Kloster Maulbronn

Die ehemalige Zisterzienserabtei in Maulbronn zählt zu den wenigen, vollständig erhaltenen Bauwerken des Mittelalters. Das Kloster, welches einen unnachahmlichen architektonischen Mix aus Romanik und Gotik in sich vereint, zeugt von der Geschichte eines katholischen Mönchsordens, der sich zunächst ganz dem Weltlichen zu entziehen versuchte und später zum kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Zentrum im südwestdeutschen Raum wurde.

Gleichzeitig dokumentiert Maulbronn aber auch die Wirren der Reformation und die daran anschließende Entwicklung der Anlage als evangelisch-theologisches Priesterseminar. Im Jahr 1993 wurde das Kloster Maulbronn in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Standort Maulbronn (Baden-Württemberg)
Bauzeit 1147: Errichtung des Klosters
1147-1178: Errichtung der Klosterkirche
um 1210: Bau des “Paradieses“, der Refektorien und des Kapitelsaals
Baumeister "Meister des Maulbronner Paradieses"
Besonderheiten Die Architektur des Klosters Maulbronn steht exemplarisch für den Übergang von Romanik hin zur europäischen Gotik.
Nutzung Einstige Zisterzienserabtei, die seit der Reformation als evangelisch-theologisches Seminar, bzw. heute als evangelisches Gymnasium, genutzt wird.
Einige Teile der Klosteranlage dienen heute als Museum.
Adresse, Information Kloster Maulbronn
Klosterhof 31
75433 Maulbronn
Telefon: 0049-(0)70 43 - 926 610,
Öffnungszeiten 1. März - 31. Oktober: täglich 9:00 - 17:30 Uhr
1. November - 28. Februar: dienstags bis sonntags, 9:30 - 17:00 Uhr
E-mail: info@kloster-maulbronn.de

Geschichte des Klosters

An der südwestlichen Seite des Strombergs, der sich zwischen Schwarzwald und Odenwald erhebt, liegt die Ortschaft Maulbronn mit dem gleichnamigen Kloster. Die ehemalige Zisterzienserabtei wurde um 1147 errichtet - zu einer Zeit, in welcher der Papst und der Kaiser um die politische Macht in Europa rangen. Mehr und mehr beteiligten sich seinerzeit die Bischöfe und wohlhabenden Klöster an den weltlichen Auseinandersetzungen, woraufhin in einigen kleinen Klöstern, vor allem aber im burgundischen Citeaux und Clairvaux, die Forderungen nach einer Rückkehr zu den ursprünglichen christlichen Idealen laut wurden. Bernhard von Clairvaux schloss sich nicht nur den Forderungen seines Zisterzienser-Ordens an, er wurde auch bald zum geistigen Führer jener Reform gegen die Verweltlichung des Klerus. Der charismatische Mönch initiierte eine Welle von Klostergründungen, die dem Zisterzienserorden auch in Deutschland großen Zulauf einbrachten. So stiftete beispielsweise der von den Reformgedanken ergriffene Ritter Walter von Lomersheim sein Erbgut Eckenweiher unweit der Städte Mühlacker und Lienzingen, um dort ein Kloster errichten zu lassen und Gott sein Leben als Laienmönch zu weihen. Mit der Neugründung des Klosters wurde seinerzeit Abt Dieter von der Primarabtei Morimond betraut. Am 24. März 1138 traf er in Eckenweiher mit 12 Mönchen aus dem Elsässischen Neuburg ein. Doch der am Standort herrschende Baustoff- und Wassermangel machten den Bau des Klosters nahezu unmöglich und es wurde eine schnelle Verlegung notwendig.
1146 sprach Bernhard von Clairvaux bezüglich des Problems persönlich in Speyer vor und der zuständige Bischof von Speyer Günther von Henneberg nahm sich der Sache an. Er erklärte den Ort für ungeeignet und überließ dem Orden das Bischofslehen “Mulenbrunnen“ im Tal der Salzach. Bereits 1147 erfolgte unter Abt Dieter die Verlegung des Klosters nach Maulbronn. Maulbronn war damit eines von über 100 Klostern der Zisterzienser, die noch zu Lebzeiten Bernhard von Clairvauxs gegründet wurden. Natürlich erzählt auch eine Legende von der Entstehung des Klosters Maulbronn: Nachdem sich Eckenweiher als ungeeignet erwiesen hatte, suchten die Mönche nach einem neuen Siedlungsplatz. Der Legende nach beluden sie ein Maultier mit einem Geldsack, gaben ihm einen Segensspruch und einen Rutenhieb mit auf den Weg und ließen das Tier lostrotten. Dort, wo heute der so genannte Eselsbrunnen steht, sei das Maultier seinerzeit stehen geblieben, um seinen Durst zu stillen und die Mönche erbauten an dieser Wasserquelle das Kloster Maulbronn. Sowohl das Maulbronner Wappen als auch die Darstellung des trinkenden Esels im Gewölbe der Brunnenkapelle erinnern bis heute an diese Legende. Im Gegensatz zu den Benediktiner-Mönchen, die ihre Klöster stets auf der Höhe anlegten, bauten die Zisterzienser ihre Abteien ausnahmslos im Tal. Die Zisterzienser strebten nach Einsamkeit und einem stillen Dasein im Dienste Gottes, die Gegend um Maulbronn war jedoch nicht ganz so abgelegen, wie die Mönche es vielleicht erwartet hatten.

