Totes Meer

Allgemeine Übersicht

Das rund 900 km² große Tote Meer ist trotz seines Namens kein Meer, es wird aber wegen seiner politischen und religiösen Bedeutung dennoch in dieser Rubrik dargestellt. Der See hat liegt rund 430 m unter dem Meeresspiegel und ist damit der See, der weltweit am tiefsten unter dem Meeresspiegel liegt. An seinem Ufer liegt zudem weltweit die tiefste zugängliche Landstelle. Besucher seien darauf hingewiesen, dass das hiesige Klima ganzjährig sonnig mit einer geringen Luftfeuchtigkeit ist, so fällt hier jährlich weniger als 50 mm Niederschlag. Die mittleren Höchsttemperaturen liegen im Sommer zwischen 32 und 39 °C, im Winter zwischen 20 und 23 °C. Die Wassertemperatur schwankt zwischen 19 °C im Februar und 31 °C im August. Der See erhält sein Wasser vom Jordan (Näheres zum Jordan weiter unten), besitzt aber keinen Abfluss. Daher verliert der See sein Wasser nur durch Verdunstung, was im Verlauf der Zeit zur Versalzung des Sees geführt hat Die westliche Seite gehört zu Israel und an grenzt das von Israel besetzte Westjordanland, während der östliche Teil zu Jordanien gehört.

Das Tote Meer wird durch eine kleine jordanische Insel in einen größeren nördlichen und einen kleinen südlichen Teil getrennt. Der nördliche Teil besitzt eine Fläche von rund 800 km² und eine maximale Tiefe von 380 m. Um das Tote Meer vor dem zunehmenden Wasserverlust zu schützen, gab es Pläne eine 300 km lange Pipeline vom Roten Meer zu bauen. Das zugeführte Meerwasser sollte den Wasserspiegel stabil halten, und gleichzeitig das Gefälle zur Energiegewinnung nutzen. Allerdings hätte die Vermischung des kalziumhaltigen Wassers des Toten Meeres mit dem an Sulfaten reichen Wasser aus dem Roten Meer zu einer erheblichen Ausfällung von Gips geführt. Das hatte deswegen 2021 von jordanischer Seite zu einem Ende der Pläne geführt

Der Jordan

Der rund 250 km lange Jordan ist der biblischen Überlieferung zufolge die Grenze des Landes Israel zu den anderen Völkern nach der Landnahme der Israeliten. Die Quellflüsse des Jordans sind der Hasbani im Libanon, der Dan im Norden Israel und der Banyas in den nördlichen Golanhöhen – die alle auf dem Gebiet um das Hermongebirge entspringen. Sie vereinigen sich bei um Sede Nehemija zum Jordan, der danach in südlicher Richtung die Huleebene von Nordgaliläa durchquert und dann er bei Bethsaida in Israel in den See Genezareth mündet. Danach verlässt er den See in den Jordangrabe und mündet südöstlich von Jericho in das Tote Meer. Die Entfernung (Luftlinie) zwischen dem Zusammenfluss seiner Quellflüsse und seiner Mündung ins Tote Meer beträgt etwa 170 km. Für den Abschnitt zwischen dem See Genezareth und dem Toten Meer wird mit zahlreichen Krümmungen eine Länge von 210 km angegeben, obwohl die beiden Seen nur 105 km voneinander entfernt sind und der Jordan ihre einander zugewandten Ufer verbindet. Der gesamte südlichen Flussverlauf - mit Ausnahme des Flusslaufes vom See Genezareth bis Bet Sche’an - bildet die Grenze zwischen Israel und Jordanien.

Der Jordan besitzt politisch in der Region des Nahen Ostens eine wichtige Rolle. So sieht Israel den Fluss und den See Genezareth als existenziell für seine Wasserversorgung an. Aber auch der Libanon, Syrien und Jordanien verlangen einen Anteil am Wasser des Flusses. So werden von den 1.200 Millionen m³ Wasser, die der Jordan im Jahr führt, von Israel aus dem See Genezareth rund 500 Millionen m³ entnommen , das vor allem zur Bewässerung der Landwirtschaft in der Negev-Wüste und zur Versorgung mit Trinkwasser. Verwendet wird. Dadurch fließen jährlich nur noch etwa 200 Millionen m³ Wasser in das Tote Meer, was dazu führt, dass der Wasserstand des Sees ständig sinkt. Zwischen Israel und Jordanien kam es durch den israelisch-jordanischen Friedensvertrages vom 26. Oktober 1994 zu einer gütlichen Einigung. Aber mit Syrien besteht bis heutzutage keine Einigung, da Israel fürchtet ,dass Syrien den Jordan so beeinflussen könnte, dass Israel nicht mehr genug Wasser erhält, weigert sich Israel, die Golanhöhen aufzugeben. Bei der UNO-Klimakonferenz 2022 in Scharm asch-Schaich in Ägypten unterzeichneten Israel und Jordanien zudem eine Erklärung zum Schutz des Jordans.

