Südsudan: Geschichte

Vom Sezessionskrieg bis zur Gründung des Südsudan

Wenn man vom Sezessionskrieg im Südsudan spricht, dann meint man damit den bewaffneten Kampf der Südsudanesen um die Unabhängigkeit des christlichen Südens vom islamischen Nordens. Diese Loslösungsbestrebungen haben zwei blutige Bürgerkriege (1955-1972 und 1983-2005) zur Folge gehabt und endeten schließlich im Jahre 2005 mit der Teilautonomie des Südsudan.

Die Gründe, welche zum Kampf zwischen Nord und Süd geführt haben, waren mannigfaltig. Einerseits sind sie historisch und ethnisch begründet; andererseits aber auch wirtschaftlich, denn der Süden des Sudans verfügt über wichtige natürliche Ressourcen wie v.a. Erdöl.

Beide Regionen - also Nord- und Süd-Sudan - sind außerdem kein gemeinsam gewachsenes Gebilde, sondern eine willkürliche Festlegung der Kolinalherren, die Grenzen zogen, wo eigentlich nur Disparitäten herrschten. Besteht die die Bevölkerung des Nordsudan aus Muslimen und von Arabern beeinflussten, hellhäutigen Menschen, setzt sich der Süden v.a. aus christlich und/oder animistisch geprägten schwarzafrikanischen Völkern zusammen. Bereits historisch zeigte sich die Einordnung der Nordsudanesen als den südlichen Schwarzafrikanern überlegen, als Sklavenhändler aus dem Norden im Süden Sklaven jagten.

Die britischen Kolonialherren verwalteten daher Nord- und Südsudan auch getrennt voneinander. Als man dann die Dekolonisation des Sudan vollzog, hatte man nicht - wie erst geplant - dem Südsudan als eigenem Gebiet die Freiheit geschenkt, sondern diesen auf der Juba-Konferenz (1947) dem Norden zugeschlagen. Der Aufbau der nordsudanesischen Verwaltung mitsamt Polizei und Militär brachte die ersten ernsthaften Konflikte mit den südsudanesischen Volksstämmen herbei. Aufgrund der fehlenden Machtbeteiligung des Südens kam es immer mehr zu Protesten, die sich schließlich mit der Unabhängigkeit des Sudan im Jahre 1956 in einen offenen Bürgerkrieg Luft machten. Dieser Krieg brachte dem Süden zwar Autonomie, hatte aber bis zu 700.000 Menschen das Leben gekostet.

Anfang der 1980er begann der Nordusdan, vermehrt in die Autonomie einzugreifen, denn im südsudanesischen Bentiu waren Erdölvorkommen entdeckt worden, an denen der Norden sehr interessiert war. Neben anderen Gründen war aber die forcierte Islamisierung durch Präsident Numairi einer der wichtigsten Kriegsgründe seitens des Südens. Die Antwort war die Gründung der SPLM (engl. Sudanese People Liberation Movement), deren bewaffneter Arm, die SPLA (engl. Sudanese People Liberation Army), von Colonel John Garang geleitet wurde. Nach 22 Jahren Bürgerkrieg konnte schließlich im Jahre 2005 ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und der SPLA unterzeichnet werden, das dem Süden seine Autonomie garantierte. Beschlossen wurde auch, dass im Januar 2011 eine Abstimmung über die Unabhängigkeit des Südsudan stattfinden solle.

Die Bürgerkriege haben mehr als 2.000.000 Menschenleben gekostet; etwa 4.000.000 Südsudanesen sind vertrieben worden und kehren nun zum größten Teil wieder in den Süden zurück, der sie aber (noch) nicht wird ernähren können, denn die Infrastruktur liegt am Boden und die Ernährungssituation ist katastrophal. Und teilweise gehen die bewaffneten Konflikte weiter. So kam es im Mai 2008 im erdölreichen Abyei-Distrikt zu Kämpfen, die zu den schwersten seit dem Friedensvertrag gehören.

Zwischen dem 9. und dem 15. Januar 2011 kam es tatsächlich zu einem Referendum, in dem sich 99% der abstimmenden Südsudanesen für die Unabhängigkeit vom Nord-Sudan aussprachen. Seit dem 14. Februar 2011 ist auch der Name des neuen und mithin jüngsten afrikanischen Staates ausgesprochen: Südsudan.

Übergangszeit und Unabhängigkeit

Nach einer bemerkenswert kurzen Übergangsphase wurde die Unabhängig des Südsudans am 9. Juli 2011 offiziell erklärt und vollzogen. In den Monaten zwischen dem Referendum und der Souveränität des neuen Staates wurden alle Institutionen beider Landesteile Schritt für Schritt voneinander getrennt. Südsudanesische Beamte wurden in den Süden, nordsudanesische in den Norden versetzt, und noch im Februar wurden die Vertreter des Südens vom Nordsudan aus der Nationalversammlung entlassen. Seit dem März besitzt Südsudans Hauptstadt Juba eine Botschaft des (Nord)Sudans.

Leider kam es im Mai 2011 wieder zu Kämpfen im Abyei-Gebiet. Resultat war unter anderem die Einnahme der Stadt Abyei durch die Soldaten des (Nord)sudans. Dank der vermittelnden Hilfe von Südafrika konnten sich beide Konfliktparteien aber auf die Etablierung einer demilitarisierten Zone in der Grenzregion einigen.
Seit dem 14. Juli 2011 gehört der Südsudan als 193. Mitgliedstaat zu den Vereinten Nationen. Am 27. Juli 2011 wurde der neue Staat auch in die Afrikanische Union aufgenommen - als 54. Mitglied.
Ende 2011 Anfang 2012 kam es zu einem Massaker mit rund 3.000 Toten, als bewaffnete Anhänger des Viehhirtenvolkes der Lou Nuer rund 2.100 Frauen und Kinder und 900 Männer des Volkes der Murle erschossen.

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