Die Kaiserstrasse, die für den Reise- und Transportverkehr enorm wichtig war, lag in unmittelbarer Nähe und verschaffte der Abtei eine unkomplizierte Verbindung nach Speyer. Die Maulbronner Abtei wurde - ganz entgegen ihres ursprünglichen Bestrebens – schnell sehr bedeutsam und wohlhabend.
Im Jahr 1148 erteilte Papst Eugen III. dem neuen Kloster einen Schutzbrief und 1153 erhielt es von Graf Ludwig von Württemberg das Dorf Elfingen als erste größere Schenkung. Der Weiher wurde von den Mönchen in eine Grangie umgewandelt und die damaligen Bewohner hatten buchstäblich "das Feld zu räumen". Neben dem Elfinger Hof wurden auch in Illingen, Knittlingen und Unteröwisheim Güter und Wald von etwa 2500 ha, verteilt auf 25 Ortschaften, durch das Kloster Maulbronn bewirtschaftet. Schenkungen und Stiftungen des edelfreien Adels und der Ministerialität, später auch des Niederen Adels, mehrten den Besitz des Klosters erheblich. Doch auch der Fleiß Zisterzienser-Mönche erbrachte dem Kloster Wohlstand und es wurden Lagerhäuser, Werkstätten und Mühlen gebaut. Maulbronn entwickelte sich schon im 12. Jahrhundert zu einem wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Zentrum in jener Gegend. Es entstanden zudem die beiden Filialklöster, Kloster Bronnbach um 1150 und Kloster Schöntal um 1157.
1156 stellte Kaiser Barbarossa Maulbronn unter kaiserliche Schirmvogtei. Am 11. Mai 1178 wurde die Klosterkirche durch den Erzbischof Arnold von Trier der Gottesmutter Maria geweiht.