Bei den Juden gilt der Jordan als der Fluss, den das Volk Israel bei der Landnahme nach der Wanderung durch die Wüste überquert hatte. Bei Jericho wurde dem Neuen Testament zufolge Jesus von Johannes dem Täufer im Jordan getauft. Das ist der Anlass , dass viele Gläubige hierher pilgern. Auch wird das Wasser des Jordana für Taufen an anderen Orten genutzt, so wurden beispielsweise der englische Prinz George of Wales (geb. 2013) - das erste Kind oder des britischen Kronprinzen William, Prince of Wales und dessen Frau, Catherine, Princess of Wales - oder die spanische Prinzessin Sofía de Borbón y Ortiz (geb. 2007) - die zweite Tochter des spanischen Königs Felipe VI. und seiner Frau Königin Letizia -mit dem Wasser des Jordans getauft. Die Überquerung des Jordans aus der Fremde in das Land der Verheißung wird häufig als Allegorie für das Sterben verwendet, so z.B. durch den Spruch „Über den Jordan gehen“

Salzgehalt, Salzgewinnung, Dichte

Der Salzgehalt des Toten Meeres liegt im Durchschnitt bei rund 28% an einigen Stellen sogar bei 33% - der Salzgehalt des Atlantiks beispielsweise liegt bei rund 3,5%. Um einiges salzhaltiger sind beispielsweise der Lac Retba in Senegal mit einem Salzgehalt von etwa 39% und der 0,03 km² = 30.000 m² große Don-Juan-See im Süden der Antarktis mit einem Salzgehalt von etwa 42%. Die Zusammensetzung des Salzes unterscheidet sich deutlich von dem des Meerwassers, so enthält es ungefähr 50% Magnesiumchlorid, 14,5 % Calciumchlorid, 30,5% Natriumchlorid und 4,5% Kaliumchlorid. Der Rest sind Spurenelemente. Das Wasser des Sees hat eine Dichte von ca. 1,240 kg/l – die Dichte von Süßwasser beträgt rund 1 kg/l. Das Wasser hat damit einen um rund 20% höheren Auftrieb als Süßwasser. Ein Zufluss ist der rund 250 km lange Jordan. Das Tote Meer ist das an Mineralien reichste Gewässer der Erde, wobei besondere die Konzentrationen von Kalium, Brom, Magnesium und Jod außergewöhnlich hoch sind. Daher ist der See für die industrielle Mineraliengewinnung sehr geeignet. Die israelischen Dead Sea Works in Sdom bauen die Salze vom Grund des Sees auch bergmännisch ab. Durch die kommerzielle Salzgewinnung mittels der künstlichen Verdunstung wird der Wasserpegel verringert

Leben im Toten Meer

Trotz seines Namens leben im Toten Meer halophile Mikroorganismen (= Organismen, die in Umgebungen mit erhöhter Salzkonzentration vorkommen). Aber auch Salpeter-, Schwefel- und celluloseabbauende anaerobe Bakterien kommen hier vor.
Im Jahr 2011 wurden Mikroorganismen in der Umgebung von Süßwasserquellen am Grund des Toten Meeres entdeckt, die am Boden große Algen- und Bakterienmatten bilden

Tourismus, Gesundheit

Touristisch interessante Orte am Toten Meer sind auf der Seite Israels En Bokek, Neve Zohar, die Oase En Gedi sowie die Nähe zur alten Festung Masada, Jericho sowie die Höhlen von Qumran, in denen die berühmten Schriftrollen gefunden wurden. Auf der jordanischen Seite befinden sich die Ortschaften Numeira und Bab edh-Dhra. Der Überlieferung nach sollen sich hier die biblischen Städte Sodom und Gomorra befunden haben. Das hiesige mineralhaltige Wasser besitzt eine heilende Wirkung bei Hautkrankheiten, wie z.B. bei Neurodermitis und Psoriasis. Aber auch in der Kosmetikindustrie werden die Mineralien verarbeitet. Der mit 1.070 hPa höhere Luftdruck als auf Normal Null (1. 013,25 hPa ≈ 1 bar) führt zu einem höheren Sauerstoffpartialdruck, der therapeutische Wirkungen haben kann.

