Saudi-Arabien: Geschichte

Vor dem Jahr 1000

In der vorislamischen Zeit war das Gebiet der arabischen Halbinsel eher eine Steppe als eine Wüste, wodurch eine nomadische Weidewirtschaft möglich war. Das Gebiet gilt als die ursprüngliche Heimat der Sprachgruppe der Semiten. Von dort wanderten etwa ab 2800 v. Chr. die Akkader (von denen die Assyrer und Babylonier abstammten), ab 2000 v. Chr. die Ostsemiten (Amurriter bzw. Kanaanäer, die Vorfahren der Hebräer) und ab 1400 v. Chr. die Aramäer in Richtung Norden aus.

Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

In der Folgezeit errichteten Beduinenstämme (Wüstennomaden) verschiedene arabische Königreiche. Hierzu zählen die Nabatäer aus Nordwestarabien, die Ghassaniden, die ab dem 3. Jh. aus Südarabien nach Norden wanderten und im 6. Jh. Vasallen der byzantinischen Provinz Syrien wurden, die Lachmiden, deren nordarabisches Reich etwa zwischen den Jahren 500 und 600 auch weite Teile Zentralarabiens umfasste und die Kinda, die ab dem 5. Jh. aus dem Süden auswanderten und im 6. Jh. in Innerarabien eine bedeutende Stammesföderation gründeten.
Bereits damals zogen wichtige Handelskarawanen vom Süden nach Norden in Richtung Syrien und Mesopotamien, die vor allem Weihrauch, Myrrhe und Gewürze transportierten.

Im 7. Jh. begründete der Prophet Muhammad den Islam. Dadurch gelang es ihm, zwischen 622 und 632 die Vereinigung der arabischen Stämme zu erzielen und eine Welle der Verbreitung des Islam auszulösen, die von seinen Nachfolgern erfolgreich fortgesetzt wurde. Im Zuge dieser Eroberungszüge erlangte das Arabische Reich bis zum 8. Jh. eine Ausdehnung, die von Andalusien bis nach Indien und Mittelasien reichte. Nach der Verlegung der Hauptstadt nach Damaskus bzw. Bagdad verlor Arabien jedoch wieder an Bedeutung. Nur Mekka und Medina im Hedschas stellten weiterhin die zentralen Heiligtümer der islamischen Welt dar.

Im 18. und 19. Jahrhundert

1745 begann der Imam Mohammed bin Saud mit der Erweiterung seines Scheichtums, das sich in der Oase Diriya bei Riad befand. Er verbündete sich mit dem religiösen Reformer Sheikh Mohammed bin Abdul-Wahhab, dem Begründer des Wahhabismus, einer pietistischen Richtung des sunnitischen Islam. Durch die Vereinigung der Beduinenstämme gelang es beiden bis zum Ende des 18. Jh., sich des zentralen Landesteils und der Ostprovinz am Arabischen Golf zu bemächtigen. 1803 nahmen sie die Heilige Stadt Mekka ein.
1817 eroberten ägyptische Truppen unter dem osmanischen Vizekönig Muhammad Ali den ersten saudischen Staat und zerstörten Diriya.
Bereits sieben Jahre später wurden sie jedoch von den Beduinen, unter dem Sohn des Imam Mohammed bin Saud, Turki bin Abdullah bin Saud, aus Riad vertrieben. Den Saudis gelang es in der Folgezeit, einen Großteil ihrer ehemaligen Machtgebiete zurück zu gewinnen. 1891 gelangte der den Osmanen untergebene Stamm Al-Rashîd aus Hail an die Macht und vertrieb die Familie Al-Saud, die nach Kuwait floh.

Im 20. Jahrhundert

1902 eroberte der damals 21-jährige Abdulaziz bin Abdulrahman Al-Saud ("Ibn Saud") die Festung Riad zurück und begann mit Hilfe des wahhabitischen Fundamentalismus seine Dschihadzüge, um das Reich seiner Vorfahren zurück zu gewinnen. 1925 besiegte er die Dynastie der Haschemiten, in deren Stammkönigreich Hedschas sich die heiligen Städte Mekka und Medina befanden. Am 23. September 1932 rief "Ibn Saud" das "Königreich Saudi-Arabien" in seinen heutigen Grenzen aus.
Im Zweiten Weltkrieg gestattete der König die Errichtung eines US-amerikanischen Luftwaffenstützpunktes auf saudi-arabischem Gebiet. 1945 erfolgte die Gründung der Arabischen Liga. Als deren Mitglied beteiligte sich Saudi-Arabien 1948 am Palästinakrieg, der die Gründung des Staates Israel verhindern sollte. In dieser Zeit stieg das Land zum wichtigsten Erdöllieferanten der Welt auf. Die bis dahin nomadisch lebende Bevölkerung wurde größtenteils sesshaft.
König "Ibn Saud" starb 1953 im Alter von 73 Jahren und seine Söhne traten suksessive seine Nachfolge an:
König Saud bin Abdulaziz Al-Saud (1953-1964)
König Faisal bin Abdulaziz (1964-1975)
König Khaled bin Abdulaziz (1975-1982)
König Fahd bin Abdulaziz (1982-2005)
König Abdallah bin Abdulaziz (seit dem 1. August 2005).

Saudi-Arabien zählte 1960 zu den Gründerstaaten der OPEC. 1963 erfolgte die Abschaffung der Sklaverei. Statt dessen nahm das Land Gastarbeiter aus Südasien und Afrika auf, die bis heute ihre wichtige Funktion in der Wirtschaft behielten. Während der 1960er und 1970er Jahre gab es immer wieder Grenzstreitigkeiten mit dem Jemen, die 1976 durch einen Friedensvertrag beendet wurden.
Im 1. Golfkrieg verbündete sich Saudi-Arabien mit den USA und trug fast 40% der Kriegskosten. Die Stationierung amerikanischer Truppen im Land führte jedoch zu zunehmendem Widerstand fundamentalistischer Kreise gegen das Königshaus, infolge derer es auch zu Terroranschlägen auf westliche Einrichtungen kam. Die Regierung reagierte mit zunehmendem Druck auf die Opposition.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York stellte sich heraus, dass 15 der 19 Attentäter saudische Staatsangehörige waren. Dies führte zu einer deutlichen Abkühlung des Verhältnisses zwischen Saudi-Arabien und den USA.
Im 2. Golfkrieg, im Jahr 2003, wurde den USA die Nutzung ihrer auf saudischem Territorium befindlichen Militärstützpunkte verweigert, so dass das Hauptquartier der US-Truppen nach Katar verlegt wurde.

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