Libanon: Geschichte

Bis etwa zum Jahr 1000

Menschliches Leben im Libanon ist bis in die Altsteinzeit zurück nachweisbar, eine Zeit, in der sich der Mensch nur dadurch als "Mensch" qualifizierte, dass er im Gegensatz zu seinen Vorfahren in der Lage war, einfache Werkzeuge herzustellen. Im Mesolithikum um 10.000 v. Chr. entwickelten sich bereits Ackerbau und Viehzucht, und um 9.000 v. Chr. entstanden erste Städte. Jericho in Israel, Aleppo in Syrien und Byblos im Libanon gelten als die ältesten Städte der Welt. Die Menschen, die in dieser Gegend lebten, waren Kanaaniten, Angehörige eines semitischen Stammes. Der Begriff "Semiten" wird in moderner Zeit oft und in unterschiedlichen Zusammenhängen benutzt, wobei oft vergessen wird, dass es sich bei allen im Nahen Osten lebenden Völkern ganz überwiegend um semitisch-stämmige Menschen handelt.

Die Bezeichnung "Libanon" enstand um 3.000 v. Chr. Zu dieser Zeit gab es bereits etliche Städte (neben Byblos u.a. auch Jbiel, Tyre, Sidon und Berytus, das heutige Beirut). Erster Handel erfolgte mit Ägypten und den Pharaonen. Die Kanaaniten verkauften neben Zedernholz, Olivenöl und Wein auch lila Farbe (griechisch: phoinikies) und wurden von den Griechen deshalb "Phönizier" genannt.

Um 1.500 v. Chr. wurde der Libanon von den Ägyptern erobert, erlangte drei Jahrhunderte später jedoch seine Unabhängigkeit zurück; die Phönizier gewannen großen Wohlstand durch Handel und Kolonialisierung z.B. von Zypern, Kreta, Rhodos und Karthago. Sie etablierten wichtige Handelsrouten und gelten als die Erfinder des ersten Alphabets; es hatte 22 Buchstaben und gilt als Vorläufer des modernen Alphabets.

In den folgenden Jahrhunderten wurde der Libanon von den Assyrern, den Babyloniern, den Persern und Alexander dem Großen, König von Mazedonien, beherrscht. Städte wurden ausgelöscht und neu errichtet, die Einwohner versklavt. Nach dem Tode Alexanders fiel der Libanon an das Römische Reich bzw. nach dessen Aufteilung an Byzanz.

Vom Jahr 1000 bis zum 17. Jahrhundert

Nach dem Jahr 1000 ersetzte Aramäisch die Sprache der Phönizier, und im 4. Jahrhundert hatte sich das Christentum fest etabliert.

Im Jahr 570 n. Chr. wurde in einer byzantinischen Provinz Mohammed, Sohn eines Kamelhändlers, geboren, von seinen Anhängern als Prophet verehrt, der das Wort Gottes durch den Erzengel Gabriel empfangen hatte. Mohammed, der den Islam begründete, starb im Jahr 632. Bereits zu diesem Zeitpunkt war ein überwiegender Teil der auf der arabischen Halbinsel lebenden Menschen (nicht immer freiwillig) zum Islam konvertiert. Im 7. Jahrhundert fliehen Anhänger einer christlichen Sekte in die Berge des Libanons, um einer gewaltsamen Konvertierung zu entgehen. Hier liegt der Ursprung der Maronitischen Religionsgemeinschaft; die Maroniten waren und sind bis zum heutigen Tag prägend für die Entwicklung und Kultur des Libanon. Die Unzugänglichkeit der libanesischen Berge ermutigte auch islamische Splittergruppen (Schiiten im 9. Jh. und Drusen im 11. Jh.), sich hier niederzulassen.

Das 12. Jahrhundert stand im Zeichen der Kreuzritter, die auszogen, um das Heilige Land von den Moslems zu befreien; sie nahmen erst Jerusalem und dann auch Tripolis, Beirut, Sidon und Tyre ein. Burgruinen und viele Kirchen zeugen noch heute von dieser Zeit.

1516 wurde der Libanon, wie der gesamte östliche Mittelmeerraum, dem Ottomanischen Reich einverleibt, und unter ottomanischer Herrschaft entwickelten sich enge Handelsbeziehungen und religiöse Bindungen zu Europa.

Im 18. und 19. Jahrhundert

1860, nach einem Bürgerkrieg zwischen Maroniten und Drusen, der seinen Höhepunkt in einem Massaker der Drusen an den Maroniten fand, etablierten die Türken auf Druck der Engländer und Franzosen im Libanon eine christlich dominierte Verwaltung.