Beim "Schweben“ auf dem Wasser sollte man unbedingt darauf achten, nicht mit dem Kopf unter Wasser zu geraten. Es hat dadurch bereits Todesfälle und Lungenverletzungen gegeben. Außerdem führt die dichtere Atmosphäre zusammen mit dem Wüstenstaub und dem Dunstschleier aufgrund der starken Verdunstung zu einer stärkeren Absorption der UV-Strahlung als auf Meeresniveau, so wird die kurzwellige UVB-Strahlung dadurch um ca. 30 Prozent verringert. Entgegen landläufiger Auffassung kann man in im Toten Meer durchaus ertrinken. Das geschieht z.B. dadurch, dass Badende die Balance verlieren und dann größere Mengen an Wasser schlucken. Dies ist zudem lebensgefährlich, da es zu schweren Lungenverletzungen kann. Bereits an kleinen Hautverletzungen kommt es zu unangenehmen brennenden Schmerzen. Die Augensollte man vor den Sehr unangenehm ist das konzentrierte Salzwasser schützen. Am Ufer gibt es oft scharfkantige die Salzverkrustungen. Man sollte sich nach einem Bad im See unbedingt mit Süßwasser abduschen.

Masada

Masada ist heutzutage eine archäologische Stätte im Südbezirk in Israel. Sie liegt auf dem Tafelberg hoch über dem Toten Meer. Im Jahr 1966 wurden der Tafelberg und das Umland mit den römischen Belagerungsanlagen zum Nationalpark erklärt und am 14. Dezember 2001 wurde Masada in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen. Der römische Statthalter Herodes ließ eine hier Palastfestung erbauen, die etwa 15 v. Chr. fertiggestellt wurde und u.a. mit einer Thermenanlage und einem Schwimmbeckens ausgestattet war. Während des jüdischen Aufstands nutzten viele Juden Masada als Fluchtburg.

Der große Jüdische Aufstand gegen die Römer hatte im Jahr 66 n. Chr. in Judäa begonnen. Der Auslöser für den Aufstand waren die staatliche und religiöse Unterdrückung durch die Römer. Er wurde im Jahr 70 mit der Eroberung Jerusalems und der Eroberung und Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch den Befehlshaber und späteren Kaiser Titus (39-81) entschieden. Im Jahr 73 erschien die römische Legio X Fretensis unter dem Befehl des Senators und Feldherren Flavius Silva vor Masada. Er ließ die Festung mit einem Wall einschließen und eine Belagerungsrampe errichten. Währenddessen verteidigten die Bewohner der Festung sich heldenhaft gegen die Römer Im Verlauf der Belagerung war es den Römern dann gelungen eine Bresche in die Außenmauer zu reißen. Nach einem aussichtslosen Widerstand hatte der Befehlshaber von Masada, Eleasar ben Jaʾir, im Jahr 74 alle Geflüchteten davon überzeugt, zusammen mit ihren Frauen und Kindern Selbstmord zu begehen. Dieses Heldentum wird bis heute in Israel gebührend gewürdigt

Schriften von Qumran
Khirbet Qumran, kurz Qumran genannt, ist heutzutage eine archäologische Stätte und liegt in der unter israelischer Verwaltung stehenden Westjordanland - nahe dem Nordwestufer des Toten Meeres. Bereits während der Eisenzeit zwischen und gab es hier eine Siedlung, die man durch die Funde zahlreicher Keramiken nachweisen konnte. Seit den ersten Funden der Schriftrollen vom Toten Meer im Jahr 1947 in der ersten von elf Felshöhlen in der näheren Umgebung, hatte eine Forschungsgruppe ein Team der École Biblique die Ruinen von 1951 bis 1956 weitgehend freigelegt. Es eröffnete sich die Geschichte und des Alltags der Einwohner Qumrans, mit Texten antiker Autoren, wie die von Plinius der Ältere, Flavius Josephus oder von Philon von Alexandria. Erst in den späten 1980er Jahren entwickelte sich Qumran zu einer Touristenattraktion, wobei die Diskussion um die verschleppte Publikation der Schriftrollen vom Toten Meer eine große Rolle spielte, was dazu führt, dass Qumran in der Öffentlichkeit eine wichtige Rolle eingenommen hatte.

