Island: Geschichte

Frühzeit

Die Besiedlung
Es ranken sich viele Mythen um die Geschichte Islands. Zum ersten Mal wurde die Welt des Eismeeres im Nordatlantik in der Antike als Antiqua Thule beschrieben. Island war das letzte Land in Europa, das besiedelt worden ist. Im Jahre 432 wurde Island zum ersten Mal von irischen Mönchen besiedelt, die auf der Suche nach ungestörter Meditation waren. Eine weitere Einwanderung irischer Mönche erfolgte wahrscheinlich im achten Jahrhundert. Jedoch hielten sich diese Mönche wahrscheinlich nur während der Sommermonate auf. Es ist anzunehmen, dass sie vor den ersten Wikinger flüchteten.

Der Wikinger Floki Vilgerdarson gehörte um 870 ebenfalls zu den ersten Siedlern. Mit seiner Familie ließ er sich im Nordwesten der Insel nieder. Insgesamt kamen um diese Zeit ca. 430 Menschen auf die Insel. Sie lebten dort als Fischer, Viehzüchter und Vogelfänger. Bis auf den Fuchs wurden alle Säugetiere von den Wikingern auf die Insel gebracht. Eine besondere Rolle spielten dabei die Pferde, die in dieser unwegsamen Region für die Menschen nahezu unentbehrlich wurden. Das von Schnee und Gletschern überzogene Land wurde von Ihnen Eisland genannt. Zur Zeit der Wikinger wurden für den Bootsbau große Teile der Wälder - besonders die harten Eichen - abgeholzt.

Die Geschichte der Gründung Reykjaviks geht auf eine Sage zurück. Im Jahr 874 soll Ingólfur Arnason auf der Suche nach einem dauerhaften Wohnsitz, dem Brauch entsprechend, ein Stück Holz ins Meer geworfen haben. Dort, wo das Holz an das Land gespült wurde, sollte er sich niederlassen. Er nannte diesen Ort Rauchbuch (Reykjavik), da an dieser Stelle Rauch aus Geysiren oder Vulkanöffnungen aufstieg.

Die Staatsgründung
Island rühmt sich, die erste Demokratie der Welt zu sein. Im Jahre 930 wurde zum ersten Mal das sogenannte Althingi in Þhingvellir, welches sich ca. 45 km östlich von Islands Hauptstadt Reykjavik befindet, einberufen. Thing ist in allen skandinavischen Sprachen das Wort für "Versammlung", "Zusammenkunft" oder auch "Gericht", auf der rechtliche und administrative Angelegenheiten verhandelt werden. Das Althing fand jeweils an zwei Wochen um die Sommersonnenwende statt. Es gab keinen König. Das Gebiet wurde von 39 Goden verwaltet. Diese waren eine Art rechtssprechender Stammesältester und Vertreter der Dorfbewohner. Das Althingi fand einmal im Jahr um die Sonnenwende für zwei Wochen statt. Im Althingi wurde durch die Goden ein einheitliches Gesetz für alle auf Island lebenden Menschen verabschiedet und somit der isländische Nationalstaat geschaffen. Das System des Godentums dauerte bis ins 11. Jahrhundert an. Die Macht konzentrierte sich jedoch auf einige wenige, so dass es zu Bürgerkriegen kam. Schließlich bekam der norwegische König die Macht über Island.

Im Jahr 1000 stimmten zwei Parteien im Althingi über die Einführung des Christentums ab. Man einigte sich auf einen Kompromiss. Das Christentum wurde zur Staatsreligion deklariert und die heidnischen Bräuche bis auf Einschränkung bestimmter Riten, wie das Essen von Pferdefleisch, das Aussetzen von unerwünschten Kinder, durften weiter ausgeübt werden. Der erste Bischofssitz wurde in Skalholt gegründet. Das erste Kloster wurde im Jahre 1133 in Thingeyri errichtet.