Zwischen 1196 und 1216 fand maßgeblich unter Abt Konrad I. der Ausbau des Klosters und dessen Umgestaltung im romanisch-gotischen Übergangsstil statt. Es entstanden wesentliche Teile des Klosterbaus, unter anderem die Klosterfront, die als “Paradies“ bekannte Vorhalle, die Refektorien, die Südhalle des Kreuzgangs sowie der Kapitelsaals. 1232 wurde die kaiserliche Vogtei erneut bestätigt, jedoch wählte sich die Abtei nun selbst den Bischof von Speyer als Schirmer und Schutzherren. 1236 wurde der Ministerial des Bischofs von Speyer, Heinrich von Enzberg, urkundlich als Schirmer des Klosters erfasst. Offenbar versuchte dieser jedoch, das Kloster zum Ausbau seiner persönlichen Macht zu nutzen, so dass es in den darauf folgenden Jahrzehnten immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem Orden und der Vogtei kam. Um 1325 wurden schließlich die Pfalzgrafen mit der Schirmvogtei des Klosters Maulbronn betraut und die Konflikte wurden behoben. Im frühen 14. Jahrhundert fanden weitere bauliche Maßnahmen statt; es entstanden zunächst die Westhalle des Kreuzgangs, später dann die Nordhalle mit der Brunnenkapelle sowie die Osthalle mit der Johanneskapelle. 1361 erhielt das Kloster Maulbronn unter Abt Johann I. von Rottweil schließlich eine feste Ummauerung.
Parallel dazu erfolgte eine im 14. und 15. Jahrhundert planmäßige Arrondierung und Verdichtung des Klosterbesitzes durch Güterkäufe. Durch Verleihung und Verpachtung erzielte das Kloster erhebliche Einkünfte. Am Ende dieser Entwicklung war ein Klosterterritorium mit über zwanzig Dörfern, den sogenannten Klosterflecken, entstanden.
1424 begann der Umbau der Klosterkirche im gotischen Stil und wenige Jahre später wurde das Pfrundhaus mit seiner Krankenstube errichtet. Der Pfalzgraf ließ gemäß seiner Funktion als Schirmvogt das Kloster weiter befestigten und errichtete weitere Mauern, Türme und Zinnen. Am Ende des 15. Jahrhunderts entstanden zudem die Klostervorhalle, das Parlatorium, das Oratorium und der Steinbaldachin im Mittelschiff der Laienkirche.
Mit dem 16. Jahrhundert endete die Zeit des katholischen Zisterzienser-Ordens und die zweite bedeutende Phase des Klosters, die des evangelischen Seminars, brach an. 1504 wurde die Abtei im Verlauf des bayrisch-pfälzischen Erbfolgekriegs von Herzog Ulrich von Württemberg okkupiert und fiel nach siebentägiger Belagerung schließlich an Württemberg. Damit übernahm Herzog Ulrich von Württemberg die Schirmherrschaft über das Kloster und die 60 dazugehörigen Dörfer. 1512 wurde Johannes VIII. Entenfuß von Unteröwisheim der neue Abt des Klosters und begann rege Bautätigkeiten in Maulbronn aufzunehmen. Einer Legende nach soll er Johann Georg Faust dafür zum Goldmachen nach Maulbronn bestellt haben. 1517 wurde der Umbau des Herrenhauses abgeschlossen, doch schon im darauf folgenden Jahr wurde der Abt Entenfuß wegen Verschwendung abgesetzt.

1519 überfiel der Ritter Franz von Sickingen mit seinen Männern das Kloster und brandschatzte weite Teile der Abtei. Sechs Jahre darauf plünderten aufständische Bauern das Kloster und 1534 fiel das Kloster der Säkularisierung zum Opfer. Herzog Ulrich, der aus politischem Kalkül Protestant geworden war, nutzte die Reformation und die damit verbundenen Besitzveränderungen als ein Mittel, sich seiner hohen Schulden zu entledigen. Das Kloster war zunächst als Sammelkloster für renitente Mönche aus ganz Württemberg vorgesehen. Abt Johann IX. verlegte nach seiner Flucht nach Speyer im Jahr 1537 die Abtei ins elsässische Päris, wo er nur kurze Zeit später verstarb. Nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg in den Jahren 1546 bis 1547 musste Herzog Ulrich von Württemberg das Kloster dem Konvent zunächst wieder überstellen und Abt Heinrich III. führte aufs Neue die katholische Religion und die Ordensregeln der Zisterzienser in Maulbronn ein. Doch der Frieden währte nicht lange: Der 1555 beschlossene Augsburger Religionsfrieden verlieh dem Herzog das Recht, das Glaubensbekenntnis seiner Untertanen selbst zu bestimmen. 1556 erließ er die “Klosterordnung“, die den Grundstein für ein geregeltes Schulwesen in allen verbliebenen Mannsklöstern Württembergs legen sollte. So wurden von Herzog Christoph von Württemberg, dem Sohn Ulrichs, in den zwölf großen württembergischen Mannsklostern, darunter Maulbronn, evangelische Klosterschulen errichtet. Das evangelische Seminar hatte die Aufgabe, den priesterlichen Nachwuchs für die noch junge protestantische Kirche im Geiste Luthers auszubilden.
Maulbronn überdauerte als eines der wenigen evangelischen Seminare die Jahrhunderte bis heute und wurde im Jahr 1807 in ein evangelisch-theologisches Seminar umgewandelt.