Die hiesigen Schriftrollen sind eine Gruppe antiker jüdischer Texte, die elf Höhlen gefunden wurden, die zwischen 1947 und 1956 meist von Beduinen entdeckt wurden. Etwa 15 Buchrollen sind noch als solche erkennbar. Der Rest, geschätzt 900 bis 1.000 Rollen, ist in mehr als 15.000 Fragmente zerfallen. Die Handschriften werden aufgrund der Buchstabenformen auf die Zeit vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. datiert und mit der Radiokarbonmethode wurde diese Datierung in einigen Fällen überprüft und bestätigt. Die meisten Texte sind in hebräischer Sprache verfasst; fast alle haben einen religiösen Inhalt, so fand man keine Texte aus dem Alltag der Menschen. Der literarische Charakter unterscheidet die Qumranhandschriften von anderen antiken Textfunden in der Region - mit Ausnahme von Masada - und lässt sie, trotz der Vielfalt des Inhalts, für viele Fachleute als zusammengehörig erscheinen.

Für die Geschichte der Hebräischen Bibel des jüdischen Tanach bzw. des christlichen Alten Testaments sind die Schriftrollen vom Toten Meer von großer Bedeutung. Der später im Judentum kanonisch gewordene Masoretische Text steht einem Typ von Schriften der Qumran sehr nahe, was das Alter und die Qualität der jüdischen Schreibertradition unterstreicht. Das hellenistische und frührömische Judäa war bis zu den Funden von Qumran, nahezu ausschließlich durch Schriften bekannt, die durch eine jahrhundertelange, meist durch das Christentum gesteuerte Zensur überliefert worden waren. Dagegen enthalten die Schriften von Qumran ein davon unzensierten Überblick der antiken jüdischen Literatur, wobei die Tora im Mittelpunkt.

In den Schriften von Qumran fällt u.a. eine Gruppe von Texten auf, die in einer jüdischen Gemeinschaft mit besonderen Gebräuchen verfasst worden waren. Diese Gemeinschaft nannte sich selbst Jachad und wird in der Forschung oft mit den Essenern identifiziert. Mitglieder des Jachad befolgten die Gebote der Tora mit großer Radikalität und hatten zudem noch eigene Gebote, die außerhalb des Jachad unbekannt waren. Auffallend ist, dass der Jachad den Jerusalemer Tempel ablehnte und stattdessen der Auffassungwar, dass die Liturgie in der eigenen Gruppe den Jerusalemer Opferkult ersetzen könne. Auch waren viele davon überzeugt, in der Endzeit zu leben und dass das Jüngste Gericht kurz bevorstehe.

Für die jüdische Forschung eröffnen die Handschriften vom Toten Meer neue Einsichten in die Entwicklung der Halacha. Die Halacha ist ein wichtiger Teil der Überlieferung des Judentums, die umfasst die 613 Gebote und Verbote (Mizwot) umfasst. Ein Großteil der Qumran-Fragmente wird im Rockefeller Museum in Ost-Jerusalem aufbewahrt. 1991 richtete die Israelische Altertümerbehörde hier ein zudem Labor zur Konservierung der Schriften ein .Zusätzlich wurde am 20. April 1965 der Schrein des Buches in West-Jerusalem, eine Abteilung des Israel-Museums, errichtet, um die großen Schriftrollen vom Toten Meer der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die spezielle Architektur des Museums soll den Besuch zu einem religiösen Erlebnis machen, so symbolisiert die weiße Kuppel sowohl die aus jachadischen Schriften bekannten „Söhne des Lichts“ als auch die Wiedergeburt des jüdischen Staates. 2012 wurde Qumran auf die Tentativliste des UNESCO-Welterbes eingetragen, wurde aber bis 2024 nicht in die UNESCO-Weltkulturerbestätten eingetragen

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