Hans Bernhard Scharoun

Scharoun wurde am 20. September 1893 in Bremen geboren - er wuchs jedoch in Bremerhaven auf. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der so genannten "Organischen Architektur". Bereits als 14-jähriger hielt er in Bremerhaven Vorträge über Architektur. Als Gymnasiast schlug er vor, den Hafen von Bremerhaven zuzuschütten und dort u.a. das Rathaus zu erbauen. Und im Alter von 17 entwarf eine Kirche.

Nach dem in Bremerhaven abgelegten Abitur im Jahr 1912 begann er in Berlin an der damaligen "Königlich Technischen Hochschule zu Berlin" - heute Technische Universität Berlin (TU) - Architektur zu studieren. Er brach das Studium aber bereits 1914 ohne einen Abschluss ab und meldete sich als Kriegsfreiwilliger im 1. Weltkrieg. Nach dem Krieg im Jahr 1919 übernahm er als freier Architekt das Büro seines Förderers Paul Kruchen und Mentors in Breslau, der hatte ihm vorher eine Stelle im "Wiederaufbau-Programm Ostpreußen" besorgt. Von Breslau aus realisierte er zahlreiche bauliche Projekte, organisierte aber auch die erste Ausstellung der Künstlergruppe "Die Brücke" in Ostpreußen.

Hohe akademische Ehren wurden ihm 1925 zuteil, als er Professor an der "Akademie für Kunst und Gewerbe" in Breslau wurde. Er behielt diese Stellung bis zur Schließung der Akademie im Jahr 1932. Es sei erwähnt, dass er 1926 Mitglied der Architektenvereinigung "Der Ring" wurde, die 1926 in Berlin mit dem Ziel gegründet wurde, das "Neue Bauen" zu fördern und sich damit von dem bis dahin vorherrschenden Historismus absetzte. Auch an einem Bau in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung im Jahr 1927 war er beteiligt.

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Architekten- insbesonders die des Bauhauses - blieb er während der NS-Zeit in Deutschland - obwohl ihn die Nazis als Kulturbolschewisten beschimpften - und passte seine Wohnhäuser, die er in dieser Zeit baute zumindest in der Außenfassade dem NS-Zeitgeist an. Als typisches Beispiel sei das Haus Schminke in Lobau/Sachsen, das 1933 fertig wurde, erwähnt.

Da er von den Alliierten als politisch unbelastet galt wurde er in der noch ungeteilten Stadt Berlin zum Stadtbaurat und zum Chef der Abteilung Bau- und Wohnungswesen des damaligen Berliner Magistrats ernannt. Und bereits im Jahr 1946 wurde er ordentlicher Profesor - also Lehrstuhlinhaber - am Institut für Städtebau an der TU-Berlin. Sein wohl bedeutendstes Werk ist sicherlich die in den Jahren 1956 bis 1963 erbaute Berliner Philharmonie, in der u.a. Herbert von Karajan große Triumphe feierte. Es sei erwähnt, dass die Deutsche Botschaft in Brasilia/Brasilien, die von 1963 bis 1969 erbaut wurde, das einzige Gebäude von ihm außerhalb der jeweiligen deutschen Grenzen war.

Von 1955-1968 war er Präsident der Akademie der Wissenschaften von Berlin und danach deren Ehrenpräsident - und im Jahr 1969 wurde er Ehrenbürger der Stadt Berlin. Und noch erwähnenswerter ist die Tatsache, dass er, wie oben bereits erwähnt, von 1930 bis 1960 in der von ihm mit erbauten Großsiedlung Siemensstadt - im Jungfernweg 4 - gelebt hatte.
Scharoun verstarb am 25. November 1972 in Berlin.

Eine Auswahl bedeutender Werke Scharouns
Im Jahr 1927 - eines der Gebäude in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung
In den Jahren 1929 -1931 - Teile der Großsiedlung (Jungfernheideweg) im Stadtteil Siemensstadt im Bezirk Berlin-Spandau.
In den Jahren 1930 -1933 - das Wohnhaus des Nudelfabrikanten Fritz Schminke neben seiner Fabrik in Löbau/Sachsen
Im Jahr 1934 - das Haus Hoffmeyer (sein Schwager) in der Friesenstr. 6 in Bremerhaven
In den Jahren 1956-1963 - die Philharmonie in Berlin, in der Nähe des Potsdamer Platzes
In den Jahren 1963-1969 - die Deutsche Botschaft in Brasilia/Brasilien
Im Jahr 1969 - Entwurf des Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven, das erst 1975, also nach seinem Tod fertig gestellt wurde

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