Burundi: Geschichte

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Bis zum 19. Jahrhundert

Die frühesten Einwohner Burundis waren vermutlich die Twa, ein Pygmäenvolk, über dessen Geschichte kaum etwas bekannt ist. Etwa ab dem 8. Jh. wurden sie allmählich von dem aus dem Süden einwandernden Bantu-Volk der Hutu verdrängt, die vorwiegend vom Ackerbau lebten. Seit dem 14. oder 15. Jh. wurden die Hutu von dem aus dem Norden in das Land einfallenden osthamitischen Nomadenvolk der Tutsi (früher Watussi- Krieger) unterworfen. Diese gründeten im 17. Jh. die Königreiche Burundi und Ruanda. Ab der Mitte des 19. Jh. setzte der Vormarsch der Europäer in das Territorium des heutigen Burundi ein. 1890 wurde aus den heutigen Staatsgebieten von Burundi, Ruanda und Tansania die Kolonie "Deutsch- Ostafrika" gebildet.

Im 20. Jahrhundert

Im Zweiten Weltkrieg eroberten belgische Truppen vom Kongo aus Burundi und Ruanda, für die Gebiete erhielt Belgien 1920 das Völkerbundmandat. 1946 wurde Burundi ein Treuhandgebiet der Vereinten Nationen unter belgischer Verwaltung. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Vormachtstellung der Tutsi-Minderheit über die Hutu völlig unangetastet geblieben.

1961 erhielt das Land die innere Autonomie und der Tutsi Louis Rwagasore wurde Regierungschef. Er wurde nach wenigen Tagen ermordet. Nach einem Vergeltungsschlag, dem vier Hutu-Gewerkschafter zum Opfer fielen, brach Anfang 1962 der offene Konflikt zwischen den beiden Völkern aus.

Da im benachbarten Ruanda die Hutu an die Macht kamen, floh die gesamte Tutsi-Oberschicht nach Burundi und unternahm von dort aus, unter dem Exilkönig Mwami Kigéri V., Invasionsversuche nach Ruanda, die wiederum Vergeltungsschläge der ruandischen Truppen auslösten. 1962 erfolgte die Unabhängigkeitserklärung von Burundi als konstitutionelle Monarchie mit Mwami Mwambutsa II. als Staatsoberhaupt. Die gewalttätigen Konflikte zwischen den Hutu und den Tutsi hielten an, allein im Oktober 1965 wurden über 5.000 Hutu von der Tutsi-Armee ermordet. 1966 wurde der König gestürzt und die erste Republik unter Hauptmann Micombero gegründet. Seitdem streiten verschiedene Tutsi-Clans um die Macht im Land, wobei sich zunehmend Tutsi aus der südlichen Provinz Bururi behaupteten.

1972 erfolgte ein Hutu- Aufstand, dem Tausende von Tutsis zum Opfer fielen. Die Vergeltung bestand in mehreren Massenmorden an den Hutu. Die Opferzahlen sind ungenau, sie liegen zwischen 50.000 und 300.000 Toten. Die Massaker lösten Flüchtlingsströme in die Nachbarländer Tansania, Ruanda und Zaire aus. In den folgenden Jahren bekriegten sich Hutu-Guerillas aus den umliegenden Ländern und burundisches Militär.

1982 wurde der seit 1976 regierende Jean-Baptiste Bagaza in seinem Amt als Staatspräsident durch Wahlen bestätigt und eine neue Verfassung verabschiedet. Bagaza wurde 1979 unblutig durch das Militär gestürzt, neues Staatsoberhaupt wurde Major Pierre Buyoya von den Tutsi.

Nach einem weiteren Hutu-Aufstand im August 1988 folgte ein militärischer Repressionsfeldzug, dem mindestens 5.000 Hutu zum Opfer fielen. Anschließend wurde eine Regierung der "Nationalen Versöhnung" gebildet, die zunächst aus zwölf Hutu und elf Tutsi bestand. 1992 wurde durch eine Verfassungsänderung erneut das Mehrparteiensystem eingeführt.