20. Jahrhundert bis heute

Nach dem 1. Weltkrieg fiel der Libanon unter französisches Mandat. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts legten die Franzosen die Grenzen des Libanons neu fest, indem sie die überwiegend von Moslems bewohnten küstennahen Ebenen und das christlich dominierte Gebirge zusammenfügten. In diesen neuen Grenzen wurde das Land 1941 zur "Republik Libanon" ausgerufen; 1944 wurde der jungen Republik Autonomie gewährt. Erster Staatspräsident des Libanons war Bishara Bey al-Churi.

Nach Ausrufung des Staates Israel 1948 begann der Krieg um Palästina, in dessen Folge geschätzte 150.000 von annähernd 1.000.000 palästinensisch-arabischen Flüchtlingen im Libanon landeten. In den folgenden Jahren gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen den meist wohlhabenden und westlichen Werten zugewandten Christen im Lande und den überwiegend sehr armen Muslimen. In dem kleinen Land Libanon ergab sich mit der großen Anzahl der hier lebenden palästinensischen Flüchtlinge eine zusätzliche Problematik.
1967 wurde die PLO (Palestine Liberation Organization - Palästinensische Befreiungsorganisation) gegründet.

Der Konflikt zwischen Christen und Muslimen im Libanon verschärfte sich ebenso wie der zwischen Israel und den PL0-beeinflussten arabischen Staaten. 1975 kam es im Libanon zum Bürgerkrieg, der offiziell als Krieg zwischen Christen und Moslems bezeichnet, tatsächlich aber von diversen unterschiedlichen Interessengruppen geführt wurde. Syrische, israelische und multinationale Truppen zogen in den Libanon ein. Bei Bombenanschlägen der "Hisbollah" ("Partei Gottes") kamen 1983 etwa 230 US-Marines und 58 französische Fallschirmjäger ums Leben. Die multinationalen Truppen verließen das Land. Der Bürgerkrieg dauerte bis 1991; in seinem 16jährigen Verlauf wurden mehr als 150.000 Menschen, darunter zwei Präsidenten (Beschir Gemayel und René Muawad), getötet und das Land stark verwüstet.

Ein israelischer Luftangriff kostete 1992 den libanesischen Schiitenführer Scheich Abbad Mussawi und seine Familie das Leben.

Die ersten Parlamentswahlen seit 20 Jahren fanden Ende 1992 statt; das Kabinett wurde nun je zur Hälfte aus Christen und Moslems gebildet.

Nach einem groß angelegten israelischen Luftangriff 1996, bei dem viele Zivilisten getötet wurden und Hunderttausende sich gezwungen sahen, ihre Dörfer zu verlassen, wurde einige Monate später von Israel, Libanon und Syrien ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Die Kämpfe zwischen islamistischen Gruppen und Israel bzw. der von Israel beeinflussten christlich-libanesischen Armee gingen jedoch auch in den kommenden Jahren weiter; israelische und syrische Truppen waren immer noch im Libanon stationiert. Im Mai 2000 zog Israel seine Truppen ab; UN-Friedenstruppen wurden im Grenzgebiet zwischen Israel und Libanon stationiert, um weitere Gewaltakte zu verhindern. Die syrischen Truppen, die seit über 28 Jahren im Land sind, begannen sich 2004 zurückzuziehen.

Im Februar 2005 wurden der ehemalige libanesische Premierminister Rafik Hariri und 17 weitere Personen in Beirut Opfer eines Bombenattentats. Eine internationale Untersuchungskommission unter der Leitung des Berliner Oberstaatsanwalts Detlev Mehlis soll den Vorfall aufklären; verdächtigt werden Angehörige des syrischen und libanesischen Geheimdienstes.

Im Juli 2006 wurden zwei israelische Soldaten von der Hisbollah entführt, woraufhin Israel eine groß angelegte Militäroffensive gegen die Hisbollah im Libanon begann. Infolge der Militäroperation kamen über 1.200 Libanesen ums Leben und große Teile der Infrastruktur des Landes, wie Straßen, Brücken oder Kraftwerke wurden zerstört. Auf Grund der UNO-Resolution 1701 endeten die Feindseligkeiten Mitte August 2006. Am 13. September 2006 beschloss das Bundeskabinett die Entsendung von 2.400 Soldaten der Bundeswehr zur Sicherung des Seegebiets des Libanons gegen den Waffenschmuggel. Der Bundeswehrverband besteht aus 1.500 Marinesoldaten und 900 Soldaten der Luftwaffe. Insgesamt umfasst der deutsche Marineverband 2 Fregatten mit Hubschraubern, einen Einsatzgruppenversorger mit einem Lazarett, einen Tender sowie 4 Schnellboote. Der Einsatz wird voraussichtlich mehrere Jahre in Anspruch nehmen und viele 100 Millionen kosten.