Nach der Umwandlung des Klosters erfolgten unter dem ersten protestantischen Abt Valentin Vannius weitere Um- und Ausbaumaßnahmen, unter anderem die Erweiterung des Fruchtkastens und der Bau des Hörsaals über der Brunnenkapelle. Da die Klosteraufhebung und Umwandlung in das Seminar vom juristischen Standpunkt her noch lange umstritten blieb, gab es noch zwei Versuche des Kaisers, diese Entwicklung rückgängig zu machen. So konnten während des Interims zwischen 1548 und 1555 und aufgrund des kaiserlichen Restitutionsedikts von 1630 bis 1648 zeitweise wieder Mönche in das Kloster Maulbronn einziehen. Nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten wurde die Abtei im Jahr 1648 schließlich und endgültig dem evangelischen Seminar zugesprochen. 1807 wurden die Klosterschulen in Maulbronn und Bebenhausen zusammengelegt, 1818 wurde Maulbronn zum evangelisch-theologischen Seminar umgewandelt.
Im Laufe der Jahrhunderte besuchte eine Vielzahl berühmter Denker und Dichter, Theologen und Philosophen das evangelische Seminar in Maulbronn, unter ihnen der Dichter Friedrich Hölderlin in den Jahren 1786 bis 1788, Herman Kurz von 1827 bis 1831 und Georg Herwegh von 1831 bis 35 und nicht zuletzt Hermann Hesse von 1891 bis 1892. Im Jahr 1892 zerstörte ein Brand das Pfrundhaus bis auf seine Grundfesten und zwischen 1893 und 1899 wurden das Professorenhaus vor der Klosterfront und das so genannte Schlösschen abgebrochen. 1928 ging das evangelisch-theologische Seminar in Maulbronn in den Besitz der Evangelischen Seminarstiftung über, wurde jedoch im Jahr 1941 vorläufig von den Nationalsozialisten in Beschlag genommen und geschlossen. 1945 konnte das evangelisch-theologische Seminar wieder eröffnen.
Die Anlage, die von einer geschlossenen Mauer umgeben ist, beherbergt heute unter anderem mehrere Restaurants, das Rathaus von Maulbronn, die Polizei und andere Verwaltungsämter. Außerdem ist sie der Standort eines evangelischen Gymnasiums.
Im Dezember 1993 wurde das Kloster Maulbronn in die Liste des UNESCO- Weltkulturerbes aufgenommen.

Beschreibung des Klosters

Die einstige Zisterzienserabtei Maulbronn, unweit der Stadt Pforzheim in Baden-Württemberg, ist die einzige vollständig erhaltene, mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts hatte sich, von Frankreich ausgehend, der Baustil in Europa ganz grundlegend verändert, so dass in der Abtei alle Stilrichtung von der Romanik, den Übergangsstilen der Gotik bis hin zur europäischen Spätgotik vertreten sind. Ein Klostergraben umrundete seinerzeit die Abtei und man gelangte lediglich über eine Zugbrücke ins Kloster; heute führt eine Steinbrücke in das Innere der Klosteranlage.
Neben dem Klostertor befindet sich eine Zelle, in der einst der Pförtner lebte. Seine Aufgabe war es, fremde Gäste beim Abt anzumelden und ihnen, sofern es sich nicht um Frauen handelte, Eintritt zu gewähren. Gleich hinter dem Klostertor liegt folglich die Klosterherberge. An diese schloss sich wiederum das Frühmesserhaus, die Wohnung der Ordensgeistlichen, die in der gegenüber liegenden Torkapelle die Messe zu lesen hatten - an. Ein kleines Fachwerkhaus in der Mitte des Hofes beherbergte einst die Klosterverwaltung. Hinter der Klosterküferei befindet sich der Klosterspeicher, der so genannte Fruchtkasten.
Zwischen 1147 und 1178 entstand die Klosterkirche, eine dreischiffige Basilika im romanischen Stil. Das Langschiff vereinigte die Laien- und die Mönchskirche, welche lediglich durch eine romanische Chorschranke getrennt wurden. Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert wurde die Kirche jedoch im weiter im gotischen Stil um- und ausgestaltet. Einer der großen Schätze der Klosterkirche ist das Maulbronner Kreuz: Das Kruzifix und der Körper des Heilands sind ganz aus einem Stein geschlagen. Darüber hinaus ist es so ausgerichtet, dass an bestimmten Sonnentagen das einfallende Tagesicht die Dornenkrone der Christusfigur erstrahlen lässt. Bemerkenswert ist auch das typisch gotische Chorgestühl mit seinen 92 Plätzen. Es ist mit kunstvollen Schnitzereien alttestamentarischer Szenen ausgestattet. Der Hochaltar wurde um 1350 neu gestaltet. Die bis heute erhaltenen Holzreliefs am Altarblock zeigen Szenen der Kreuzigung und der Auferstehung Christi. Da die Zisterziensermönche ursprünglich ein Leben in völliger Askese anstrebten und keinerlei weltliche Pflichten übernehmen wollten, war die Klosterkirche zunächst sehr klein und bot keinen Platz für eine Gemeinde. Im frühen 13. Jahrhundert begann jedoch die Umgestaltung der Kirche: Die Decken des Langhauses wurden gewölbt und das Mittelschiff erhielt ein typisch gotisches Kreuzrippengewölbe. Große, in den Ostchor eingebrochene Fenster erhellten nun den ursprünglich dunklen Altarraum mit Tageslicht. Um 1424 fanden weitere Umbauten an der Klosterkirche im Stil der Spätgotik statt. Zwischen 1200 und 1215 entstanden die Klosterfront mit dem Laienrefektorium, die Kirchenvorhalle, das so genannte Paradies, und der südliche Gewölbeflügel des spätromanischen Kreuzgangs.

