Bald ein Relikt aus der Vergangenheit?
Einst flimmerten ihre Leuchtschilder in nahezu jeder Innenstadt, in kleinen Gassen ebenso wie an großen Straßen. Spielhallen waren Orte, an denen der Alltag kurz pausierte, das Glück an den Walzen klirrte und der Zigarettenrauch zur Atmosphäre gehörte. Heute wirken viele dieser Räume verlassen, ihre Fassaden ausgeblichen, die Mieten zu hoch und die Besucher zu selten. Der Wandel ist längst sichtbar, nicht nur in der Zahl geschlossener Betriebe, sondern auch im gesellschaftlichen Bewusstsein. Das klassische Automatenspiel verliert an Glanz, während digitale Alternativen sich in den Vordergrund drängen. Es scheint, als ob eine Ära leise zu Ende geht, ohne dass jemand genau sagen kann, wann sie wirklich begonnen hat.
Spielhallen werden immer seltener
Kaum eine Branche hat in den vergangenen Jahren so stark mit Rückgängen zu kämpfen wie die der Spielhallenbetreiber. Wo früher mehrere Automatenräume um die Gunst derselben Kundschaft konkurrierten, bleiben heute häufig nur leere Ladenlokale zurück. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Hohe Mieten, steigende Energiepreise und Personalaufwand drücken auf die Bilanz, dazu kommt ein immer dichteres Netz an Auflagen. Gleichzeitig hat sich das Spielverhalten verändert, viele Menschen bevorzugen digitale Angebote, was den Druck auf stationäre Betriebe weiter verstärkt.
Hinzu kommen die gesetzlichen Vorschriften, die den Betrieb erschweren. Mindestabstände zu anderen Spielstätten oder zu Jugendeinrichtungen schränken die Standortwahl stark ein, Sperrzeiten mindern die Öffnungszeiten und zahlreiche Betreiber kämpfen um die Erneuerung ihrer Lizenzen. Selbst wer sein Geschäft über Jahre seriös geführt hat, sieht sich heute oft gezwungen, aufzugeben. Das Ergebnis sind ausgedünnte Innenstadtlagen, in denen Spielhallen einst fest verankert waren. Manchmal geschieht dieser Wandel leise, doch er verändert die Atmosphäre ganzer Stadtteile.
Online statt Automatenhalle – die digitale Konkurrenz wächst unaufhaltsam
Während die klassischen Hallen mit Genehmigungen kämpfen, floriert das digitale Glücksspiel. Seit der Glücksspielstaatsvertrag 2021 neue Rahmenbedingungen geschaffen hat, sind Online-Casinos auf dem Vormarsch. Sie bieten Boni, moderne Designs und vor allem Bequemlichkeit. Ein Laptop oder Smartphone genügt und das Spiel beginnt zu jeder Tageszeit, ohne Dresscode oder Anfahrt. Dieser Trend zieht besonders ein junges Publikum an, das ohnehin digital vernetzt ist. Für stationäre Spielhallen wird die Luft dadurch dünner.
Ihre Werbung unterliegt strengen Beschränkungen, die Kosten sind hoch und ausländische Online-Anbieter sind eine zusätzliche Konkurrenz. Manche entziehen sich dem deutschen Sperrsystem und so können die Spieler OASIS umgehen im Casino, was einen zusätzlichen Anreiz bieten kann, dort zu spielen. Das führt zu einem Ungleichgewicht, das traditionelle Betreiber kaum ausgleichen können. Einige versuchen, ihr Ambiente zu modernisieren, Licht, Möbel und Service aufzuwerten, doch der Kampf gegen eine ständig wachsende digitale Konkurrenz bleibt hart.
Spielhalle und Spielbank – zwei Welten mit unterschiedlichem Schicksal
Auf den ersten Blick mögen Spielhalle und Spielbank ähnlich klingen, doch ihre Welten unterscheiden sich grundlegend. In Spielhallen stehen die Automaten im Mittelpunkt, während Spielbanken ein breiteres Erlebnis bieten, das Gastronomie, Unterhaltung und gesellschaftliches Flair miteinander verbindet. Hier wird Glücksspiel zur Abendgestaltung, nicht zum Zeitvertreib zwischen zwei Terminen. Dieser Unterschied wirkt sich deutlich auf die Zukunft aus. Spielbanken verfügen über mehr Möglichkeiten, ihr Angebot zu erweitern und den Gästen Abwechslung zu bieten.
