mesh/square inch (Maschen/Quadratzoll). Das Moskitonetz sollte den Körper nicht berühren, rundum unter der Matratze fixiert sein oder - bei Hängematten - rundum fest auf dem Boden aufliegen (ausreichend langes Netz mit Erdstreifen).
  • Raumschutz
    Wirkungsvolle Mittel zum Insektenschutz in Räumen sind Fliegengitter vor sämtlichen Raumöffnungen sowie Insektizide (Räucherspiralen, Insektizidverdampfer, Insektensprays). Ultraschallgeräte haben sich in der Mückenbekämpfung als wirkungslos erwiesen.
  • Repellents (mückenabweisende Mittel)
    Repellents haben eine abweisende Wirkung auf Mücken oder andere Insekten. Sie werden auf die Haut aufgetragen, wobei verschiedene Wirkstoffe in unterschiedlichen Darreichungsformen (Sprays, Lotionen, Gele, Cremes) zur Verfügung stehen. Die meisten heutzutage verwendeten Repellents sind für den Menschen wohlriechend und haben gute Gebrauchseigenschaften. Übel riechende, klebrige Substanzen gehören eher der Vergangenheit an. Die Wirkstoffe unterscheiden sich in Effektivität, Wirkspektrum und Wirkdauer. So haben Sprays z.B. generell eine kürzere Wirkdauer als andere Darreichungsformen. Für Kinder stehen spezielle Repellents zur Verfügung.
    Es ist ratsam, mückenabweisende Mittel erst nach anderen Hautpflege- oder Sonnenschutzmitteln aufzutragen, damit sie nicht überdeckt werden. Auch der Kontakt mit Wasser (Schwimmen, starkes Schwitzen) kann die Wirksamkeit der Mittel herabsetzen. Schleimhautkontakt sollte vermieden werden, spezielle Hinweise auf Unverträglichkeiten sowie mögliche Materialschäden an Kunststoffen sind gesondert zu beachten.

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