Das Laienrefektorium, der Speisesaal der Laienbrüder, stellt neben der Kirche den größten überwölbten Raum des Klosters dar. Das so genannte “Paradies“ erhielt seinen Namen nach dem Brauch, die Kirchenvorhalle mit der Geschichte des Sündenfalls auszumalen. Auch hier sind die hohen, lichten Fenster, die von noch romanischen Rundbögen geziert werden, sowie die weiten Gewölbe des Maulbronner “Paradieses“ beispielhaft für den Übergang von der Romanik zum Stil der europäischen Gotik.
Die Türblätter der Portale, die das Kirchenschiff mit dem Paradies verbinden stammen ebenfalls aus der Zeit um 1200 und sind bis hin zum einstigen Lederbezug noch original erhalten.
Um 1300 wurde der Kreuzgang weiter ausgebaut; es entstanden die Westhalle und um 1350 die Nordhalle mit der Brunnenkapelle sowie die Osthalle mit dem Kapitelsaal und der Johanneskapelle. Im Laufe der architektonischen Entwicklung wurden die Bögen der Kreuzgänge zunehmend luftiger und leichter, nahezu transparent. Die Maßwerkfenster des Kreuzgangs dokumentieren die scheinbar unbegrenzten Ausdrucksformen der gotischen Steinmetzkunst.
Am Südflügel des Kreuzgangs befindet sich das Brunnenhaus, in dem die Mönche sich wuschen. Das Fundament des Waschhauses wurde bereits um 1210 gelegt. Um 1450 wurde ein neunseitiger gotischer Bau aufgesetzt; parallel dazu entstand die am Kreuzgärtchen gelegene Brunnenkapelle.
Im 15. Jahrhundert erhielt das Brunnenhaus einen Fachwerk-Aufsatz.
Vis à vis der Brunnenkapelle befindet sich das der Speisesaal der Mönche, das Herrenrefektorium. Die zweischiffige gewölbte Halle des Herrenrefektoriums mit ihren hohen schmalen Rundbogenfenstern gilt als einer der am großzügigsten und schönsten Säle des deutschen Mittelalters. Parallel zum Bau des Herrenrefektoriums wurde um 1225 der Kapitelsaal erbaut. Hier trafen sich die Mönche in täglichen Versammlungen und zur Beratung der Klosterangelegenheiten. Der farbig ausgestaltete Raum ist reich mit Ornamenten versehen; hohe Fenster, das Gewölbe mit der farbigen Decke sowie der Schlussstein dokumentieren auch hier die typisch gotischen Stilelemente. Der Eingang zum Kapitelsaal wird gesäumt von steinernen Vögeln, während der Saal an sich an allen vier Wänden mit Steinbänken versehen war. Zwei Maßwerkfenstern öffnen den Raum zum nördlichen Kreuzgang hin.
Im 15. Jahrhundert entstanden unter anderem das Calefactorium, das Parlatorium und das Oratorium. Des Weiteren wurde um 1501 ein Steinbaldachin im Mittelschiff der Laienkirche errichtet.
Das Calefactorium ist ein backofenartiges Gewölbe, von dem aus die unmittelbar darüber liegende Wärmestube der Mönche geheizt wurde. Abgesehen von der Klosterküche stellte das Calefactorium den einzigen heizbaren Raum des gesamten Klosters dar.
Im Parlatorium, dem Sprechsaal des Klosters, war es den Mönchen gestattet, untereinander oder mit den Oberen des Ordens zu reden.