Viele präsentieren sich inzwischen als elegante Freizeitdestinationen, in denen Kulinarik und Spannung ineinandergreifen. Spielhallen hingegen bleiben auf ihren Kern reduziert, das reine Automatenspiel. Ohne zusätzliche Angebote fehlt die Vielfalt, die heute erwartet wird. Daher haben Spielbanken bessere Chancen, wirtschaftlich zu bestehen, während kleine Betreiber zunehmend untergehen. Der Alltag eines Spielhallenbetreibers ist längst kein leichtes Unterfangen mehr. Das Regelwerk ist komplex, von der Zahl der erlaubten Automaten über die Größe der Spielfläche bis hin zu Abständen zu Schulen und Jugendzentren. Wer in diesem Umfeld bestehen will, braucht Geduld, Fachkenntnis und oft auch Glück.
Besonders die Abstandsregelung hat viele Betreiber in Bedrängnis gebracht, denn sie soll verhindern, dass Spielstätten zu dicht nebeneinander existieren, führt aber in der Praxis dazu, dass eine einzige neue Halle die Schließung einer bestehenden provozieren kann. Das sorgt für Unsicherheit und hemmt Investitionen. Auch die Pflicht, Gäste über Sperrsysteme wie OASIS zu prüfen, sorgt zwar für besseren Spielerschutz, erhöht jedoch die Kosten und bürokratische Belastung erheblich. Für viele ist die Balance zwischen Regulierung und Rentabilität kaum noch zu halten.
Die Gastronomie hat sich gewandelt
Noch vor wenigen Jahrzehnten gehörten Spielautomaten zum Inventar vieler Kneipen. Sie klirrten neben dem Tresen, während Stammgäste ihr Bier tranken und der Wirt ein Auge auf die Münzen hatte. Heute ist diese Szene fast verschwunden. Die Vorschriften für das Aufstellen solcher Geräte sind strenger geworden, der bürokratische Aufwand enorm.
Gastronomen müssen Schulungen nachweisen, Wartungen dokumentieren und zahlreiche Regelungen beachten. Für viele lohnt sich das kaum. Zudem hat sich das gesellschaftliche Bild des Glücksspiels verändert. Was früher als harmlose Unterhaltung galt, wird heute kritischer betrachtet. Die Folge ist ein stilles Verschwinden der Automaten aus Gaststätten und Vereinsheimen, wodurch eine traditionelle Nebenverdienstquelle verloren ging.
Ein Blick hinter die Kulissen zeigt den Wandel der Städte
Das allmähliche Verschwinden der Spielhallen hat sichtbare Spuren in vielen Städten hinterlassen. Früher sorgten sie für Licht und Bewegung in Nebenstraßen, heute reiht sich dort häufig ein leerstehendes Schaufenster an das nächste. Mancherorts freut man sich über die ruhigere Umgebung, anderswo klagt man über fehlende Abendaktivität und den Verlust kleiner Wirtschaftskreisläufe. Auch wirtschaftlich bleibt der Wandel nicht folgenlos. Arbeitsplätze gehen verloren, Steuereinnahmen sinken und spezialisierte Dienstleister, etwa Techniker oder Automatenaufsteller, müssen neue Wege finden.
Gleichzeitig tauchen neue Fragen auf. Was geschieht, wenn legale Spielstätten verschwinden, aber illegale Angebote online zunehmen? Und wie können Städte verhindern, dass ein Stück urbaner Kultur endgültig verschwindet? Diese Entwicklung ist komplex und betrifft weit mehr als nur eine Branche. Komplett verschwinden werden Spielhallen wohl nicht. Sie werden sich allerdings neu erfinden müssen, um zu bestehen. Einige Betreiber setzen auf hochwertigere Konzepte mit Service und Atmosphäre, die eher an Lounges als an Neonräume erinnern. Es entstehen Räume, in denen das Spiel wieder Teil eines Abends sein kann, statt reines Zweckvergnügen zu bleiben.
Das Verschwinden der Spielhallen erzählt von einem gesellschaftlichen Wandel, der weit über die Branche hinausgeht. Technik, Regulierung und veränderte Gewohnheiten haben das Glücksspiel in neue Bahnen gelenkt. Der Glanz vergangener Jahrzehnte verblasst, doch die Faszination des Spiels lebt weiter, nur eben in anderer Form. Vielleicht ist das kein Ende, sondern eine langsame Verwandlung, in der Tradition und Zukunft auf ihre eigene Weise miteinander verschmelzen.
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