Entdeckung Amerikas und Grönlands
Unter der Führung Eriks des Roten wurde Grönland entdeckt und besiedelt. Das karge Leben auf Grönland bewegte Leifur Erikson, den Sohn Eriks, nach weiteren Siedlungsgebieten unter besseren Bedingungen Ausschau zu halten. So brach er zu einer der spektakulärsten Expeditionen der Geschichte auf. Im Jahre 1000 segelte er von Grönland aus in Richtung Westen und stieß auf den amerikanischen Kontinent südlich von Neufundland, auf das sogenannte Vínland. Der Name "Vínland" entstand, weil sie vermeintlich Weintrauben vorfanden. Es kam jedoch nicht zu einer Besiedlung Amerikas durch die Wikinger. Eindrucksvoll ist die Entdeckung Amerikas durch Leif in der Grönland-Saga wiedergegeben.

Die Zeit bis zum Mittelalter

Die Saga-Ära
Das 13. Jahrhundert war literarisch gesehen das "goldene Zeitalter" Islands. Die Sagen beinhalten einige Klassiker der mittelalterlichen Literatur. Isländisch war die alte Sprache der Wikinger. Eine der bekanntesten Figuren aus diesen Texten ist der Troll (Geister in Riesen- oder Zwergengestalt).

Bürgerkriegszeit
Die Periode zwischen 1220 und 1260 wurde auch als die "Zeit der Sturlungs" bekannt. Das System des Althing war dem Untergang bestimmt. In dieser Bürgerkriegszeit formierten sich neue Mächte. Der norwegische König versuchte, über Island zu herrschen. Außerdem versuchte die Kirche, Gläubige zu gewinnen. Am Ende der Kriege festigten norwegische Bischöfe das Christentum, so dass sogar Rom den Kirchenzehnt erhielt. An der Spitze des Staates stand der norwegische König. Mit der Gründung der Kalmarer Union im Jahre 1397, in welcher der Dreistaatenbund, bestehend aus Dänemark, Norwegen und Schweden, ausgerufen wurde, sprach man Island 1380 der dänischen Krone zu.

Frühe Neuzeit bis 1600

Das englische Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert kam es zu einem regen Austausch zwischen England und Island. Englands Flotte segelte in die isländischen Gewässer zum Fischen und zum Handeln. Der isländische Handel wurde mehr und mehr durch deutsche und englische Mächte bestimmt. Der Fischfang kam aber nicht den Isländern, sondern den Fremdmächten wie Dänemark, England und der Hanse zugute. In den Jahren 1402 bis 1404 raffte der Schwarze Tod die Hälfte der Bevölkerung dahin. Inzwischen war Dänemark absolute Kolonialmacht über Island. Im Zuge der Reformation der dänischen Kirche im Jahre 1550 wurde der Protestantismus zur Staatsreligion mit dem dänischen König an der Spitze der Kirche. Durch die weitere Zentralisierung der dänischen Macht im Zuge der Staatsreform in den Jahren 1660 bis 1665 wurden sämtliche ökonomischen Kräfte aus Island nach Kopenhagen abgezogen.

1600 bis zum ersten Weltkrieg

Mit dem dänischen Handelsmonopol (1602), das Island aufgezwungen wurde, war es Isländern nicht mehr erlaubt, mit Kaufleuten anderer Nationen außer Dänemarks Handel zu treiben. So floss das erwirtschaftete Kapital vollständig nach Dänemark.

Das 18. Jahrhundert kann als die tragischste Epoche Islands angesehen werden. In dieser Zeit brachen Hungersnöte und Naturkatastrophen über das Land herein. Die größte historische Naturkatastrophe, ein gigantischer Vulkanaubruch, ereignete sich 1783 an der 25 km langen Lakispalte in Südisland. Die Lakispalte ist ein ca. 25 km langer "Riss" durch Island. Hier bewegen sich Europa und Amerika jedes Jahr ein Stückchen weiter auseinander. Während einer Zeit von acht Monaten flossen rund 15 km³ basaltische Lava aus und überdeckten beinahe 600 km2 des Landes.

