Phnom Penh: Stadtgeschichte

Die Errichtung Phnom Penhs ist, historisch gesehen, ein recht junges Ereignis:
Die Stadt wurde 1422 vom letzten König des Angkorreiches, Podhea Yat, errichtet.

1431 wurde dieser König vom thailändischen Königreich Ayutthaya erobert. Die lebensnotwendigen Bewässerungssysteme zerstörten die Siamesen, so dass der letzte Angkor-Herrscher im Jahre 1434 gezwungen war, seine Residenz nach Lovek zu verlegen, also in den Großraum des heutigen Phnom Penh.
Es gibt eine Stupa hinter Wat Phnom, die darauf hindeutet: Sie enthält neben Überbleibseln von buddhistischen Statuen der Angkor-Gegend auch die Überreste Ponhea Yats und der königlichen Familie.

Im 16. Jahrhundert verließen die Herrscher Lovek wieder und gingen nach Oudong.

1866 verlegte König Norodom I. auf Druck der Franzosen seinen Regierungssitz von Oudong dauerhaft nach Phnom Penh und der königliche Palast wurde errichtet. Phnom Penh wurde damit der permanente und endgültige Sitz der Regierung. Dieses Ereignis und die französische Kolonisation markierten die eigentliche Transformation der Stadt, die vorher kaum mehr als ein Dorf gewesen war.

1867 wurde Phnom Penh auch Sitz der französischen Kolonialverwaltung. Unter französischer Herrschaft wurde die Stadt neu geplant und neu aufgebaut; man schuf ein Kanalsystem, um die Sumpfgebiete im heutigen Stadtgebiet trocken legen zu können, und baute Straßen und einen Hafen.

Ab 1933 verbindet eine Eisenbahnlinie Phnom Penh mit der Hafenstadt Kompong Som, heute Sihanoukville.

Spätestens ab den 1920er Jahren war Phnom Penh für die folgenden 40 Jahre als die Perle Asiens bekannt, als eine der schönsten Städte dieses Teils des Kontinents.

Auch die politische Unabhängigkeit, die Kambodscha im Jahre 1953 erlangte, änderte daran nichts. Lediglich verschob sich die demographische Situation der Chinesen und Vietnamesen zu Gunsten der Khmer, so dass die beiden ersteren heute eine zahlenmäßig recht kleine, indes wirtschaftlich sehr einflussreiche Minorität der Stadtbevölkerung bilden.

Das Wachstum der Stadt durch die 1960er hindurch war beeindruckend, wurde indes durch den amerikanisch-vietnamesischen Konflikt behindert. In den frühen 1970ern dann erreichte der Krieg auch Phnom Penh.

Ausgelöst von den schweren US-amerikanischen Bombardements der Luftwaffe USAF (1969-1972) auf das ländliche Kambodscha und den militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Roten Khmer und den Truppen des Regierungschefs Lon Nol, flohen Tausende von Bauernfamilien in die Stadt, die im Zweiten Indochina-Krieg auch mehrfach von Vietcong-Einheiten angegriffen worden war. Als die Roten Khmer Phnom Penh dann am 17. April 1975 eroberten, lag deren Einwohnerzahl mittlerweile bei 2 Millionen. Phnom Penhs Erfolgsgeschichte wurde brutal und abrupt unterbrochen.

Die Roten Khmer starteten eine der radikalsten gesellschaftlichen Umwandlungsprozesse in der Geschichte Kambodschas und fast der ganzen Welt und evakuierten die gesamte Stadtbevölkerung Phnom Penhs - so auch in allen anderen kambodschanischen Städten unter dem Einfluss der Roten Khmer - aufs Land.

Die Gründe, die dafür anzuführen sind, bestanden sicherlich zum einen aus dem logistischen Problem, die Stadtbevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen, zum anderen aber in der politischen Zielsetzung der Roten Khmer, die aus Kambodscha - in frei interpretierter Anknüpfung an das Reich von Angkor - einen kommunistischen Bauernstaat machen wollten. Städte galten daher als konterrevolutionär. Ein großer Teil der Bevölkerung Phnom Penhs starb bei diesen brutalen Arbeitseinsätzen in landwirtschaftlichen Kommunen an Hunger, Krankheit, Entkräftung oder infolge von Exekutionen.

Im Januar 1979 wurden die Roten Khmer von den Vietnamesen aus Phnom Penh vertrieben, die ehemaligen Einwohner kamen fast sofort wieder zurück in ihre seit 1975 vollkommen leere Stadt, die sich langsam wieder erholte, auch wenn noch in den 1980ern obdachlose Kambodschaner im Stadtgebiet die Straßen bewohnten.

Die von der UNO geförderten Wahlen leiteten 1993 eine neue Ära des Wachstums ein. Frankreich, Österreich und Japan bauten in den folgenden Jahren Fabriken in Kambodscha; Anleihen wurden von der Asia Development Bank sowie der Weltbank genehmigt, um eine Versorgung mit sauberem Wasser, Straßen und anderer Infrastruktur in der Stadt zu gewährleisten.

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