Aus den Präsidentschaftswahlen im Juni 1993 ging der Kandidat der wichtigsten Hutu-Oppositionspartei (FRODEBU), Melchior Ndadaye, als Sieger hervor. In den darauf folgenden Parlamentswahlen gewann die FRODEBU (Front für die Demokratie) 65 der insgesamt 81 Parlamentssitze. Nachdem Ndadaye und sechs weitere Hutu-Politiker im Oktober desselben Jahres ermordet wurden, kam es erneut zu Massakern mit insgesamt etwa 200.000 Toten. Der dadurch ausgelöste Flüchtlingsstrom von ca. 1 Million Menschen führte in den Nachbarländern zu Hungerkatastrophen und dem Ausbrechen von Epidemien.

Der 1994 gewählte neue Hutu-Staatschef Cyprien Ntaryamira ernannte den Tutsi Anatole Kanyen Kiko zum Chef einer Koalitionsregierung. Beide Politiker verloren noch im selben Jahr bei einem Flugzeugabsturz das Leben, was erneut Massaker zur Folge hatte. Auch der neue Hutu-Staatspräsident Sylvestre Ntibantunganya regierte in Koalition mit einem Tutsi- Regierungschef, trotzdem hielten die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Hutu-Milizen und der von den Tutsi dominierten Armee weiter an, die zahllose Opfer bei den Zivilisten forderten.

Ein erneuter Putsch unter Major Pierre Buyoya mit anschließender Militärdiktatur führte 1996 zu Wirtschaftssanktionen durch die OAU (Organisation für Afrikanische Einheit), die nach einigen Demokratisierungsmaßnahmen wieder aufgehoben wurden. Trotz internationaler Vermittlungsbestrebungen konnte jedoch vorerst keine langfristige Einigung der Konfliktparteien in Burundi erzielt werden.

2001 erfolgte der Amtsantritt einer Übergangsregierung unter Präsident Pierre Buyoya und eine Übergangsverfassung trat in Kraft. 2002 konstituierten sich eine Übergangsnationalversammlung unter Präsident Dr. Jean Minani (FRODEBU, Hutu) und ein Übergangssenat unter Präsident Libère Bararunyeretse (UPRONA, Tutsi). Im selben Jahr wurden auch mehrere Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet.

Bereits 2003 kam es erneut zu Gefechten zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Im Sommer 2004 entsandte der UN-Sicherheitsrat eine Blauhelmmission mit 5.600 Soldaten zur Umsetzung der Waffenstillstandsvereinbarungen, der Entwaffnung der Rebellen und der Überwachung von Wahlen.

Im August 2004 wurde in Pretoria das künftige Wahlsystem beschlossen: mit 60% Hutus und 40% Tutsis im Parlament sowie jeweils 50% im Senat, außerdem je 3 Parlaments- und Senatssitzen für die ethnische Minderheit der Batwa. Im selben Monat wurden bei einem Überfall von FNL-Rebellen und Milizen aus dem Kongo auf das Flüchtlingslager Gatumba an der Grenze zur DR Kongo ca. 150 Frauen und Kinder der Banyamulenge (Tutsi- Flüchtlinge aus der DR Kongo) ermordet. Im September 2004 verabschiedeten Senat und Parlament eine Interim-Verfassung.

Bei den hartnäckigen Konflikten zwischen den Hutu und den Tutsi sowie zwischen Uganda, Ruanda, Burundi und der DR Kongo spielen die reichen Bodenschatzvorkommen in der Region (Gold, Diamanten und seltene Metalle) keine geringe Rolle. Trotzdem zählt Burundi zu den ärmsten Ländern der Welt.

2005 wurde Pierre Nkurunziza zum Präsidenten des Landes gewählt.

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