Nutzung, Öffnungszeiten, Eintrittspreise

Das Kloster Maulbronn dient bis heute vorrangig als evangelisches Gymnasium. In der ehemaligen Küferei und dem Frühmesserhaus ist ein Museum untergebracht, in welchem die Geschichte des Klosters vor und nach der Reformation dokumentiert wurde. Das Museum gewährt Einblicke in das Leben und Wirken der Zisterziensermönche sowie in den mittelalterlichen Baubetrieb und die hohe Kunst der Steinmetze.
Das Klostermuseum Maulbronn ist in den Sommermonaten vom 1. März bis zum 31. Oktober täglich von 9:00 bis 17:30 geöffnet. In den Wintermonaten vom 1. November bis 28. Februar ist das Klostermuseum Maulbronn dienstags bis sonntags von 9:30 bis 17:00 Uhr geöffnet. Führungen durch die Klosteranlage finden um 11:15 und 15:00 Uhr sowie nach Vereinbarung statt. Auf Anfrage werden Führungen in den Sprachen englisch, französisch, russisch und spanisch angeboten.
Der Eintrittspreis für die Klosteranlage beträgt für Erwachsene 5,50 € oder ermäßigt 2,80 €. Der Eintrittspreis für Sonderführungen beträgt für Erwachsene 9,- € oder ermäßigt 4,50 €. Gruppen ab 20 Personen zahlen pro Person 4,90 €.
Der Preis für eine Jahreskarte beträgt pro Person 27,50 oder ermäßigt 14,00 €.
Weitere Informationen erteilt das Informationszentrum des Klosters Maulbronn telefonisch unter 0049-(0)70 43 - 926 610 oder per E-mail an info@kloster-maulbronn.de.
Zwischen dem 1. Mai und 21. Oktober fährt an Sonn- und Feiertagen der so genannte Klosterstadt-Express. Im 2-Stunden-Takt geht es mit der Bahn von Tübingen zum Weltkulturerbe nach Maulbronn. Die Zugfahrt beginnt in Tübingen und führt auf Hermann Hesses Spuren über Horb, Calw und Pforzheim durch den Nordschwarzwald direkt nach Maulbronn. Das Kulturbahn-Ticket für die Fahrt von Tübingen bis Maulbronn und zurück kostet pro Person 9,-€ EUR oder für Gruppen bis zu 5 Personen 18,50 €.
Von Pforzheim, Niefern, Enzberg, Bretten, Mühlacker oder Vaihingen aus kostet eine 24-Stunden-Karte nach Maulbronn 6,-€ pro Person oder für Gruppen bis zu 5 Personen 9,- €. Von Heilbronn, Speyer, Freudenstadt und Alpirsbach kostet die so genannte RegioX-Karte nach Maulbronn 12,50 € pro Person oder für Gruppen bis zu 5 Personen 19,50 €. Weitere Informationen erteilt der Kulturbahn-Service telefonisch unter 0049-(0)18 05 - 991 119.

Besonderheiten

Im Jahr 1993 wurde das Kloster Maulbronn zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Die umfassend erhaltene Architektur der Anlage und der einzigartige Mix aus romanischen und gotischen Bauelementen machen das Kloster Maulbronn zu einem wertvollen Dokument des europäischen Mittelalters und lassen keinen Zweifel an der Berechtigung der Aufnahme in die UNESCO- Liste des Weltkulturerbes

Baumeister

Ein offenbar in Nordfrankreich ausgebildeter Meister kam um 1200 über Burgund nach Maulbronn, wo er den Auftrag erhielt, die Vorkirche, den neuen Kreuzgang und die Refektorien zu bauen. Dieser Baumeister ist nicht namentlich bekannt, wird aber aufgrund seiner Bedeutung als Wegbereiter der europäischen Gotik, als “Meister des Maulbronner Paradieses“ bezeichnet. Er legte in Maulbronn die Breiten- und Höhenmaße des gotischen Kreuzgangs fest und verteilte statische Funktionen auf einzelne Baukörper. So sind beispielsweise die Doppelstützen in den Refektorien, die Summierung der röhrenförmigen, verschieden hohen Dienste und die „Lochform“ der Fenster, eine Vorform des hochgotischen Maßwerks, typisch für den “Meister des Maulbronner Paradieses“.
Seine Bauweise ist unter anderem noch am Bischofsgang des Domchors in Magdeburg und in Halberstadt zu finden.