Gigantische Mengen fluorreicher vulkanischer Gase traten aus und verseuchten weite Teile des fruchtbaren Südlandes. 20% der Bevölkerung verloren ihr Leben. Es wurde sogar erwogen, Island zu evakuieren. Das Althing verschwand endgültig und die alten Bischofssitze Skalholt und Holar wurden verlassen. Der dänische Monopolhandel unterband die infrastrukturelle Entwicklung Islands. Dies förderte das Unabhängigkeitsstreben der Isländer. Die Revolutionsgedanken, die in ganz Europa einzogen, fanden auch den Weg nach Island. Die Isländer konnten sich gegen die Dänen durchsetzen und etablierten 1845 wieder das Althing. Der Monopolhandel wurde 1854 aufgehoben. Doch leider erschütterte wieder ein starker Vulkanausbruch die Insel, der eine Auswanderungswelle nach Amerika zur Folge hatte.

Zur Jahrtausendfeier zur Erinnerung an die erste dauerhafte Besiedlung erhielt Island 1874 eine eigene Verfassung und die Hoheit über die Finanzverwaltung. 1903 wurde den Isländern von Dänemark eine eigene Verfassung zugestanden, in welcher weiterhin das System des Althings teilweise fortgeführt wurde. Zu dieser Zeit wurden viele technische Neuerungen eingeführt. So gelang es beispielsweise, die Insel im Nordatlantik durch die Telegraphie mit dem europäischen Festland in Verbindung zu setzten.

Erster Weltkrieg bis heute

Schließlich wurde Island 1918 unanhängig. Jedoch war die Regierung über die Personalunion weiterhin mit dem dänischen Königreich verbunden. Insbesondere die Außenpolitik unterstand noch direkt der dänischen Regierung. Dies änderte sich jedoch mit der Besetzung Dänemarks durch deutsche Truppen im April 1940. Im Mai 1940 besetzten britische Militärs gegen den Willen Islands die Insel. Island wollte eine militärische Reaktion der deutschen Truppen vermeiden. Schließlich wurden auf Island 1941 im Austausch gegen die britischen Truppen amerikanische Einheiten stationiert.

Am 17. Juni 1944 erhielt Island endgültig eine absolut eigene Verfassung, die von nun ab vollständig von der dänischen Regierung losgelöst war. 1946 trat Island der UNO und 1949 der NATO bei. Dies führte zu einer Stationierung von amerikanischen Militärbasen im Jahre 1951, die bei der Bevölkerung umstritten war.

Die wirtschaftliche Haupterwerbsquelle war nach wie vor der Fischfang. 1952 dehnte Island seiner Fischereigrenze von 3 auf 4 Seemeilen aus und 1958 bereits auf 12 Meilen. 1972 und 1975 eskalierte der Konflikt zu einem Fischereikrieg mit Norwegen und England. Schließlich erhielt Island eine Wirtschaftszone von 200 Seemeilen zugesprochen.

Da sich die isländische Sprache aufgrund der Abgeschiedenheit kaum entwickelte und weniger äußeren Einflüssen als andere germanische Sprachen ausgesetzt war, genießt Isländisch eine besondere Beachtung unter den Sprachforschern. Die altertümliche Formenlehre ist bis heute erhalten, und auch sonstige grammatikalische Veränderungen gab es nicht. Somit wird Isländisch als Basissprache der Skandinavistik angesehen. Es ist vergleichbar mit dem Latein für die Romanisten.

Island heute
Obwohl Island mittlerweile wenige Stunden mit dem Flugzeug erreichbar ist, bleibt es dennoch für viele ein besonderes und sagenumwogenes Land. Zahlreiche heiße Quellen, rauchende Erdspalten, neben riesigen Gletschern in unbewohnten unwirtlichen Gebieten ergeben eine faszinierende und reizvolle Mischung. Als Reiseland ist Island ein spezielles Erlebnis, zumal das Land wirtschaftlich und politisch als sehr stabil angesehen werden kann. infolge der Weltwirtschaftskrise gewannen die Linksgrünen (21,5%) und die Sozialdemokraten (30,5%) das erste Mal seit der Staatsgründung im Jahr 1944 bei den Parlamentswahlen im April 2009 eine Mehrheit. Die neue Ministerpräsidentin war damit Johanna Sigurdardottir von den Sozialdemokraten. Die Unabhängigkeitspartei erhielt nur noch 23,7%

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